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Impressionen in Zeiten der "Corona-Krise" - Ein Reisebericht aus Südamerika

Impressionen in Zeiten der "Corona-Krise"

Ein Reisebericht aus Südamerika

von Manfred Suchan


Die philosophische Naturkunde erhebt sich über die Bedürfnisse einer bloßen Naturbeschreibung. Sie besteht nicht in einer sterilen Anhäufung isolierter Tatsachen.“

Die philosophische Naturkunde ist bemüht, in dem Wechsel der Erscheinungen die Gegenwart an die Vergangenheit anzureihen.“ (1)

Alexander von Humboldt (1769-1859)


Aber mein Weltbild habe ich nicht, weil ich mich von seiner Richtigkeit überzeugt habe; auch nicht, weil ich von seiner Richtigkeit überzeugt bin. Sondern es ist der überkommene Hintergrund, auf welchem ich zwischen wahr und falsch unterscheide.“ (2)

Ludwig Wittgenstein (1889-1951)


1. Prolog

Zum Thema der sogenannten "Corona-Krise" gehen bekanntermaßen die Meinungen weit auseinander. Die "Corona-Krise" hat sich zu Beginn des Jahres 2022 schon ins dritte Jahr verlängert, und ein Ende ist nicht in Sicht. Als die "Corona-Krise" im Frühjahr 2020 unerwartet begann, befand ich mich gerade auf einer Südamerika-Reise. Von den Ereignissen und dem "Lockdown" wurde ich dort vollkommen überrascht. Mehrere Wochen saß ich an einem Ort fest, da eine Weiterreise nicht möglich war. Ich habe dann zum Thema "Corona-Krise" recherchiert und dazu den vorliegenden Text geschrieben mit dem Titel: „Impressionen in Zeiten der 'Corona-Krise' – Ein Reisebericht aus Südamerika“. Der Hauptteil des Textes hat die sogenannte "Corona-Krise" zum Thema, und meine Reiseerlebnisse bilden dazu den Rahmen, in den das Thema eingebettet ist. In meinem Text verweise ich auf eine Vielzahl informativer Quellen zum Thema, die ich bei meinen Recherchen angetroffen habe und die mir beachtenswert erscheinen. Meines Erachtens sind diese Informationen geeignet, um sich zu diesem Themenkomplex selbstständig eine eigene Meinung unabhängig vom Mainstream bilden zu können. Ich zeige Defizite der bestehenden Debatte zum Thema "Corona-Krise" auf und fordere aufgrund dessen in mehreren Bereichen einen Paradigmenwechsel ein: Im Bereich unseres Weltbildes und Naturverständnisses, im Bereich unseres Wissenschaftsverständnisses, hier insbesondere in der Medizin, und im Bereich von Politik und Gesellschaft. Der Text entstand im Wesentlichen im Zeitraum von April bis Juni 2020, und ich habe nachträglich noch Ergänzungen und Aktualisierungen vorgenommen insbesondere bezüglich der Quellen, die ich aufführe und zitiere und auf die ich verweise. Jetzt liegt nach mehreren vorausgegangenen Bearbeitungen und Ergänzungen des Textes „Impressionen in Zeiten der 'Corona-Krise' – Ein Reisebericht aus Südamerika“ die 11. Textversion vor.

In meinem Reisebericht "Impressionen in Zeiten der ‚Corona-Krise‘ – Ein Reisebericht aus Südamerika" überwiegen lagebedingt die Kommentare die Impressionen, und die allgemeine Lage ist von Beginn an insbesondere durch einen Mangel an gesicherten und überprüfbaren Informationen geprägt, sodaß der Philosoph Prof. Dr. Jürgen Habermas am 10.04.2020 in der Frankfurter Rundschau feststellte: „So viel Wissen über unser Nichtwissen gab es noch nie“ (3). Die folgenden Darstellungen beruhen auf meinen eigenen, authentischen persönlichen Wahrnehmungen, Erlebnissen und Erfahrungen, die ich seit Beginn der sogenannten „Corona-Krise“ im Frühjahr 2020 gemacht habe, und ebenso sind meine Kommentare und Interpretation Ausdruck meiner persönlichen, auf dieser Grundlage gebildeten Meinung. Folglich besteht keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder einen allgemeinen Wahrheitsanspruch. Vielmehr ist die Wirklichkeit so differenziert, wie es aufgrund unterschiedlicher individueller Wahrnehmungen, Erlebnisse, Erfahrungen, Erkenntnisse, sowie den individuellen Besonderheiten der Sozialisation und Biografie unterschiedliche individuelle Blickwinkel, persönliche Sichtweisen und Interpretationen gibt. Auch kann vorerst kein Anspruch auf Vollständigkeit bestehen, da die entstandene Lage ein bislang ungekanntes, zuvor noch nicht dagewesenes Ereignis darstellt, ein Präzedenzfall, und somit eine neuartige Herausforderung für die Analyse, sodaß bislang das Bemühen um Orientierung im Vordergrund steht und Interpretationen nur einen vorläufigen Charakter haben können.

Ein Gesamtbild mit einem Anspruch von Legitimität und Geltung kann nur in Form einer kommunikativen Synthese der verschiedenen individuellen Beiträge entstehen auf Grundlage eines allgemeinen herrschaftsfreien Diskurses, in dem ausschließlich der zwanglose Zwang des besseren und überzeugenderen Arguments gilt, nicht jedoch durch Anpassung an und Unterordnung unter den Konsens eines Mainstreams. Nach Auffassung des Philosophen Jürgen Habermas unterscheidet sich der wahre gesellschaftliche Konsens vom falschen durch die symmetrische Verteilung der Chancen aller möglichen Beteiligten an dessen Teilnahme und das Fehlen jeglicher Art von Zwängen, sodaß „durch eine Gleichverteilung der Chancen, Deutungen, Behauptungen, Erklärungen und Rechtfertigungen aufzustellen und deren Geltungsansprüche zu begründen oder zu widerlegen, die Grundlage dafür geschaffen werden, daß keine Vormeinung auf Dauer der Thematisierung und der Kritik entzogen bleibt“ (4). Gemäß der von Jürgen Habermas vertretenen deliberativen Demokratietheorie sind nur solche gesellschaftlichen Entwicklungen zustimmungsfähig und können Geltung beanspruchen, die das Resultat eines Deliberationsprozesses sind, der den Bedingungen der Gleichheit aller Teilnehmer, der Offenheit der Agenda und der Möglichkeit der Infragestellung geltender Diskursregeln unterliegt (5). Die deliberative Demokratietheorie postuliert, daß die politischen Überzeugungen von Bürgern zugleich aufklärungsbedürftig als auch aufklärungsfähig sind, was durch die politische Kommunikation der Bürger untereinander erfolgt. Damit gründet sie auf dem diskurstheoretischen Grundsatz der „Theorie des kommunikativen Handelns“ (6) von Jürgen Habermas, nach dem genau die Regelungen Legitimität beanspruchen dürfen, denen alle möglicherweise Betroffenen als Teilnehmer an rationalen Diskursen zustimmen könnten.

Wo ich mich im Folgenden auf Begriffsprägungen und Erkenntnisse anderer Autoren beziehe, habe ich dies kenntlich gemacht (7).

2. Inhalt

1. Prolog 

2. Inhalt 

3. Reisen in Südamerika: Landschaftsräume im globalen Vergleich

4. Alte Hochkulturen in Mittel- und Südamerika

5. Vulkane und landschaftliche Vielfalt in der Andenregion 

6. Die Kolonisierung der Amazonasregion und die Zerstörung des Regenwaldes 

7. Forschungsreisen mutiger Wissenschaftler erweitern unser Weltbild 

8. Exkursionen und Impressionen 

9. Siedlungsprojekte und Alternativprojekte 

10. Entstehung und Akkumulation von Herrschaft im historischen Prozeß 

11. Unerwartete Reisestagnationen am Rio Paraguay 

12. „Corona-Krise“ und Ausnahmezustand 

13. Manipulation der öffentlichen Meinung und Steuerung der Gesellschaft durch Angsterzeugung 

14. Die wissenschaftlich-technologische Modernisierung des Totalitären 

15. Ist eine totalitäre Weltdiktatur möglich? 

16. Die Medizin zwischen Mainstream-Medienkampagnen und wissenschaftlicher Aufklärung 

17. Die Medizin zwischen Lobbyismus, Bevölkerungspolitik und gesundheitlicher Aufklärung 

18. Wissenschaft und Wissenschaftskritik

19. Ausnahmezustand, Notverordnungen und Weltwirtschaftskrise 

20. Grundrechte, Bürgerrechtsbewegung, Protestbewegung und Alternativkultur 

21. Gesellschaftliche Aufklärung und wissenschaftlicher Erkenntnisfortschritt 

22. Suche nach Weiterreisemöglichkeiten

23. Anmerkungen 

3. Reisen in Südamerika: Landschaftsräume im globalen Vergleich

Ende Februar 2020 startete ich gemeinsam mit meinem Bruder Rainald zu einer Südamerika-Reise. Südamerika ist mit seiner landschaftlichen Vielfalt, seiner faszinierenden Natur und deren auch heute noch wenig erforschten großen Biodiversität sowie seiner weit über die europäische Eroberung Südamerikas zurückreichenden ebenfalls wenig erforschten alten Geschichte mit ihren beeindruckenden alten Hochkulturen ein auch heute noch in Europa wenig bekannter Kontinent. Die räumliche Abgelegenheit und die geografische Isoliertheit Südamerikas auf der Erdoberfläche trägt dazu bei, daß Südamerika meistens abseits vom Weltgeschehen liegt und daher in Europa kaum wahrgenommen wird. Entsprechend gering ist der allgemeine Kenntnisstand und das Wissen zu Südamerika, und es ist von Klischees und Vorurteilen geprägt.

Rainald und ich können auf eine längere Tradition gemeinsamer Reisen zurückblicken, die bis in unsere Schulzeit zurück reicht, als wir mit Fahrrad und Zelt längere Fahrradreisen in Europa und Nordamerika unternahmen und die Alpen zum Bergsteigen entdeckten, und so unseren Horizont und unsere Weltsicht kontinuierlich aktiv und selbstorganisiert erweiterten. Aufgrund der Notwendigkeit, gemeinsame Termine zu finden, wurden später gemeinsame Reisen seltener. Entsprechend einer gemeinsamen Absprache hatten wir uns am 29. Februar 2020 für ein gemeinsames Südamerika-Reisevorhaben in Asunción in Paraguay getroffen. Diese Reise im Frühjahr 2020 sah ich als eine Möglichkeit an, meine erste sechsmonatige Südamerika-Reise vor vier Jahren fortzusetzen, die vom 09.12.2015 bis zum 03.06.2016 durch 13 Länder in Mittel- und Südamerika verlief: Mexiko, Belize, Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Panama, Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Brasilien. Auch diese vier Jahre zuvor erfolgte erste Südamerika-Reise begann ich gemeinsam mit meinem Bruder Rainald, wir bereisten gemeinsam Mexiko, von wo aus ich die Reise durch Mittel- und Südamerika weiter fortsetzte, während Rainald nach fünf Wochen aufgrund von Terminverpflichtungen zurückkehrte. Jetzt wollte ich im Rahmen einer zweiten Südamerika-Reise weitere Länder im Süden Südamerikas, wie Chile, Argentinien, Paraguay, Uruguay und gegebenenfalls, wenn die Zeit reichen sollte, auch Süd-Brasilien besuchen und kennen lernen.

Inspiriert sind meine Südamerika-Reisen durch Alexander von Humboldts (1769-1859) (8) fünfjährige Südamerika-Reise (9), die er vom 05. Juni 1799 bis zum 03. August 1804 gemeinsam mit seinem Reisegefährten und wissenschaftlichen Forschungspartner Aimé Bonpland (1773-1858) durchgeführt hatte. Ebenfalls wie Humboldt war der Botaniker Bonpland ein vielseitig interessierter Naturwissenschaftler und ein weltoffener Naturforscher. Mit seiner vielbeachteten Südamerika-Reise erlangte Alexander von Humboldt weltweite Berühmtheit. Diese Reise wurde als die zweite, nunmehr wissenschaftliche Entdeckung Südamerikas bezeichnet, und sie inspiriert seither Forschungsreisende, sodaß der Naturforscher Charles Darwin (1809-1882) Humboldt als den „Vater einer großen Nachkommenschaft von Forschungsreisenden“ genannt hatte. Ursprünglich war es Humboldts und Bonplands Plan gewesen, ihre Amerika-Reise direkt mit einer Asien-Reise zu verbinden, was ihnen einen unmittelbaren Vergleich der „Alten Welt“ mit der „Neuen Welt“ ermöglicht hätte, worauf der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Ottmar Ette in seinem Buch: „Alexander Humboldt und die Globalisierung“ hinweist: „ Denn bekanntlich war es beim Aufbruch aus Spanien Humboldts und Bonplands Plan gewesen, ihre Reise in die Neue Welt in den Osten, als transpazifisch zunächst nach Asien hin fortzusetzen. Ein nächstes Ziel hätten dabei die unter spanischer Herrschaft stehenden Philippinen werden sollen“, denn: „Ohne einen ausgedehnten Besuch Asiens war die Humboldtsche Welt, war der Humboldtsche Kosmos nicht komplett. (…) Die Asienreise zählt zu jenen Kernvorhaben, die Humboldt mit der größten Hartnäckigkeit verfolgte, wußte er doch, daß ihm nach der so erfolgreich verlaufenen Reise nach Westen nur eine umfangreiche Reise nach Osten jenes empirische Anschauungsmaterial und jenes Erfahrungswissen liefern und vermitteln konnte, das ihn zu einer wirklich globalen Sichtweise der Erdkugel befähigen und berechtigen würde. (…) Alle konkreten Reisepläne Humboldts aber waren zunächst an der allgemeinen politischen Situation, an Kriegen und Auseinandersetzungen oder am Widerstand bestimmter Kolonialmächte, die kritische Äußerungen (…) fürchten mußten, gescheitert. (…) Humboldt war (…) für keine Kolonialmacht ein gern gesehener Besucher“ (10).

Mit seiner Südamerika-Reise, die er über mehrere Bücher, eine umfangreiche, globale Korrespondenz und zahlreiche Briefe kommunizierte, hatte sich Alexander von Humboldt nicht nur als innovativer und unkonventioneller Naturforscher präsentiert, sondern zugleich wurde er auch bekannt als ein vehementer Kritiker des Kolonialismus, der Kolonialregime und der Sklaverei, sodaß er zu einem Wegbereiter des Abolitionismus (11) wurde. „Die Spanier hatten antike Kulturen, indigene Stämme und gewaltige Wälder vernichtet. Das Bild, das Humboldt von Lateinamerika zeichnete, zeigte in lebhaften Farben eine brutale Wirklichkeit – und er konnte alles mit harten Fakten, Daten und Statistiken beweisen“ (12), was die Historikerin Andrea Wulf in ihrer Biografie „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“ hervorhebt. Doch aufgrund dieser vehementen Kritik scheiterten über mehrere Jahrzehnte sämtliche seiner Planungen und Bemühungen zu einer Asien-Reise, deren Dauer etwa sieben bis acht Jahre betragen sollte, denn bei sämtlichen Kolonialmächten, die in ihren Kolonien extralegale Räume der Ausbeutung und Sonderbehandlung errichtet hatten, war Humboldt eine Persona non grata geworden. Insbesondere war es der Wunsch Alexander von Humboldts gewesen, im Rahmen seiner Asien-Reise Indien, den Himalaya und Tibet zu besuchen. Doch die britische Ostindien-Kompanie (13), die in Südasien ein quasistaatliches Kolonialregime mit eigener Kolonialverwaltung und privatem Militär errichtet hatte, verhinderte wirksam und nachhaltig eine Reise Alexander von Humboldts nach Südasien, obwohl sich sein Bruder Wilhelm als Gesandter in London für die Reisepläne seines Bruders Alexander einsetzte und zudem König Friedrich Wilhelm III. die Finanzierung der Reise zugesagt hatte, denn Alexander von Humboldt war durch seine Reise nach Südamerika 1799-1804 als vehementer Kritiker des Kolonialismus weithin bekannt geworden, und man befürchtete nun, daß er auch die kolonialen Verhältnisse in Südasien einer kritischen Reflektion und Analyse unterziehen würde. Ebenso scheiterten alternative Reiserouten in anderen Teilen Asiens aus gleichen Gründen, so auch nach Südost-Asien, wo die Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC) (14) ebenfalls ein quasistaatliches Kolonialregime mit eigener Kolonialverwaltung und privatem Militär errichtet hatte.

37 Jahre, nachdem Humboldt die ersten Pläne für eine Asien-Reise entworfen hatte, nutzte Humboldt im Jahre 1829 kurzentschlossen die einzige ihm verbliebene Möglichkeit, Asien bereisen zu können, und er folgte einer Einladung der Regierung Rußlands, obwohl er eigentlich die Tropenregionen Asiens und Afrikas bereisen wollte. So unterschied sich in vielerlei Hinsicht die Rußlandexpedition im Jahre 1829 ganz erheblich von Humboldts Südamerika-Reise. Ein Aspekt hierbei war, daß ihm aufgrund der Umstände der Reiseorganisation eine kritische Distanz zum russischen Gesellschafts- und Wirtschaftssystem oder gar eine offene Kritik an feudalistischen Strukturen und der Leibeigenschaft (15) sowie der Deportation (16) von Verbannten nach Sibirien im Rahmen der Katotga (17) kaum möglich war, was Ottmar Ette folgendermaßen kommentiert: „Alexander von Humboldt ging zweifellos an die Grenzen seines Selbstverständnisses als Wissenschaftler wie als Intellektueller (…). Er verfolgte aber eine gewisse Doppelstrategie insofern, daß er sich durchaus etwa für Menschen einsetzte, die nach Sibirien verbannt worden waren. (…) In Briefen wie auch in vertraulichen Gesprächen sparte Humboldt nicht mit Kritik an der Leibeigenschaft wie auch an der Politik des russischen Zaren, des ‚Gendarmen Europas‘“ (18).

4. Alte Hochkulturen in Mittel- und Südamerika

In Europa ist die Ansicht verbreitet, daß die Geschichte Mittel- und Südamerikas erst mit der Ankunft der Europäer beginnt, sodaß die Archäologin Laurette Séjourné (1914-2003) feststellte: „Dies ist in der Tat die vorherrschende Ansicht, gegen die anzugehen schwieriger ist als man denkt: die Widerstände sind hartnäckig, und jede Überprüfung wird zum Sakrileg“ (19). Denn die altamerikanischen Kulturen liegen nicht nur unter dem Schutt begraben, unter dem Archäologen sie ausgraben, wie es Laurette Séjourné verdeutlicht: „Wie die Erdmassen, unter denen sich die Gebäude verbergen, muß er erst abgeräumt werden. Aber diese Abräumarbeit ist von anderer Art als die des Archäologen; gilt sie doch der kolonialistischen Tradition selbst, der weit schwerer beizukommen ist und die zudem energisch verteidigt wird“ (20). Daher hatte während meiner ersten Reise durch Mittel- und Südamerika in den Jahren 2015-2016 zum einen der Besuch verschiedener archäologischer Stätten und Museen im Vordergrund gestanden, die insbesondere die alten Hochkulturen Mesoamerikas (21) zum Gegenstand haben. Dies waren die ehemaligen Maya-Städte Cobá, Uxmal, Palenque, Copán und Tikal, die Zapoteken-Stadt Monte Alban, die Tolteken-Stadt Chichen Itzá, des weiteren die antike Metropole Teotihuacán, sowie das Museo Nacional de Antropología in Mexico-City, das Museo Nacional de Arceologia y Ethologia in Guatemala-City und das Museo Nacional de Antropologia in San Salvador. In Südamerika besuchte ich die ehemaligen Inka-Städte Cusco und Machu Pichu, sowie des weiteren die archäologischen Stätten Kuélap und San Augustín.

Die Geschichte Mittel- und Südamerikas beginnt nicht erst mit der Entdeckung durch Christoph Kolumbus (1451-1506) am 12. Oktober 1492, sondern sie reicht sehr viel weiter zurück: Nachdem der anatomisch moderne Mensch vor ca. 70.000 Jahren begann, sich von seinem Ursprung im östlichen Afrika aus über sämtliche Kontinente auszubreiten, wurde der amerikanische Kontinent möglicherweise vor ca. 40.000 Jahren erstmals von Menschen besiedelt, die in mehreren Einwanderungswellen über die Beringstraße von Asien aus dorthin gelangten. Die ältesten menschlichen Skelettfunde auf dem amerikanischen Kontinent datieren aus dem 11. Jahrtausend vor Chr. (22). In Folge der Neolithischen Revolution wird ab ca. 5.000 vor Chr. Mais angebaut, der seinen Ursprung im Hochland von Mexiko hat. Nach dem Modell der „Hydraulischen Gesellschaft“ (23) entstanden ausgelöst durch postglazialen Klimawandel und auf Grundlage der neolithischen Revolution die frühen Hochkulturen (24) sowohl in der „Alten Welt“, als auch in Amerika als der sogenannten „Neuen Welt“. Eine zentrale und kontrovers diskutierte Frage der Frühgeschichtsforschung und der Archäologie ist, ob diese verschiedenen frühen Hochkulturen in verschiedenen Weltgegenden unabhängig und isoliert voneinander, und somit mehrmals entstanden sind, wie es die Konvergenztheorie erklärt, oder ob sie durch Kulturaustausch miteinander in Verbindung standen, wie es die Theorie des Diffusionismus (25) darstellt. Insbesondere steht zur Frage, ob sich die frühen Hochkulturen in Amerika durch Einfluß der frühen Hochkulturen der „Alten Welt“ entwickelt haben, oder nicht, was die Altamerikanistin Dr. Ulrike Peters in ihrem Buch „Das alte Mexiko“ erläutert: „Thor Heyerdahl hat 1970 mit seiner Fahrt in einem nach altägyptischem Vorbild gebauten Papyrusschiff von Ägypten nach Amerika bewiesen, daß solche Atlantiküberfahrten technisch möglich waren. Aber damit ist nicht belegt, daß die alten Ägypter solche Fahrten tatsächlich unternommen haben. Und zum anderen ist bei all diesen Kulturvergleichen zwischen Alter und Neuer Welt immer die zeitliche Differenz zu beachten: Die ägyptischen Pyramiden entstanden in der Zeit des Alten Reiches (2686-2181 v. Chr.), während die erste Hochkultur (Olmeken) in Mexiko bzw. der Bau der ersten Pyramiden erst um 1450 v. Chr. begann, die großen Pyramiden von Teotihuacán, Cholula etc. entstanden erst um oder nach der Zeitenwende“, und es liegt bisher nicht ein einziger archäologischer Fund vor, der eindeutig aus der Alten Welt stammt“ (26). Daher wird heute überwiegend davon ausgegangen, daß die alten Hochkulturen in der „Alten Welt“ und die in der „Neuen Welt“ unabhängig voneinander entstanden sind und nicht durch Kulturaustausch (Diffusion). Nach Auffassung der Altamerikanistinnen und Ethnologinnen Dr. Antje Gunsenheimer und Dr. Ute Schüren, die sie in Ihrem Buch: „Amerika vor der europäischen Eroberung“ vorstellen, „ist Amerika ein Raum, in dem gesellschaftliche Entwicklungsprozesse vergleichend beobachtet werden können, die nicht auf die Verbreitung (Diffusion) altweltlicher Kulturmerkmale zurückführbar sind“ und sie stellen die Frage: „Lassen sich aus diesem Vergleich allgemeine Gesetzmäßigkeiten und Bedingungen für die Entwicklung menschlicher Gesellschaften, z.B. über die Entstehung von Staaten erschließen?“ (27).

Die erste alte Hochkultur in Mittelamerika war die Kultur der Olmeken. Sie gilt als die ‚Mutterkultur Mittelamerikas‘, was die Altamerikanistin Dr. Ulrike Peters in ihrem Buch „Das alte Mexiko“ erklärt:Die olmekische Kultur beeinflußte entscheidend alle nachfolgenden Hochkulturen (…). Denn schon in der olmekischen Kultur sind alle typischen Merkmale der mexikanischen Hochkulturen nachweisbar, wie Stadtanlagen mit Tempeln, Schrift, Zahlen- und Kalendersystem oder das Ballspiel“ (28). Bedeutend ist die spätere Maya-Kultur (29), wobei zahlreichen Stadtstaaten entstanden. Die Gründe für das Ende der Maya-Kultur im 9. Jahrhundert n. Chr. sind noch weitgehend ungeklärt, und wahrscheinlich wurde dieses Ende durch eine ökologische Krise verursacht. Ebenso ungeklärt ist das Ende der antiken Metropole Teotihuacán (30) im 8. Jahrhundert n. Chr.. Möglicherweise war das Ende der antiken Metropole Teotihuacán die Folge einer Revolution gegen die herrschende Elite. Als Kolumbus Amerika entdeckte, existierten die frühen Hochkulturen der Azteken und der Inkas, die erst wenige Jahrzehnte davor durch militärische Expansion große Reiche geschaffen hatten.

Unter allen von mir besuchten archäologischen Stätten ist am beeindruckendsten die gewaltige antike Metropole Teotihuacán, die ca. 50 km vom heutigen Mexiko City entfernt ist und die ich am 28.12.2016 besucht habe. Diese Stadtanlage „scheint gegen 300 nach Chr. geplant und in einem einzigen umfangreichen Bauprojekt errichtet worden zu sein“ worauf der Anthropologe Dr. Norman Bancroft Hunt in seinem „Atlas der indianischen Hochkulturen. Olmeken, Tolteken, Maya, Azteken“ hinweist (31). Bis zu 200.000 Einwohner sollen in der Stadt Teotihuacán gelebt haben. Die innere Anlage mit ihren beeindruckenden Pyramiden umfaßt vier km² und sie wird von einer zwei km langen Hauptachse durchzogen. Teotihuacán existierte von ca. 100 vor Chr. bis 700 nach Chr. und war das bedeutendste Kulturzentrum und die größte Stadt im alten Amerika. Allen nachfolgenden Zivilisationen im mittleren Amerika , wie z.B. den Maya und den Azteken diente Teotihuacán als Modell für die architektonische Konzeption und Gestaltung ihrer eigenen Stadtgründungen, so z.B. der Azteken-Hauptstadt Tenochtitlan, die der Konquistador Hernán Cortes (1485-1547) im Jahr 1521 eroberte und zerstörte. Auch für heutige Betrachter ist die Stadtanlage der antiken Metropole Teotihuacán in ihren Dimensionen gewaltig und beeindruckend, gerade auch im Vergleich mit anderen archäologischen Stätten in Amerika. Die meisten, entlang der Hauptachse angeordneten Pyramiden können erstiegen werden, darunter die Sonnenpyramide als der größten Pyramide des Geländes, und es bietet sich ein großartiger Überblick über die Stadtanlage und die umgebende Landschaft. Die Mondpyramide am Ende des Geländes ist bis zu einer Plattform auf halber Höhe begehbar.

Bei Betrachtung der gesamten gewaltigen Anlage der Stadt Teotihuacán und ihrer architektonischen Bauten stellt sich dem Besucher die Frage nach dem Zusammenhang von Architektur und Herrschaft, und dabei insbesondere der massenpsychologischen Wirkung und Funktionalisierung von Architektur zur Stabilisierung und Verstetigung von Herrschaft. Offenkundig gibt es wiederkehrende Grundmuster und Grundtypen, die Zeit und Ort transzendieren und die sich in der Menschheitsgeschichte in verschiedenen geografischen Räumen sowohl in der „Alten Welt“, als auch in der „Neuen Welt“ etablierten, und dies offensichtlich ohne Kulturaustausch und Diffusion zwischen der „Alten Welt“ und der „Neuen Welt“. Folglich muß es dem historischen Prozeß inhärente Gesetzmäßigkeiten geben, die unabhängig von Ort und Zeit zu ähnlicher und vergleichbarer Ausprägung gelangen. Architektur ist so eine Ausdrucks- und Erscheinungsform gesellschaftlicher Herrschaftsverhältnisse, und sie ist zugleich Instrument zur Herrschaftsausübung und Hilfsmittel zu deren Stabilisierung, Verstetigung und expansiven Ausweitung. Nach innen wird den Untergebenen für ihre Gefolgschaft und Massenloyalität eine Partizipation an der durch Stein verkörperten Macht und Herrlichkeit angeboten. Nach außen manifestiert Architektur den Anspruch imperialer Herrschaft und soll die Unterworfenen von den gewaltigen Dimensionen der Macht und deren ewigen Beständigkeit beeindrucken. Die herrschende Elite leitet ihre Macht von den Göttern ab und begründet ihre Herrschaft über ihre Verbundenheit mit einer kosmischen Weltordnung. Sie macht sich zum Garanten des ungestörten und einwandfreien Funktionierens der kosmischen Ordnung und der kosmischen Abläufe, die mathematisch exakt berechnet und kalendarisch erfaßt werden, und sie setzt eine entsprechende allgemeinverbindliche Weltanschauung, Kosmologie und Glaubenslehre mit Ritualen und Kulten, die die gesellschaftlichen Abläufe in die kosmische Ordnung einbinden. Dafür, daß nun jeden Tag pünktlich die Sonne aufgeht, genügend Regen fällt und Pflanzen auf den Feldern wachsen etc. verlangt die Herrschaftselite Unterwerfung, Gefolgschaft und Opfer, darunter auch Menschenopfer. Diesen kultischen Zwecken im Rahmen massenpsychologisch inszenierter Kosmologien dient gleichermaßen die Herrschaftsarchitektur. Die metropolitane Stadt mit ihrer Herrschaftsarchitaktur ist somit das Gehäuse einer funktional gleichgeschalteten und maschinengleichen Massengesellschaft, wobei das architektonische Erscheinungsbild einer Stadt die direkte Widerspiegelung des herrschaftslegitimierenden Glaubenssystems einer Massengesellschaft ist.

Ein ganz anderes Modell und Konzept von Stadt gelangt am Beispiel der ehemaligen Inka-Stadt Machu Picchu zur Ausprägung, die ich am 29.04.2016 besucht hatte. Die im 15. Jahrhundert n. Chr. in einer Höhe von 2430 Metern in den Anden erbaute terrassenförmige Stadtanlage ist von Feldbauterrassen für die intensive landwirtschaftliche Nutzung umgeben. Damit konnten sich die ca. 1000 Einwohner der Stadt mit Lebensmitteln selbst versorgen. Diese aufwändig angelegten Terrassenanlagen ermöglichen auch in steilem Gelände eine intensive Bewässerungslandwirtschaft, was der Historiker Prof. Dr. Richard Konetzke (1897-1980) in seinem Buch „Die Indianerkulturen Altamerikas und die spanisch-portugisische Kolonialherrschaft“ näher erläutert: „Die Kultur des Inkareiches beruhte auf den Schöpfungen der alten Stadtkulturen des peruanischen Küstensaumes. Eine intensive Landwirtschaft durch Terrassenanlagen, künstliche Bewässerungen durch Kanäle bis über 100 km Länge und die Verwendung von Dünger, vor allem des Guano, hatten hier die Zusammenballung großer Bevölkerungen ermöglicht“ (32). Auf diesen Inka-Terrassen, die teilweise auch heute noch in größeren Teilen der Anden erhalten sind und genutzt werden, wurden Mais, Kartoffeln, Quinoa, Amarant, Kürbis, Tomaten, Erdnüsse und Paprika angebaut. Ein Teil des Bewässerungssystems, das sowohl die Stadt Machu Picchu, als auch die Landnutzungsterrassen versorgte, funktioniert auch heute noch. Es gibt zudem ein Drainagesystem, das überschüssiges Wasser, z.B. nach Starkregen, ableitet. Unübersehbar ist die gesamte Stadt und ihre Umgebung nach ökologischen Kriterien und Nachhaltigkeitskriterien für einen langen Zeitraum von vielen Generationen geplant und angelegt worden.

Die Architektur der Stadt Machu Picchu ist Ausdruck einer auf eine symbiotische Beziehung zur Natur ausgerichteten Lebensweise und Ökonomie. Werden Terrassenanlagen gepflegt, findet dort keine Bodenerosion statt, vielmehr ist die Bodenbildungsbilanz positiv, wie unter natürlicher Waldbedeckung. Terrassenfeldbau ist ein nahezu weltweit anzutreffender Bestandteil traditioneller Landbewirtschaftung, doch ist dieser fast überall rückläufig, und die Terrassenanlagen verfallen, wenn traditionelle Landbewirtschaftungsformen aufgegeben werden und die Terrassenanlagen nicht mehr gepflegt werden. Insbesondere wurde traditionelle Landbewirtschaftung und der Terrassenfeldbau durch die kolonialzeitliche Ausweitung der Plantagenökonomie verdrängt, die überwiegend Sklaven als Arbeitskräfte einsetzte, und sie werden heute weiter verdrängt durch die Ausweitung agrarindustrieller Landbewirtschaftungsformen in Großbetrieben, die auf riesigen Flächen wirtschaften und die die Agrarlandschaften in gleichförmige und sterile Monokulturen umgestalten. Sowohl die Plantagenökonomie als auch die heutigen agrarindustriellen Landbewirtschaftungsformen sind auf kurzfristige Ertragsmaximierung ausgerichtet, ohne daß eine langfristig nachhaltige Landnutzung angestrebt wird. Folge ist die Zerstörung des Bodens durch Bodenerosion (33) und Bodendegradation (34). Jährlich gehen infolge dieser zerstörerischen Landbewirtschaftungsmethoden ca. 24 Mio. Tonnen Boden verloren, sodaß weltweit die landwirtschaftlich nutzbare Fläche permanent abnimmt, während gleichzeitig die Weltbevölkerung rasant weiter zunimmt. Eine weitere Folge dieser zerstörerischen Landbewirtschaftungsmethoden ist die Verdrängung der Menschen aus dem ländlichen Raum, die sich nun in den Slums der anwachsenden Megacities mit 10 bis 50 Mio. Einwohnern wiederfinden, und in diesen Megacities als den Abschieberäumen der globalen Überschußbevölkerung, in denen der permanente ökologische, soziale und gesundheitliche Ausnahmezustand herrscht, wird schon in wenigen Jahrzehnten mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung leben.

Nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus am 12. Oktober 1492 eroberten die spanischen Konquistadoren in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts die größten Teile Mittel- und Südamerikas. Hierbei eroberte Hernán Cortes (1485-1547) im Jahre 1521 die Hauptstadt Tenochtitlan des Aztekenreiches, und Francisco Pizarro (ca. 1476-1541) erobert 1533 die Hauptstadt Cusco des Inka-Reiches. Die schnelle Eroberung Mittel- und Südamerikas war insbesondere deshalb möglich, weil Seuchen und Epidemien die indigene Bevölkerung drastisch reduzierte. In Band 6 der „Enzyklopädie der Welt. Mittelamerika, Südamerika und Antarktis“ merkt Christophe Huthmacher dazu an:Die Ankunft der Konquistadoren im Jahr 1492 leitete eine wahre biologische Revolution in Amerika ein. Die Spanier und Portugiesen sind Träger von Viren, Keimen und Bakterien, die in Amerika unbekannt sind und die Eingeborenen dezimieren“ (35). So „starben in Mexiko 95 Prozent der Eingeborenen an Pocken, was den Spaniern ihre Vormachtstellung sicherte“ stellt der Anthropologe Dr. Norman Bancroft Hunt in seinem „Atlas der indianischen Hochkulturen. Olmeken, Tolteken, Maya, Azteken“ fest (36). „Um welche Epidemien es sich genau handelte, ist nicht mehr genau feststellbar“ führt die Altamerikanistin Dr. Ulrike Peters in ihrem Buch „Das Alte Mexiko“ auf, dochwahrscheinlich waren es Pocken, Typhus, Gelbfieber und Masern. Die Indianer besaßen gegen diese von den Spaniern aus Europa eingeschleppten Krankheiten keine Abwehrkräfte und so waren selbst Masern für sie tödlich. Von den Indianern wiederum ‚erbten‘ der Europäer die Syphilis, gegen die zwar die Indianer, aber nicht die Spanier immun waren“ (37). Der insbesondere durch Seuchen und Epidemien bewirkte „Bevölkerungsrückgang, der mit der Ankunft der Europäer einsetzte und je nach Region auf 80-90 Prozent geschätzt wird“, wurde, wie der Historiker Prof. Dr. Hans-Joachim König in seiner „Kleinen Geschichte Lateinamerikas“ darstellt, erst „um die Mitte des 17. Jahrhunderts gestoppt (…); zu dieser Zeit lebten in Spanischamerika noch etwa vier Millionen Indios. Seitdem erfolgte allmählich eine demographische Erholung der indianischen Bevölkerung“ (38). In ganz Mittel- und Südamerika hatten Seuchen und Epidemien in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen Bevölkerungsrückgang um annähernd 90 % von etwa 60 Mio. Einwohner auf etwa 6 Mio. Einwohner zur Folge (genaue Zahlen existieren nicht) (39). Dies war die mit Abstand größte Seuchenkatastrophe der gesamten Menschheitsgeschichte. Ganze Völker verschwanden durch eingeschleppte Seuchen, ohne daß ein Europäer sie überhaupt zu Gesicht bekommen hatte, und es entstand der Eindruck, die Europäer hätten einen weitgehend menschenleeren Kontinent erobert.

5. Vulkane und landschaftliche Vielfalt in der Andenregion

Neben Besuchen archäologischer Stätten der alten amerikanischen Hochkulturen bildeten Bergtouren auf die Gipfel mehrerer Vulkane, die die Landschaften Mittel- und Südamerikas prägen, einen weiteren Schwerpunkt meiner ersten Reise durch Mittel- und Südamerika in den Jahren 2015-2016. Schon die Naturforscher Alexander von Humboldt (1769-1859) und sein Reisegefährte und Forschungspartner Aimé Bonpland (1773-1858) hatten während ihrer Südamerika-Reise in den Jahren 1799-1804 häufig Bergtouren zum Studium der Höhenabfolge von Klima- und Vegetationszonen (40) unternommen, und sie erstiegen nahezu jeden erreichbaren Vulkan. Humboldt ging der Frage nach, „was in den Vulkanen brenne, was ihre Wärme errege, bei welcher Erde und Metalle schmelzend sich mischen. (…) Die Erfahrungen, welche man unter allen Zonen in Bergwerken und Höhlen gemacht (hat) (…), beweisen, daß schon in geringer Tiefe die Wärme des Erdkörpers um vieles höher als an demselben Orte die mittlere Temperatur des Luftkreises ist. (…) Es ist die Tiefe berechnet worden, in welcher man den Erdkörper als eine geschmolzene Masse betrachten könne“ (41). Vom Studium der Vulkane versprach sich Humboldt Erkenntnisse über die Beschaffenheit und den Aufbau der Erde. In ihrer Biografie „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“ führt Andrea Wulf dazu aus: „Humboldt war vor allem an zwei Gründen an Vulkanen interessiert. Der erste war die Frage, ob sie ‚lokale‘ Erscheinungen waren oder ob es eine unterirdischen Verbindung zwischen ihnen gab. Wenn sie nämlich nicht nur lokale Phänomene waren, sondern Gruppen oder Haufen bildeten, die sich über riesige Entfernungen erstreckten, waren sie möglicherweise über den Erdkern miteinander verbunden. Humboldts zweiter Grund war, dass er hoffte, durch das Studium der Vulkane eine Antwort auf die Frage zu finden, wie die Erde selbst entstanden war. Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich unter Naturforschern allmählich die Überzeugung durchgesetzt, daß die Erde älter als in der Bibel angegeben sein müsse, aber sie konnten sich nicht darüber einigen, wie sich die Erde gebildet hatte. Die sogenannten ‚Neptunisten‘ glaubten, das Wasser sei die entscheidende Kraft gewesen, weil es durch Ablagerungen die Gesteine geschaffen habe – und aus dem Urmeer hätten sich so langsam Berge, Mineralien und geologische Formationen entwickelt. Die ‚Vulkanisten‘ hingegen, vertraten die Ansicht, dass alles durch katastrophale Ereignisse wie Vulkanausbrüche entstanden sei. (…) Jetzt bot sich Humboldt die Möglichkeit, mehr Vulkane zu untersuchen als irgendjemand vor ihm. Er war (...) überzeugt davon, den Schlüssel zum Verständnis der Erdentstehung gefunden zu haben“ (42).

Bei Bergtouren auf Vulkane gelangt man durch überaus abwechslungsreiche, durch eine Vielzahl vulkanischer Phänomene und Formen geprägte Landschaften, und zudem gelangt man bei Bergtouren in enger vertikaler Höhenabfolge durch verschiedene Klima- und Vegetationszonen, die im Tiefland erst in großen horizontalen Distanzen aufeinander folgen, sodaß Bergtouren für naturkundliche Exkursionen in besonderem Maße geeignet sind. So unternahmen Rainald und ich Bergtouren auf mehrere Vulkane: Am 29.12.2015 auf den Gipfel des Cerro Ajusco (3913 m), am 01.01.2016 auf den Gipfel des Nevado de Toluca (4680 m), am 05.01.2016 eine Bergtour am Iztaccihuatl (5230 m), wobei wegen schlechtem Wetter nicht die Ersteigung des Gipfels gelang, und am 09.01.2016 erstiegen wir den Gipfel des Malinche (4461 m). Im weiteren Verlauf der Reise erstieg ich noch weitere Vulkane, so am 27.01.2016 den Volcán Pacaya (2552 m), am 17.02.2016 den Volcán Poás (2708 m), am 20.02.2016 den Cerro Chirripó (3820 m) und am 23.02.2016 den Volcán Barú (3475 m). Überall in Mittelamerika kann man auf z.T. aktive Vulkane treffen, sodaß Alexander von Humboldt feststellte: „Dieses Zusammendrängen der Vulkane, bald in einzelne rundliche Gruppen, bald in doppelte Züge, liefert den entscheidendsten Beweis, daß die vulkanischen Wirkungen nicht von kleinlichen, der Oberfläche nahen Ursachen abhangen, sondern daß sie große, tief begründete Erscheinungen sind“ (43). Diese tektonische Zone mit aktivem Vulkanismus, in der sich Vulkane zusammendrängen, setzt sich um den gesamten Pazifischen Ozean herum fort und bildet den sogenannten „Pazifischen Feuerring“. Dort befinden sich Subduktionszonen von Litosphärenplatten, die Vulkanismus und zudem auch Erdbeben zur Folge haben. Dies sind grundlegende Prozesse im Rahmen der Plattentektonik (44). Die Plattentektonik ist Bestandteil der Geodynamik des Planeten Erde. In ihrer Biografie „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“ weist Andrea Wulf darauf hin:Obwohl die Theorien der Plattentektonik erst Mitte des 20. Jahrhunderts bestätigt wurden, äußerte Humboldt bereits 1807 in den ‚Ideen zu einer Geographie der Pflanzen‘ die Vermutung, dass die Erdteile Afrika und Südamerika einst miteinander verbunden waren. Später schrieb er, ‚dass die wirkende Ursach unterirdisch‘ sei“ (45). Daß die Erde ein dynamisches System ist, ist jedoch erst seit wenigen Jahrzehnten bekannt. Davor war man davon ausgegangen, daß die Erde statisch ist.

Die höchsten Vulkane in Mexiko findet man im Transmexikanischen Vulkangürtel, der Sierra Nevada. Die höchsten Berge sind hier der Citlaltépetl (5636 m), der auch als Pico de Orizaba bezeichnet wird, danach der derzeit aktive Popocatépetl (5462 m), dann der Iztaccihuatl (5230 m) und der Nevado de Toluca (4680 m). In Guatemala erreichen einige Vulkane noch Höhen um 4000 m. Weiter südlich, wie z. B. in El Salvador, Honduras und Nicaragua sind sie allerdings nicht mehr so hoch. Erst ab Costa Rica gibt es wieder höhere Berge mit Höhen über 3000 m. Der Cerro Chirripo (3820 m) und der Volcán Barú (3475 m) sind dort die höchsten Erhebungen. Die Anden in Südamerika sind dann wieder deutlich höher. Nachdem ich in Costa Rica am 20.02.2016 eine Bergwanderung auf den Cerro Chirripo (3820 m) unternommen hatte, hatte ich einen Aufenthalt in Boquete am 23.02.2016 zu einer Bergtour auf den Volcán Barú (3475 m) genutzt. Dieser Vulkan liegt in einem Naturschutzgebiet, das durch eine einmalige Fülle von Pflanzen- und Tierarten auffällt, deutlich mehr, als ich bei Exkursionen zuvor während dieser Reise sehen und erleben konnte. Alleine am Wegesrand traf ich unterwegs auf Blüten von ca. 50 verschiedenen Blütenpflanzen und einer entsprechenden Vielfalt bestäubender Insekten einschließlich eines blauen Kolibris. Ein Naturforscher wie Carl von Linné (1708-1778) hätte zweifellos seine helle Freude gehabt, wäre es ihm möglich gewesen, eine Wanderung auf den Vulkan Barú zu unternehmen. Sicherlich hätte er mehrere Wochen damit verbracht, die blühende Vielfalt zu beschreiben, zu zeichnen, zu klassifizieren und zu katalogisieren. Insbesondere war Linné von den symbiotischen Beziehungen von Blütenpflanzen und den diese bestäubenden Insekten fasziniert, wie die Biologin Dr. Ilse Jahn in ihrem Text: „Das Reformwerk Carl von Linnés und seine Folgen“ der in der von ihr herausgegebenen „Geschichte der Biologie“ feststellt: „Den Beziehungen zwischen Pflanzen und Insekten und ihren Anpassungen an den Blütenbesuch widmete auch Linné spezielle Studien, die er ebenso wie die tagesrhythmischen Blütenbewegungen protokollierte“ (46). Ich begnügte mich mit Fotografieren.

In Südamerika faszinieren insbesondere zwei Großlandschaften seit Jahrhunderten Reisende: Zum Einen das Hochgebirge der Anden, das den Südamerikanischen Kontinent auf einer Länge von ca. 9600 km durchzieht, und das seine Fortsetzung in den Rocky Mountains in Nordamerika findet. Zum Anderen das Amazonas-Tiefland mit dem größten Regenwaldgebiet weltweit. Daher hatte auch meine Reise im Jahr 2016 das Ziel, in Südamerika diese beiden Landschaftsräume kennenzulernen

Die Anden sind durch ein sehr kleinkammerig gegliedertes Landschaftsmosaik geprägt, das die Grundlage für die dort vorhandene hohe Biodiversität (47) ist. Um in die Anden zu gelangen, war ich in Kolumbien von Bogotá über Armenia, Cali und Popayán nach San Augustín gereist. Die kleine Stadt San Augustin liegt auf einer Höhe von 1620 m in den Anden. Hier teilt sich die Gebirgskette der Anden nach Norden hin in drei Gebirgszüge auf: Die Cordillera Occidental, die Cordillera Central und die Cordillera Oriental, an die sich weiter östlich das Tiefland des Amazonas und des Orinoco anschließt. Die großen Längstäler zwischen diesen Gebirgszügen werden von den Flüssen Rio Cauca und Rio Magdalena durchflossen. Die Quellflüsse, die den Rio Magdalena bilden, entspringen in unmittelbarer Nähe von San Augustín, ebenso Flüsse, die nach Osten ins Amazonas-Tiefland entwässern. Bekannt ist San Augustín vor allem durch die archäologischen Funde in der Region, die als die ältesten auf dem amerikanischen Kontinent gelten. Von der San-Augustín-Kultur, die ab dem 33. Jahrhundert v. Chr. existierte, sind vor allem Statuen und Skulpturen erhalten, die seit 1995 UNESCO-Weltkulturerbe sind. An der archäologischen Erschließung der San-Augustin-Kultur waren u.a. auch Wissenschaftler aus Deutschland und Österreich beteiligt.

Von San Augustín reiste ich über Pasto, Ipiales, Tulcán, Ibarra und Otavalo weiter nach Quito. Die Fahrt verlief durch eine abwechslungsreiche und beeindruckende Berglandschaft. Aus anderen Hochgebirgen wie z. B. den Alpen und den Karpaten kennen wir, daß mit der Höhe unterschiedliche Klima- und Vegetationszonen aufeinander folgen und daher eine vertikale Differenzierung der Hochgebirgslandschaft dominiert. In dem seit San Augustín bis Quito durchreisten Teil der Anden fällt hingegen eine ausgeprägte kleinräumige horizontale Differenzierung auf. Niederschlagsreiche Bereiche mit üppiger Vegetation wechseln wiederholt auf z.T. kurze Distanzen mit trockenen, wüstenhaften Bereichen ab. Anders verhält es sich auch im Atlas-Gebirge, wo ich am 20.05.2013 eine Bergtour auf den Gipfel des 4167 m hohen Djebel Toubkal unternommen hatte. Im Atlas-Gebirge wird es kontinuierlich von Nordwest mit niederschlagsreichem, atlantisch geprägtem Klima nach Südost zum Rande der Sahara hin trockener. Dagegen ist die Landschaft der Anden durch ein sehr kleinräumig wechselndes Landschafts-Mosaik geprägt.

Von Kolumbien bin ich nach Ecuador weitergereist und erreichte die Stadt Quito, die auf 2850 m Höhe in den Anden liegt. Die Stadt Quito bietet eine Fülle von Sehenswürdigkeiten, beeindruckenden historischen Gebäuden, den in Südamerika üblichen zahlreichen, auch künstlerisch ausgestatteten Kirchen, sowie zahlreiche Museen. Doch die meines Erachtens herausragendsten Sehenswürdigkeiten sind der kleine, nach Landschafts- und Vegetationszonen gegliederte botanische Garten (www.jardinbotanicoquito.com ), sowie das benachbarte Vivarium (www.vivarium.org.ec ), in dem Reptilien und Amphibien Ecuadors in Terrarien zu sehen sind. Durch die Anden reiste ich dann weiter zum Touristenzentrum Banos (1820 m), das in Nachbarschaft zum aktiven Vulkan Tungurahua (5016 m) liegt. Danach ging es hinab durch dampfenden Regenwald ins Amazonastiefland bei Tena (520 m). Die von den Anden ins Amazonastiefland hinabströmenden Flüsse sind bei Kajakfahrern beliebt, und zahlreiche Veranstalter bieten Rafting-Touren an. Anders als in Mittelamerika, wo während meiner Reise überwiegend die Sonne schien, war im Nordwesten Südamerikas im Frühjahr 2016 Regenzeit, was die Möglichkeiten für Berg- und Trekkingtouren einschränkte, doch die Kajakfahrer freuten sich über das viele Wasser.

Von Tena reiste ich dann über Quito und Latacunga nach Riobamba (2750 m), einem Ausgangsort für Bergtouren, u.a. zum Chimborazo (6310 m). Leider waren die Berge der Anden aufgrund der Regenzeit wolkenverhangen und es herrschte überwiegend Regenwetter. Perfektes Wetter für das Hochland der Anden, den Altiplano hat man in den Monaten Juni bis September. Daher hatten Alexander von Humboldt und Aimé Bonpland bei ihrer Bergtour auf den Gipfel des Chimborazzo (6310 m) am 23.06.1802 mit dem Wetter mehr Glück. Insbesondere zum Studium der Höhenabfolge von Vegetationszonen unternehmen sie während ihrer Südamerika-Reise häufig Bergtouren. Der Chimborazzo galt damals auf Grundlage von Schweremessungen als der höchste Berg der Welt. Bei der Bergtour auf den Chimborazo ging es Humboldt nicht in erster Linie um einen Rekord, wie Prof. Dr. Kurt R. Biermann in seinem Buch: „Alexander von Humboldt. Aus meinem Leben. Autobiographische Bekenntnisse“ feststellt, „sondern diese Besteigung ist Teil seiner vulkanologischen Untersuchungen, die ihn zu seiner Spaltentheorie mit der Erklärung der Anordnung der Vulkane und ihres Zusammenhangs mit der Gebirgsbildung führten“ (48). Humboldt und Bonpland gelangten bis zu einer Höhe von ca. 300 m unterhalb des Gipfels, und für mehrere Jahrzehnte war dies der Höhenrekord im Bergsteigen, wie Andrea Wulf in ihrer Biografie „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“ darstellt: „Nach Humboldts Messung befanden sie sich in einer Höhe von 5917,16 Metern, also keine 300 Meter unter dem Gipfel. Noch nie war jemand so hoch gestiegen (…). Als er nun am vermeintlich höchsten Punkt der Welt stand und auf die Bergketten schaute, die sich unter ihm ausbreiteten, begann Humboldt die Welt mit anderen Augen zu sehen. Die Erde erschien ihm wie ein riesiger Organismus, in dem alles mit allem in Verbindung stand – eine mutige, neue Sicht der Natur, die noch immer beeinflußt, wie wir heute unsere Umwelt sehen und begreifen“ (49).

Das Zentrum der Anden bildet die Hochebene des Altiplano mit dem Titicacasee (3812 m) und dem Salzsee Salar de Uyuni (3653 m). Der Titicacasee ist mit 84.000 qkm der weltweit größte Hochgebirgssee. Von der Stadt Puno aus habe ich die Islas Uros im Titicacasee besucht. Diese schwimmenden Inseln sind aus Schichten des dort in großen Beständen wachsenden Totora-Schilfs errichtet. Auch die Häuser in den kleinen Dörfern und Boote sind aus Totora-Schilf gebaut. Diese Schilfboote mit ihren typischen geschwungenen Rümpfen kann man dort auf dem See in größerer Zahl antreffen. Sie hatten dem Archäologen Thor Heyerdahl als Vorbild beim Bau seines Expeditionsbootes Ra II gedient, mit dem er 1970 im Rahmen eines Experimentes experimenteller Archäologie den Atlantik überquert hatte. Vom Titicacasee bin ich weiter nach La Paz gefahren. Die Stadt liegt auf einer Höhe von 3660 m, und sie ist die größte Stadt in Bolivien. Ich fuhr dann über Oruro nach Uyuni. Hier habe ich an einer dreitägigen Tour zum Salar de Uyuni und dem sich südlich anschließenden Altiplano teilgenommen. Diese Touren gelten aufgrund der einmaligen Landschaft als eine der touristischen Hauptattraktionen in Bolivien. Insgesamt ist die Landschaft im Südwesten Boliviens sehr einsam und nahezu unbesiedelt. Der Salar de Uyuni ist mit 12.106 qkm der weltweit größte Salzsee. Die Tour geht über den Salzsee und dann durch eine faszinierende Hochgebirgslandschaft mit Halbwüsten- bis Wüstencharakter, die von hohen Vulkanen eingerahmt ist. Sie Salzoberfläche des Salar de Uyuni weist eine charakteristische Polygonstruktur auf und sie ist bis zu 30 m mächtig, sodaß sogar schwere LKW darauf fahren können. Das Salz wird auch abgebaut, indem es zu Haufen zusammengeschoben und auf LKW geschaufelt wird. Gebäude in der Umgebung des Salzsees sind aus Salzblöcken errichtet. In der Umgebung des Salar de Uyuni gibt es weitere kleinere Salzseen, darunter Seen mit hellen Borax-Salzkrusten. An diesen Seen leben drei Flamingo-Arten: Der Anden-Flamingo, der Chile-Flamingo und der Juan-Flamingo. Eine landschaftliche Besonderheit ist die auf einer Höhe von 4278 m gelegene Laguna Colorada. Der 60 qkm große See hat seinen Namen aufgrund seiner auffälligen roten Färbung, die von einer Algenart und vom hohen Mineralstoffgehalt seines Wassers hervorgerufen wird. Der See wird von zahlreichen Flamingos bewohnt, die sich von den im Wasser lebenden planktonischen Algen ernähren. Mit ihrem hochspezialisierten Seihschnabel filtrieren die Flamingos das Plankton aus dem Wasser. Die in den Algen enthaltenen Farbstoffe bewirken die charakteristische Rosafärbung des Gefieders der Flamingos. Die Laguna Verde liegt auf einer Höhe von 4329 m am Fuße des Vulkans Licancabur (6930 m). Die türkisgrüne Färbung wird durch einen hohen Anteil an Mineralien wie Magnesium, Calziumcarbonat, Blei und Arsen hervorgerufen.

Der zentrale Teil der Anden, der Altiplano, der sich von Peru über Bolivien bis nach Chile und Argentinien erstreckt, ist zweifellos eine der interessantesten und abwechslungsreichsten Landschaften in Südamerika. Es gibt auf kurzen Distanzen ein kleinräumiges Mosaik unterschiedlichster Landschaftstypen entsprechend der wechselnden Höhenlage (in Bolivien von 0 bis auf 6542 m) und der auf kurzen Distanzen stark unterschiedlichen Niederschlagsmenge, die im wesentlichen durch Luv- und Leelagen hoher Gebirgskämme bedingt ist. Diese extrem kleinkammerige Landschaftsgliederung der Anden war mir schon zuvor in Kolumbien und Ecuador aufgefallen, und diese ist die Grundlage für die dort einmalige und hochgradige Biodiversität und Artenvielfalt. So gelangt man auf einer Tour über den Salar de Uyuni (3653 m) und den sich südlich davon anschließenden Altiplano in Abständen von wenigen Kilometern durch die unterschiedlichsten Wüstenlandschaften mit nahezu allen Wüstentypen bis hin zu vegetationslosen Vollwüsten und den verschiedenen für aride Gebiete typischen Verwitterungsformen, darunter pilzförmige Felsen, die durch Winderosion und Sandschliff zu bizarren Formen herauspräpariert wurden. Ähnlich den nordafrikanischen Tamariskenhügeln binden trockenheitsresistente Büsche Flugsand und lassen kleine Sandhügel entstehen. Um in Nordafrika und Vorderasien eine vergleichbare Fülle an Wüstentypen, Verwitterunsformen und Pflanzengesellschaften arider Gebiete zu finden, muß man gewaltige Distanzen von hunderten bis tausenden von Kilometern zurücklegen. Hier auf dem Altiplano findet man hingegen die größte landschaftliche Vielfalt auf kleinstem Raum. Dies macht eine Tour durch diese Teile des Altiplano so überaus abwechslungsreich, interessant und spannend. Das denkbar schlimmste, was auf solch einer Tour passieren kann ist daher, daß die Kamera versagt.

Die Hochgebirgslandschaften des Altiplano in Hochlagen über 4000 m erinnern zudem insbesondere auch aufgrund der starken Prägung der Landschaft durch Vulkanismus an die landschaftlichen Verhältnisse im isländischen Hochland, das ich im Sommer 2012 im Rahmen einer zweimonatigen Island-Fahrradreise kennenlernen konnte. So gibt es auf dem Altiplano trotz der Trockenheit schneebedeckte, hohe Berge von Höhen bis über 6000 m, und überwiegend sind dies Vulkane. Man trifft dort auf erkaltete Lavaströme, einen umfangreichen vulkanologischen Formenschatz, Flächen, die durch Flugaschen, Lapilli, Bimsstein und weitere vulkanische Austrittsformen geprägt sind, postvulkanische Phänomene wie Fumarolen, Solfataren, Geysire und Weiteres. Zudem ist die Landschaft in Höhen von über 4000 m durch Frost, Eis und Schnee geprägt. Hier auf dem Altiplano begegneten mir einige Reiseradler - anders als sonst in Mittel- und Südamerika, wo der Automobilismus nach us-amerikanischem Vorbild vorherrscht und unübersehbar von Alaska bis Feuerland das allgemeine Ideal einer mobilisierten, mobilen und permanent beschleunigten und herumhastenden Gesellschaft darstellt. Diese abgelegenen extremen Landschaften sind zweifellos eine der interessantesten Herausforderungen für Fahrradreisen. Die spannende und abwechslungsreiche extreme Landschaft des Altiplano setzt sich nach Süden weiter fort, und zahlreiche Touristen reisen auch im Rahmen einer Tour von Uyuni (3671 m) oder Tupiza (2965 m) aus weiter nach San Pedro de Atacama (2438 m). Hier gibt es die Atacama-Wüste, den Salar de Atacama (2300 m) und eine vergleichbare Fülle an landschaftlichen Sehenswürdigkeiten und Höhepunkten, wie man sie auch von Uyuni aus erreichen kann.

6. Die Kolonisierung der Amazonasregion und die Zerstörung des Regenwaldes

Wie erwähnt faszinieren zwei große Landschaftsräume in Südamerika seit Jahrhunderten Reisende: Neben den Anden ist dies das Amazonastiefland (50) mit seinen gewaltigen tropischen Regenwaldgebieten (51) und der großen Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten. Die Amazonas-Region zeichnet sich insbesondere durch ihre große Biodiversität aus, und etwa ein Viertel aller Tier- und Pflanzenarten haben dort ihr Habitat. Die Zahl der Arten wird auf 5 bis 10 Mio. geschätzt, doch von diesen wurden bislang nur 1,4 Mio. Arten beschrieben. So wollte ich nicht nur die Anden, sondern auch das Amazonas-Tiefland kennenlernen. Dies sollte im Rahmen einer Flußschiffreise erfolgen, denn eine Reise mit einem Flußschiff ist insbesondere auf dem gewaltigen Amazonas (52) und seinen Nebenflüssen ein besonderes Erlebnis. Auch zum Fotografieren gibt es eine Fülle von Motiven, Szenen, Originalitäten, Zeittypisches, Vergängliches und Festhaltenswertes. Am Amazonas traf ich auf eine Atmosphäre und auf Verhältnisse, die denen ähneln, die Mark Twain vor ca. 150 Jahren in seinen Erzählungen und Romanen vom Leben am und auf dem Mississippi beschreibt. Es besteht hier am Amazonas eine vergleichbare Pioniergesells chaft, auch wenn Zeit und Orte unterschiedlich sind. Flußschiffe, die auch Passagiere befördern, verkehren regelmäßig auf dem Amazonas sowie den größeren Nebenflüssen. Übernachtet wird auf den Flußschiffen in Hängematten.

Auf der gesamten Länge des Amazonas sind heute noch Flußschiffreisen möglich, und eine solche Reise, die ich im März und April 2016 von Yurimaguras über Iqitos und Leticia/Tabatinga bis Manaus und weiter auf dem Rio Madeira nach Porto Velho unternommen habe, ist sicherlich eins der großartigsten und beeindruckendsten Erlebnisse auf einer Südamerika-Reise. Allerdings waren mir am 03.05.2016 bei einem Überfall in Lima meine Kamera und sämtliche Digitalfotos dieses Teils meiner Reise entrissen worden. Von Iquitos bis zur Einmündung in den Atlantik beträgt das Gefälle des Amazonas lediglich 106 m, und entsprechend gering ist die Strömung. An seiner Einmündung in den Atlantik hat der Amazonas eine mittlere Wasserführung von 206.000 m³/s. Das sind 17% der weltweiten Zuflüsse, womit der Amazonas der mit Abstand wasserreichste Fluß der Erde ist. Während der Fahrt sieht man gelegentlich einige Flußdelfine, doch um Tiere des Amazonas-Regenwaldes antreffen und beobachten zu können, ist es erforderlich, über Nebenflüsse tiefer in abgelegene und einsamere Gegenden des Regenwaldes zu gelangen. Im Amazonasgebiet, das eine Fläche von ca. 7 Mio. qkm umfaßt und an dem neben Brasilien die Länder Bolivien, Peru, Ecuador, Kolumbien, Venezuela, Guyana, Surinam und Französisch-Guayana Anteil haben, leben zwar nur ca. 20 Mio. Menschen, doch die Besiedlung konzentriert sich an den Flüssen. Dennoch vermittelt eine Flußreise auf dem Amazonas weitgehend den Eindruck einer Reise durch einsame Naturlandschaften.

Alexander von Humboldt und Aimé Bonpland waren im Rahmen ihrer Südamerika-Reise in den Jahren 1799 bis 1804 im April und Mai des Jahres 1800 über den Orinoko und den Casiquiare zum Rio Negro als einem Bestandteil des Amazonas-Flußsystems mit Kanus gefahren. Diese fünfundsiebzigtägige Flußfahrt vom Orinoko über den Casiquiare in den Rio Negro mit einer zurückgelegten Distanz von insgesamt 2300 km ist die erste von insgesamt drei Expeditionen, die Humboldt und Bonpland im Rahmen ihrer Südamerika-Reise durchführten. Der Journalist Martin Specht stellt in seinem Buch „Amazonas. Gefahr für die grüne Lunge der Welt“ die Rahmenbedingungen von Humboldts Flußexpedition dar:Portugal und Spanien selbst hatten lange Zeit kein großes Interesse an einer naturwissenschaftlichen Bestandsaufnahme ihrer Kolonien, insbesondere die schwer zugängliche Amazonasregion blieb terra incognita. So gilt Alexander von Humboldts Amerikareise der Jahre 1799 bis 1804 auch als eine Art ‚zweite Entdeckung‘ des Kontinents“ (53). Der Rio Casiquiare (54) hat die weltweit größte Flußbifurkation, bei der sich der Fluß Casiquiare teilt und sowohl in das Orinoko-Flußsystem, als auch in den Rio Negro und damit in das Amazonas-Flußsystem fließt. In seinem Reisebericht stellt Alexander von Humboldt am 10.05.1800 den Zweck dieser Flußfahrt vor:der Hauptzweck unserer Flußfahrt beschränkte sich also darauf, mittels astronomischer Beobachtungen den Lauf des Casiquiare aufzunehmen, besonders den Punkt, wo er in den Rio Negro eintritt, und den anderen, wo der Orinoko sich gabelt“ (55). Mit seiner Expedition hat Alexander von Humboldt den Beweis der Existenz dieser Flußbifurkation erbracht.

Die Existenz von Flußbifurkationen hatte man zuvor als unmöglich angesehen, obwohl, wie Humboldt in seinem Reisebericht aufführt, „die Geographen schon im16. Jahrhundert die Überzeugung gewonnen hatten, daß in Südamerika zwischen verschiedenen Flußsystemen Gabelteilungen bestehen, die sie gegenseitig voneinander abhängig machen, so nahmen sie an, daß die fünf großen Nebenflüsse des Orinoko und des Amazonenstroms, Guaviare, Inirida, Rio Negro, Caqueta oder Japura und Putomayo oder Ica untereinander zusammenhängen“ (56). Zur Zeit von Humboldt hatte man dieser Verbindung vom Orinoko zum Amazonas noch eine größere Bedeutung für die verkehrsgeografische Erschließung Südamerikas beigemessen, was Humboldt in seinem Reisebericht darstellt:Ein Land, neun- bis zehnmal größer als Spanien und reich an den manigfaltigsten Produkten, kann mittels des Naturkanals des Casiquiare und der Gabelteilung der Flüsse nach allen Richtungen hin befahren werden. Eine Erscheinung, die eines Tages von bedeutendem Einfluß auf die politischen Verhältnisse der Völker sein muß, verdient es gewiß, daß man sie genau ins Auge faßte“ (57). Die von Humboldt erwartete Bedeutung für die verkehrsgeografische Erschließung Südamerikas erlangte die Flußbifurkation des Rio Casiquiare später jedoch nicht. Der Umstand, daß die geografische Erforschung der Fußsysteme Südamerikas bislang so defizitär war, führt Alexander von Humboldt in seinem Reisebericht auf die eifersüchtigen, von Mißtrauen geprägten Rivalitäten der spanischen und der portugisischen Kolonialmächte in Südamerika zurück: „Diese Eifersucht ist nicht ohne Einfluß auf den Umstand gewesen, daß unsere geographische Kunde von den Nebenflüssen des Amazonenstroms bis jetzt so mangelhaft ist“ (58). Diese von Humboldt festgestellten, in der Kolonialzeit angelegten geopolitischen Rivalitäten der Kolonialmächte in Südamerika wirken bis in die Gegenwart fort und sie sind heute ein wesentlicher Aspekt bei der Zerstörung des tropischen Regenwaldes des Amazonastieflandes, worauf im Folgenden näher eingegangen wird.

Bei meiner Reise durch das Amazonas-Tiefland im März und April 2016 bin ich mit einem Flußschiff zuerst von Yurimaguas über die Flüsse Huallaga und Marañón nach Iquitos (ca. 145.000 Ew.) gefahren. Etwa 125 km oberhalb der Stadt Iquitos vereinigt sich der ca. 1600 km lange Rio Marañón mit dem ca. 2600 km langen Rio Ucayali zum Amazonas. Um den Urwald des Amazonastieflandes etwas näher kennenzulernen, habe ich von Iquitos aus an einer viertägigen Tour in den Regenwald am Rande des Naturparks Pacaya Samiria teilgenommen. Touren in den Regenwald werden in Iquitos von zahlreichen Tourenveranstaltern angeboten. Bei diesen Touren kann man verschiedene im Amazonas-Urwald lebende Tierarten antreffen. Unter anderem begegnete ich während der Tour, an der ich teilnahm, verschiedenen Boas und Anakondas, Brüllaffen, Klammeraffen, Kapuzineraffen, sowie einem Dreizehenfaultier, und vor allem zahlreichen Vogelarten, darunter dem Hoatzin (Opisthocomus hoazin). Der Hoatzin ähnelt dem Urvogel Archäopterix, doch seine Verwandtschaft ist völlig ungeklärt. Eine derartige Tour in den Regenwald wäre ohne größeren Aufwand an Vorbereitung und Ausrüstung kaum selbst zu organisieren, erst recht nicht im Rahmen einer Rucksackreise, wie ich sie unternommen habe. Als ein zukünftiges Reisevorhaben wäre eine selbst organisierte Kanutour in eine abgelegenere Gegend der Amazonasregion denkbar, denn dort ist die Chance, mehr und seltenere Tierarten anzutreffen, erheblich größer. Die größte Herausforderung, die bei einem derartigen Vorhaben zu bewältigen ist, sind die Massen von Moskitos, vor denen man nur in Flußmitte in großem Abstand zum Ufer sicher ist. Von Iqitos bin ich mit einem Flußschiff weiter zum Dreiländereck mit den Orten Santa Rosa (Peru), Leticia (Kolumbien) und Tabatinga (Brasilien) gefahren. Von hier aus wollte ich mit einem weiteren Flußschiff ins Zentrum der Amazonasregion, nach Manaus weiterreisen, eine Fahrt von ca. 3-4 Tagen. Mit einem weiteren Schiff kann man von Manaus über den Rio Madeira nach Porto Velho und dann per Bus über Rio Branco wieder nach Peru gelangen.

Was das Wetter anbelangt, war im Unterschied zu Mittelamerika, wo während meiner Reise in den Monaten Dezember 2015 bis Februar 2016 trockenes Sonnenwetter vorherrschte, im Nordwesten Südamerikas in den Monaten März bis Mai 2016 Regenzeit. Die Berge der Anden insbesondere in Kolumbien und Ecuador waren in dichte Wolken gehüllt - ein für Bergtouren ungünstiges Wetter. Auch im Amazonastiefland regnete es häufiger, wenngleich es auch Zeitabschnitte mit heiterem Wetter gab. Aufgrund der Regenzeit ist auch der Wasserstand in den Flüssen höher, doch das Maximum war noch nicht erreicht. Während der Regenzeit steigt der Wasserstand im Amazonas um bis zu 15 m an, und weite Teile des ufernahen Regenwaldes stehen unter Wasser. Während meiner Reise durch das Amazonastiefland am Ende der Regenzeit regnete es täglich, doch überwiegend in der Nacht, wenn die Temperaturen auch etwas abkühlen.

Nach einer dreitägigen Flußschiffreise auf dem Amazonas ab Tabatinga über eine Distanz von ca. 1500 km erreichte ich die Zweimillionenstadt Manaus in Zentrum der Amazonasregion. Manaus ist Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas. Ihre Bedeutung erlangte die Stadt Manaus während des Kautschukbooms in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie wurde zum bedeutendsten Exporthafen für Kautschuk, da der Amazonas bis hier von großen Ozeanschiffen befahren werden kann. Während des Kautschukbooms wurden zehntausende von Arbeitern als Gummizapfer angeworben, und der Wissenschaftsjournalist Andrew C. Revkin stellt in seinem Buch „Chico Mendez. Tod im Regenwald“ fest: „Zwischen 1850 und 1900 stieg die Anzahl der Kautschuksammler im Amazonasgebiet von 5300 auf 124.000“ (59). Die Mehrzahl dieser Arbeiter kam aus dem östlichen Landesteil von Brasilien, der zum Armenhaus Brasiliens geworden war, denn „um 1850 waren die Wälder alle abgeholzt und hatten Viehweiden Platz gemacht. Verheerende Dürren hatten die Region verwüstet“, sodaß „Tausende von Menschen flohen“, worauf Revkin hinweist (60). Während des Kautschukbooms entstand in der Amazonas-Region im Zuge der Kautschukgewinnung ein System von Schuldsklaverei (aviamento), und große Teile der indigenen Bevölkerung mußte Zwangsarbeit leisten, wobei Zehntausende verstarben. So sind alleine durch das Zwangsarbeitsregime der von Julio César Arena del Águila geleiteten Peruvian Amazon Rubber Company am Rio Putumayo mehr als 40.000 Personen ums Leben gekommen (61). Diese Brutalität wird nur noch durch die Methoden der Kautschukgewinnung im Kongo-Freistaat während der Herrschaft König Leopolds II. mit ca. 8-12 Mio. Todesopfern übertroffen (62). Die genozidalen Methoden der Kautschukproduktion sind bis heute kaum wissenschaftlich bearbeitet worden, und auch in Brüssel bemüht man sich nicht darum, wie ich dort feststellen mußte.

Die Stadt Manaus liegt an der Einmündung des Rio Negro, einem sogenannten Schwarzwasserfluß, in den Amazonas, der oberhalb der Einmündung des Rio Negro auch Rio Solimões genannt wird. Der Rio Negro ist mit einer Länge von 2253 km und einer Wasserführung von rund 28.400 m³/s der zweitgrößte Nebenfluß des Amazonas. In Manaus hatte ich erneut etwas Aufenthalt gehabt, da auch hier wie schon auf der Strecke von Leticia\Tabatinga nach Manaus pro Woche lediglich zwei Schiffe den Rio Madeira nach Porto Velho hinauffahren. Der Rio Madeira ist mit einer Länge von 3240 km und einer Wasserführung von rund 31.200 m³/s der größte Nebenfluß des Amazonas. So beträgt sein Einzugsgebiet 21 % vom gesamten Amazonaseinzugsgebiet. Zum Vergleich macht das Einzugsgebiet des Rio Negro, der bei Manaus in den Amazonas mündet, lediglich 11 % aus. Es ist beeindruckend, südlich von Manaus das Zusammenfließen des dunklen Wassers des Rio Negro mit dem des Amazonas\Solimoes vom Schiff aus betrachten zu können. Als sogenanntem Schwarzwasserfluß ist das Wasser des Rio Negro sedimentarm und hat die dunkle Farbe durch Humusstoffe. Der Rio Madeira hingegen ist ein sehr sedimentreicher Fluß mit einer rotbraunen bis gelblichen Farbe, die an Milchkaffee erinnert. Wie der Amazonas ist auch der Rio Madeira ein Weißwasserfluß. Mehr als 50 % des Sediments, das an der Mündung des Amazonas in den Atlantik gelangt, stammt vom Rio Madeira. Der Amazonas transportiert unterhalb der Einmündung des Rio Madeira ca. 800 km vor der Mündung eine Sedimentfracht von jährlich 1,2 Miliarden Tonnen Sediment. Unterhalb der Einmündung des Rio Madeira ist der Amazonas 4 bis 10 km breit und er wird von einem 20 bis 60 km breiten Saum aus Schwemmland begleitet, der nur auf den Uferwällen (Restingas) besiedelbar ist. Die Fahrt auf dem Rio Madeira von Manaus nach Porto Velho dauerte fünf Tage. Flußaufwärts, entgegen der Strömung dauern Fahrten zwar länger, doch die Schiffe fahren nahe am Ufer entlang in ca. 15-20 m Abstand zum Ufer, da dort die Strömung geringer ist, als in der Flußmitte. So sieht man mehr vom ufernahen Regenwald und den Siedlungen am Flußufer. Doch um Tiere sehen und beobachten zu können, muß man sich über Nebenflüsse weit in abgelegene Teile der Amazonasregion hineinbegeben.

Von Porto Velho, der Hauptstadt des Bundesstaates Rondonia, fuhr ich per Bus nach Rio Branco, der Hauptstadt des Bundesstaates Acre, und von dort weiter nach Xapuri, Brasileia und Assis, wo ich die Grenze nach Peru überquerte und nach Puerto Maldonado gelangte. Durch alle diese Orte verläuft die Fernstraße Transocnica (BR 317), die sich in der Fernstraße Transamazonica (BR 230) fortsetzt. Mit dem Bau der Transamazonica ab 1970 setzte in der Amazonas-Region ein Kreislauf der Zerstörung ein, der bis heute anhält. Entlang dieser Verkehrsschneisen strömen Holzfäller, Goldsucher und Kleinbauern in den Amazonas-Regenwald, und der Meteorologe Prof. Dr. Luiz Carlos B. Molión erörtern in seinem Text: „Entwaldung von Amazonien und Auswirkungen auf das Weltklima“ die Folgen:Die Einwanderung in das Amazonasgebiet bewirkte ein Bevölkerungswachstum, das weit über dem nationalen Durchschnitt lag und damit wiederum zur vermehrten Abholzung führte. Während die Gesamtbevölkerung Brasiliens von 1970 bis 1980 um 27 Prozent und zwischen 1980 und 1985 um weitere 14 Prozent wuchs, stiegen die Zahlen für das Amazonasgebiet in den gleichen Zeiträumen um 56 Prozent, beziehungsweise um 23 Prozent. Die Regionen mit dem größten Einwandererzustrom zeigten also auch den höchsten Anstieg der Bevölkerungsdichte. Rondonias Bevölkerung beispielsweise wuchs in den oben genannten Zeiträumen um 351 Prozent beziehungsweise um 82 Prozent. Der Grund für diesen Zustrom (…) ist (…) in einem unzureichenden Landvergabesystem und dem Scheitern eines Agrar-Reform-Programms außerhalb Amazoniens zu suchen“ (63).

Der Regenwald wurde großflächig gerodet und mußte riesigen Rinderweiden weichen. In seinem Buch: „Wirtschaftsmacht Brasilien. Der grüne Riese erwacht“ beleuchtet der Journalist Alexander Busch den Prozeß der Regenwaldzerstörung: Die Rinderzüchter „brennen das Land ab und lassen Rinder darauf weiden. Heute sind es die Rinder, die dem Regenwald am stärksten zusetzen. Das meiste neue Weideland Brasiliens entsteht heute am Amazonas. Auf der Rangliste der Waldzerstörer kommen nach den Rinderzüchtern die Holzkonzerne, dann die Farmer mit Soja, Mais, Reis und Baumwolle und zunehmend der Bergbau – und vor allem die unzähligen Garimpeiros, also die illegalen Gold- und Diamantensucher. Doch immer öfter sind es die großen Konzerne, die Eisenerz oder Bauxit fördern wollen“ (64). Während meiner Reise durch die Amazonasregion wollte ich mir selbst ein Bild von der Zerstörung des Regenwaldes und den dieser Zerstörung zugrunde liegenden Ursachen und Zusammenhänge machen, und dabei gelangte ich auf dem Weg von Porto Velho und Rio Branco nach Puerto Maldonado und Cusco in die kleine Stadt Xapuri (ca. 16.000 Ew.). In Xapuri erinnert ein Denkmal an den Umweltschützer Francisco „Chico“ Mendes (1944-1988). Mendes hatte eine Gewerkschaft der Kautschukzapfer gegründet und hatte sich gegen die Zerstörung des Regenwaldes eingesetzt (65). Deshalb wurde er am 22.12.1988 im Auftrag von Großgrundbesitzern ermordet. Der Journalist Alexander Busch verweist in seinem Buch: „Wirtschaftsmacht Brasilien. Der grüne Riese erwacht“ auf die TatumständeDie meiste Gewalt auf dem Land Brasiliens findet vor allem in diesen Pionierregionen am Rande des Amazonas statt: Gedungene Mörder vertreiben und ermorden Kleinbauern und Gewerkschafter, Priester und Umweltschützer, die sich für sie einsetzen“ (66). Die Zahl getöteter Umweltaktivisten nimmt stetig zu. Der Historiker Dr. Dawid Danielo Bartelt nennt in seinem Buch: „Konflikt Natur. Ressourcenausbeutung in Lateinamerika“ Zahlen: Im Jahr 2015 gab es „weltweit 185 ermordete Aktivisten, 2014 waren es noch 116. 50 der 185 waren Brasilianer, 26 Kolumbianer, 12 starben jeweils in Peru und Nicaragua. Insgesamt kamen 60 Prozent aller weltweit Ermordeten in Lateinamerika ums Leben“ (67).

Insgesamt ist von der ursprünglichen regenwaldbedeckten Fläche der gesamten Amazonasregion von 6 Mio qkm, die die Territorien von mehreren Staaten umfaßt, mittlerweile ca. 20 % gerodet, doch im brasilianischen Süden und Osten der Amazonasregion liegen die Gebiete der stärksten Entwaldung von bis über 50 %. Dieser „Arco de desmatamento“, der „Bogen der Waldzerstörung“ schließt sich insbesondere von Süden und Osten immer enger um die Amazonas-Region, und der Journalist Alexander Busch stellt fest: „Der Regenwald wird also vor allem von den Rändern angefressen“ (68). Hier wurden überwiegend riesige Rinderweiden, also keine kleinbäuerlichen Siedlungen angelegt. Doch der Siedlungs- und Bevölkerungsdruck auf den tropischen Regenwald wird gemacht, was der Geograf Dr. Peter E. Stüben in seinem Text: „Mit den Regenwäldern sterben ihre Bewohner“ analysiert: „Er entsteht dort, wo außerhalb der Regenwälder soziale, ökonomische und ökologische Probleme nicht gelöst werden, wo der Widerstand der Großgrundbesitzer – wie in Brasilien – gefürchtet wird, wo Landreformen unterbleiben (…). So entfielen 1975 in Brasilien 42 Prozent der Fläche auf nur 1 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe mit einer Größe von über 1.000 Hektar; während sich 52 Prozent aller Agrarbetriebe unter 10 Hektar 3 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche teilen mußten. (…) Es herrscht kein Zweifel: Migranten und Siedler sind nicht so sehr die Täter, sondern sie sind das Opfer dieses Prozesses“ (69). „Die Latifundienstruktur des heutigen Brasilien ist das direkte Erbe des portugisischen Vizekönigtums und des Sklavenregimes, das 350 Jahre Bestand hatte“, erklärt der Diplomat Dr. jur. Jean Feyder in seinem Buch: „Mordshunger. Wer profitiert vom Elend der armen Länder?“ und er führt weiter aus: „In Brasilien besitzen zwei Prozent der Grundbesitzer 43 Prozent des Ackerlandes. Viele dieser Ländereien liegen brach oder werden nur unregelmäßig genutzt: Nach Angaben des INCRA (Instituto Nacional de Colonizacao e Refororma Agrária / Nationales Institut für Besiedlung und Agrarreform) werden ungefähr 90 Millionen Hektar Ackerland nicht bebaut. So kontrollieren zum Beispiel in Pernambuco, einem Bundesstaat im Nordosten des Landes, gestern wie heute 27 Familien 25 Millionen Hektar (…). Die meisten dieser Familien stammen in direkter Linie von früheren Sklavenhändler- und Feudalsippen ab, die ihre Eigentumstitel im 16. und 17. Jahrhundert aus den Händen des Königs von Portugal erhalten hatten“ (70). Das archaische, aus der Kolonialzeit stammende Latifundium steht neben dem modernen, mit beträchtlichen Kapital und wirksamer Mechanisierung ausgestatteten landwirtschaftlichen Betrieb, und viele dieser sehr großen Güter werden von transnationalen Privatunternehmen insbesondere us-amerikanischer, japanischer oder europäischer Herkunft bewirtschaftet, wobei die riesigen Agrarfabriken oft mehrere zehntausend Hektar umfassen, worauf der der Diplomat Dr. jur. Jean Feyder verweist: „Die großen nationalen und transnationalen Firmen versuchen, das Modell einer auf Exporte ausgerichteten Landwirtschaft immer weiter auszudehnen. Von nun an stehen die Bauernbewegungen weniger den alten Latifundien, sondern den neuen Multis gegenüber, die mehr und mehr die Ländereien der Latifundienbesitzer übernehmen, die seit langem ziemlich unproduktiv waren. Diese unterliegen jetzt der Produktivitätslogik großflächiger Monokulturen“ (71). Mittlerweile hat sich Brasilien zur drittgrößten Agrarmacht der Welt nach den USA und der EU entwickelt, und der Konzentrationsprozeß bei der Verteilung des Landeigentums und im Agrarbereich beschleunigt sich weiter. Gleichfalls beschleunigt sich die Verdrängung der Menschen aus dem ländlichen Raum. Diese aus dem ländlichen Raum verdrängten Menschen lassen die Slums der Megacitys anwachsen und sie roden im Regenwald Land, um dort trotz ungeeigneter und schwieriger Umweltbedingungen Landwirtschaft zu betreiben.

Somit stellt sich die Frage nach Alternativen, die an den Wurzeln der Problematik ansetzen, worauf der Politikwissenschaftler Dr. Hans Diefenbacher und der Physiker Dr. Ulrich Ratsch in ihrem Buch: „Verelendung durch Naturzerstörung. Die politischen Grenzen der Wissenschaft“ hinweisen: „Den Druck von Kleinsiedlern auf den verbliebenen Wald kann man nur vermindern, wenn man diesen Menschen Alternativen anbietet, die es ihnen ermöglichen, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Dazu bedarf es umfassender Reformen, vor allem in der Agrarpolitik, und einer Bodenreform“ (72). Die Siedler als Verursacher der Vernichtung der Regenwälder zu betrachten, ignoriert den entwicklungspolitischen Kontext, unter dem die Kolonisierung Amazoniens abläuft, was die Politikwissenschaftler Prof. Dr. Lothar Brock und Dr. Stephan Hessler in ihrem Text: „Globaler Umweltschutz oder Öko-Imperialismus? Die ökologische Notwendigkeit neuer Nord-Süd-Beziehungen. Das Beispiel der Amazonia“ hervorheben: „Die Siedler sind ‚Überschußbevölkerung‘ aus der traditionellen Elendsregion Nordost-Brasiliens und dem modernisierten Süden, sie betreiben in ihrer überwiegenden Mehrheit auf kargen Böden eine Subsistenz-Landwirtschaft. Ihr Eindringen in die Amazonia ist das Produkt des Verelendungswachstums im übrigen Brasilien. Der Kleinbauer ist Instrument und nicht Ziel staatlicher Erschließungsförderung, die letztlich auf großkommerzielle Ressourcennutzung ausgerichtet ist“ (73). Die Kleinbauern sind somit Werkzeug staatlicher und kommerzieller Interessen, und nicht die eigentliche Ursache des Ökozids in der Amazonas-Region. Die Kleinbauern „stellen unwissentlich durch Rodung, Besitznahme und Kultivierung Vorleistungen für eine kommerzielle Nutzung des Areals bereit, bis es durch Kauf, Drohung oder Vertreibung in den Besitz von Großgrundbesitzern und Spekulanten kommt“, erklären die Politikwissenschaftler Prof. Dr. Lothar Brock und Dr. Stephan Hessler (74), und sie stellen fest, daß die eigentliche Ursache der armutsbedingten Naturzerstörung am Amazonas die nicht erfolgte Landreform in Brasilien ist: „Untersuchungen der Migrationsgeschichte von Siedlern in Rondonia weisen nach, daß die Mehrzahl ursprünglich aus ländlichen Regionen Nordost-Brasiliens stammt. In einer auf den Export ausgerichteten, agrotechnisch modernisierten Agrarproduktion auf Basis von Großgrundbesitz sind Kleinbauern überflüssig. In der Erschließung von ‚Land ohne Menschen‘ für ‚Menschen ohne Land‘ bot sich ein Ventil zur Lösung latenter Landkonflikte. Anstatt einer gerechten Verteilung alter Besitzstände wurde Neuland verteilt. Diese Politik der Extensivierung von Wirtschaftsräumen anstelle dringend erforderlicher interner Veränderungen ist typisch für das brasilianische Entwicklungsmodell“ (75).

Während, wie aufgezeigt, Alternativen für die in den tropischen Regenwald hineinströmenden Siedler außerhalb des Regenwaldes gesucht und gefunden werden müssen, sind im Regenwald Alternativen einer wirklich nachhaltigen Nutzung des Regenwaldes und entsprechende Lebensweisen und Wirtschaftsformen schon längst vorhanden und werden von den Bewohnern des Regenwaldes seit Jahrtausenden praktiziert, worauf die Politikwissenschaftler Prof. Dr. Lothar Brock und Dr. Stephan Hessler verweisen: „Die Lebensinteressen der indianischen Völker sind intern definiert. Sie stehen in einem kulturellen Zusammenhang und sind langfristig orientiert. Sie beruhen auf der Integration der Wirtschaftsweise in die Kreisläufe des Ökosystems“ (76). Die Lebensinteressen der indianischen Bevölkerung stehen in einem Widerspruch zu Nutzungsinteressen, die den Regenwald extern definieren, sodaß wesentliche Charakteristiken indianischer Tropenwaldnutzung verkannt werden und der Modernisierungsideologie entgegen stehen: Risikominimierung statt Gewinnmaximierung, langfristige Nutzungsorientierung und Nachhaltigkeit statt kurzfristiges Profitinteresse, Diversifizierung statt Monokultur, Erkennen und Optimieren klimatischer, regionaler und ökologischer Unterschiede ihrer Umwelt. Der Geograf Dr. Peter E. Stüben stellt in seinem Buch: „Kahlschlag im Paradies. Die Vernichtung der Regenwälder – Das Ende der Stammesvölker“ fest, daß im Regenwald die Alternativen einer nachhaltigen Bewirtschaftung schon vorhanden sind: Zu den charakteristischen Merkmalen, die die ökologische ‚Sicherheit‘ von Stammesvölkern im Wesentlichen bestimmen, gehören ferner: 1. eine nichtanthropozentrische Weltsicht; 2. ein Konzept der ‚begrenzten Güter‘; 3. gesellschaftliche Regelungen und Techniken, die zu ‚Ökonomien ohne Wachstumsrate‘ führen, und 4. Formen ‚lokaler Selbstgenügsamkeit‘, die die Anwendung solcher das Ökosystem gefährdenden Gewaltmittel von vornherein unmöglich machen. (…) Die ‚ökologische Alternative‘ in den Tropen (…) muß daher nicht erst ‚erfunden‘ werden – sie existiert bereits!“ (77). Der ökologischen Vielfalt der Regenwälder entspricht eine Vielfalt kultureller Anpassungs- und Nutzungsformen, worauf der Geograf Dr. Peter E. Stüben in seinem Text: „Mit den Regenwäldern sterben ihre Bewohner“ hinweist, sodaß „die meisten Regenwaldgesellschaften eigene systemstabilisierende Antworten auf die Herausforderungen ganz unterschiedlicher Ökosysteme gegeben haben“ (78). Gemäß der Definition von Dr. Peter E. Stüben in seinem Text: „Earth First! Ethno-Ökologie: Von der Aktionsethnologie zur Aktionsökologie“ ist die Aufgabe der Ethno-Ökologie die „Rekonstruktion der Koevolution und der ‚historisch‘ wechselvollen Beziehung von Mensch und Umwelt“ (79). Ethno-ökologische Forschung führte zu der Erkenntnis, daß die Bewohner des Regenwaldes über eine Vielfalt angepaßter Technologien, Lebensweisen und Bewirtschaftungsformen verfügen, um im Wald im Überfluß, und nicht im Mangel zu leben. Tropische Regenwälder sind somit weniger Ur- oder Naturwälder, sondern vielmehr Kulturwälder, die sich in wechselseitiger Abhängigkeit mit den Bewohnern des Regenwaldes in einem Prozeß der Koevolution entwickelt haben.

Der Komplexität der Regenwald-Ökosysteme entspricht ein umfangreiches und komplexes indigenes Wissen, das den Charakter einer „Ökosophie“ hat, wie der Geograf Dr. Peter E. Stüben in seinem Text: „Earth First! Ethno-Ökologie: Von der Aktionsethnologie zur Aktionsökologie“ erklärt, wohingegen unsere Zivilisation sich eine Denkweise zu eigen gemacht hat, die zwar kurzfristige Teilerfolge verspricht, aber langfristig in die ökologische Katastrophe führen muß: „In den Ökosophien indigener Gesellschaften spiegeln sich das Selbstverständnis und die Vertrautheit im Umgang mit der Mitwelt wider, die unsere analytisch-rationale Teilung in mineralische, pflanzliche, tierische und menschliche Bereichswelten – wie sie in den Wissensmustern und Erkenntnishierarchien unserer scientific community eine entscheidende Rolle spielen – nicht kennen“ (80). Die Kulturen der indigenen Bevölkerung und ihre traditionelle Subsistenzökonomie sind Beispiele für die gelungene Anpassung an ein Ökosystem, und fast alle Lebensbereiche in diesen kleinen Gemeinschaften sind auf die Erhaltung und Stabilisierung des ökologischen Gleichgewichtes abgestimmt, sodaß Dr. Peter E. Stüben in seinem Text: „ Die Weisheit der ‚Primitiven‘ – eine ökologische Alternative? Die Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation“ auf Grundlage der Erkenntnisse der Ethno-Ökologie für eine Neuformulierung des Fortschrittsbegriffs plädiert: „Es zeigt, daß Stammesvölker anscheinend über Jahrtausende hinweg Formen des Zusammenlebens entwickelt haben, in denen die Angehörigen eine ihre ‚Ökonomie‘ regelnde Antwort auf das Bedürfnis nach ökologischer Sicherheit zu geben versucht haben. Subsistenzwirtschaft ist dann aber nicht ein Synonym für eine teils minderwertige, teils vorsintflutliche Lebensweise, sondern nur ein anderer Ausdruck für den Prozeß der bewußt bzw. unbewußt vollzogenen Anpassung einer Gesellschaft an bereits bestehende Formen des Umgangs mit intakten Ökosystemen – und damit selbst ein Kriterium für Fortschritt“ (81). Die indigenen Systeme der Ressourcen-Wahrnehmung, der Ressourcen-Nutzung und des Ressourcen-Managements können somit auf signifikante Weise zum Schutz der Regenwälder beitragen, wie der der Geograf Dr. Peter E. Stüben in seinem Text „Mit den Regenwäldern sterben ihre Bewohner“ feststellt: “Erst die Sicherung der Lebensgrundlagen der indigenen Regenwaldvölker und die Wahrnehmung ihrer Landrechte ist gleichbedeutend mit Naturschutz der allerbesten Qualität“ (82).

Bei der Zerstörung des tropischen Regenwaldes sind Naturzerstörung und Kulturzerstörung miteinander verbunden, sodaß „mit der Kulturzerstörung zwangsläufig auch Naturzerstörung einhergeht, wenn indigenes Wissen, indigene Nutzung und damit indigener Schutz der Regenwälder verlorengehen“, worauf der Geograf Dr. Peter E. Stüben in seinem Text „Mit den Regenwäldern sterben ihre Bewohner“ verweist (83). Die präkolumbianische Bevölkerung des Amazonas-Regenwaldes lag bei ca. sechs Mio. Einwohnern, und für ganz Südamerika wird eine ursprüngliche Bevölkerungszahl von ca. 60 Mio. Einwohnern geschätzt. Heute umfaßt die indigene Bevölkerung des Amazonas-Regenwaldes noch ca. 150.000 Personen: „Alleine in Brasilien sind in der ersten Hälfte dieses [20.] Jahrhunderts 87 Indianervölker, seit dem Beginn der Kolonialzeit neunzig Prozent der einstigen Urbevölkerung ausgerottet worden. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung Brasiliens beläuft sich heute auf zirka 0,2 Prozent“ stellt Stüben fest (84). Die physische und kulturelle Vernichtung der indigenen Bevölkerungen als Folge der Zerstörung der ökologischen Lebensgrundlagen wird als „Ökozid“ bezeichnet. Auf diesen Ökozid und die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes hat am Beispiel der Yanomami-Indianer Rüdiger Nehberg mit seinen abenteuerlichen Expeditionen aufmerksam gemacht (85). Brasilianische Politiker und Militärs, die die weitere wirtschaftliche Erschließung der Amazonas-Region befürworten, sehen allerdings in gegenläufigen Aktivitäten von Naturschützern einen Angriff auf die brasilianische Souveränität und vertreten die These, daß die Naturschützer eine Internationalisierung der Amazonas-Region anstreben und daß die internationalen Umweltschutzaktivitäten zur Rettung des Amazonas-Regenwaldes ein Hindernis auf dem Weg zur ‚Weltmacht Brasilien‘ darstellen, wie die Politikwissenschaftler Prof. Dr. Lothar Brock und Dr. Stephan Hessler in ihrem Text: „Globaler Umweltschutz oder Öko-Imperialismus? Die ökologische Notwendigkeit neuer Nord-Süd-Beziehungen. Das Beispiel der Amazonia“ hervorheben: „Der damalige brasilianische Präsident Sarney griff ein altes Argument der Militärs wieder auf und warf den Industrieländern vor, unter dem Deckmantel des Umweltschutzes die Internationalisierung der Amazonasregion zu betreiben. Er nannte das internationale Engagement auch von Nichtregierungsorganisationen zur Rettung des Regenwaldes ‚heimtückisch, grausam und verlogen‘. Die ausländische Kritik an der Umweltzerstörung in Brasilien sei Teil einer internationalen Kampagne, die darauf abziele, Brasilien an der Nutzung seiner Naturreichtümer und somit am Aufstieg zur Weltmacht zu hindern“ (86).

Die heutigen Zerstörungen des tropischen Regenwaldes in der Amazonas-Region gehen im Wesentlichen auf Planungskonzepte der Militärregierung zurück, die im Jahre 1964 in Brasilien durch einen Putsch an die Macht gelangt war und die bis 1985 regierte, was der Gesellschaftswissenschaftler Helmut Hagemann in seinem Text: „Stirbt der Wald, stirbt der Mensch. Bergbau, Viehzucht und Industrie zerstören den Lebensraum der letzten Stammesvölker Brasiliens“ analysiert: „Unter dem Eindruck, daß Peru und Bolivien Mitte der sechziger Jahre die Entwicklung ihres Amazonasraumes forcierten und zwar auch in grenznahen Gebieten, riefen die Militärs – nicht zuletzt unter dem Einfluß starker nationalistischer Kräfte – 1966 den Beginn der ‚Operation Amazonien‘ aus. Durch ein großangelegtes, ehrgeiziges Erschließungsprogramm sollten schnellstmöglich die Eigeninteressen in dem unerschlossenen Staatsgebiet dokumentiert und fremde Einflüsse kontrolliert werden“ (87). Nach Auffassung des Militärs würde die Hoheit Brasiliens über seinen Teil der Amazonas-Region faktisch nicht wahrgenommen, und die Unverletzlichkeit des unerschlossenen Raumes wäre an den weitläufigen Grenzen der sieben Anrainerstaaten Bolivien, Peru, Kolumbien, Venezuela, Guyana, Surinam und Französisch Guayana nicht gewährleistet, was der Gesellschaftswissenschaftler Helmut Hagemann weiter ausführt: „Das Bewußtsein, den Großraum nicht wirklich zu kontrollieren, wurde auch in dem Maße empfindlich verletzt, wie deutlich wurde, daß mächtige ausländische Interessenten sich darauf vorbereiteten, die wirtschaftlichen Reichtümer Amazoniens auszubeuten. Vor allem in den USA waren dazu Studien angefertigt worden. Am Hudson-Institut war ein Konzept entwickelt worden, die großen Amazonasflußläufe zu Binnenmeeren anzustauen und über diese neuen Seewege den Großraum zu erschließen und vor allem Bergbau zu betreiben“ (88). Die beiden Hauptziele der Militärregierung bei der ‚Operation Amazonien‘ waren zum einen die Erlangung der Kontrolle über die ausgedehnten und wenig bevölkerten Grenzgebiete Brasiliens, und zum Anderen die Beschleunigung des wirtschaftlichen Wachstums, und der Gesellschaftswissenschaftler Dr. Manfred Wöhlke stellt in seinem Buch: „Brasilien. Anatomie eines Riesen“ fest: „Die Geopolitik ‚nach innen‘ konzentriert sich insbesondere auf die sozio-ökonomische Entwicklung und die politisch-militärische Kontrolle des wenig erschlossenen Amazonasbeckens“ (89). Für beide Ziele war die Amazonas-Region von wesentlicher Bedeutung, worauf der Journalist Alexander Busch in seinem Buch: „Wirtschaftsmacht Brasilien. Der grüne Riese erwacht“ verweist:die Militärs begannen in den 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit einer Kolonisierung des Amazonas. ‚Land ohne Menschen für Menschen ohne Land‘ war das Motto der Generäle, mit dem sie die Besiedelung des Amazonas vorantreiben wollten“ (90).

Nach den Plänen der Militärregierung sollte die Erschließung und Besiedlung der Amazonas-Region insbesondere zur Entlastung des überbevölkerten und chronisch notleidenden Nordostens Brasiliens beitragen, was der Geograf Prof. Dr. Gerhard Sander und der Soziologe Prof. Dr. Hanns-Albert Steger in ihrem Buch: „Lateinamerika“ erklären, und dabei „richtet sich die Entwicklungspolitik in erster Linie auf die Öffnung von Entwicklungsbreschen entlang neuer Fernstraßen, die gleichzeitig der Kolonisation, der Erschließung von Bodenschätzen und der Anbindung des leeren Binnenraums an die wirtschaftlichen und demographischen Kerngebiete im Osten dienen“ (91). Wie der Wissenschaftsjournalist Andrew C. Revkin in seinem Buch: „Chico Mendez. Tod im Regenwald“ aufzeigt, hatte in den Planungen der Militärregierung die Amazonas-Region die Funktion „eines Auffangbeckens für die ‚Überschußbevölkerung‘, wie die Planer jene Bauern bezeichneten, die im entwickelten Süden als Folge der Mechanisierung der Landwirtschaft und der Konzentration des Bodens in den Händen der Großgrundbesitzer von ihrem Land vertrieben worden waren. (…) Es würde viel einfacher sein, sie in eine abgelegene Gegend umzusiedeln, als eine ernsthafte Bodenreform in Angriff zu nehmen, bei der die brachliegenden Ländereien der Großgrundbesitzer aufgeteilt und den armen Bauern gegeben werden müßten“ (92). Zudem stellten die Wälder ein Hindernis auf dem Weg zur vollkommenen Kontrolle über das Land dar, und die Besetzung des Hinterlands wurde zu einem „permanenten nationalen Ziel“ des Militärs, worauf der Geograf Prof. Dr. Gerhard Sander und der Soziologe Prof. Dr. Hanns-Albert Steger in ihrem Buch: „Lateinamerika“ verweisen, und unter dem Schlagwort „Marsch nach Westen“ dringt die Pionierfront vor und dabei erfolgt die „Aufschließung des amazonischen Binnenraums im Sinne eines kolonialen, peripheren Rohstofflieferanten, der militärisch-strategisch abgesichert wird“ (93). Dieses ökonomische Konzept, das auf der Ausbeutung von größtenteils nicht erneuerbaren Naturressourcen beruht sowie auf der Expansion in Gebiete, die zuvor als unproduktiv galten, wird „Extraktivismus“ (94) genannt, und dieses erklärt der Historiker Dr. Dawid Danielo Bartelt in seinem Buch: „Konflikt Natur. Ressourcenausbeutung in Lateinamerika“: „Extraktivismus heißt, eine Volkswirtschaft auf Rohstoffausbeutung auszurichten und andere Sektoren um den Rohstoffsektor herum zu organisieren. Extraktivismus heißt aber auch, die Gesellschaften, die Menschen und die Territorien, in denen sie leben, einzurichten und einzuschwören auf eine Form von Entwicklung, von Produktion und Konsum, die in der Rohstoffausbeutung ihre Grundlage hat“ (95). Länder, deren Volkswirtschaften auf Rohstoffausbeutung ausgerichtet sind, sind oft signifikant durch Armut, Gewalt und Kriege geprägt, sodaß von einem „Ressourcenfluch“ (96) gesprochen wird, worauf die Korrespondenten Jens Glüsing, Alexander Jung und weitere in ihrem Text: „Der Fluch der Ressourcen“ hinweisen: „Wo ein Land von Bodenschätzen lebt, da sind oft autoritäre Regime an der Macht, die die Menschenrechte mißachten und Minderheiten unterdrücken“ (97).

Das Ergebnis dieser Politik ist die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes, die wir heute feststellen können, und ein Ende dieses Prozesses der Regenwaldzerstörung ist noch nicht in Sicht. Ein wirksamer Schutz und nachhaltiger Erhalt des Amazonas-Regenwaldes hat somit drei unabdingbare Voraussetzungen: 1. Eine Änderung unserer ressourcenverschwendenden Lebens- und Wirtschaftsweise, die in ihren Folgewirkungen große Teile der Welt zu Rohstoffextraktionsgebieten degradiert. 2. Eine wirksame Boden- und Landreform außerhalb des Amazonas-Regenwaldes, die den Menschen in Südamerika Lebensperspektiven an ihren Wohnorten im Ländlichen Raum bietet. 3. Die Einbindung der indigenen Bevölkerungen des Amazonas-Regenwaldes in Naturschutzkonzepte.

7. Forschungsreisen mutiger Wissenschaftler erweitern unser Weltbild

Die von dem Bestreben, Grenzen zu überschreiten und Horizonte zu erweitern getragenen Forschungsreisen und Expeditionen mutiger Wissenschaftler und ihre unkonventionellen Erkenntnisleistungen erweitern unser Weltbild. Die Biologin Prof. Dr. Lynn Margulis weist in ihrem Buch: „Der symbiotische Planet oder wie die Evolution wirklich verlief“ auf die Bedeutung unseres Weltbildes hin: „Unser Weltbild prägt das, was wir sehen, und die Art und Weise, wie wir etwas lernen. Jede Idee, die wir als Tatsache oder Wahrheit akzeptieren, ist in ein umfassendes Denkgebäude eingebettet, dessen wir uns in der Regel nicht bewusst sind“ (98). In der Geschichte lösten mehrere Weltbilder einander ab, die ein Erklärungsmodell bieten, wie die Welt als Ganzes aufgebaut ist. Im babylonischen Weltbild war die Erde eine flache Scheibe. Im geozentrischen bzw. ptolemäischen Weltbild der griechischen Antike hat die Erde Kugelgestalt und sie steht im Zentrum der Welt. Im Zuge der kopernikanischen Wende setzte sich in der frühen Neuzeit das heliozentrische bzw. kopernikanische Weltbild durch. Doch noch heute sind ca. 25 % der Menschen in Europa der Meinung, daß „sich die Sonne um die Erde drehe“ (99).

Ebenso verbreitete sich in der frühen Neuzeit das mechanistische Weltbild, das die Welt nach dem Modell eines Uhrwerks als eine große Maschine auffaßt (Maschinenparadigma). Dieses mechanistische Weltbild hat insbesondere mathematische Methoden zur Grundlage, und es hat einen Wandel des Bildes der Natur von dem eines Organismus hin zu dem einer Maschine zur Folge. Galileo Galilei (1564-1642) war der Erste, der wissenschaftliche Experimente mit der Anwendung mathematischer Sprache verknüpfte, um die von ihm entdeckten Naturgesetze zu formulieren, was der Physiker Prof. Dr. Fritjof Capra in seinem Buch: „Wendezeit. Bausteine für ein neues Weltbild“ hervorhebt:Um es den Wissenschaftlern zu ermöglichen, die Natur mathematisch zu beschreiben, forderte Galilei sie auf, sich auf das Studium der wesentlichen Eigenschaften materieller Körper zu beschränken - Formen, Zahlen und Bewegung -, die gemessen und quantifiziert werden konnten“ (100). Francis Bacon (1561-1626) führte die empirische Wissenschaftsmethode ein, bei der aus Experimenten allgemeine Schlußfolgerungen gezogen werden, die dann in weiteren Experimenten überprüft werden. Nach Auffassung von Bacon ist es das Ziel des Wissenschaftlers, die Natur auf die Folter zu spannen, bis sie ihre Geheimnisse preisgibt, und Fritjof Capra folgert: „Seit Bacon ist es das Ziel der Wissenschaft, Wissen zu erwerben, das zur Beherrschung und Kontrolle der Natur genutzt werden kann, und heute werden Wissenschaft und Technologie vorwiegend für zutiefst antiökologische Zwecke genutzt“ (101). Capra verweist darauf, daß René Descartes (1596-1650) eine vollständige Wissenschaft von der Natur konstruieren wollte, die absolute Gewißheit vermitteln sollte und die wie die Mathematik auf absolut einleuchtenden Prinzipien beruhen sollte: „Descartes gab dem wissenschaftlichen Denken seinen allgemeinen Rahmen – die Anschauung von der Natur als einer perfekten Maschine, beherrscht von exakten mathematischen Gesetzen“ (102). Auch Pflanzen und Tiere waren nach Ansicht von Descartes Maschinen und ebenfalls der Körper des Menschen. Die analytische Methode von Descartes wurden zu einem wesentlichen Charakteristikum des modernen wissenschaftlichen Denkens, und sie besteht darin, Gedanken und Probleme in Stücke und in ihre Einzelteile zu zerlegen. Doch ihre Folge ist der in der Wissenschaft weit verbreitete Reduktionismus (103), der Glaube, alle Aspekte komplexer Phänomene könnten verstanden werden, wenn man sie auf ihre Bestandteile reduziert. Isaak Newton (1643-1727) lieferte mit seiner Physik eine geschlossene mathematische Theorie der Welt, wie Carpa erklärt: „Newton entwickelte eine vollständige mathematische Ausformulierung der mechanistischen Naturauffassung und schuf damit eine großartige Synthese der Arbeiten von Kopernikus und Kepler, Bacon, Galilei und Descartes“ (104). Das Bild der Welt als einer vollkommenen Maschine, das von Descartes eingeführt worden war, galt jetzt als bewiesene Tatsache und Newtons mathematisches System der Welt erwarb den Ruf, die korrekte Theorie der Wirklichkeit zu sein.

Der Philosoph und Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. John Dewey (1859-1952) weist in seinem Buch „Demokratie und Erziehung“ auf die Folgen dieses mechanistischen naturwissenschaftlichen Weltbildes für unsere Weltsicht hin: „Das Uniforme, nicht die Mannigfaltigkeit, wurde betont; als ideales Ziel wurde die ‚Weltformel‘ erstrebt, von der alle scheinbare Mannigfaltigkeit der Erscheinungen abgeleitet werden konnte. Dies ist das Ziel einer ‚mechanistischen‘ Philosophie. Eine solche Philosophie stellt aber nicht das echte Ziel der Naturwissenschaft dar. Sie nimmt die Technik für den Gegenstand, den künstlichen Apparat und die Namen der Dinge für die Wirklichkeit, die Methode für den Stoff. Die Naturwissenschaft beschränkt sich in ihren Feststellungen auf die Angabe der Bedingungen, die uns die Voraussage und die Beherrschung der Ereignisse möglich machen; sie kümmert sich nicht um die qualitative Seite der Ereignisse. Darin liegt ihr mechanischer und quantitativer Charakter. (…) So erhöht der Fortschritt der Naturwissenschaften tatsächlich die Macht des Menschen über die Natur, (…) die Philosophie jedoch, die die Ergebnisse der Naturwissenschaft zu formulieren vorgab, macht aus der Welt eine leere und eintönige Verteilung der Materie im Raum“ (105). Das Newtonsche Universum entsprach dem Bild einer vollkommenen Weltmaschine und war ein gewaltiges mechanisches System, das nach exakten mathematischen Gesetzen funktionierte und wie eine Maschine läuft, und der Physiker Prof. Dr. Fritjof Capra stellt fest:Den Wissenschaftlern des 18. und 19. Jahrhunderts bestätigte dieser ungeheuere Erfolg des mechanistischen Modells ihren Glauben, daß das Universum wirklich ein riesiges mechanisches System sei, das nach den Newtonschen Bewegungsgesetzen arbeitet, und daß Newtons Mechanik die allgemeingültige Theorie der Naturereignisse sei“ (106). Capra gelangt zu der Diagnose: „Um die Wirkung des Newtonisch-kartesischen Weltbildes zusammenzufassen (…), können wir sagen, das die mechanistische und reduktionistische Sicht, die der klassischen Physik und ganz allgemein der westlichen Denkweise zugrunde liegt, auf alle anderen Wissenschaften einen enormen Einfluß entfaltet hat“ (107), und: „In der Biologie hat das Newtonsche Weltbild zu einer Vorstellung geführt, dass ein lebender Organismus als eine aus einzelnen Teilen bestehende Maschine anzusehen ist“ (108).

In Abgrenzung zu diesem mechanistischen Weltbild entsteht seit dem Zeitalter der Aufklärung in mehreren Erkenntnisschritten und in Form einer interdisziplinären wissenschaftlichen Synthese das moderne evolutions-ökologisch fundierte geodynamische Weltbild. Insbesondere die Forschungsreisen und Expeditionen mutiger Wissenschaftler und ihre unkonventionellen Erkenntnisleistungen tragen hierbei zur Erweiterung unseres Weltbildes und zu Paradigmenwechseln bei. Naturforscher, wie z.B. Carl von Linné (1708-1778), der in Nordeuropa ausgedehnte Forschungsreisen durchgeführt hatte: seine Expedition durch Lappland 1732, seine Reise durch Dalarna 1734 und seine Gotland-Reise 1741, und auf dessen Spuren ich mich während meiner Reisen im nördlichen Europa oft bewegte, schufen mit ihnen Erkenntnissen das Fundament, auf dem die Erkenntnisse späterer Naturforscher, wie Humboldt, Darwin und vielen weiteren erst möglich wurden. Auf den Forschungsreisen Linnés standen neben botanischen und zoologischen Beobachtungen vor allem auch geologische, mineralogische und klimatologische Studien im Mittelpunkt, was das Thema des Textes: „Das Reformwerk Carl von Linnés und seine Folgen“ der Biologin Dr. Ilse Jahn in der von ihr herausgegebenen „Geschichte der Biologie“ ist: „Dieser naturgeschichtliche Gesamtaspekt kennzeichnet seine ganze Lebenszeit und Lehrtätigkeit an der Universität Uppsala, wo in akademischen Reden und zahlreichen Dissertationen die Beziehungen zwischen Erde, Pflanzen, Insekten und Klima, zwischen Tieren und Menschen und ihrer ‚Ökonomie‘ thematisiert worden sind“ (109). Carl von Linné erkannte, daß sich die verschiedenen Pflanzenarten, die er ausführlich mithilfe der von ihm entwickelten binären Nomenklatur klassifiziert hatte, nicht beliebig auf der Erdoberfläche verteilen, sondern daß sie in Abhängigkeit vom jeweiligen Klima Vegetationszonen (110) bilden, und er prägte den Begriff des „Limes norrlandicus“ (111), einer markanten Klima- und Vegetationsgrenze, die sich etwa entlang des 61. Breitengrades durch Nordeuropa erstreckt und die die mitteleuropäische Laubmischwaldzone von der nördlich gelegenen Zone des Borealen Nadelwaldes trennt. Auf dieser Erkenntnisgrundlage konnte Alexander von Humboldt (1769 – 1859) die Grundregel der Vegetationsgeographie formulieren, die besagt, daß die Zusammensetzung der natürlichen Pflanzengesellschaften an einem bestimmten Ort auf der Erde die exakte Widerspiegelung der jeweiligen klimatischen Verhältnisse an diesem Ort ist. Auf dieser Grundlage ließen sich nun auf der gesamten Welt Vegetations- und Klimazonen bestimmen und unterscheiden: „Die systematische Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Pflanzenstandorten, ihrer Höhe über dem Meeresspiegel und ihrer geographischen Lage ließ Humboldt zum Begründer der Pflanzengeographie werden“, was Prof. Dr. Kurt R. Biermann in seinem Buch: „Alexander von Humboldt. Aus meinem Leben. Autobiographische Bekenntnisse“ hervorhebt (112). Zudem gilt Humboldt als Begründer der vergleichenden Klimatologie.

Alexander von Humboldt hatte damit begonnen, die Natur und auch den Menschen mit seinem Einwirken auf die Natur in einem ökologischen Zusammenhang mit ihren lokalen und globalen Wechselwirkungen im Rahmen einer dynamischen Forschungsperspektive zu betrachten, zu studieren und zu erforschen, und dies macht bis heute die Aktualität von Humboldt aus. In seinem Buch: „Alexander Humboldt und die Globalisierung“ stellt der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Ottmar Ette die innovative Wissenschaftskonzeption von Alexander von Humboldt dar: „Charakterisiert wird die Humboldtsche Wissenschaft durch ihre Transdisziplinarität, ihre Interkulturalität und ihre Kosmopolitik, aber auch durch ihre transareale Ausrichtung, die auf weltweiten Korrespondentennetzwerken und Forschungsverbünden beruht (…). Sie zielt zugleich ab auf eine Popularisierung und Demokratisierung von Wissen und Wissenschaft (…). Weltweite Wechselwirkungen stehen in der humboldtschen Wissenschaft dabei sowohl im Focus der Konstruktion ihrer Gegenstände als auch ihrer eigenen Theorie und Fortentwicklung. (…) Als ‚Weltbeschreibung‘ im Sinne Humboldts nach ‚Weltgeschichte‘ geformt, unternimmt die humboldtsche Wissenschaft den ‚tollen‘ Versuch, in einer Mensch und Natur zusammendenkenden Konzeption die Grundlagen für eine sich im Kosmos [= Humboldts Hauptwerk] abzeichnende Weltwissenschaft zu erarbeiten“ (113). Ottmar Ette hebt hervor: „ Das Denken der Globalität (…) ermöglicht Humboldt ein Verständnis des Systems Erde: von den Tiefen der Meere bis auf die höchsten Gipfel der Anden, von den weltweiten Meeres- und Luftströmungen über die von ihm beobachteten und prognostizierten Klimaveränderungen oder Pflanzenmigrationen bis hin zu weltwirtschaftlichen Strömungen von Edelmetallen oder Fragen nach dem Zusammenleben der Völker und Kulturen“ (114). Im Rahmen seiner dynamischen Forschungsperspektive setzt Humboldt allem Statischen ein Bewegungsbild entgegen, worauf Ottmar Ette hinweist: „Eine bestimmte Region in Amerika, in Asien oder in Europa ist (…) die Gesamtheit bisheriger Bewegungen und Relationen, die diesen Raum gebildet haben, sowie das Potential an Bewegungen, die ihn künftig charakterisieren werden. So entsteht in dieser Weltwissenschaft aus transarealer Perspektive nicht nur ein Bewegungsbild der Vergangenheit; vielmehr zeichnen sich im Bild der von Humboldt bereisten und porträtierten Länder auch deren künftige Entwicklungsmöglichkeiten ab. Humboldts relationale Logik ist kein statisches ‚System‘ fester Verbindungen; sie ist dynamisch und bewegungsorientiert“ (115).

Beim Aufstieg auf den Gipfel des Vulkan Teide (3770 m) auf der Kanareninsel Teneriffa gemeinsam mit seinem Reisegefährten und Forschungspartner Aimé Bonpland am 22.06.1799 erklärt Alexander von Humboldt: Alles gehört und hängt zusammen, (...) und es gilt, die sichtbaren und die unsichtbaren Kräfte in ihren Beziehungen zueinander zu erkennen. Unsere Erde ist, was noch kaum einer unserer Zeitgenossen begreift, ein unteilbarer Organismus, in dem jedes einzelne Glied – ob Tier, ob Pflanze, ob Mineral, ja selbst Luft, Wasser, Licht und so auch dieser Vulkan -, eine ganz bestimmte Funktion zu erfüllen hat. Was Goethe ahnend erfaßte, will ich mit unserer Reise beweisen, und es wird mir gelingen“ (116). Humboldts Südamerikanische Reise 1799-1804 gilt als die zweite, die wissenschaftliche Entdeckung Südamerikas und sie wurde „zum Vorbild für alle späteren Forschungsreisen (…). Charles Darwin (1809-1882) hat daher mit vollem Recht Humboldt den ‚Vater einer großen Nachkommenschaft von Forschungsreisenden‘ genannt“, was Prof. Dr. Kurt R. Biermann in seinem Buch: „Alexander von Humboldt. Aus meinem Leben. Autobiographische Bekenntnisse“ hervorhebt: „Darwin selbst können wir zu den Nachfahren Humboldts rechnen, hat er doch dessen amerikanischen Reisebericht mit an erster Stelle unter den Werken aufgeführt, die den Wunsch nach einer eigenen Reise in ihm geweckt haben“ (117). Die Erde und ihre Geologie wurde damals allerdings noch als statisch angesehen, doch es gab schon die Idee einer Evolution der Lebewesen (118). Mit Charles R. Darwin gelangte die Evolutionstheorie zum Durchbruch und revolutionierte unser Weltbild mit weitreichenden wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Folgewirkungen. Seine Evolutionstheorie entwickelte Charles R. Darwin auf Grundlage seiner Forschungsreise in den Jahren 1831-1836, die ebenfalls wie die Forschungsreise Alexander von Humboldts zu großen Teilen in Südamerika stattfand, und sie lieferte gleichermaßen herausragende wissenschaftliche Erkenntnisse, die wesentlich dazu beitrugen, unser modernes evolutions-ökologisch fundiertes geodynamisches Weltbild zu begründen.

Zur Vervollständigung unseres geodynamischen Weltbildes leisteten insbesondere Polarforscher wesentliche Beiträge, und zu nennen sind hier insbesondere die Polarforscher Fridtjof Nansen (1861-1930) und Alfred L. Wegener (1880-1930). Die Fram-Expedition 1893 – 1896 unter der Leitung von Friedtjof Nansen bestätigte die Theorie der transpolaren Driftströmung und leistete einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung des globalen Systems der Meeresströmungen und deren Einfluß auf das Klima (119). Der Polarforscher Alfred L. Wegener entwarf die Theorie der Kontinentalverschiebung (120), die eine wesentliche Grundlage für das heutige geodynamische Modell der Plattentektonik wurde. Die Erde wurde nun nicht länger ein starrer und statischer Himmelskörper aufgefaßt, sondern sie ist jetzt ein permanent bewegter und dynamischer Planet mit einer dynamischen Lithosphäre, einer dynamischen Hydrosphäre, einer dynamischen Atmosphäre, und ebenso einer dynamischen Biosphäre.

Diese Naturforscher sind im Hinblick auf die wissenschaftlichen Herausforderungen, die sie zu ihrer Zeit im Lichte der damals aktuellen Fragestellungen und der verfügbaren Informationen gelöst haben, zu Pionieren geworden. Sie haben bisher gültige Auffassungen umgestürzt und Paradigmenwechsel eingeleitet. Sie sind zu Klassikern der wissenschaftlichen Forschungsgeschichte geworden, wobei „klassisch“ heißt, daß sie uns auch heute noch immer etwas zu sagen haben und wir an ihren Erkenntnissen anknüpfen. Das moderne evolutions-ökologisch fundierte geodynamische Weltbild hat die Erkenntnisse dieser und weiterer Naturforscher zur Grundlage. Der Chemiker Prof. Dr. Ugo Bardi kommentiert diese Revolution wissenschaftlicher Erkenntnis in seinem Buch: „Der geplünderte Planet. Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen“: „Im Laufe des letzten Jahrhunderts hat die Revolution im Bereich der Geowissenschaften, die von den frühen Pionieren angestoßen wurde, eine Fortsetzung erlebt und ein faszinierendes Bild von der Erdgeschichte geschaffen. Unser Planet erscheint uns als eine dynamische Einheit, fast wie ein lebendiges Wesen, in dem sich geologische und biologische Kräfte vereinen, um Bedingungen zu schaffen, die zur Erhaltung des biologischen Lebens geeignet sind. Dieser revolutionär neue Gedanke nimmt seinen Ausgang vom Begriff der ‚Kontinentaldrift‘ der in seiner heutigen Form erstmals von Alfred Wegener in die Debatte gebracht wurde“ (121).

Das vollständige moderne evolutions-ökologisch fundierte geodynamische Weltbild ist ein junges Produkt einer Synthese interdisziplinärer wissenschaftlicher Erkenntnisse der wenigen zurückliegenden Jahrzehnte, zu dessen Entstehung, wie dargestellt, insbesondere Geo- und Biowissenschaftler beigetragen haben, und es läßt sich folgendermaßen kurz zusammenfassen: Seine Grundlage ist ein neues dynamisches Verständnis globaler geologischer Prozesse. Der Motor dieser Dynamik globaler geologischer Prozesse resultiert aus dem inneren Aufbau der Erde (122). Aufgrund der Temperaturdifferenz zwischen dem inneren Erdkern, dessen Temperatur aufgrund dort stattfindender radioaktiver Zerfallsprozesse rund 6.000 º C beträgt, und der kühlen Erdoberfläche gibt es im Erdmantel Konvektionsströmungen, die die Lage der Lithosphärenplatten, die die Oberfläche der Erde bilden, permanent langsam verändern. Dabei ändert sich im Laufe der Erdgeschichte durch Plattentektonik und Kontinentaldrift im Rahmen von Superkontinentzyklen (Wilson-Zyklen) die Lage von Kontinenten permanent. Mit dieser Dynamik verbunden sind ein permanenter Landschaftswandel, Änderungen von Meeresströmungen und Luftzirkulationssystemen sowie Veränderungen von Klimazonen. Diese Geodynamik in ihrer Gesamtheit ist wiederum der Motor der Evolution: Mit den sich permanent wandelnden Landschaften und den sich permanent wandelnden Umweltbedingungen wandeln sich die Arten. Die Vielfalt der Arten (Biodiversität) ist die exakte Widerspiegelung der landschaftlichen Vielfalt und der entsprechend differenzierten Vielfalt der Umweltbedingungen (Ökologische Nische) (123). Die untereinander in ökologischen Wechselwirkungen stehenden vielfältigen Lebensformen bilden zusammen die Biosphäre, die auf die Umweltbedingungen zurück wirkt und diese gestaltet und stabilisiert. Sämtliche Lebewesen sind über eine gemeinsame Genealogie miteinander verwand und bilden eine Abstammungsgemeinschaft mit einem einheitlichen universellen Genetischen Code, der über Horizontalen Gentransfer über Artgrenzen hinweg permanent ausgetauscht wird, und die evolutions-ökologische Funktion, die hierbei möglicherweise den Viren zukommt, wird in dem vorliegenden Text weiter unten erörtert. Die Geodynamik und die Biosphäre bilden somit in ihrer planetarischen Gesamtheit ein von hochgradiger Vielfalt und hochkomplexen Wechselwirkungen bestimmtes, sich selbst regulierendes, symbiotisches und ko-evolutives geophysiologisches System.

In allgemeinverständlicher und anschaulicher Form werden wesentliche Erkenntnisse und Zusammenhänge des modernen evolutions-ökologisch fundierten geodynamischen Weltbildes in der sogenannten „Gaia-Hypothese“ zusammengefaßt, die, wie die Evolutionsbiologin Elisabet Sahtouris in Ihrem Buch: „Gaia. Vergangenheit und Zukunft der Erde“ dargestellt, davon ausgeht, „daß die Erde ein lebender Planet ist und nicht bloß ein Himmelskörper, auf dessen Oberfläche Leben anzutreffen ist“ (124). Der Wissenschaftler Dr. Wolfgang Sachs vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie erklärt in seinem Buch „Nach uns die Zukunft. Der globale Konflikt um Gerechtigkeit und Ökologie“ den Kerngehalt der Gaia-Hypothese: „Während in der herkömmlichen Sichtweise die geophysikalischen und geochemischen Tatbestände (Land. Ozeane, Atmosphäre) die limitierenden Faktoren für die Welt der Organismen darstellen, die durch deren Aktivität allenfalls modifiziert werden, besteht die Gaia-Hypothese darauf, dass die Organismen – vom Plankton bis zu den Pappeln und von den Viren bis zu den Walen – in ihrer Gesamtaktivität entscheidende Merkmale der Lithosphäre, der Ozeane und der Atmosphäre regulieren. Indem die Lebewesen etwa die Temperatur der Erde, den Sauerstoffgehalt der Atmosphäre oder den Salzgehalt der Meere kontrollieren, schafften sie (im Verlauf der Evolution) und schaffen sie selbst sich eine Umwelt, in der Leben gedeihen kann. Es ist folglich die nimmermüde Wirksamkeit ihrer organischen Hülle, welche die Erde für das Leben gastlich macht. Die Erde hat daher nicht einfach eine Biosphäre, sondern sie ist eine Biosphäre“ (125). Der Chemiker Prof. Dr. James Lovelock faßt die Essenz der Gaia-Hypothese in seinem Text: „Die heutige Umwelt und die Gaia-Perspektive“ folgendermaßen zusammen: „Gaia ist eine Evolutionstheorie, die die Evolution der Gesteine, der Atmosphäre und der Meere und die der Arten von Organismen als einen einzigen, eng ineinander greifenden Prozeß begreift“ (126).

Aus diesem neuen modernen evolutions-ökologisch fundierte geodynamischen Weltbild ergeben sich mehrere Konsequenzen für unsere Weltsicht: 1. Die Einheit der Menschheit ist damit nicht mehr nur eine intellektuelle und kulturelle Verstehensleistung, wie noch im Zeitalter der Aufklärung, sondern eine bio-physische Tatsache. 2. Darüber hinaus hat sich der Umkreis der Interdependenz radikal erweitert und bleibt nicht auf die Menschheit beschränkt, sondern umfaßt nichts weniger als alle Lebewesen als Bestandteile einer gemeinsamen Biosphäre. 3. Der Mensch erscheint in erster Linie als Naturwesen, dessen Schicksal und dessen Herausforderung es ist, im planetarischen Lebensgefüge integriert und verflochten zu sein.

In seinem Buch: „Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“ (127) stellt der Physiker und Wissenschaftsphilosoph Thomas S. Kuhn (1922 - 1996) die These auf, daß sich Fortschritt in der Wissenschaft nicht durch kontinuierliche Veränderungen vollzieht, sondern durch revolutionäre Prozesse im Zuge eines „Paradigmenwechsels“, bei dem ein bisher geltendes Erklärungsmodell verworfen und durch ein anderes ersetzt wird. Die Schaffung unseres heutigen modernen evolutions-ökologisch fundierten geodynamischen Weltbildes durch Wissenschaftler, ihre mutigen Forschungsreisen und ihre unkonventionellen Erkenntnisleistungen ist demnach der bedeutendste "Paradigmenwechsel“ in der gesamten Menschheitsgeschichte. Doch er wird in seinen weitreichenden Bedeutungen und Konsequenzen sowohl für unsere Weltsicht, als auch für sämtliche gesellschaftliche Bereiche bis heute noch nicht ausreichend erkannt, gewürdigt und umgesetzt. Noch immer ist das Denken und Handeln der meisten Menschen geprägt von unhinterfragten, doch fragwürdigen Weltbildern, von ebenso antiqiierten wie defizitären Ansichten über die Natur, von überholten Vorstellungen über die „Natur“ des Menschen und von vorurteilsbelasteten Menschenbildern, sowie antiqiierten wie defizitären Ansichten über die menschliche Gesellschaft und frei erfundenen Annahmen von dem „Naturzustand“ der menschlichen Gesellschaft (128). Deren permanente Reflektion und Überprüfung steht im Zentrum politischer Bildung, was der Politologe Prof. Dr. Ernst Fraenkel (1898-1975) hervorhebt: „Politische Bildung ist unvollkommen, wenn sie sich nicht darüber Rechenschaft ablegt, von welchem Bild des Menschen unser politisches Denken geprägt ist, das heißt aber, zu welcher politischen Anthropologie wir uns bekennen“ (129). Doch noch heute sind frei erfundene Annahmen über die „menschliche Natur“ und den „Naturzustand“ der Gesellschaft nicht in Frage gestellte Grundlagen der Gesellschaftswissenschaften, aber interdisziplinäre historisch-anthropologische Forschungen können zur Aufklärung beitragen.

Noch kennen und verstehen wir das Meiste nicht und unser traditionelles Bild von Natur ist äußerst unzulänglich und ungenügend. Ebenso wie unser Weltbild wandelt sich unser Bild von Natur (130) im Laufe der Zeit und es ist von Vorannahmen und Vorurteilen geprägt. Doch unsere Vorstellung von Natur ist ebenso wie unsere Vorstellung vom Menschen und von der Gesellschaft und deren „Naturzustand“ entscheidende Grundlage der gesamten Bereiche der Politik, der Philosophie, der Religion, der Kultur einschließlich der Wissenschaft, und weiterer, mit direkten und unmittelbaren Folgen und Konsequenzen für deren Erscheinungsbild und Ausgestaltung. So hebt zum Beispiel die Evolutionstheorie des Naturwissenschaftlers Charles R. Darwin (1809-1882) den Aspekt der Konkurrenz und der Selektion als Prinzipien und Mechanismen der Evolution hervor. Bei der Entwicklung und Ausgestaltung seiner Evolutionstheorie ist Darwin zum einen durch den Geologen Charles Lyell (1787-1875) und dessen Werk „Principles of Geology“ (1830-1833) angeregt worden, und zum anderen jedoch insbesondere durch das Werk „Essay on the Principle of Population“ (1826) des Ökonomen Thomas Robert Malthus (1766-1837). Dr. Thomas Junker zeigt in seinem Text: „Charles Darwin und die Evoluionstheorien des 19. Jahrhunderts“ die Folgen der Lektüre des Werks von Malthus für die Ausgestaltung der Evolutionstheorie von Darwin auf: „Der entscheidende theoretische Durchbruch ereignete sich (…) im September 1838, als Darwin Malthus‘ Essay on the principle of population (1826) las. Diese Lektüre regte Darwin zu einem völlig neuen Mechanismus, der natürlichen Auslese, an. (…) Die Theorie von Malthus stellte in der ersten Hälfte des 19. Jh. in England eine der populärsten und politisch einflußreichsten Ideen dar. Malthus vertrat eine pessimistische Theorie (…). Als wesentlichen Gedanken übernahm Darwin von Malthus, daß jede biologische Art eine starke Tendenz zur Vermehrung hat, die größer ist als die mögliche Vermehrung der Nahrungsmittel. Zusammen mit der allgemeinen Beobachtung, daß sich die Zahl der Individuen in Populationen auf lange Sicht meist nur wenig verändert, läßt sich aus diesen Beobachtungen schließen, daß es zwischen den Mitgliedern einer Population zu einem Kampf ums Dasein kommen muß“ (131).

Im Zeitalter sich zuspitzender imperialistischer Konkurrenz, die in zwei Weltkriegen gipfelte, wurde diese Evolutionstheorie entgegen den Intentionen von Darwin zur Begründung sozialdarwinistischer Ideologien mißbraucht (132). Welch fatale gesellschaftlichen und politischen Folgen das wissenschaftliche Weltbild und die darauf begründeten Modelle von Natur und Gesellschaft im Zeitalter der Moderne hatten und diese die Ideologien des extremen 20. Jahrhunderts prägten, zeigt der Historiker Prof. Dr. Rolf Peter Sieferle (1949-2016) auf in seinem Buch: „Die Krise der menschlichen Natur. Zur Geschichte eines Konzepts“: Das von der darwinschen Evolutionstheorie formulierte Naturgesetz des Fortschritts auf Grundlage von Konkurrenz und Selektion führte bei dessen Anwendung auf sozialdarwinistische Gesellschaftstheorie zum eugenischen Dilemma eines Gegensatzes von Fortschritt und Humanität, und „wenn mit dem Naturhaushalt auch das Naturrecht in die Zone der Krise und damit der Dezision geraten ist, wird buchstäblich alles möglich. Die Erfahrungen in der ersten Hälfte dieses [20.] Jahrhunderts haben demonstriert, was geschehen kann, wenn man auf eine - wie auch immer falsch perzipierte - Naturkrise mit der scheinbar gebotenen Konsequenz reagiert“ (133). Die Analogie zur gegenwärtigen sogenannten „Corona-Krise“ wird im Folgenden noch verdeutlicht werden.

Heute ist das Zeitalter der Moderne und insbesondere das Industriezeitalter in Verdacht geraten, im extremen 20. Jahrhundert zu kulminieren. Wir sind also insbesondere mit Blick auf das extreme 20. Jahrhundert herausgefordert, unser Weltbild, unsere Vorstellung von Natur, vom Menschen und von der Gesellschaft und deren „Naturzustand“ immer wieder neu zu hinterfragen, zu überprüfen und einer Revision zu unterziehen. Schon der Geograf Peter A. Kropotkin (1842-1921) hatte sich dem von Konkurrenz und „Kampf ums Dasein“ geprägten sozialdarwinistischen Mainstream seines Zeitalters, dem Zeitalter des Imperialismus, widersetzt und den Aspekt der Kooperation als Prinzip der Evolution und darüber hinaus der Menschheitsgeschichte hervorgehoben. Kropotkin hat sich den Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis seiner Zeit in nahezu allen wissenschaftlichen Disziplinen erarbeitet, und auf dieser Grundlage setzt er dem sozialdarwinistischen Mainstream seines Zeitalters, dem Zeitalter des Imperialismus, eine wissenschaftlich fundierte und umfassend begründete alternative Sichtweise entgegen: Nicht Konkurrenz, sondern Kooperation ist das wesentliche Prinzip sowohl in der Evolution, als auch in der Menschheitsgeschichte. Doch sein im Jahre 1902 erschienenes Werk: „Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt“ (134) wurde kaum beachtet. Das moderne evolutions-ökologisch fundierte geodynamische Weltbild begründet sich heute auf dem Aspekt der Symbiose und der Ko-Evolution als wirkenden und gestaltenden Leitprinzipien, und die Biologin Prof. Dr. Lynn Margulis stellt in ihrem Buch: „Der symbiotische Planet oder Wie die Evolution wirklich verlief“ fest: „Wir sind Symbionten auf einem symbiotischen Planeten, und wenn wir genau hinschauen, finden wir überall Symbiose“ (135). Hiermit sind Grundlagen für ein neues Denken nach dem extremen 20. Jahrhundert erkennbar.

Doch noch erfolgte kein vollständiger historischer Bruch mit dem extremen 20. Jahrhundert und es erfolgte keine vollständige Revision der dieses ermöglichenden Ideen und Konzepte, da wesentliche, das extreme 20. Jahrhundert prägende und konstituierende Merkmale fortbestehen, sodaß sich das extreme 20. Jahrhundert digitaltechnisch modernisiert ins 21. Jahrhundert verlängert und die abschließende Historisierung des extremen 20. Jahrhunderts durch den Historiker Prof. Dr. Eric Hobsbawn (1917 – 2012) als „Das Zeitalter der Extreme“ (136) zu früh erfolgt ist. Wie die auch nach der vermeintlichen Epochenwende 1989/90 fortbestehenden Krisen, Konflikte und Kriege zeigen, setzt sich dieses „Zeitalter der Extreme“ vielmehr weiter fort, da wesentliche dieses Zeitalter prägende Merkmale weiter fortbestehen, sich einem historischen Bruch verweigern und ihre Kontinuität ins 21. Jahrhundert verlängern. Nach dem Zeitalter der Bipolarität und der Blockkonfrontation bestand zu Beginn der 90er Jahre tatsächlich die Hoffnung, daß ein neues globales Zeitalter des Friedens, der Kooperation und der Entwicklung anbrechen würde, was sich jedoch als Illusion erwies, wie wir heute feststellen müssen. Warum dieses nicht gelang, werden zukünftige Historiker ergründen, erforschen und analysieren müssen.

Auf Grundlage eines neuen Denkens kann das durch das extreme 20. Jahrhundert unterbrochene Projekt der Aufklärung (137) wieder aufgenommen und nunmehr in einem globalen Rahmen einer friedlichen Weltgesellschaft neu begründet und weiterentwickelt werden. Sollte dieser historische Bruch mit dem extremen 20. Jahrhundert und eine Neubegründung des Projekts der Aufklärung nicht gelingen, wird die Menschheit durch irrationale Ängste gesteuert werden und in despotische Herrschaftsformen zurück fallen, wie die sogenannte "Corona-Krise" deutlich erkennen läßt. Diese despotischen Herrschaftsformen werden auf Grundlage der durch wissenschaftlich-technologischen „Fortschritt“ erlangten technischen und sozialtechnologischen Möglichkeiten der Beherrschung von Individuen, Gesellschaft und Natur totalitäre Herrschaftsformen sein.

8. Exkursionen und Impressionen

Unsere Südamerika-Reise im Frühjahr 2020 begannen Rainald und ich in der Stadt Asunción. Mit rund 525.000 Einwohnern ist die im Jahre 1537 gegründete Stadt Asunción eine der ältesten kolonialzeitlichen Städte in Südamerika. Sie liegt am Ufer des Rio Paraguay und sie ist die Hauptstadt von Paraguay. Paraguay (138) ist ein Binnenstaat im Zentrum Südamerikas und er ist eins der Zerfallsprodukte des ehemaligen riesigen spanischen Kolonialimperiums in Mittel- und Südamerika. Während in ganz Mittel- und Südamerika die Sprachen der ehemaligen Kolonialmächte, Spanisch und Portugiesisch, die offiziellen Landes- und Verkehrssprachen sind, und die Sprachen der indigenen Bevölkerung auch heute noch weiterhin marginalisiert sind, und sich somit auch in dieser Hinsicht die kolonialzeitlichen Strukturen bis in die Gegenwart fortsetzen, bildet Paraguay eine Ausnahme. In Paraguay gibt es zwei offiziell anerkannte Landessprachen: Neben Spanisch ist dies die indigene Sprache Guarani. 77 % der Bevölkerung Paraguays spricht Guarani, und 64 % der Bevölkerung Paraguays ist bilingual und beherrscht beide Sprachen, Guarani und Spanisch. Doch die Bedeutung von Guarani ist rückläufig: 1982 sprachen noch 90 % der Bevölkerung Paraguays Guarani. Mittlerweile lassen sich in Südamerika bezüglich der Wahrung der kulturellen Rechte der indigenen Bevölkerung und ihrer Gleichberechtigung erste praktische Ansätze eines Umdenkens erkennen: Zum Beispiel wurden im Jahr 1997 in Bolivien 34 indigene Sprachen zu offiziellen Landessprachen erklärt, und seit 2009 versteht sich Bolivien als ein plurinationaler Staat. Paraguay ist zudem durch ausgeprägte räumliche Disparitäten geprägt: So konzentriert sich die Bevölkerung im klimatisch begünstigten Südosten des Landes, während im nordwestlichen Landesteil, der etwa 60 % der Landesfläche einnimmt und der sich überwiegend in der Landschaftszone des Gran Chaco (139) befindet, nur weniger als 3 % der Bevölkerung leben. 62 % der Bevölkerung Paraguays lebt in Städten, sodaß Paraguay zu den am wenigsten urbanisierten Ländern in Südamerika zählt.

Während unserer Südamerika-Reise im Frühjahr 2020 unternahmen Rainald und ich mehrere Exkursionen, um Orte und Sehenswürdigkeiten kennen zu lernen, u.a. zu den Iguazu-Wasserfällen, die als eine der bedeutendsten touristischen Sehenswürdigkeiten in Südamerika gelten. Die Wasserfälle und der sie umgebende artenreiche Wald mit reichhaltiger Biodiversität sind seit 1986 UNESCO-Welterbe. Auch besuchten wir den nahegelegenen Itaipu-Staudamm, und das dort betriebene gewaltige hydroelektrische Kraftwerk war vom Zeitpunkt seiner Errichtung bis zum Jahr 2006 das weltgrößte. Eine weitere Exkursion unternahmen wir im Ybytyruzu-Gebirge in der Nähe der kleinen Stadt Caazapá, wo wir auf den höchsten Berg, den Cerro Tres Kandu (Cerro Peró) (842 m) hinauf wanderten. Verglichen mit den hohen Bergen der Anden ist dieser Berg nur ein Hügel, doch er ist die höchste Erhebung in Paraguay, einem Land, das überwiegend durch Ebenen geprägt ist. Hier im Ybytyruzu-Gebirge trifft man noch auf geschlossene Bestände des ursprünglichen Primärwaldes als der an diesem Standort autochthonen Klimax-Vegetation mit ihren biotoptypischen Biozönosen, während ansonsten trotz der geringen Bevölkerungsdichte in Paraguay mit durchschnittlich 18 Einwohnern pro qkm die Entwaldung (140) überall weit vorangeschritten ist. In Paraguay gibt es faktisch keine unberührten Waldflächen mehr, da auch in Naturparks illegal gerodet wird. Von Entwaldung ist insbesondere die östliche Hälfte von Paraguay betroffen, die ursprünglich von immergrünem atlantischem Wald bedeckt war. 1845 waren von diesem atlantischen Wald noch 55 % erhalten, 1991 15 % und 2002 nur noch 4 % (141). Das entwaldete Land wird jedoch nur zu geringeren Teilen landwirtschaftlich genutzt und der größere Teil liegt brach.

Diese in ganz Südamerika anzutreffende Form der weitverbreiteten systematischen und großflächigen Waldzerstörung, ohne daß das gerodete Land wirklich genutzt wird, hat im gesamten Südamerika seinen wesentlichen Grund in dem Umstand, daß der Besitzanspruch auf Land durch dessen erfolgreiche Rodung sichtbar und wirksam zum Ausdruck gebracht werden kann, eine Praxis, die auf die Kolonialzeit zurück geht. Jedoch ist der durch die konsequente Entfernung des Primärwaldes entstehende ökologische Schaden insbesondere durch den Verlust an Biodiversität immens. Aufgrund der vergleichsweise geringen Bevölkerungsdichte in Südamerika mit durchschnittlich 23 Einwohnern pro qkm sollte man einen geringen Siedlungs- und Erschließungsdruck auf die Naturlandschaften erwarten. Zum Vergleich hat Indien als größtem Bestandteil des Subkontinents Südasien, auf dem 25 % der Weltbevölkerung lebt, eine Bevölkerungsdichte von 407 Einwohnern pro qkm. Daher ist die fortschreitende Entwaldung in ganz Südamerika insbesondere die Folge der bestehenden Agrarstrukturen (142) und fehlender oder unwirksamer Land- und Bodenreformen, wie schon am Beispiel von Brasilien aufgezeigt wurde. So ist auch die Agrarstruktur und der Ländliche Raum in Paraguay durch Großgrundbesitz geprägt, und etwa 66 % der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen gehören 10 % der Bevölkerung, ein Merkmal, daß für die meisten Länder Mittel- und Südamerikas typisch ist. Ein Drittel der ländlichen Bevölkerung in Paraguay verfügt über keinerlei Land, und deshalb können sich diese Menschen nicht über Subsistenzwirtschaft (143) selbst versorgen. Doch dies ist eine Mißachtung grundlegender Menschenrechte: Das Recht, Subsistenzwirtschaft betreiben zu können, gründet auf dem Recht auf Nahrung (144), das als Menschenrecht völkerrechtlich anerkannt ist, doch dieses wird durch die bestehenden Agrarstrukturen und die permanente Ausweitung agrarindustrieller Großbetriebe und deren riesigen Monokulturen permanent verletzt, wobei die Menschen aus dem Ländlichen Raum verdrängt werden. Die durch die bestehenden Agrarstrukturen erzwungene Landflucht läßt die Favelas der Großstädte anwachsen, und die Verdrängten roden in Naturschutzgebieten Land, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können, und der Gesellschaftswissenschaftler Dr. Manfred Wöhlke erklärt in seinem Buch: „Brasilien. Anatomie eines Riesen“ die Ursachen: „(…) die Landflucht hält an, weil seit Jahrzehnten eine Landreform zugunsten der landlosen Landarbeiter sowie der kleinen und mittleren Bauern systematisch verhindert und verschleppt wird. (…) Riesige Ländereien mit guten Böden liegen brach und werden als Spekulationsobjekte gehandelt; andere Ländereien werden vom großen Agro-Business betrieben, das hauptsächlich für den Export produziert und aufgrund seines hohen Mechanisierungsgrades sehr beschäftigungsarm ist“ (145). Sowohl Naturzerstörungen, als auch soziale Probleme gehen in Südamerika in wesentlichen Aspekten auf das Fortwirken kolonialzeitlicher Strukturen und die permanente Ausweitung agrarindustrieller Großbetriebe und deren riesigen Monokulturen sowie ausbleibende Boden- und Landreformen zurück.

Die vergleichsweise geringe Bevölkerungsdichte von 18 Einwohnern pro qkm in Paraguay bei einer derzeitigen Gesamtbevölkerungszahl von rund 7 Mio. Einwohnern ist eine bis in die Gegenwart reichende Folge des genozidalen sogenannten Dreibund-Krieges (Triple-Allianz-Krieg), der von 1864 bis 1870 zwischen den Kontrahenten Paraguay und einer Tripelallianz aus Brasilien, Argentinien und Uruguay geführt wurde. Dieser kann als der erste moderne totale Krieg bezeichnet werden, da er von allen Beteiligten bis zur Konsequenz der beinahe vollständigen Vernichtung der Bevölkerung von Paraguay geführt worden ist: Von den damaligen rund 500.000 Einwohnern Paraguays verloren rund 384.000 durch diesen Krieg ihr Leben. Der Dreibund-Krieg stellt somit eine herausragende und markante Zäsur sowohl in der Geschichte Paraguays (146), als auch in der Geschichte Südamerikas dar. Der Historiker Prof. Dr. Hans-Joachim König hat die Ursachen dieses Dreibund-Krieges in seinem Buch „Kleine Geschichte Lateinamerikas“ untersucht:Ein Geheimvertrag sah (…) die Aufteilung strittiger Territorien Paraguays zwischen Brasilien und Argentinien sowie den Kampf bis zur völligen Eliminierung der Regierung in Asunción vor“ (147). Diesem fast sechsjährigen Krieg fielen ca. drei Viertel der gesamten paraguayischen Bevölkerung zum Opfer. War Paraguay vor diesem Krieg eins der wohlhabendsten und höchst industrialisierten Länder Südamerikas, so ist es seither bis heute eins der ärmsten, wie König feststellt:Paraguay war nach dem Krieg ein entvölkertes, verheertes Land“ (148). Seit der Unabhängigkeit Südamerikas von der spanischen und der portugiesischen Kolonialherrschaft, die auch Alexander von Humboldt einst begrüßt hatte, führten die als Zerfallsprodukte des spanischen Kolonialimperiums neu entstandenen Staaten sowie Brasilien eine Vielzahl von Kriegen um den Besitz und die Kontrolle von Territorien und Rohstoffvorkommen, unter denen der Triple-Allianz-Krieg 1864 - 1870 herausragt.

Bis heute sind die Gründe für den Triple-Allianz-Krieg 1864 - 1870 und insbesondere die Motive, die den Diktator Francisco Solano López (1827-1870) bewegt haben, unzureichend historisch erforscht und geklärt. Offensichtlich waren die Pläne und Kriegsziele von López sehr umfassend, worauf der Historiker Prof. Dr. Günter Kahle in seinem Text „Das gescheiterte Binnenreich“ verweist (149): Es ging um die Errichtung eines paraguayischen Kaiserreiches als Gegenkonzept gegen das von 1822 bis 1899 bestehende brasilianische Kaiserreich und darüber hinaus um die Errichtung eines südamerikanischen Reiches der Mitte und damit der Wiederaufnahme des alten Planes der Provincia Gigante de las Indias des Pedro de Mendoza (1487-1537). Mendoza (150) war am 21.05.1534 von Kaiser Karl V. (1500-1558) beauftragt worden, die im Vertrag von Tordesillas (141) am 07.06.1494 der spanischen Krone zugesprochenen Territorien im Zentrum Südamerikas in Besitz zu nehmen und diese gegenüber konkurrierenden Ansprüchen der portugisischen Krone zu sichern. Im Vertrag von Tordesillas war nichts weniger als die gesamte Welt zwischen Spanien und Portugal aufgeteilt worden, und die vereinbarte Grenzlinie zwischen dem spanischen und dem portugiesischen Interessensgebiet verlief 370 Meilen westlich der Kapverdischen Inseln, also entlang 46º 37` westlicher Länge. Infolge der Conquista Mendozas entstand daraufhin die Provincia Gigante de las Indias mit der im Jahre 1537 gegründeten Hauptstadt Asuncion. Tatsächlich dehnten sich in der Folgeentwicklung jedoch die portugiesischen Besitzungen immer weiter über die Linie von Tordesillas nach Westen aus, sodaß Brasilien heute mit einem Territorium von 8.515.770 qkm annähernd die Hälfte der Fläche Südamerikas von 17.838.000 qkm einnimmt und damit heute das fünftgrößte Land der Erde ist.

Die wesentliche Ursache für die enorme Ausdehnung Brasiliens über die Linie des Vertrages von Tordesillas hinaus nach Westen war nach Darstellung des Historikers Prof. Dr. Hans-Joachim König in seinem Buch „Kleine Geschichte Lateinamerikas“ der immense Bedarf an Sklaven für die Zuckerrohrplantagen in den östlichen Küstenregionen Brasiliens: „Weil nun die Indios in den Küstenzonen dezimiert oder nicht mehr greifbar waren, kam es seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert zu regelrechten Sklavenjagden ins Landesinnere, um die ‚wilden‘ Indianer zu jagen und in die wirtschaftlich wichtigen Regionen der Zuckerproduktion zu verschleppen. Dabei gingen gewaltsame Sklavenjagden, d.h. auch Eroberung, und territoriale Expansion und Besiedlung Hand in Hand. Ein wichtiger Ausgangspunkt dieser Vorstöße im südlichen Brasilien war die im Hochland des Inneren gelegene Stadt Sao Paulo. Von hier aus drangen die sogenannten Paulistaner bandeirantes zunächst in die Missionsgebiete des Südens im Gebiet der Flüsse, die sich dann im Rio de la Plata vereinigen, und besonders bis in die Jesuitenreduktion Paraguays vor“ (152). Die Sklavenjagden und Expeditionszüge ins Landesinnere bis weit in den Chaco, das Andenvorland und das Flußsystem des Amazonas waren für die Entwicklung der portugisischen Kolonie Brasilien von großer Bedeutung, wie der Historiker Prof. Dr. Hans-Joachim König aufzeigt: „Sie veränderten nämlich den kolonialen Besitz Portugals in Amerika und trugen zu einer enormen territorialen Expansion der portugiesischen Kolonie weit über die Demarkationslinie von Tordesillas bei. Denn bei dem Vordringen ins Landesinnere wurden die spanischen Ansprüche kaum respektiert, und da die Spanier ihrerseits ihre Kolonisierung auf den Westen des Kontinents konzentrierten und wenig Interesse zeigten, ihre Herrschaft nach Osten auszudehnen bzw. im Osten auszuüben, konnten die Portugiesen relativ ungestört nach Westen vordringen. Entscheidenden Einfluss hatten dabei die bandeirantes: Ihr weitestes Vordringen markiert den portugiesischen Einflussbereich im Inneren Südamerikas“ (153).

Die schon von Humboldt festgestellten, von Mißtrauen geprägten geopolitischen Rivalitäten der spanischen und der portugisischen Kolonialmacht in Südamerika finden sowohl im Dreibundkrieg der Jahre 1864 - 1870 als auch in der Politik der Brasilianischen Militärregierung der Jahre 1964-1985 nicht nur ihre Fortsetzung, sondern vielmehr ihre destruktive Kulmination. Und eine unmittelbare Folge ist wie dargestellt die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes.

Das Beispiel von Paraguay zeigt, daß eine Bilanz des gesamten Zeitalters der Dekolonisation im historischen Rückblick wahrscheinlich ernüchternder ausfällt, als es den damaligen Zeitgenossen anfänglich erscheinen mochte, gerade auch unter einem emanzipatorischen und humanistischen Blickwinkel wie dem eines von den Ideen und Idealen des Zeitalters der Aufklärung inspirierten Humboldts. In Südasien z.B. führte die Dekolonisation im Jahre 1947 zu ethnischen Säuberungen und Pogromen mit ca. 18 Mio. Vertriebenen und 1 Mio. Toten (nach Angaben des Partition-Museums in Amritsar bei meinem Besuch am 19.11.2019), die in ihren Dimensionen an die etwa zeitgleich in der östlichen Hälfte Europas ab 1945 stattfindenden ethnischen Säuberungen mit ca. 20 Mio. Vertriebenen (154) heranreichen. Insgesamt kann die Dekolonisation, so wie sie sich faktisch im 19. und 20. Jahrhundert weltweit ereignet hat, und mit ihren bis heute nachwirkenden Folgen, als gescheitert angesehen werden.

9. Siedlungsprojekte und Alternativprojekte

Während unserer Südamerika-Reise im Frühjahr 2020 besuchten Rainald und ich auch ein Siedlungsprojekt mit Teilnehmern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in der Nähe der kleinen Stadt Caazapá in Paraguay. Das Projektgelände hat eine Größe von 16 qkm, und in der geplanten zukünftigen Siedlung von der Größe einer kleinen Stadt sollen später einmal mehrere Tausend Siedler leben. Derzeit befindet sich die Entwicklung dieses Projekts mit dem Namen "El Paraiso Verde"noch in den Anfängen, doch es soll nun jedes Jahr sichtbar ein weiteres Stück wachsen. Einige Straßen, Wege und Gräben sind schon angelegt worden, doch es entstehen gerade erst die ersten Gebäude der zukünftigen Siedlung. Das Projektgelände wird also über einen längeren Zeitraum noch den Charakter einer Großbaustelle haben.

In Südamerika und insbesondere in Paraguay besteht eine längere Tradition von Siedlungsprojekten, wobei zu den bekanntesten und den erfolgreichsten die Siedlungsprojekte der Mennoniten zählen. Die Mennoniten in Paraguay kamen vor etwa 90 Jahren insbesondere aus Kanada und dem sowjetischen Rußland, da dort ihre zuvor bestehende weitreichende Selbstverwaltung und kulturelle Autonomie stark eingeschränkt wurde und sie dort nicht mehr nach ihren Vorstellungen leben konnten. In Paraguay siedelten sie zwar im Chaco auf schlechtem Boden und mit einem dort für Landwirtschaft wenig geeigneten Klima, wo sie dennoch allen Widrigkeiten zum Trotz heute erfolgreich Landwirtschaft betreiben. Der Ursprung der Mennoniten geht auf die Reformationszeit zurück. Insbesondere mit der Reformation stellt sich die Frage nach dem Wesen und der Essenz des Christentums, und in der unterschiedlichen Beantwortung dieser und weiterer aufgeworfener Fragen entstand eine Vielzahl christlicher Glaubensgemeinschaften und Kirchen, darunter auch die evangelische Freikirche der Mennoniten. Im Zentrum des mennonitischen Glaubensverständnisses steht die Bergpredigt, worauf sich das besondere Engagement der Mennoniten für Frieden und Gewaltfreiheit begründet. Doch aufgrund von Verfolgungen und rechtlichen Beschränkungen blicken die Mennoniten auf eine lange Migrationsgeschichte zurück, die über mehrere Kontinente führte. Die größte der drei Mennoniten-Kolonien im Chaco ist die Kolonie Fernheim mit dem Hauptort Filadelfia, die ab 1930 von Rußlandmennoniten gegründet wurde, die aus der Sowjetunion geflohen waren. Die Kolonie Menno mit dem Hauptort Loma Plata wurde ab 1927 von Mennoniten aus Kanada gegründet, die Kanada insbesondere aufgrund der Einführung der staatlichen allgemeinen Schulpflicht und dem Verbot der deutschen Sprache verlassen hatten. Da der Staat Paraguay an tatkräftigen Siedlern interessiert war, wurde den Mennoniten eine weitgehende Selbstverwaltung und kulturelle Autonomie garantiert, die sowohl in der Sowjetunion, als auch in Kanada von den staatlichen Behörden nicht mehr gewährleistet wurde. Während die Emigration der Mennoniten aus der Sowjetunion nachvollziehbar ist, ist hingegen die Emigration aus Kanada erklärungsbedürftig. Heute versteht sich Kanada explizit als multikulturell, doch damals war das offensichtlich nicht der Fall, denn sonst wären die Mennoniten dort geblieben. Heute betreiben die Mennoniten trotz der kargen Landesnatur im Chaco erfolgreich Landwirtschaft in genossenschaftlichen Kooperativen. Den Schwerpunkt bildet Milchwirtschaft, und der größte Teil der in Paraguay erhältlichen Milchprodukte wird in den Kooperativen der Mennoniten erzeugt.

Das Projekt mit dem Namen "El Paraiso Verde" versteht sich durchaus als ein Alternativprojekt, und die in ihren Intentionen und Konzeptionen oft sehr unterschiedlichen Alternativprojekte (155) kennen zu lernen, ist stets eine erkenntnisreiche Erfahrung, sodaß ich jede sich bietende Gelegenheit nutze, Alternativprojekte zu besuchen und kennenzulernen. Insbesondere möchte ich die Intentionen und Konzeptionen kennenlernen, auf deren Grundlage sich das jeweilige Projekt als ein Alternativprojekt versteht, und es stellt sich die Frage, welchen Kriterien und Bedingungen Projekte genügen müssen, um als ein Alternativprojekt Legitimität und Geltung beanspruchen zu können.

Das Projekt "Monte Verità" (156) bei Ascona im Tessin gilt als ein Klassiker eines Alternativprojekts, das im Rahmen der Lebensreformbewegung (157) entstanden war, doch verblieben und erhalten ist dort heute nichts mehr, wie ich im Rahmen einer Fahrradreise durch Teile der Alpenregion feststellen mußte. Die Lebensreformbewegung um die Jahrhundertwende 1900 war keinesfalls eine „Fin de Siècle“-Zeitgeistströmung, sondern eine Alternativbewegung, die alternative Lebensformen zur Industriegesellschaft experimentell erprobt hat, und eins der bedeutendsten Projekte der Lebensreformbewegung war „Monte Verità“ im Tessin in der Nähe der Stadt Ascona. Ein bedeutender Bestandteil der Lebensreformbewegung war die Naturheilbewegung, sodaß auch am „Monte VeritàNaturheilkunde einen thematischen Schwerpunkt bildete. Zu naturheilkundlichen Heilmitteln gehören die Sonne, das Licht, die Luft, die Bewegung, die Ruhe, die Nahrung, das Wasser, und das gesamte Projekt „Monte Verità“ war in allen seinen Bestandteilen auf diese Aspekte ausgerichtet. Auf einer Fahrradreise im Jahre 2016, die durch Teile der Alpen-Region führte, wollte ich feststellen, was dort heute an das Projekt „Monte Veritànoch erinnert. Entgegen dem durch die Tourismusindustrie verbreiteten Mythos vom „Sonnigen Tessin“ ist dieses jedoch tatsächlich eine der regenreichsten Regionen Europas (Jahresgesamtniederschlag Locarno: 1900 mm), und so erreichte ich am 25. November 2016 den Monte Verità während meiner Fahrradreise durch tagelangen Dauerregen. Doch zu meiner Enttäuschung erinnert auf dem Hügel nichts mehr an das einstige Alternativprojekt im Rahmen der Lebensreformbewegung, und ich traf dort nur auf eine Einrichtung der Universität Zürich. Mittlerweile soll dort im Jahre 2017 ein Museum zum Thema „Monte Verità“ eröffnet worden sein.

Da Alternativprojekte vom Mainstream abweichen, werden sie kontrovers diskutiert, und die Meinungen zu Alternativprojekten und zu Alternativkultur gehen weit auseinander. Eine Studie zur Alternativkultur aus dem Jahre 1980 der Autoren Christian Krause, Detlef Lehnert, Klaus-Jürgen Scherer mit dem Titel: „Zwischen Revolution und Resignation? Alternativkultur, politische Grundströmungen und Hochschulaktivitäten der Studentenschaft. Eine empirische Untersuchung über die politischen Einstellungen von Studenten“ stellt fest: Je nach dem Standpunkt des Betrachters werden höchst gegensätzliche Urteile über entstehende Ansätze alternativer Lebenspraxis und Politikformen geäußert; sie reichen von der feindseligen Behauptung, dort bilde sich ein umfangreiches Potential militanter Systemgegner heraus, bis hin zu der euphorischen These, es handle sich um Keimformen eines historisch richtungsweisenden Zivilisationsentwurfes einer humanen und solidarischen Gesellschaft“ (158). Diese Studie zur Alternativkultur hat als Vorbilder zum Einen die berühmt gewordene Studie „Student und Politik“ der Autoren Jürgen Habermas, Ludwig von Friedeburg, Christoph Oehler und Friedrich Weltz aus dem Jahre 1961, und zum Anderen die Studie „Freie Universität und politisches Potential der Studenten“ der Autoren Ludwig von Friedeburg, Jürgen Hörlemann, Peter Hübner, Ulf Kadritzke, Jürgen Ritsert und Wilhelm Schumm aus dem Jahre 1968. Die Autoren dieser Studie zur Alternativkultur führen weiter auf:„Eine wichtige Tendenz bei den aktiven Gruppen einer neuen Studentengeneration ist deren Integration in außeruniversitäre politische Initiativen“, (…) doch „finden die von den Werten und der Realität unserer Gesellschaft enttäuschten Studenten keinen Rückhalt in den dominierenden Denktraditionen an unseren Hochschulen und versuchen sich so eigene Räume zu schaffen, in denen sie mit neuen Lebensformen experimentieren können. Häufigste Reaktion der Öffentlichkeit und der staatlichen Institutionen darauf war ein von Verständnislosigkeit geprägtes Abwehren dieser Experimente und der Versuch, die Studenten in unserer Gesellschaft zu marginalisieren“ (159).

Daher stellt sich die Frage, was die gesellschaftliche Relevanz von Alternativprojekten als Bestandteil einer Alternativkultur begründet. Nach dem Konzept des „Demokratischen Experimentalismus“ des Philosophen und Pädagogen Prof. Dr. John Dewey (1859-1952) hat die moderne Demokratie experimentellen Charakter. Demokratie ist keine Frage der Regierungsform, sondern als gelebte Demokratie eine selbstbestimmte Lebensform. Dieses Konzept von Dewey erklärt der Erziehungswissenschaftler und Soziologe Prof. Dr. Hauke Brunkhorst in seinem Buch: „Demokratischer Experimentalismus“: „Unter radikaler Demokratie verstand er kein bloß politisches Herrschaftsprinzip, sondern die Idee umfassender gesellschaftlicher Selbstorganisation – Demokratie nicht nur ‚for‘, sondern ‚by the people‘. (…) Sie erschöpft sich nicht in der Selbstorganisation freier und gleicher Bürger im politischen Diskurs, sondern zielt gleichermaßen auf die Selbstorganisation aller jeweils Betroffenen (…). Der normative Sinn Deweyscher radikaler Demokratie geht deshalb weit über die republikanische Kritik an der Herrschaft von Bürgern über Bürger hinaus und impliziert eine emanzipatorische Kritik aller Herrschaft von Menschen über Menschen“ (160). Das Modell einer gelebten Demokratie als Lebensform „sprengt das Paradigma des liberalen Konstitutionalismus. Sie betont mit der aktivbürgerlichen Komponente von Politik zugleich das Engagement der Einzelnen oder auch von Gruppen“, worauf der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Günter Frankenberg in seinem Buch: „Autoritarismus. Verfassungstheoretische Perspektiven“ hinweist (161). Das Konzept des Demokratischen Experimentalismus ist eine Antwort auf das Paradox der Steuerung moderner, komplexer Gesellschaften, das in der Debatte um Unregierbarkeit zum Ausdruck gelangt. Regieren verkommt zur Krisenbewältigung, denn die Politik kann den Zusammenhang nicht herstellen, weil ihr die Expertise für die Steuerung und die Mittel für die Implementation ihrer Programme fehlen, sodaß die Gesellschaft ihre Kohärenz verliert. In Reaktion auf die Krise des repräsentativen demokratischen Regierungssystems und die Enttäuschungen der Massendemokratie und der Massengesellschaften sieht Dewey in Abgrenzung zur demokratieskeptischen Elitetheorie des Journalisten und Publizisten Walter Lippmann (1889-1974) eine Alternative im behutsamen Experimentieren mit immer wieder neuen Modellen gesellschaftlicher Partizipation, und der Philosoph Prof. Dr. Matthias Kettner erklärt dazu in seinem Text „John Deweys demokratische Experimentiergesellschaft“: „Die demokratische Experimentiergemeinschaft experimentiert im allgemeinen Interesse mit dem Reichtum ihrer latenten und manifesten, unterschiedlichen und gegensätzlichen Perspektiven“ (162). Dies macht die gesellschaftliche Relevanz von Alternativprojekten als Bestandteil einer Alternativkultur aus. Zudem entwirft Dewey das Konzept eines zivilgesellschaftlichen Umbaus der Wissenschaft in Abgrenzung zur Sozialtechnologie, bei der die Verwendung wissenschaftlich erzeugten Wissens in einem zweckrationalen Kontext auf das soziale Leben erfolgt, sodaß weder die Ziele, noch die Mittel von denjenigen mitbestimmt werden, für die diese Verwendung wissenschaftlich erzeugten Wissens beträchtliche Folgen birgt. Der Anwendungskontext von ziviler Forschung hingegen wird durch verständigungsorientiertes Handeln hergestellt, worauf der Philosoph Prof. Dr. Matthias Kettner hinweist: „Ihr Experimentalcharakter bezieht sich vielmehr auf die aktive, gesuchte und gewollte produktive Erweiterung der gemachten Erfahrung sowie auf einen gewaltlosen und undogmatischen Umgang mit Meinungsverschiedenheiten über die Dinge, die man untersucht“ (163).

Während meines Studiums an der Freien Universität Berlin waren jahrelang die dortigen Projekttutorien mein Arbeitsschwerpunkt gewesen, und an der TU Berlin gibt es weiterhin mit den Projektwerkstätten ein vergleichbares Programm innovativer Projekte. Alternativprojekte sind ein Gegenmittel gegen die vorherrschenden nivellierenden und uniformierenden Konformitätstendenzen, denn alle Bereiche der Gesellschaft, insbesondere der gesamte Bereich der Medien und der Kultur einschließlich des Bildungsbereichs und der Wissenschaft sind auf die alternativlose Affirmationen des Bestehenden ausgerichtet. Alles, was vom Mainstream abweicht, gilt als unsinnig und abwegig, oder gar als bedrohlich und verwerflich und wird Strategien der Normalisierung und Pönifzierung einer Kontrollgesellschaft unterworfen, die eine internalisierte Disziplinierung zum Ziel haben. Der kreative und selbstbestimmte Gestaltungs- und Möglichkeitsraum der Menschen wird eingeschränkt, und sie werden auf wenige vorgegebene Handlungsoptionen festgelegt. Ablenkungen, Zerstreuungen und seichte Vergnügungen sind daher die Angebote des bestehenden Kulturbetriebs. Die intellektuelle Entwicklung der Menschen zu eigenständiger Reflektions- und Analysefähigkeit und Erkenntnisleistung wird blockiert, und die Entwicklung einer individuellen und unabhängigen Persönlichkeit und ihre Entfaltung wird verhindert. Gemäß "instrumenteller Vernunft" (Max Horkheimer) (164) wird die gesamte Gesellschaft zweckrational zugerichtet. Im Zuge der Umsetzung der technokratischen Bologna-Reform wurde an der Freien Universität Berlin das Projekttutorienprogramm eingestellt. Mit der technokratischen Bologna-Reform wurde der gesamt Bildungs- und Wissenschaftsbereich ein gleichgeschaltetes Anhängsel des Wirtschaftsprozesses im europäischen Großwirtschaftsraum, der von der EU verwaltet wird, und die EU hat sich zu einem technokratischen Imperium entwickelt, in dem es an innovativen und zukunftsweisenden Konzepten sowie an Partizipation und Demokratie mangelt. Hans Magnus Enzensberger prägte einst den Begriff der "Bewußtseins-Industrie" (165), und die Industrialisierung des Bewußtseins schreitet weiter voran, wie auch immer weitere Bereiche der Gesellschaft einer Industrialisierung unterworfen werden. Mit der technokratischen Bologna-Reform bemächtigt sich die Bewußtseins-Industrie ihres Kernstücks, dem gesamten Bildungsbereich, der geradezu gleichgeschaltet wird. Das gesellschaftliche Ziel der Bewußtseins-Industrie als Schlüsselindustrie des 21. Jahrhunderts ist überall dasselbe, die existierenden Herrschaftsverhältnisse, gleich welcher Art sie sind, zu verewigen. Sie soll Bewußtsein nur induzieren, um es auszubeuten, und sie beginnt mit der Elimination von Alternativen. Daß dieser Zustand von der Majorität hingenommen und freiwillig ertragen wird, ist heute die wichtigste Leistung der Bewußtsteins-Industrie.

Mit den dargestellten Entwicklungen verbunden ist ein Wandel der Zivilgesellschaft, und dieser ist insbesondere eine Folge der technokratischen Bologna-Reform. Heute sind es große, renommierte NGO, die in der Lage sind, große öffentlichkeitswirksame Kampagnen zu organisieren und durchzuführen, um mit diesen die öffentliche Meinung und die Politik zu beeinflussen, mitzugestalten und zu prägen, die das Erscheinungsbild der Zivilgesellschaft prägen, und diese großen Kampagnen erinnern etwas an die inszenierten Kampagnen der gleichgeschalteten und staatlich organisierten „Zivilgesellschaft“ in der östlichen Hälfte Europas vor 1989/90. Nahezu verschwunden ist jedoch die große Vielfalt der zahlreichen kleinen Basisinitiativen, Projekte und selbstorganisierten Arbeitsgruppen, die insbesondere in den 70er, 80er und 90er Jahren das Erscheinungsbild der Zivilgesellschaft bestimmten. Hier ging es weniger um öffentlichkeitswirksame Kampagnen in der modernen Massengesellschaft, sondern um die Eröffnung von Möglichkeitsräumen für innovative und zukunftsweisende Projekte im Rahmen des Konzepts des „Demokratischen Experimentalismus“.

10. Entstehung und Akkumulation von Herrschaft im historischen Prozeß

Angeregt durch meine zurückliegende Südasien-Reise 2019/2020 habe ich das Werk des Soziologen Prof. Dr. Karl August Wittfogel (1896-1988) mit dem Titel "Die Orientalische Despotie" (166) gelesen, in dem der Autor auf Grundlage umfangreicher wissenschaftlicher Arbeit ein Modell der Entstehung von Herrschaft und cephaler, hierarchischer, arbeitsteiliger, bürokratischer, zentralverwalteter, staatlich organisierter Gesellschaften entwickelt, ein historischer Prozeß, der ausgelöst durch postglazialen Klimawandel insbesondere in großen Flußlandschaften, wie z.B. des Nil, Euphrat und Tigris, Indus, Ganges, Mekong und Huang He an mehreren Orten der Welt stattfand. Diese ersten Zivilisationen entwickelten ein auf Ritual, Kosmologie und Religion sowie auf Zwang, Furcht und Strafe begründetes Herrschaftsmodell, das die Gesellschaft zum Zweck zentral organisierter Arbeitsleistung gleichschaltete und das mit Kriegen nach außen expandierte. Wittfogels Begriff der "Hydraulischen Gesellschaft" führte zu umfangreichen, weitreichenden und ergiebigen wissenschaftlichen Diskussionen. Zweifellos ist dieses Buch ein unverzichtbares Grundlagen- und Schlüsselwerk gerade auch zum Verständnis der Gegenwartsgesellschaften und der historischen Genese ihrer staatlichen und gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnisse. Mit den orientalischen Despotien der alten Hochkulturen entstand eine Tradition autoritärer Technik, die seither durch die geschichtliche Entwicklung hindurch bis heute eine demokratische Technik unterdrückt und verdrängt, wie es von Lewis Mumford (1895-1990) aufzeigt wurde (167).

Heute liefert das interdisziplinäre Projekt der modernen Anthropologie Antworten auf die Fragen der Entstehung von Herrschaft, Kriegen, Bestrafung u.a.m., sowie die Erkenntnis, daß in historischen Prozessen von Menschen geschaffene Verhältnisse von Menschen auch wieder geändert werden können. Es stellt sich die Frage, wie man die im historischen Prozeß entstandene und akkumulierte Herrschaft wieder abbaut und überwindet. Da offensichtlich alle gesellschaftlich-historischen Entwicklungen einschließlich des wissenschaftlich-technologischen Fortschritts auf eine Vermehrung, Verbesserung und Ausweitung von Herrschaft über Individuen, Gesellschaft und Natur, hier auch die innere und äußere Natur des Menschen, ausgerichtet sind, kann man das Vorhaben eines Abbaus von Herrschaft als ein sinnloses Unterfangen betrachten, doch diese Frage und ihre Erörterung hat zumindest einen erkenntnistheoretischen Sinn und Gehalt, da bekanntermaßen das Bewußtsein und wie wir über die Dinge und Zustände denken und reden auch Rückwirkungen auf die Verhältnisse haben. Hier gelangen wir auch zum Sinn und Zweck von Alternativprojekten, verstanden als ein innovativer und kreativer Möglichkeitsraum auch für gesellschaftliche Experimente, Erfahrungen und Erkenntnisse. Funktion und Erkenntnisinteresse von Alternativprojekten haben Ähnlichkeiten mit Projekten experimenteller Archäologie: Während die experimentelle Archäologie Antworten auf die Frage sucht, wie Menschen früher gelebt haben, wollen Alternativprojekte Möglichkeiten experimentell erproben, wie Menschen zukünftig leben können. Eine in ihren inneren und äußeren Verhältnissen friedliche und herrschaftsfreie Gesellschaft ist möglich, ohne Gewalt, Kriege, Herrschaft, Strafe, Totale Institutionen, also ohne Herrschaftstechniken und Machtmittel, und deren Selbststeuerung durch Kultur auf Grundlage der menschlichen Reflektions- und Erkenntnisfähigkeit und der kommunikativen Fähigkkeiten erfolgt.

Die gegenwärtigen Entwicklungen drängen hingegen mit geballter und entfesselter Macht erneut auf eine Vermehrung und Intensivierung von Herrschaft, die derzeit eine neue globale und totale Qualität erreicht. Mit dem weiteren Voranschreiten des wissenschaftlich-technischen Fortschritts nehmen die Möglichkeiten der Überwachung, Kontrolle, Manipulation, Zurichtung und Beherrschung der Menschen weiter zu, und insbesondere die neuen digitalen Technologien eröffnen hierfür nahezu unbegrenzte Möglichkeiten. In Anbetracht der derzeitigen weltweiten Entwicklungen zeichnet sich die Möglichkeit eines neuen totalitären Zeitalters ab.

11. Unerwartete Reisestagnationen am Rio Paraguay

Mittlerweile war Rainald wieder nach Deutschland zurück gereist, um Terminverpflichtungen wahr zu nehmen. Wie dargestellt ist es ursprünglich mein Plan gewesen, die Reise zwei weitere Monate fortzusetzen, um auch Chile, Argentinien und Uruguay zu besuchen und kennen zu lernen.

Sowohl Rainalds Rückreise, als auch meine Weiterreise gestalteten sich aufgrund der eingetretenen Entwicklungen als schwierig: Die wochenlange Medienkampagne zum Thema "Corona Virus", wurde bekanntermaßen überall zum Vorwand genommen, einschränkende Maßnahmen zu verfügen bis hin zur Suspendierung von Grundrechten und Grundfreiheiten einschließlich der Reisefreiheit. Von den Entwicklungen sind wir beide auf unserer Reise vollständig überrascht worden, denn zum Reisebeginn waren die Entwicklungen in keiner Weise erkennbar und vorhersehbar. Rainald ist dann ein paar Tage früher zurück gereist, da viele Reisemöglichkeiten nicht mehr existierten, doch immerhin ist er über Sao Paulo, Madrid und Barcelona noch zeitlich passend zurück nach Deutschland gelangt.

Unter dem Vorwand der sogenannten „Corona-Krise“ sind Ländergrenzen geschlossen worden, und zudem sind sämtlicher Busverkehr, der gesamte öffentliche Verkehr und jegliche Personenbeförderung eingestellt worden, sodaß ich ab dem 21. März 2020 in der Stadt Conceptión in Paraguay fests. Conceptión ist eine im Jahre 1787 gegründete Hafenstadt mit heute rund 85.000 Einwohnern am Ufer des Rio Paraguay. Der Rio Paraguay ist ein großer naturbelassener Fluß mit einer Gesamtlänge von 2695 km und einem Einzugsgebiet von ca. 1.168.000 km² sowie einer durchschnittlichen Abflußmenge von 2.700 m³/s. Gemeinsam mit dem Rio Paraná und dem Rio Uruguay bildet der Rio Paraguay die nach der des Amazonas zweitgrößte Flußlandschaft in Südamerika mit einer Gesamtlänge von 4.880 km und einem Einzugsgebiet von 2,8 Mio. Quadratkilometern. Früher hatte es auf dem Rio Paraguay Flußschiffverbindungen vom Flußhafen Caceres in Mato Grosso über Corumbá, Conceptión und Asunción bis nach Buenos Aires gegeben, doch mit der zunehmenden Ausweitung des Automobil- und Straßenverkehrs ist überall der Flußschiffverkehr, dem der Schriftsteller Mark Twain am Beispiel des Mississippi ein literarisches Denkmal gesetzt hatte, weitgehend zum Erliegen gekommen. Heute wird von Conceptión aus nur noch ein kleiner Teil des Rio Paraguay von Flußschiffen befahren. So fährt z.B. das Flußschiff "Aquidaban" wöchentlich über Vallemi und Fuerte Olimpo nach Puerto Bahia Negra und zurück nach Conceptión. Gebäuderuinen am Ufer in der Umgebung des Flußhafens von Conceptión zeugen von der einstigen Bedeutung des Flußschiffverkehrs auf dem Rio Paraguay. Immerhin sind in Südamerika wie dargestellt auf der gesamten Länge des Amazonas heute noch Reisen mit Flußschiffen möglich.

Von Conceptión aus wollte ich zu den Mennoniten-Kolonien im Chaco weiterreisen, um diese kennenzulernen, doch vorerst mußte ich darauf warten, daß sich die Lage bezüglich der sogenannten „Corona-Krise“ beruhigt und entspannt, damit ich meine Reise wie geplant fortsetzen konnte. Die gesamte Personenbeförderung und insbesondere der Busverkehr war unterbunden und eingestellt worden. Nahezu sämtliche Einrichtungen waren geschlossen worden und das öffentliche Leben war vollständig zum Erliegen gekommen. Die Menschen verließen kaum ihre Häuser, und die Stadt Conceptión wirkte wie ausgestorben, nahezu wie eine Wüstung aus dem Dreißigjährigen Krieg. Bewaffnetes Militär und Polizei waren im Stadtzentrum präsent. Gesicherte und nachprüfbare Informationen waren nicht erhältlich, statt dessen kursierten unüberprüfbare Gerüchte. Es herrschte eine Art Ausnahmezustand. Da es keine zuverlässigen und überprüfbaren Informationen gab, war nicht absehbar, wann wieder Reisemöglichkeiten bestehen werden, und auf nicht absehbare Zeit war weder die Fortsetzung meiner Reise in irgendeine Richtung möglich, noch ein Abbruch der Reise und eine Rückkehr nach Deutschland. Da wie nahezu alle Einrichtungen auch Postämter geschlossen waren, konnte ich auch keine Briefe und Postkarten absenden. Ebenso waren Internetcafes geschlossen. Als einzige Informations- und Kommunikationsmöglichkeit verblieb mein Smartphone, das ich mit einer Prepaid-SIM-Karte eines südamerikanischen Mobilfunkanbieters nutzte, und das ich überwiegend dazu verwendete, mit meinem Bruder Rainald über die Lageentwicklung während der sogenannten „Corona-Krise“ per Email zu kommunizieren.

Auf meine Anfrage hin bestätigte mir die Deutsche Botschaft in Asunción in Paraguay, daß die allgemeine Lage bezüglich touristischer Reisemöglichkeiten mit den Einschränkungen aufgrund der verfügten Maßnahmen unter den Vorwand der sogenannten „Corona-Kriese“ bis auf Weiteres anhalten wird und daß auch die Ländergrenzen auf unabsehbare Zeit geschlossen bleiben werden. Die Stagnation hielt also erst einmal weiter an und meine Zeit verstrich ungenutzt. Aufgrund der Lageentwicklung war zwar ein Rückholprogramm für im Ausland gestrandete Touristen eingerichtet worden, doch man mußte erst einmal an die Orte gelangen können, von denen aus dieses Rückholprogramm stattfand, was jedoch vorerst nicht möglich war, da jeglicher öffentliche Verkehr und jegliche Personenbeförderung unterbunden und eingestellt worden war. Dennoch hatte ich mich, um meine Rückreisemöglichkeiten zu verbessern, sowohl auf dem Internetportal "Elefand“ (https://elefand.diplo.de) registriert, als auch beim Rückholprogramm (www.rueckholprogramm.de). Im Rahmen des Rückholprogramms hatte es am 30. März 2020 einen Rückholflug von Asunción nach Deutschland gegeben, doch war dieser seither der einzige geblieben.

Durch den reinen Zufall der Lageentwicklung war meine Reise in der Stadt Conceptión zum Stillstand gekommen, die für mich nun den Charakter eines Internierungs- oder Verbannungsortes bekommen hatte. Mittlerweile kann ich gut nachvollziehen, wie es dem Naturwissenschaftler Aimé Bonpland (1773-1858), dem Reisegefährten und naturwissenschaftlichen Forschungspartner Alexander von Humboldts während ihrer gemeinsamen Südamerika-Reise in den Jahren 1799-1804, ergangen sein muß, als er aufgrund der Wirrungen seines Zeitalters und den Irrungen dessen Zeitgeistes zehn Jahre lang von 1821 bis 1832 gegen seinen Willen in Paraguay festgehalten worden ist und erst auf internationalen Druck hin und insbesondere aufgrund der Bemühungen Humboldts wieder entlassen wurde und ausreisen konnte. Doch noch hoffte ich, daß die sogenannte "Corona-Krise" nicht über einen so langen Zeitraum hinweg zum Vorwand genommen wird, um im Rahmen des Ausnahmezustands Grundrechte und Grundfreiheiten einschließlich der Reisefreiheit aufzuheben und zu suspendieren.

12. "Corona-Krise" und Ausnahmezustand

Das wenige, das ich aufgrund der geringen und eingeschränkten Informationsmöglichkeiten während des unter dem Vorwand der sogenannten „Corona-Krise“ weltweit verfügten Ausnahmezustands über die Lage in Deutschland, Europa und weltweit mitbekam, erschien mir geradezu unglaublich, und da ich davon ausging, daß dies Vielen so geht, wollte ich dazu anregen, diesbezüglich von authentischen eigenen Eindrücken, Erlebnissen und Erfahrungen zu berichten, um eine Öffentlichkeit zu schaffen und einen allgemeinen Diskurs zu ermöglichen. Eine der wenigen funktionierenden Informationsquellen, die mir zur Verfügung standen, ist Wikipedia:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/COWID-19-Pandemie_in_Deutschland

Man konnte den Eindruck gewinnen, daß geradezu ein Ausnahmezustand ausgerufen wurde, bei dem durch verfügte Maßnahmen Grundrechte und Grundfreiheiten eingeschränkt und aufgehoben wurden. Die zugrunde liegenden Planungsszenarien scheinen sich etwa an dem im Jahre 1994 erschienenen Roman „Hot Zone – Tödliche Viren aus dem Regenwald“ von Richard Preston zu orientieren und an Szenarien, die Filme wie „Outbreaks“ (1995) oder „The Cobra Event“ (1998) konstruieren.

Offensichtlich wurde die sogenannte „Spanische Grippe“, die sich vor ca. 100 Jahren gegen Ende des Ersten Weltkrieges ereignete, weltweit zur Grundlage weitreichender Planungsszenarien gemacht:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Spanische_Grippe

In der sogenannten „Corona-Krise“ avancierte die sogenannte „Spanische Grippe“ zur zentralen Analogie und es „diente der Vergleich mit der Spanischen Grippe dazu, die Empfehlung konkreter präventiver Maßnahmen mit historischer Evidenz zu belegen“, wie der Historiker Prof. Dr. Benjamin Scheller in seinem Aufsatz: „Die Pest, die spanische Grippe und eine seltsame Niederlage: Vom Nutzen und Nachteil historischer Analogien in Zeiten von Covid-19“ (168) feststellt. Die sogenannte „Spanische Grippe“ ereignete sich zwischen 1918 und 1920 und sie verbreitete sich in drei Wellen. Bei einer Weltbevölkerung von damals etwa 1,8 Milliarden Menschen forderte die sogenannte „Spanische Grippe“ nach Angeben der WHO zwischen 20 Millionen und 50 Millionen Menschenleben, und Schätzungen reichen bis zu 100 Millionen, wie Prof. Dr. Karin Mölling in ihrem Buch: „Viren. Supermacht des Lebens“ darstellt (169). Damit starben an der Spanischen Grippe mehr Menschen als durch Kriegseinwirkungen im Ersten Weltkrieg mit ca. 17 Millionen Kriegstoten. Insgesamt sollen etwa 500 Millionen Menschen infiziert worden sein, was eine Letalität von 5 bis 10 Prozent ergibt.

Seuchen und Epidemien sind eine die Geschichte der Menschheit prägende kollektive Erfahrung, wie das Beispiel der Pest zeigt :

https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Pest

Pest-Epedemien gibt es bis in die Gegenwart: Zuletzt führte im Jahre 1994 eine Pest-Epedemie in Indien zu 56 Todesfällen. Ausführlich dargestellt wird diese Pest-Epedemie und deren gesellschaftliche und politische Folgen von der Biologin Laurie Garrett in ihrem Buch: „Das Ende der Gesundheit. Bericht über die medizinische Lage der Welt“ (170).

Doch die gravierendsten Folgen hatten, wie eingangs dargestellt, Seuchen und Epidemien in historischer Zeit in Mittel- und Südamerika, wo diese Anfang des 16. Jahrhunderts einen Bevölkerungsrückgang um annähernd 90 % von etwa 60 Mio. Einwohner auf etwa 6 Mio. Einwohner zur Folge hatten (genaue Zahlen existieren nicht). Vergleichbares ereignete sich in Nordamerika.

Doch Seuchen und Pandemien sind innerhalb der Menschheitsgeschichte (171) eine erst sehr junge Erscheinung, die es ursprünglich über den größten Teil der Menschheitsgeschichte hinweg nicht gab. Sie treten erstmals als eine Folge der Neolithischen Revolution, der Sesshaftwerdung des Menschen und der Urbanisierung auf, und in dem Maße, wie Sesshaftwerdung und Urbanisierung zunehmen, nehmen auch Seuchen und Pandemien zu. Die Neolithische Revolution erfolgte im Zuge der Einführung des Ackerbaus, der Viehzucht und der Sesshaftigkeit, und sie begann vor ca. 11.000 Jahren. Erst seither gibt es Seuchen und Pandemien. Hierbei sind drei Aspekte wesentlich und entscheidend: 1.) Die Einführung der Landwirtschaft und die Sesshaftwerdung des Menschen infolge der Neolithischen Revolution hat das dauerhafte enge Zusammenleben des Menschen mit Haustieren zur Folge, was die Entstehung von Zoonosen (172), d.h. von Infektionskrankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden, erheblich fördert. Die meisten Seuchen und Pandemien gehen auf Zoonosen zurück. Zoonosen „sind bis heute eine der häufigsten Ursachen für Infektionskrankheiten“, wie Prof. Dr. Karin Mölling in ihrem Buch: „Viren. Supermacht des Lebens“ erklärt (173). 2.) Infolge der Einführung der Landwirtschaft und der Sesshaftwerdung nimmt die Bevölkerungsdichte erheblich zu, und insbesondere in den neu entstehenden städtischen Siedlungen konzentriert sich nun erstmals in der Menschheitsgeschichte eine große Anzahl von Menschen dicht gedrängt auf engem Raum unter meist unhygienischen Lebensverhältnissen. 3.) Mit der Urbanisierung verbunden ist die Zunahme der Mobilität von Menschen über große Distanzen auch von kontinentalen Dimensionen hinweg, was die Verbreitung von Seuchen und Pandemien erheblich fördert. Die großen städtischen Siedlungen entwickeln sich zu Zentren des Fernhandels, und insbesondere die Hafenstädte werden zu Einfallstoren von Seuchen und Pandemien, die sich nun über Kontinente hinweg ausbreiten können.

Die Vermutung, daß die sogenannte "Corona-Krise" den Charakter eines globalen Großversuchs und Testes hat, wird durch den Umstand erhärtet, daß es unter dem Namen "Crimson Contagion" im August 2019 in den USA eine große Übung gegeben hat, mit annähernd dem gleichen Szenario wie der sogenannten "Corona-Krise":

https://de.wikipedia.org/wiki/Crimson_Contagion

Schon in den Jahren 2002/2003 hatte es eine SARS-Pandemie gegeben, die ebenfalls wie die sogenannte „Corona-Krise“ in China begann:

https://de.wikipedia.org/wiki/SARS-Pandemie_2002/2003

Diese SARS-Pandemie 2002/2003 führte zu einem ähnlichen Szenario wie dem der sogenannten „Corona-Krise“: „Im Zusammenspiel von Technologie, Regierungen und Kontrollbehörden wurde zwischen ‚SARS-freien‘ und ‚SARS-infizierten‘ Räumen unterschieden, für die jeweils andere Verhaltens- und Kontrollnormen galten. Auf diese Weise verwandelten sich ansonsten gegeneinander abgeschottete politische Räume in übergreifende, transnationale Government-Zonen. Dabei griff man teilweise sogar auf das Militär zurück und installierte drastische Überwachungen. Wo Risikozonen die herrschenden Sicherheitsnormen zu verletzen drohten, entstanden transnationale Interventionsräume“, wie der Soziologe Prof. Dr. Ulrich Beck (1944-2015) in einer Netzwerkanalyse des SARS-Risikos feststellt (174).

Der Journalist Paul Schreyer zeigt auf, daß es seit 20 Jahren Pandemie-Planspiele gibt, die dem derzeitigen Szenario der sogenannten „Corona-Krise“ gleichen, und er stellt die Frage, ob hiermit eine neue Ära vorbereitet wird:

https://www.youtube.com/watch?v=SSnJhHOU_28

In seinem Buch: „Chronik einer angekündigten Krise. Wie ein Virus die Welt verändern konnte“ stellt Paul Schreyer fest, daß diese Pandemie-Planspiele insbesondere von einem im Jahre 1998 gegründeten Center for Civilian Biodefence Studies durchgeführt wurden, das an der us-amerikanischen Johns-Hopkins-Universität angesiedelt ist, und das mittlerweile unter dem Namen Center for Health Security in der sogenannten „Corona-Krise“ eine Führungsrolle übernommen hat: „Wesentliche Fragen, die die Politik und die Öffentlichkeit in der Corona-Krise umtreiben, wurden schon 20 Jahre zuvor in einem kleinen Kreis von Verantwortlichen sehr ernsthaft diskutiert. Die Planspiele aus den Jahren 1999 und 2000 bildeten dabei nur den Auftakt zu einer ganzen Reihe von gleichartigen Übungen des Centers, die in der Folge immer weiter verfeinert und immer hochrangiger besetzt wurden. Mit dem Blick von heute wirkt es so, als habe man sich sehr zielgerichtet auf einen Ausnahmezustand in Zusammenhang mit einer Epidemie vorbereitet“ (175). Paul Schreyer zeigt auf: „ Auffällig war, dass in all diesen Übungen nicht nur ein Gesundheitsnotstand mit überlasteten Krankenhäusern und vielen Epidemie-Toten durchgespielt wurde, sondern seltsamerweise in allen Drehbüchern immer auch Unruhen im Land ausbrachen und man darauf mit einem Einsatz des Militärs und starken Freiheitsbeschränkungen reagieren musste. Es schien, als dienten die Bioterrorübungen mit ihren ständigen Pocken- und Pest-Anschlagsszenarien auch als Vorwand für das gründliche Erproben eines politischen Ausnahmezustands“ (176). Unter den von ihm dargestellten Pandemie-Planspielen hebt Paul Schreyer die Übung „Event 21“ hervor, die am 18.10.2019 zwei Monate vor dem Auftauchen des Corona-Virus stattfand und die tatsächlich den Ausbruch einer globalen Corona-Virus-Pandemie simulierte, die durch einen neuartigen zoonotischen Corona-Virus ausgelöst wird: „Das Wesentliche an der Übung wie an der darauffolgenden realen Situation war eine spezifische Verschmelzung der Themen Angst, Massensterben, Ausnahmezustand, staatliche Überforderung, Freiheitsbeschränkungen, Impfstoffe, Pharmaregulierung und Medienstrategie. Konkret gesagt: Eine gesundheitliche Notlage führte zu einem globalen Bedarf an Impfstoffen, für deren Finanzierung, Entwicklung und Verbreitung Konzernen eine aktivere Rolle in der internationalen Politik eingeräumt werden musste, wobei etwaigem Widerstand aus der Bevölkerung mit Hilfe von PR-Strategien und Medien zu begegnen war. Darum ging es bei der Übung – und darum geht es auch heute. (…) Im Anschluß an die Übung wurden Empfehlungen veröffentlicht. Angemahnt wurden eine engere Zusammenarbeit von Konzernen und Regierungen, der weitere Ausbau einer internationalen Impfstoffreserve, der Abbau von Regularien bei der Impfstoffentwicklung sowie ein verstärkter Kampf gegen Falschinformationen“ (177).

Wie ich feststellen mußte, war die Lage zu Beginn der sogenannten „Corona-Krise“ überall mehr durch ungeprüfte Gerüchte als durch überprüfbare Informationen geprägt, niemand wußte Genaues, hatte Sachkenntnis und überblickte die Lage, dennoch oder gerade deswegen überboten sich alle gegenseitig in geradezu absurdem Aktionismus und in der Erfindung immer radikaler und umfassenderer einschränkender Maßnahmen, wobei die radikalsten und extremsten Vorschläge den größten Zuspruch der Bevölkerung erhielten. Diese „Nicht-Informationspolitik“ ist nach Prof. Dr. Ulrich Beck ein die Weltrisikogesellschaft bestimmendes Merkmal, was er in seinem Buch: „Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit“ ausführt: „Je größer das Nichtwissen oder das Halbwissen um die Wirklichkeit und Möglichkeit unerwarteter Gefährdungen, desto größer die kommunikativen und politischen Turbulenzen vor und insbesondere im Katastrophenfall. Weil man nichts oder nichts genaues weiß, kulminieren die kulturellen und politischen Probleme, wuchern die Gerüchte und erneuern sich die Feindbilder“ (178).

Die durch die Medienkampagne um das "Corona Virus" und durch Verunsicherung und Verängstigung der Menschen erzeugte allgemeine Hysterie suspendiert und verdrängt einen allgemeinen, mit rationalen Argumenten geführten öffentlichen herrschaftsfreien Diskurs, in dem ausschließlich der zwanglose Zwang des besseren und überzeugenderen Arguments gilt, und dieser herrschaftsfreie Diskurs steht im Zentrum der „Theorie des kommunikativen Handelns“ des Philosophen Prof. Dr. Jürgen Habermas. Statt dessen herrscht nun einmal wieder die "Stunde der Exekutive" (179) mit Staatsnotstand und Ausnahmezustand. Aus historischen Erfahrungen mit den Totalitarismen des extremen 20. Jahrhunderts scheint niemand lernen zu wollen, und Änderungen der Rahmenbedingungen und Erscheinungsformen reichen aus, daß die Menschen wieder bereit sind, ihre Grundrechte und Freiheiten aufzugeben.

Die im Rahmen der sogenannten „Corona-Krise“ entstandene Lage und der Umgang mit ihr ist ein Beispiel dafür, wie in hochgradig bedeutsamen und im allgemeinen öffentlichen Interesse liegenden Belangen der öffentliche Diskurs - er ist das Fundament einer Republik - umgangen und suspendiert wird und statt dessen die Exekutive alles alleine und intern unter Ausschluß der Öffentlichkeit entscheidet. Der „Ermächtigungsgehalt von Katastrophen“ kann nach Einschätzung des Soziologen Ulrich Beck in seinem Buch: „Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne“ „mit dem Anwachsen der Gefahren den politischen Gestaltungsradius von Revolutionen sehr wohl erreichen und übersteigen (…). Die Risikogesellschaft ist also (…) eine Katastrophengesellschaft. In ihr droht der Ausnahme- zum Normalzustand zu werden“ (180). Die Rolle der Bürger wandelt sich quasi über Nacht von der eines die öffentliche Sphäre gestaltenden Subjekts in die eines Objektes exekutierter Maßnahmen einer sich durch die Ausrufung des Ausnahmezustands selbst ermächtigenden Exekutive eines Staatsapparates, der durch praktizierten autoritären Aktionismus Strukturen eines „Doppelstaates“ ausbildet, ein Modell, das der Politologe Prof. Dr. Ernst Fraenkel (1898-1975) auf Grundlage seiner Analyse der Herrschaft im NS-Staat mit dem Titel: „Der Doppelstaat. Recht und Justiz im ‚Dritten Reich‘“ (181) entwickelt hat. In dieser Analyse der Herrschaft im NS-Staat, die im Jahre 1941 erstmals veröffentlicht wurde, unterscheidet Fraenkel die fortexistierenden Institutionen eines legalen „Normenstaates“, dessen Handeln sich an Gesetzen orientiert, von den neu geschaffenen Institutionen eines extralegalen „Maßnahmenstaates“ als Instrument willkürlicher Machtentfaltung und enthemmter Gewaltausübung. "Der Totale Notstandsstaat" (182), die Befürchtung und das Drohgebilde der außerparlamentarischen Opposition (APO) gegen die Notstandsgesetzgebung (183) war innerhalb weniger Wochen im Rahmen der sogenannten "Corona-Krise" Realität geworden, und dieses nun in einer globalen Dimension.

13. Manipulation der öffentlichen Meinung und Steuerung der Gesellschaft durch Angsterzeugung

Im Rahmen der sogenannten „Corona-Krise“ wurden die Menschen mit einer wochenlangen Medienkampagne verunsichert, und auf Grundlage so erzeugter irrationaler Angst, allgemeiner Hysterie und Paranoia lassen sich nahezu unbegrenzt repressive Maßnahmen unter Einschränkung und Suspendierung von Grundrechten und Grundfreiheiten verfügen, und man kann sich sogar noch der Zustimmung der Bevölkerung sicher sein. In seiner Analyse der SARS-Pandemie 2002/2003 stellt der Soziologe Prof. Dr. Ulrich Beck fest, „daß gerade autoritäre Staaten sich im ‚Kampf gegen das Risiko‘ ihre gefährdete Autorität und Legitimität ‚runderneuern‘ können. Die Sorge um Sicherheit und das politische Spiel mit der Angst erlauben es Staaten, unter Berufung auf globale Institutionen und deren Forderungen Freiheitsnormen ohne Aufschrei, ohne Protest zu verletzen“ (184).

In seinem Buch: „Falsche Pandemien. Argumente gegen die Herrschaft der Angst“ zeigt Dr. med. Wolfgang Wodarg auf, daß schon seit mehreren Jahren Pandemien als Panikmacher einer „Angstmaschine“ perfektioniert werden: „Wir sind Zeugen eines Prozesses, der in den letzten Jahrzehnten begann: Einer leider von Sponsoren aus der Impfindustrie völlig abhängigen Weltgesundheitsorganisation, der WHO, ist es gelungen, geschäftstüchtige Virologen für eine ‚Angstmaschine‘ zu gewinnen. (…) Das koordinierte Handeln der Akteure dieser Angstmaschine haben Vertreter aus Finanz-, Militär-, Big-Data- und Pharmaindustrie im Rahmen einer ‚Pandemic Preparedness‘ seit Beginn dieses Jahrtausends konzipiert, also bereits vor SARS und Vogelgrippe. Seitdem wird dieses Konzept perfektioniert und global ausprobiert. Da die Medien sensationshungrig, weitgehend wirtschaftlich abhängig sowie politisch beeinflussbar sind, spielen sie stets brav ihre Rolle als Panikmacher. Sie sind wichtige Partner beim Agenda Setting und bei der medialen Angstmache“ (…). Offenbar ist Terrorismus inzwischen als Angstmaschine überholt“ (185).

Die Furcht der Menschen richtet sich jedoch meist nicht nach dem tatsächlichen Risiko, sondern nach den ‚Schockfaktoren‘. Dabei spielen vor allem psychologische Faktoren eine Rolle“: Dafür führen die Autoren des „Lexikon der Öko-Irrtümer. Fakten statt Umweltmyten“, Dirk Maxeiner und Michael Miersch, das folgende Beispiel auf: „Durch die Gefahr A sterben in jedem Jahr 50 Menschen irgendwo im Lande. Gefahr B könnte mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:10 irgendwann in den nächsten zehn Jahren alle 50.000 Menschen in der Nachbarschaft umbringen. Eine Risikoanalyse ergibt für beide Gefahren denselben Erwartungswert der jährlichen Mortalität, nämlich 50. Die ‚Schockbewertung‘ hingegen sagt, daß Gefahr A vielleicht akzeptabel ist, B ganz sicher nicht“ (186).

Gemäß der Ansteckungstheorie der Massenpsychologie neigen Menschen in Menschenmassen zu irrationalem und hysterischem Verhalten (187). Dieses historisch-anthropologisch neuartige Phänomen der Massenpsychologie von Menschenmassen, das es erst seit dem erstmaligen Entstehen von Massengesellschaften in den alten Hochkulturen gibt, und das im Industriezeitalter völlig neuartige Dimensionen und Qualitäten erreicht, analysiert der Psychologe Prof. Dr. Alexander Mitscherlich (1908 - 1982) in seinem Buch: „Massenpsychologie ohne Ressentiment“:Das, was diesen Massenzustand am stärksten charakterisiert – und das hat schon Le Bon prägnant gesehen -, sind ‚Affektsteigerung‘ auf der einen und ‚Denkhemmungen‘ auf der anderen Seite. (…) Dies führt zu der Frage, durch welche konstellierenden Faktoren in einer Massengesellschaft homogenes Verhalten entsteht (…), welche Dynamismen sich hier abspielen, und wie diese wiederum das Bewußtsein beeinflussen“ (188). Die Massenpsychologie von Menschenmassen bewirkt einen Mechanismus, der immer wieder geradezu perfekt funktioniert und der seit den alten Hochkulturen Despotie und im Industriezeitalter Totalitarismus zum Ergebnis hat. Es geht um die Kontrolle, Manipulation und Beherrschung der Menschen, und mit dem Voranschreiten der wissenschaftlich-technologischen Entwicklungen und der Zunahme und Perfektionierung der technischen Möglichkeiten insbesondere im angebrochenen Digitaltechnischen Zeitalter wachsen die Möglichkeiten der Überwachung, Kontrolle, Manipulation, Zurichtung und Beherrschung der Menschen weiter an.

Wie die Manipulation der öffentlichen Meinung und Propaganda funktionieren, erklärt der Historiker und Friedensforscher Dr. Daniele Ganser in den folgenden Beiträgen:

https://youtu.be/ooM3rrBoiBA

https://youtu.be/NxdzxGUDFd0

https://www.youtube.com/watch?v=_sLUuNE2U0M

Dr. Daniele Ganser stellt die Frage, ob wir den Medien vertrauen können:

https://www.youtube.com/watch?v=4bF-3rulJz0

Vor dem Hintergrund der sogenannten "Corona-Krise" erörtert Dr. Daniele Ganser den Zusammenhang von Gesundheit und Macht:

https://youtu.be/FdBgpc4je6A

Über Corona und die Angst spricht Dr. Daniele Ganser in dem folgenden Vortrag:

https://www.youtube.com/watch?v=KZ2RI_r94qA&t=673s

Der Psychologe Prof. Dr. Rainer Mausfeld referiert in den folgenden Beiträgen über Angsterzeugung als Machtinstrument:

https://www.youtube.com/watch?v=-kLzmatet8w

https://youtu.be/7LdLaszpO2A

https://youtu.be/Rk6I9gXwack

In hochgradig fragwürdiger und verwerflicher Weise wird mit der geschürten irrationalen Angst der Menschen Politik gemacht, an allen rationalen öffentlichen Diskursen vorbei und unter deren Suspendierung. Das Thema "Corona Virus" eignet sich dafür ideal, da die vermeintliche Bedrohung unsichtbar ist, sich somit unserer sinnlichen Wahrnehmung entzieht, und als kaum erklärbar, unberechenbar, nicht einschätzbar, unkalkulierbar, nicht steuerbar und unbeherrschbar erscheint. Der Soziologe Prof. Dr. Ulrich Beck stellt in seiner Analyse der Weltrisikogesellschaft fest: „Im Zuge der Globalisierung von Risiken sind Schlüsselprobleme grundsätzlich in ihrer Verursachung und in den erwartbaren Konsequenzen nicht-linear geworden, diskontinuierlich sowohl im Raum als auch in der Zeit, was sie ihrer Natur nach unvorhersehbar, kaum begreifbar und noch weniger ‚manageable‘ macht“ (189). Beck analysiert die politische Dynamik, die hieraus entsteht: „Die ökologischen und gesundheitlichen Folgen mögen noch so hypothetisch, so berechtigt, so verharmlost oder so dramatisiert sein, wie sie wollen. Wo sie geglaubt werden, haben sie die genannten sozialen, wirtschaftlichen, politischen und rechtlichen Konsequenzen. Man kann dies auch so formulieren: Wenn Menschen Risiken als real erleben, sind sie real“ (190).

Insbesondere nach den Ereignissen vom 11.09.2001 hatte das Thema "Terrorismus" diese Aufgabe der Angsterzeugung erfüllt, und es diente als Vorwand, unter Umgehung öffentlicher Meinungs- und Willensbildung in allgemeinen öffentlichen Diskursen den Ausnahmezustand zu erklären, Grundrechte und Grundfreiheiten einzuschränken, Kriege zu führen und Apparate aufzurüsten, die Strukturen eines „Doppelstaates“ (Dual State) aufweisen. Der Journalist Paul Schreyer erklärt in seinem Buch „Chronik einer angekündigten Krise. Wie ein Virus die Welt verändern konnte“, wie das Thema „Terrorismus“ zu einem Instrument inszenierter Politikgestaltung im Rahmen von Geopolitik wurde: „Nach dem Zerfall der Sowjetunion und des Ostblocks kam dem westlichen Militärapparat der Feind abhanden, was für den gesamten Sektor eine existenzielle Gefahr bedeutete. Noch bedrohlicher als das russische Militär war bloß die eigene Nutzlosigkeit. Wie sollten sich die milliardenschweren Ausgaben für Army, Navy, Air Force, CIA, NSA, und das übrige Dutzend amerikanischer Geheimdienste zukünftig rechtfertigen lassen? Wer brauchte noch Kampfjets, Flugzeugträger, Atomraketen und all das übrige Arsenal, das mit der Begründung angeschafft worden war, den Kommunismus in Schach zu halten, wenn doch Ost und West nun in Frieden leben und gefahrlos abrüsten konnten? Diese Frage stellte sich ab 1990 in großer Dringlichkeit vielen Politikern, Militärs, Geheimdienstlern und Rüstungsunternehmern, die in den Jahrzehnten zuvor, mit den Worten von US-Präsident Eisenhower, zu einem ‚militärisch-industriellen-Komplex‘ verschmolzen waren, einer mächtigen Kraft, die nicht nur die amerikanische, sondern auch die internationale Politik in weiten Teilen lenkte. Die Antwort lag auf der Hand und ist zu allen Zeiten die gleiche gewesen: Aufrüstung benötigt Angst. Eine Bevölkerung, die keine Feinde fürchtet, wird auch keine Milliardenausgaben für das Militär akzeptieren. (…) In diesem Zusammenhang begann man in den 1990er-Jahren, die Gefahr das Terrorismus zunehmend in den Mittelpunkt zu rücken und dabei auch vor drohenden Anschlägen mit biologischen Waffen zu warnen“ (191).

Das Phänomen des sogenannten „Terrorismus“ war im 19. Jahrhundert eine Domäne radikaler Nationalisten und wurde im 20. Jahrhundert zu einer Form irregulärer Kriegsführung im Rahmen von Strategien der Geopolitik insbesondere von Groß- und Supermächten, wie das Beispiel der USA zeigt: Die im propagierten "War on Terror" nach den Ereignissen des 11.09.2001 bekämpften Terroristen waren zuvor erst als „Freiheitskämpfer“ geschaffen und aufgerüstet worden, um ab 1979 der Sowjetunion in Afghanistan eine militärische Niederlage zufügen zu können. Schon Mitte 1979, sechs Monate vor der Invasion der Sowjetunion in Afghanistan am 25.12.1979, begann die CIA-Operation „Cyclone“ (192) mit dem Ziel der Destabilisierung der Sowjetunion durch die Verbreitung des militanten Islams in Zentral-Asien und der Ausbildung von Guerilla-Kämpfern. Nach Aussage des Politikwissenschaftlers Prof. Dr. Zbigniew Brzezinski hatte diese Geheimoperation „den Zweck, die Russen in die afghanische Falle zu locken“ um „der UDSSR ihren Vietnamkrieg zu bescheren“, worauf der Historiker Prof. Dr. Alfred W. McCoy in seinem Buch: „Die CIA und das Heroin. Weltpolitik durch Drogenhandel“ hinweist (193).

Der Historiker und Friedensforscher Dr. Daniele Ganser analysiert Zusammenhänge und Hintergründe der Terroranschläge vom 11. September 2001:

https://www.youtube.com/watch?v=VhqHf2FzhO4

https://www.youtube.com/watch?v=PGfYvrZWD0I

Mit den Ereignissen vom 11.09.2001 geriet zudem die Bedrohung durch Biowaffen in den Blick (194). Mit Anthrax-Sporen kontaminierte Briefe lösten in den USA eine Panik aus, und der Journalist Paul Schreyer verweist in seinem Buch „Chronik einer angekündigten Krise. Wie ein Virus die Welt verändern konnte“ auf die politischen Hintergründe dieser Anthrax-Anschläge: „Briefe mit dem tödlichen Pulver erreichten im September und Oktober 2001 unter anderem zwei einflußreiche Abgeordnete, während man im Parlament ein Gesetzespaket mit brisantem Inhalt diskutierte. Der sogenannte ‚USA Patriot Act‘ sollte es ermöglichen, ausländische Terrorverdächtige ohne Gerichtsverfahren auf unbestimmte Zeit einzusperren. Damit schuf die Regierung die Grundlage für das System Guantánamo, das zu US-Geheimgefängnissen in aller Welt führte. Auch das Abhören der eigenen Bürger sowie der Einsatz von Geheimdiensten im Inland wurden durch das radikale Gesetzespaket erleichtert. Zwei einflußreiche Kritiker dieser Änderungen waren Senator Tom Daschle, Mehrheitsführer im Senat, und Senator Patrick Leahy, Vorsitzender des Justizausschusses. Beide verfügten über die in institutionelle Macht, die Verabschiedung des Gesetzespaketes zu behindern – und beide erhielten genau in dieser Zeit Drohbriefe mit den tödlichen Anthrax-Erregern, deren Ursprung bis heute nicht geklärt ist. Dashle und Leahy gaben daraufhin ihren Widerstand auf und stimmten dem Gesetzespaket zu. Daschle wurde wenig später von Viezepräsident Cheney in einem Telefonat gebeten, die 9/11-Anschläge nicht von einer parlamentarischen Kommission untersuchen zu lassen, um ‚keine Kräfte vom Krieg gegen den Terror abzuziehen‘“ (195).

Angebliche Massenvernichtungswaffen des Irak dienten als Vorwand für den Irakkrieg 2003, den die Regierung der USA unter Präsident George W. Bush ohne UN-Mandat mit einer „Koalition der Willigen“ führte. Tatsächlich wird die Biowaffenkonvention vom 16.12.1971 von zahlreichen Ländern nicht eingehalten und mißachtet:

https://de.wikipedia.org/wiki/Biologische_Waffe

Das mit Abstand größte Biowaffenprogramm startete 1973 die Sowjetunion, obwohl sie zuvor die Biowaffenkonvention von 1971 unterzeichnet hatte. Dieses Biowaffenprogramm wurde erst in den 90er Jahren weitgehend eingestellt (196). Doch auch in den USA gab es seit den 40er Jahren Forschungsprogramme zur Entwicklung von biologischen und chemischen Waffen, und diese wurde insbesondere im Militärstützpunkt Fort Detrick in der Nähe von Washington durchgeführt, das bis heute Hauptquartier der militärischen Forschung zu gefährlichen Krankheitserregern ist. Der Journalist Paul Schreyer berichtet über den Umfang dieser Biowaffenforschung: „In Fort Derrick forschten 1968 mehr als 5000 Wissenschaftler an todbringenden Keimen. Mehr als 700000 Tiere, darunter Schweine und Affen, wurden im Rahmen von Experimenten pro Jahr (!) getötet. Mehr als 5000 amerikanische Soldaten wurden in Versuchen Krankheitserregern ausgesetzt, nicht alle wissentlich. Es kam zu schwerwiegenden Unfällen. Im Frühjahr 1968 hatte das Militär zu Testzwecken mit einem Flugzeug über dem Bundesstaat Utah den Nervenkampfstoff VX versprüht und dabei, durch ein technisches Versagen beim Schließen der Gifttanks, versehentlich mehr als 6000 weidende Schafe getötet. Es war ein Zufall, dass der Wind eine Stunde später drehte und keine Menschen starben. Zwei Jahre zuvor, im Juni 1966, hatten Wissenschaftler des Militärs krankmachende Bakterien im New Yorker U-Bahn-System verteilt, um ihre Verbreitung zu messen. Die New Yorker Behörden wurden nicht informiert, das Experiment erst viele Jahre später öffentlich. Von Militärflugzeugen aus wurden in den 1950er- und 60er-Jahren über bewohnten Gebieten in den USA und Kanada Bakterien versprüht (‚Operation LAC‘) – ebenfalls um ihre Verbreitung zu messen. Man wollte so herausfinden, wie sich biologische Waffen im Kriegsfall gegen einen Feind, etwa die Sowjetunion, einsetzen ließen. Im Rahmen der Forschung für eine neue Waffe, die biologische Krankheitserreger mit radioaktiver Strahlung kombinierte, wurde im Kalten Krieg die Bevölkerung in armen Vierteln von amerikanischen Städten wie St. Louis gezielt einer Erkrankung ausgesetzt, indem man Erreger von den Dächern hoher Gebäude versprühte. Betroffene berichteten, dass sie in der Folge an Krebs erkrankten“ (197). Offiziell wurden derartige Forschungen an biologischen Waffen in den USA ab 1969 eingestellt. Doch nach Verabschiedung der Biowaffenkonvention wurde nicht ein verbindliches Zusatzprotokoll vereinbart, das einen internationalen Kontrollmechanismus etabliert hätte, und Paul Schreyer verweist auf die Folgen: „In dieser undurchsichtigen Grauzone aus Gefahrenabwehr und Gefahrenerzeugung hatte man sich während des Kalten Krieges in ein biologisches Wettrüsten mit Moskau begeben, wo das sowjetische Militär ganz ähnliche Forschungen betrieb“ (198).

Auch eine vermeintliche Bedrohung durch die Folgen von Naturzerstörung, durch Umweltgefahren und Umweltrisiken kann zukünftig eine derartige Funktion einer Angsterzeugung erfüllen. Vor diesem Hintergrund sieht der Physiker und Biologe Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker die Gefahr einer Öko-Diktatur, worauf er in seinem Buch: „Erdpolitik. Ökologische Realpolitik an der Schwelle zum Jahrhundert der Umwelt“ verweist: „Die ökologischen Sachzwänge, die uns, ob wir es wollen oder nicht, in ein Jahrhundert der Umwelt hineinzwingen, wären ein geradezu idealer Vorwand für Staaten, Staatenbünde oder Wirtschaftsgiganten, eine Art Ökodiktatur zu errichten. (…) Und da die Umweltkrise weltweit ist, kann es theoretisch ganz leicht zur weltweiten Einigung auf totalitäre ökologische Prinzipien kommen. Der Ausweg der Emigration wäre verbaut“ (199). Aufgrund der bestehenden massenmedialen und politischen Kampagnen zum Thema des sogenannten „Klimawandels“ ist abzusehen, daß dem Thema „Klimawandel“ die zukünftige Funktion angedacht ist, einen globalen Ausnahmezustand zu begründen. Ein solcher Ausnahmezustand kann eine globale Öko-Diktatur zur Folge haben. Die Kampagne zum Problem des sogenannten „Klimawandels“ hat mittlerweile bewirkt, die globale Vielfalt der Naturzerstörungen, insbesondere das dramatische Artensterben, den Verlust an Biodiversität und die Zerstörung der Biosphäre weitgehend aus der öffentlichen Wahrnehmung zu verdrängen. Bei der aktuellen Kampagne zum Thema der sogenannten „Klimawandels“ geht es daher nicht primär um Naturschutz, Artenschutz, Erhalt der Biodiversität und Schutz der Biosphäre, denn im Zentrum dieser Kampagne steht die Durchsetzung des Konzeptes des sogenannten "Green New Deal".

Dieses Konzept eines "Green New Deal" wollen die Vertreter eines "Grünen Wachstums“ im Zuge der Kampagne um den sogenannten "Klimawandel" umsetzen, was die Journalistin Naomi Klein in ihrem Buch: „Warum nur ein Green New Deal unseren Planeten retten kann“ ausführt: Da ein „Green New Deal“ „die Wirtschaft in großem Stil stimulieren und höchstwahrscheinlich Millionen Arbeitsplätze schaffen wird, bietet er die größten Hoffnungen auf ein Ende der wirtschaftlichen Not der Menschen und wird deshalb umso mehr Unterstützung finden“ (200). Nicht zufällig haben sowohl die Kampagne um den sogenannten "Klimawandel", als auch das Konzept eines "Green New Deal" ihren Ursprung in den USA. Meines Erachtens geht es um die Rettung des Lebensstils des "American Way of Life" sowie der Konsumkultur der fortgeschrittenen Industriegesellschaft, und die Kampagne entspricht den Interessen der Industrie. In diesem Rahmen hat die aktuelle Kampagne zum Thema "Klimawandel" die Aufgabe, der Konsequenz einer Änderung sowohl unserer Lebensweise, als auch unserer Wirtschaftsweise auszuweichen und sie abzuwenden, damit alles so bleiben kann, wie es ist, und insbesondere soll das Dogma des permanenten Wirtschaftswachstums nicht beeinträchtigt und in Frage gestellt werden. Die im Zuge dieser Kampagne vertretene Sichtweise auf den Problemkomplex entspringt einer spezifischen Problemwahrnehmung aus den gesellschaftlichen Besonderheiten einer us-amerikanischen Binnenperspektive und sie ist in dieser Form nicht globalisierbar. Schon in Europa kann man auf Grundlage anderer historischer Erfahrungen zu anderen Einschätzungen und Ergebnissen gelangen. Umso mehr muß dies auf anderen Kontinenten der Fall sein. Anders als bei dem Konzept eines "Green New Deal" muß eine Suche nach alternativen Lebensweisen und Wirtschaftsformen vielmehr zu einer stationären Wirtschaft hinführen. Hierbei geht es primär um die Änderung unseres Lebensstils. Es geht um Entschleunigung, einfaches Leben, Lebensreform und Selbstversorgung. Meines Erachtens muß bei der Suche nach Alternativen hier angesetzt werden.

Letztlich kann jedes beliebige Thema im Zuge einer massenmedialen und politischen Kampagne zur Begründung eines Ausnahmezustands mißbraucht werden, um mit autoritär verfügten Maßnahmen die Grundrechte und die Freiheit der Menschen einzuschränken. In Analogie zum Ausnahmezustand der derzeitigen sogenannten „Corona-Krise“, bei der die Menschen unter Hausarrest gestellt werden und ihre Wohnungen nicht verlassen sollen, ist genauso gut eine Kampagne denkbar, die in einem Ausnahmezustand mündet, bei dem die Menschen genötigt werden, ihre Wohnungen zu verlassen, z.B. durch Dramatisierung einer tödlichen Gefahr durch gefährlichen Hausstaub und Schimmel, wobei ein rigides Lüftungsreglement für Wohnungen erlassen wird, dessen penible Einhaltung genaustens überwacht und kontrolliert wird und wozu ein System von Blockwarten errichtet wird.

Im Ausnahmezustand (…) kommt die Prärogative ganz zu sich“, was der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. jur. Günter Frankenberg in seiner Studie zum politischen Autoritarismus mit dem Titel: “Autoritarismus. Verfassungstheoretische Perspektiven“ weiter ausführt: „Totalisierend zieht sich der Ausnahmestaat von der Regel, vom Normenstaat zurück und öffnet der Prärogative ein schier unbegrenztes Terrain. Das Recht dankt ab, die Prärogative tritt auf“ (201). Das Risikopotential derartiger Entwicklungen sollte nicht unterschätzt werden: Nicht zuletzt die Weimarer Republik ging ganz formal-legal im und am Ausnahmezustand (Artikel 48 WRV) über Notverordnungen und Ermächtigungsgesetze zugrunde, und vergleichbare Beispiele finden sich weltweit überall in Fülle. Nach Auffassung des Philosophen Prof. Dr. Giorgio Agamben, die er in seiner historischen Analyse des Ausnahmezustands als einem Paradigma des Regierens mit dem Titel: „Ausnahmezustand“ ausführt, zeigt das Ende der Weimarer Republik „in aller Klarheit, daß eine ‚geschützte Demokratie‘ keine Demokratie ist und daß das Paradigma der Verfassungsdiktatur eher als Phase eines Übergangs funktioniert, der in fataler Weise zur Einsetzung eines totalitären Regimes führt“ (202). In seinem Text: „Politisches Ethos und Verfassung“ erklärt der Rechts- und Politikwissenschaftler Prof. Dr. Ulrich K. Preuß: „Die Beschränkung der Demokratie zur Rettung der Demokratie als innere Logik der Verfassung ist das wahrhaft Gefährliche, denn sie führt mit Notwendigkeit zu einer dauerhaften Umformung des parlamentarisch-demokratischen Verfassungsstandes in den legitimistischen Maßnahmestaat“ (203).Aufgrund der „Logik der Gefahrenabwehr“ ist es nach Einschätzung des Soziologen Prof. Dr. Ulrich Beck in seinem Buch: „Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne“ nicht leicht, „angesichts der sich abzeichnenden Gefahren politische Alternativen aufzuzeigen, die wirklich verhindern, was unter der Diktatur der Gefahr verhindert werden muß. Gerade mit dem Anwachsen der Gefahren entstehen in der Risikogesellschaft völlig neuartige Herausforderungen an die Demokratie. Die Risikogesellschaft enthält eine Tendenz zu einem ‚legitimen‘ Totalitarismus der Gefahrenabwehr, der mit dem Recht, das Schlimmste zu verhindern, nur in allzu bekannter Manier das andere Noch-Schlimmere schafft“ (204). Die Erklärung des Ausnahmezustands wird zunehmend ersetzt durch eine beispiellose Ausweitung des Sicherheitsparadigmas als normaler Technik des Regierens, was der Professor für Rechts- und Politikwissenschaften Bernard E. Harcourt in seinem Buch: „Gegenrevolution. Der Kampf der Regierungen gegen die eigenen Bürger“ (205) darstellt. Der Ausnahmezustand zeigt sich als die legale Form dessen, was keine legale Form annehmen kann. Bernard E. Harcourt zeigt auf, daß der Ausnahmezustand integraler Bestandteil eines neuen Regierungsparadigmas ist, das in den Formen der aufstandsbekämpfenden Kriegsführung verwurzelt ist, die ursprünglich zur Unterdrückung antikolonialer Revolutionen und dann zum „Krieg gegen den Terror“ entwickelt wurde.

14. Die wissenschaftlich-technologische Modernisierung des Totalitären

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen ist abzusehen, daß die zukünftigen Entwicklungen durch Ausnahmezustände, repressive Maßnahmen, Einschränkungen von Grund- und Freiheitsrechten einschließlich der Reisefreiheit, zum Zweck der Überwachung, Kontrolle und Manipulation der Bevölkerung geprägt sein werden, und dies in einem globalen Umfang. Es zeichnet sich die Möglichkeit einer totalitären Weltherrschaft ab, die erstmals in der Geschichte der Menschheit eine wirklich totale sein wird, da es kein Außen mehr geben wird, wie es noch bei den Totalitarismen des extremen 20. Jahrhunderts der Fall gewesen ist. Der Philosoph Prof. Dr. Karl Jaspers (1883-1969) stellt in seinem Buch: „Vom Ursprung und Ziel der Geschichte“ unter bestimmten Voraussetzungen eine derartige Entwicklung für denkbar und möglich dar: „Sollten aber die Völker dies nicht in ihr Bewußtsein und in ihre Sorge aufnehmen, sollten sie insgesamt unversehens in eine solche Diktatur als Weltdiktatur geraten, so würde es keine Befreiung mehr geben“ (206).

Die gegenwärtige Lage ist ein in dieser Form bislang ungekanntes und somit einzigartiges historisches Novum, ein Präzedenzfall. Der Ausnahmezustand im Rahmen der sogenannten "Corona-Krise" stellt einen historischen Bruch, eine Zäsur, einen Hiatus dar, nach dem nichts mehr so sein wird wie zuvor. Der Präzedenzfall der gegenwärtigen Lage ist eine fundamentale Herausforderung für die gesellschaftswissenschaftliche Analyse. Nach Auffassung des Soziologen Prof. Dr. Ulrich Beck in seinem Buch:Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit“ „setzt die Inszenierung des Weltrisikos eine soziale Produktion und Konstruktion von Wirklichkeit in Gang. Damit wird das Risiko zur Ursache und zum Medium der gesellschaftlichen Umgestaltung“ und es wird „ausschlaggebend für eine Neubestimmung der soziologischen Grundbegrifflichkeit“ (207). Bisherige Begriffe, Methoden, Modelle und Theorien müssen einer Revision unterzogen werden, die möglicherweise einen "Paradigmenwechsel" (Thomas S. Kuhn) zur Folge hat. Die derzeitigen Entwicklungen zeigen, daß ein neuer und aktueller Begriff von Totalitarismus benötigt wird, der sich von den historisch überholten Formen und Ausprägungen der Totalitarismen des extremen 20. Jahrhunderts emanzipiert und verabschiedet, da diese den globalen gesellschaftspolitischen Entwicklungen und wissenschaftlich-technologischen Potentialen insbesondere der neuen digitalen Technologien des gegenwärtig beginnenden digitaltechnischen Zeitalters zur Überwachung, Kontrolle, Manipulation, Zurichtung und Beherrschung der Menschen in keiner Weise mehr genügen.

Die derzeitige "Corona Krise" und der darauf begründete weltweite Ausnahmezustand zeigt, daß unser Bild von Totalitarismus veraltet und unzeitgemäß ist, es orientiert sich an den Totalitarismen des extremen 20. Jahrhunderts, doch einige Änderungen der Rahmenbedingungen reichen aus, daß jetzt im Rahmen eines weltweiten Ausnahmezustands Grundrechte und Grundfreiheiten einschließlich der Reisefreiheit suspendiert werden. Auch wird der allgemeinen vorherrschende Begriff des Totalitären und des Totalitarismus nicht den differenzierten gesellschaftspolitischen Wirklichkeiten gerecht, wenn schlicht, simplifiziert und reduktionistisch ein konturloser polarisierender Gegensatz in Form eines Dualismus zwischen "Diktatur" und "Demokratie" konstruiert und behauptet wird, wohingegen das Modell des "Doppelstaats"(Dual State) nach Prof. Dr. Ernst Fraenkel (1898-1875) die bestehenden gesellschaftspolitischen Realitäten und ihre Differenzierungen weitaus zutreffender erfaßt und wiedergibt, und dieser "Doppelstaat" mit einem "Normenstaat“ und einem an keinerlei Normen gebundenen "Maßnahmen-Staat"zur willkürlichen Machtentfaltung und entgrenzten Gewaltausübung ist tatsächlich in unterschiedlichen Ausprägungen und Intensitäten beinahe überall anzutreffen, und der "Maßnahmen-Staat" erfährt gerade in einem globalen Großversuch während des derzeitigen Ausnahmezustands seine weltweite Ausdehnung. Das analytische Potential des Modells des „Doppelstaates“ für die Gegenwartsanalyse wird nicht ausgeschöpft und liegt brach: Die Doppelstaatsforschung untersucht die Erosionsbedingungen des Normenstaates, die Entstehungsmöglichkeiten und Existenzbedingungen eines Maßnahmenstaates und die Faktoren, die die Dynamik der sensiblen Grenze zwischen beiden bestimmen und gestalten.

Seit dem Zeitalter des Kalten Krieges ist das Phänomen des "Maßnahmen-Staats" des extremen 20. Jahrhunderts einem Transformationsprozess ausgesetzt und tritt zunehmend in Gestalt des Phänomens des sogenannten "Tiefen Staates"(Deep State) in Erscheinung, das der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. jur. Günter Frankenberg in seinem Buch: „Autoritarismus. Verfassungstheoretische Perspektiven“ analysiert: „Dem janusköpfigen Doppelstaat (…) verwandt sind (…) Formen des ‚deep state‘. (…) Der Begriff deep state geht vermutlich zurück auf einen von Mustafa Kemal Atatürk 1923 gegründeten Geheimbund. Als deep state wurde später der military-industrial complex in den USA der 50er und 60er Jahre und werden heute die hypertrophen, netzwerkartig operierenden Sicherheitsapparate zahlreicher Länder bezeichnet. Die im deep state assoziierten Teile einer Regierung handeln im Verbund mit Spitzenfunktionären aus Hochfinanz und Wirtschaft jenseits formaler demokratischer Verfahren und Institutionen als zeitgemäß pluralistisch zusammengesetzte Prärogativgremien – im Schatten des Verfassungsstaates“ (208). Dieses Phänomen des sogenannten "Tiefen Staates"(Deep State) ist Thema der folgenden Beiträge des Journalisten Ken Jebsen:

https://youtu.be/jwRVKp5VAME

https://youtu.be/-4n6J6q4G5A

Meistens wird es unterlassen, die historischen Grundlagen des Totalitarismus und den geistesgeschichtlichen Wurzelgrund der Idee des Totalitären auszuleuchten und zu vermessen, und dieses hat offensichtlich seinen Grund darin, daß alle Bereiche des Kulturbetriebs einschließlich des Bildungsbereichs und der Wissenschaft auf die alternativlose Affirmationen des Bestehenden ausgerichtet sind und die für das reibungslose Funktionieren der Industriegesellschaft für erforderlich angesehene Grundlagen nicht in Frage gestellt werden: Quelle, Grundlage und Prototyp der Idee des Totalitären und der Konzeptionen der Totalitarismen in ihren verschiedenen Ausprägungen ist die "Totale Institution" (209). Beispiele Totaler Institutionen sind: das Gefängnis, das Lager in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen, die Kaserne, die Wehrpflicht, die Fabrik, die Krankenanstalt, die Schule. Totale Institutionen schaffen einen Raum der Inklusion und der Exklusion und sie sind insbesondere charakterisiert durch die in ihnen herrschenden „Besonderen Gewaltverhältnisse“, die auf Extralegalität und Sonderbehandlung abzielen. Die Totalen Institutionen stehen im Zentrum der Geschichte des Aussonderns, Wegsperrens und Internierens von behaupteten Gesellschaftsschädlingen im Zeitalter der Moderne, und diese kulminiert im extremen 20. Jahrhundert. Der „Maßnahmenstaat“ nach Ernst Fraenkel kann als eine radikalisierte Form Totaler Institutionen und der in diesen herrschenden „Besonderen Gewaltverhältnissen“, die auf Extralegalität und Sonderbehandlung abzielen, angesehen werden. Der Begriff der "Totalen Institution" wurde insbesondere vom Soziologen Prof. Dr. Erving Goffmann geprägt, der in seiner Studie: „Asyle. Über die soziale Situation psychatrischer Patienten und anderer Insassen“ Menkmale totaler Institutionen aufführt (210). In ihren verschiedenen Varianten sind "Totale Institutionen" überall anzutreffen, und sie werden als selbstverständliche Grundlage der Gesellschaft und Bestandteil gesellschaftlicher und staatlicher Herrschaft akzeptiert und hingenommen, wobei im Rahmen der totalitären Gesellschafts- und Staatsidee das Funktionsprinzip der Totalen Institutionen aus diesen heraus auf potentiell sämtliche Bereiche der Gesellschaft übertragen und angewendet wird. Ein Ende des Zeitalters des Totalitären und des Totalitarismus ist somit ohne die Überwindung und Abschaffung des Konzepts der Totalen Institutionen nicht zu haben, denn sie sind die Quellen, aus denen sich die Idee des Totalitären und die Praxis des Totalitarismus immer wieder neu über die gesamte Gesellschaft ausbreiten und die Menschen entsprechend zurichten kann, und wir erleben dieses im Rahmen eines weltweiten Ausnahmezustands unter dem Vorwand der sogenannten „Corona-Krise“.

Die Abschaffung Totaler Institutionen bedeutet nichts anderes als aus dem extremen 20. Jahrhundert Konsequenzen zu ziehen und dessen Grundlagen einer Revision zu unterziehen. Mit den Totalen Institutionen abzuschaffen ist die Ideologie der Bestrafung, deren Geschichte eine untrennbare Einheit mit der Geschichte der Folter bildet. Die Ideologie der Bestrafung und das Aussondern und Wegsperren von Menschen in Totalen Institutionen haben erhebliche negative kulturelle Auswirkungen auf die Gesellschaft. So erklärt der Kriminologe Prof. Dr. Karl F. Schumann in seinem Text: „Eine Gesellschaft ohne Gefängnisse?“: „Gefängnisse haben verschiedene abträgliche kulturelle Einflüsse auf Menschen und auf die Gesellschaft (…). Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, daß Freiheitsentzug für Menschen keine Chance zur Besserung darstellt, sondern vielmehr die Inhaftierten brutalisiert (…). Fest steht, daß Einkerkerung inhuman ist: degradierend, demütigend, Empfindungen tötend, dauerhaft schädigend, Haß erzeugend. Das Gefängnissystem hat kulturelle Auswirkungen; es symbolisiert eine Art, über Menschen zu denken. Es betont Gewalt und Degradierung als Methode, zwischenmenschliche Konflikte zu lösen, propagiert Härte und Desinteresse als Umgangsformen. Andererseits weiß man, daß bessere Wege existieren, um die Probleme der Kriminalität zu lösen, als Gefängnisse“ (211). Gesellschaftliche Probleme werden als individuelles Versagen und persönliches Fehlverhalten dargestellt, die mit den Deliquenten ausgesondert und weggesperrt werden können. Die gesellschaftlichen Probleme und Verhältnisse gelangen so nicht in den Blick, es findet kein Nachdenken, keine Reflektion, keine Problemanalyse und keine Suche nach Alternativen statt, und alles bleibt so, wie es ist. Ergebnis ist die alternativlose Affirmation der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse. So werden Totale Institutionen auch heute noch als erforderlich, alternativlos und selbstverständlich für den „Normalbetrieb“ der Industriegesellschaft angesehen, aber tatsächlich sind sie Formen von organisiertem Verbrechen, und die Menschheit der Zukunft wird sich die Frage stellen, wie so etwas möglich sein konnte, warum es so viele angepaßte Mitläufer und so wenig Zivilcourage gegeben hat. Daß sich bestehende gesellschaftliche Zustände und Verhältnisse auch verändern und humanisieren lassen, zeigt das Beispiel der Ächtung und Abschaffung der Sklaverei, und mit einer entsprechenden Politik eines Abolitionismus lassen sich auch Totale Institutionen, insbesondere Gefängnisse und das Bestrafen abschaffen. So gibt es in den USA eine Bürgerrechtsbewegung, die sich die Abschaffung der Gefängnisse zum Ziel gesetzt hat, was die Philosophin Prof. Dr. Angela Y. Davis in ihrem Buch: Eine Gesellschaft ohne Gefängnisse? Der gefängnisindustrielle Komplex der USA“ darstellt (212). Doch in Europa gibt es keine Bürgerrechtsbewegung, die sich für eine zivile Gesellschaft ohne Gefängnisse und ohne Totale Institutionen einsetzt. Es ist somit erst einmal erforderlich, den Mut aufbringen, die angebliche alternativlose Notwendigkeit Totaler Institutionen für das Funktionieren der Gesellschaft in Frage zu stellen und die Frage nach Alternativen und einer wirklich freien Gesellschaft ohne Zwang und Herrschaft und deren Grundlagen zuzulassen.

Vor dem Hintergrund der überall verfügten repressiven und einschränkenden Maßnahmen im Rahmen des Ausnahmezustands unter dem Vorwand der sogenannten „Corona-Krise“ sollte in Erinnerung gerufen werden, daß ein bedeutender Teil der NS-Verbrechen unter dem Vorwand der Volksgesundheit, der Hygiene, die gemäß dem Zeitgeist auch als "Rassenhygiene" verstanden wurde, und der Eugenik verübt worden ist, in Verbindung mit Konzepten von Ethnischen Säuberungen, Bevölkerungspolitik und Bevölkerungsökonomie, und derartige Konzepte und auf deren Grundlage verübte Verbrechen prägen nicht nur das NS-Regime, sondern das gesamte Zeitalter der Extreme und dessen Zeitgeist, der derartige Verbrechen begünstigte, förderte und ermöglichte, und derartige Ideen und Konzepte wirken bis heute fort und verweigern sich ihrer Revision, sodaß das Zeitalter der Extreme weder 1945 noch 1989 ein wirkliches Ende fand. Von der Lage zu Beginn der sogenannten „Corona-Krise“ war es nur noch ein kleiner Schritt, daß Internierungslager errichtet werden und stigmatisierte Personen Formen von "Sonderbehandlung" ausgesetzt werden. Tatsächlich sind unter dem Vorwand der sogenannten „Corona-Krise“ in China zahlreiche Corona-Internierungslager und Quarantänelager errichtet worden, zudem wurden im Rahmen von Maßnahmen der Massenquarantäne in China Städte abgeriegelt, Ausgangssperren verhängt, die gesamte Bevölkerung wird digitaltechnisch über Bewegungsprofile überwacht und es wurde ein sogenanntes „Sozialkredit-System“ (213) eingerichtet, das den Menschen unterschiedliche Rechte und Lebenschancen zuteilt, und das den Versuch einer totalen Kontrolle der Bevölkerung darstellt. Diesen Versuch einer totalen Kontrolle der Bevölkerung mittels dieses sogenannten „Sozialkredit-System“ bezeichnet der Sinologe Kai Strittmatter in seinem Buch: „Die Neuerfindung der Diktatur. Wie China den digitalen Überwachungsstaat aufbaut und uns damit herausfordert“ als „die Rückkehr das Totalitarismus in digitalem Gewand“, und er führt weiter aus: „Der neue Totalitarismus wäre ein weit perfekterer als der, den wir von Mao und Stalin kennen, mit Zugriffs- und Steuerungsmöglichkeiten ungeahnten Ausmaßes, da wir alle unsere Hirne ausgelagert haben in Smartphones, da wir unser Leben Schritt für Schritt und Gedanke für Gedanke in digitalen Netzen leben und aufzeichnen. Und das Beste: Anders als der alte Totalitarismus kann der neue darauf verzichten, den Terror zum Alltag zu machen, es genügt, wenn die Gewalt weiter unterschwellig als bedrohliche Möglichkeit präsent ist“ (214). Die radikalen Maßnahmen, die in China unter dem Vorwand der sogenannten „Corona-Krise“ verfügt und umgesetzt wurden, wurden weltweit gelobt und sie wurden überall als Vorbild genommen. So wurden auch in Deutschland einige Corona-Internierungslager eingerichtet (215).

Es stellt sich die Frage, in welchem Umfang sich diese Lager zu raumbeherrschenden Systemen von „Archipelen“ ausweiten werden, wie sie in verschiedener Ausprägung das extreme 20. Jahrhundert prägten. Die Institution des Lagers ist die Totale Institution zur zweckrationalen Verwaltung, Überwachung, Kontrolle und Zurichtung von Menschenmassen, sie ist eine Erfindung des Zeitalters der Moderne, und sie ist ein Instrument der Industriegesellschaft. Die Totale Institution des Lagers ist eine Form der Ausweitung und Ausdehnung der Totalen Institution des Gefängnisses in der Massengesellschaft, und gemeinsam liegt ihnen das Konzept des Panoptismus als Herrschaftstechnologie zugrunde. Den Panoptismus stellt der Philosoph Prof. Dr. Michel Foucault (1926-1984) in seinem Buch: „Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses“ als ein Machtmittel zur Disziplinierung und als eine politische Technologie dar, die in Totalen Institutionen zur Anwendung gelangt: Die Hauptwirkung des Panoptikums ist „ die Schaffung eines bewußten und permanenten Sichtbarkeitszustandes beim Gefangenen, der das automatische Funktionieren der Macht sicherstellt. (…) der architektonische Apparat ist eine Maschine, die ein Machtverhältnis schaffen und aufrechterhalten kann“ und sie funktioniert nach dem Prinzip, „daß die Macht sichtbar, aber uneinsehbar sein muß; sichtbar, indem der Häftling ständig die hohe Silhouette des Turmes vor Augen hat, von dem aus er bespäht wird; uneinsehbar, sofern der Häftling niemals wissen darf, ob er gerade überwacht wird; aber er muß sicher sein, daß er jederzeit überwacht werden kann. (…) Eine wirkliche Unterwerfung geht mechanisch aus einer fiktiven Beziehung hervor, so daß man auf Gewaltmittel verzichten kann, um den Verurteilten zu gutem Verhalten, den Wahnsinnigen zur Ruhe, den Arbeiter zur Arbeit, den Schüler zum Eifer und den Kranken zur Befolgung der Anordnungen zu zwingen. (…) Das Panoptikum ist ein bevorzugter Ort für Experimente an den Menschen und für die zuverlässige Analyse der Veränderungen, die man an ihnen vornehmen kann“ (216). So waren auch die Konzentrationslager der NS-Herrschaft nach dem Prinzip des Panoptismus konstruiert, wie das Beispiel des ehemaligen KZ Sachsenhausen bei Berlin zeigt, an dessen Ort sich heute eine Gedenkstätte und ein Museum befindet. Das KZ Sachsenhausen war im Juli 1936 auf Befehl Heinrich Himmlers als „vollkommen neuzeitliches, modernes und jederzeit erweiterbares“ Lager errichtet worden, und die halbkreisförmige Anordnung der Gebäude um ein Zentrum herum ermöglicht eine panoptische Überwachung der gesamten Anlage von einem zentralen Punkt aus, dem Turm A des Eingangstores. Das KZ Sachsenhausen hatte im System der NS-Konzentrationslager eine Sonderstellung, denn es war ein Musterlager und Prototyp für das gesamte System der NS-Konzentrationslager, und es war zugleich Ausbildungs- und Übungslager für das Personal der Konzentrationslager sowie Sitz der zentralen Verwaltung aller NS-Konzentrationslager. Trotz des ihm zugedachten Modellcharakters wurde der dreieckige Grundriß nicht auf weitere NS-Konzentrationslager übertragen, denn entgegen Himmlers Erwartungen erwies sich das Modell als nicht beliebig erweiterbar. Die Totale Institution des Lagers als moderne Form terroristischen Zwangs gegen große Menschengruppen durchzieht und prägt die Geschichte des 20. Jahrhunderts, und sie ist eins der wesentlichen und charakteristischen Elemente, die das 20. Jahrhundert zu einem extremen Jahrhundert machen (217). Die Totale Institution des Lagers entstand am Vorabend des 20. Jahrhunderts, und seine Laufbahn ist noch nicht zuende, und es liefert ein Beispiel, daß „die Moderne gerade in ihrer Normalität Ziehvater der Exzesse dieses Jahrhunderts ist“, wie der Gesellschaftswissenschaftler Prof. Dr. Gerhard Armanski in seinem Buch: „Maschinen des Terrors. Das Lager (KZ und GULAG) in der Moderne“ analysiert (218). Ursprung und Prototyp des Konzentrationslagers ist die Strafkolonie (219), und als ein rezentes Beispiel für ein Konzentrationslager kann das Gefangenenlager Guantanamo (220) aufgeführt werden.

Offensichtlich laufen in den gegenwärtigen Entwicklungen die negativen Utopien von George Orwells „1984“ und Aldous L. Huxleys „Schöne neue Welt“ in Form einer aktualisierten, technologisch und digitaltechnisch modernisierten Synthese zusammen:

https://www.youtube.com/watch?v=dnCepGn7pT4

https://www.youtube.com/watch?v=KeDitnxGchc

15. Ist eine totalitäre Weltdiktatur möglich?

Im Rahmen einer herrschaftskritischen Analyse der gegenwärtigen Lage und Entwicklungen anläßlich der sogenannten „Corona-Krise“ muß auch das System der internationalen Organisationen in den Blick genommen werden, die nahezu allesamt Organisationen von Nationalstaaten sind, die dort ihre Interessen als Nationalstaaten wahrnehmen. Und im UN-Sicherheitsrat nehmen die Supermächte und Weltmächte als ständige Mitglieder mit Vetomacht ihre Interessen als Supermächte und Weltmächte wahr mit der Folge, daß Machtkalkül und Machtpolitik sowie Geostrategie und Geopolitik die Weltpolitik bestimmen. Dabei stellt sich insbesondere die verbliebene, von Zbigniew Brzezińsky so bezeichnete „einzige Weltmacht“ nach Belieben über das Völkerrecht, wie insbesondere die Entwicklungen infolge der Ereignisse vom 11.09.2001 zeigen: Angebliche Massenvernichtungswaffen des Irak dienten als Vorwand für den Irakkrieg 2003, den die Regierung der USA unter Präsident George W. Bush ohne UN-Mandat mit einer „Koalition der Willigen“ führte. In seinem Buch: „Die Einzige Weltmacht. Amerikas Strategie der Vorherrschaft“ gewährt der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Zbigniew Brzezińsky (1928-2017) Einblick in die geopolitischen Hintergründe: „Inwieweit die USA ihre globale Vormachtstellung geltend machen können, hängt aber davon ab, wie ein weltweit engagiertes Amerika mit den komplexen Machtverhältnissen auf dem eurasischen Kontinent fertig wird – und ob es dort das Aufkommen einer dominierenden, gegnerischen Macht verhindern kann. (…) Eurasien ist somit das Schachbrett, auf dem sich auch in Zukunft der Kampf um die globale Vorherrschaft abspielen wird“ (221).

Der Umgang der USA mit den Ereignissen des 11.09.2021 hatte einen „gespaltenen Westen“ zur Folge, eine Entwicklung, die der Philosoph Prof. Dr. Jürgen Habermas in seinem Buch: „Der gespaltene Westen“ analysiert: „Nicht die Gefahr des internationalen Terrorismus hat den Westen gespalten, sondern eine Politik der gegenwärtigen US-Regierung, die das Völkerrecht ignoriert, die Vereinten Nationen an den Rand drängt und den Bruch mit Europa in Kauf nimmt. (…) Die Spaltung zieht sich (…) durch Europa und durch Amerika selber hindurch“ (222). Dieser Entwicklung stellt Habermas das „Kantsche Projekt der Abschaffung des Naturzustandes zwischen den Staaten“ entgegen, das der Philosoph Immanuel Kant (1724-1804) in seiner Schrift "Zum ewigen Frieden“ (223) im Jahre 1795 vorentworfen hatte, und Habermas führt aus: „Mit dem Entwurf eines ‚weltbürgerlichen Zustands‘ hat Kant den entscheidenden Schritt über das allein auf Staaten bezogene Völkerrecht hinaus getan. Inzwischen hat sich das Völkerrecht nicht nur als juristische Fachdisziplin ausdifferenziert; nach zwei Weltkriegen hat die Konstitutionalisierung des Völkerrechts auf dem von Kant zugewiesenen Wege zum Weltbürgerrecht Fortschritte gemacht und in internationalen Verfassungen, Organisationen, Verfahren institutionelle Gestalt angenommen“ (224). Habermas skizziert ein Mehrebenensystem einer „Weltinnenpolitik ohne Weltregierung“: „Im Lichte der Kantschen Idee kann man sich eine politische Verfassung einer dezentrierten Weltgesellschaft, ausgehend von den heute bestehenden Strukturen, als ein Mehrebenensystem vorstellen, dem im Ganzen der staatliche Charakter aus guten Gründen fehlt“ (225). Dabei wird der Weg vom Staatenrecht zum Weltbürgerrecht beschritten, und die individuellen Bürger werden als unmittelbare Subjekte des Völkerrechts anerkannt, womit die Transformation des Völkerrechts in ein Weltverfassungsrecht eingeleitet wird. Auf dieser Grundlage mahnt Habermas Reformen der UNO an.

Der UN-Sicherheitsrat, in dem die Supermächte und Weltmächte als ständige Mitglieder mit Vetomacht ihre Interessen als Supermächte und Weltmächte wahrnehmen, ist das Produkt der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges, und er ist ein Instrument zu deren verstetigter Weltherrschaft, sodaß er geradezu den Charakter einer oligarchischen Junta einer von ihm ausgeübten Weltdiktatur hat. 2019 und 2020 war Deutschland nichtständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat und hätte auf Reformen hinwirken können, was jedoch durch die sogenannte „Corona-Krise“ verhindert wurde. Im Zeitalter von Global Governance und Multilateralismus ist die Beibehaltung einer Kategorie von "Feindstaaten" nun mehr als 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges ein Anachronismus und überlebter Atavismus. Im folgenden Beitrag erläutert der Politikwissenschaftler Alexej Fenenko die Sonderstellung Deutschlands in der internationalen Politik:

https://www.youtube.com/watch?v=qw0URIGIZQs

Der Historiker Dr. Daniele Ganser erörtert die Frage, ob Deutschland ein souveränes Land ist:

https://youtu.be/sBINHGrqgZ4

Das heutige UN-System ist weit von den Idealen der alten Idee eines Völkerbundes entfernt, wie sie z.B. von Immanuel Kant in seiner Schrift "Zum ewigen Frieden“ im Jahre 1795 vorentworfen worden ist, und seine Reformbedürftigkeit ist geradezu sprichwörtlich. Es wird auch eine Neugründung auf einer anderen Grundlage gefordert. Im Zentrum sollten nicht souveräne Staaten und ihre Interessen, sondern die Menschen und ihre Rechte stehen, und das traditionelle Völkerrecht, das die Verbrechen des extremen 20. Jahrhunderts ganz erheblich begünstigt und gefördert hatte,ßte von einem Recht souveräner Staaten hin zu einem Weltbürgerrecht und einem Recht der Menschheit transformiert werden auf Grundlage der allgemeinen Menschenrechte. Von Staaten verfügte Ausnahmezustände unter Suspendierung von Grundrechten und Grundfreiheiten, wie derzeit unter dem Vorwand der sogenannten "Corona Krise" wäre dann die Grundlage entzogen. Immerhin haben nach der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro die internationale Zivilgesellschaft und NGOs eine größere Bedeutung und ein größeres Gewicht in der internationalen Politik erlangt, u.a. im Rahmen der "Agenda 21". Die „Agenda 21“ ist ein Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert, das auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio im Jahre 1992 von über 170 Staaten beschlossen wurde. Im Rahmen der Agenda 21 sollen Alternativen zu nicht zukunftsfähigen Entwicklungen entworfen werden, die Modernisierung, Industrialisierung und wirtschaftliches Wachstum als Leitbilder ablösen. Die Agenda 21 fordert alle Städte und Gemeinden auf, in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft gemäß dem Leitbild einer „nachhaltigen Entwicklung“ ein lokales Aktionsprogramm für ihre zukunftsfähige Entwicklung in Form einer „Lokalen Agenda 21“ zu erarbeiten (226). Die „Agenda 21“ des Rio-Nachfolgeprozesses mitsamt den „Lokalen Agenden 21“ können als eine erfolgreiche und zukunftsweisende Übertragung des Subsidaritätsprinzips auf den Bereich der Diplomatie und der internationalen Politik und als eine Förderung der Multiebenendiversität des Politischen angesehen werden, wobei im Rahmen eines Mehrebenensystems einer dezentrierten Weltgesellschaft eine weitere Ebene einer Diplomatie von Unten entsteht. Zudem erlangen in diesem Rahmen Städte und Kommunen wieder eine größere politische Bedeutung, die sie am Übergang von Mittelalter zur Neuzeit größtenteils verloren hatten. Doch nach anfänglichen Erfolgen sind die Bemühungen im Rahmen der „Agenda 21“ bald wieder eingeschlafen, sodaß nach den 90er Jahren diese Entwicklung auch schon wieder als rückläufig erscheint. Seit den Ereignissen des 11.09.2001 gilt nunmehr eine gänzlich andere Agenda (Agenda-Cutting, Agenda-Setting-Effekt). Die Themen Umwelt, Entwicklung und Global Governance wurden durch die Themen Terrorismus, Ausnahmezustand und Interventionismus abgelöst und verdrängt. Mit der sogenannten „Corona-Krise“ erfolgt derzeit ein neues globales „Agenda-Setting“.

Die aktuellen Entwicklungen verdeutlichen, daß die Möglichkeit einer totalitären Weltdiktatur durchaus denkbar und real ist, wenn wie jetzt in einer koordinierten Aktion im Rahmen eines weltweiten Ausnahmezustands aufgrund autoritär verfügter Maßnahmen Grundrechte und Grundfreiheiten eingeschränkt und suspendiert werden und dabei die bestehenden internationalen Organisationen ihre Infrastruktur und ihre Ressourcen zur Verfügung stellen. Noch erscheint es als offen, ob der Ausnahmezustand unter dem Vorwand der sogenannten "Corona Krise" eine "kommissarische Diktatur" bezweckt zum Erhalt und einer Stabilisierung der bestehenden, realexistierenden Weltordnung, oder ob er auf eine "souveräne Diktatur" (Carl Schmitt) hinausläuft, die auf eine Systemüberwindung hinzielt.

Ausnahmezustände sind nicht erst jetzt im Rahmen der sogenannten "Corona Krise", sondern offensichtlich schon seit längerem das Kalkül und die Grundlagen von Szenarien und Prognosen in der internationalen Politik, denn am Beispiel von Berlin in der Mitte Europas ist es unübersehbar, daß die zahlreichen Repräsentanzen großer Behörden, globaler Konzerne und internationaler Organisationen, deren bauliche Beschaffenheit ihren hegemonialen Anspruch unübersehbar zum Ausdruck bringt,

und insbesondere die zahlreichen Botschaften dort zunehmend zu Hochsicherheits-Festungen ausgebaut werden. Der Ausnahmezustand als das neue Paradigma des Regierens findet hier seine architektonische Ausgestaltung und Manifestation. So sind mittlerweile sämtliche Städte in Europa flächendeckend kameraüberwacht, und die Zentren der meisten Großstädte lassen sich heute mittels hydraulischer Poller an den Zufahrtsstraßen auf Knopfdruck sofort und vollständig absperren.

Seit ihren Anfängen in den frühen Zivilisationen der alten Hochkulturen ist Architektur ein Bestandteil der Herrschaftspraxis und ihrer massenpsychologischen Inszenierung. Die raumbeherrschende hegemoniale Architektur ist mit ihren Großbauten das ehrfurchtgebietende steinerne Symbol der Erhabenheit und Ewigkeit der Herrschaft und der zeitlosen Verstetigung ihrer Herrschaftspraxis. Architektur ist so eine Ausdrucks- und Erscheinungsform gesellschaftlicher Herrschaftsverhältnisse und ist zugleich Instrument zur Herrschaftsausübung und Hilfsmittel zu deren Stabilisierung, Verstetigung und expansiven Ausweitung. Nach innen wird den Untergebenen für ihre Gefolgschaft und Massenloyalität eine Partizipation an der durch Stein verkörperten Macht und Herrlichkeit angeboten. Nach außen manifestiert Architektur den Anspruch imperialer Herrschaft und soll die Unterworfenen von den Dimensionen der Macht beeindrucken. Während gemäß der Definition des Architekten und Stadtplaners Le Corbusier (1887 – 1965) das Haus eine „Maschine zum Wohnen“ ist, so ist die Architektur im urbanen Raum seit den frühen Hochkulturen bis heute in ihrer Gesamtheit eine Maschine zur massenpsychologischen Inszenierung und funktionalen Ausgestaltung von Herrschaft.

Dieser aktuelle architektonische Trend zur Errichtung von Hochsicherheits-Festungen, mit denen der Ausnahmezustand als das neue Paradigma des Regierens zum Ausdruck gelangt, ist ein allgemeiner, auch wenn er offensichtlich in Berlin bei den Botschaften der USA und von Großbritannien am weitesten vorangeschritten ist, und offensichtlich bereitet man sich dort überall aufgrund von Worst-Case-Szenarien auf zukünftige Ausnahmezustände vor. Größere Teile von Berlin haben mittlerweile den Charakter von Manövergebieten, in denen offensichtlich Worst-Case-Szenarien sowie die Überwachung und Kontrolle der Bevölkerung geprobt werden, wobei die Zerstörung der Grundlagen der einst in Berlin ausgeprägten und bedeutsamen Alternativkultur in Kauf genommen wird. Permanent hasten in diesen Manövergebieten lärmende Scharen von Blaulicht-Einsatzfahrzeugen unterschiedlichster Betreiber hektisch herum, wobei der Eindruck eines Notstandsgebietes während eines Großschadensereignisses im Katastrophenfall vermittelt wird, ohne daß jedoch derzeit in irgend einer Form objektive Anlässe und sachliche Grundlagen dafür erkennbar wären. Botschaften haben extraterritorialen Status und das Personal verfügt über diplomatische Immunität, sodaß sie keinerlei Kontrolle unterliegen. Zweifellos wird von diesen Botschaften aus die gesamte Bevölkerung Berlins und darüber hinaus systematisch überwacht, kontrolliert und manipuliert, und die permanent voranschreitenden wissenschaftlich-technologischen Entwicklungen und insbesondere die neuen digitalen Technologien liefern hierfür immer perfektere, umfassendere und totalere Möglichkeiten. Es stellt sich also auch hier die Frage nach Alternativen im Bereich der Diplomatie, z.B. auf zivilgesellschaftlicher Ebene.

Alternativen im Bereich der Diplomatie, der internationalen Politik und des Völkerrechts sind erforderlich, zum Einen aufgrund des Versagens traditioneller Diplomatie, was insbesondere am Beispiel des extremen 20. Jahrhunderts deutlich wird, und zum Anderen aufgrund fortbestehender Defizite des Völkerrechts, das weiterhin ausschließlich ein Recht souveräner Nationalstaaten ist, die ihre Interessen als Nationalstaaten vertreten. Das Versagen traditioneller Diplomatie kann exemplarisch am Beispiel der Stadt Évian-les-Bains studiert werden, die am Ufer des Genfer Sees in der Nähe der Stadt Genf liegt und die ich im Rahmen einer Fahrradreise durch Teile der Alpenregion am 02.12.2016 besucht habe. Évian-les-Bains ist ein mondäner Ort mit den üblichen Hotelpalästen, die viele landschaftlich attraktiv gelegene Orte in den Randbereichen der Alpenseen prägen. Es ist eine Kategorie von Orten, in denen früher die Aristokratie ihre Zeit vertrödelte und in denen heute Leute, die nicht wissen, was sie mit ihrem vielen Geld anfangen wollen, ihr Geld verschwenden. Die entsprechenden Einrichtungen, die ihnen dies vereinfachen, sind zahlreich: Teuerste Hotels, Nobelgeschäfte für teueren Schnickschnack, den niemand braucht, und ein Spielcasino. Ich hingegen gehe dort wieder einmal auf historische Spurensuche an einem Originalschauplatz historischer Ereignisse: Vom 06.06.1938 bis zum 15.06.1938 fand in Évian die internationale Konferenz von Évian statt, die die damalige Flüchtlingskrise zum Thema hatte, die aber aufgrund der restriktiven Einwanderungspolitik der meisten Staaten scheiterte. Die historischen Folgen sind bekannt, doch wird dieses historische Ereignis mit seinen schwerwiegenden Folgen von der gängigen Geschichtsschreibung kaum berücksichtigt. Ich hatte erwartet, am Ort dieser Konferenz ein Museum zu diesem Thema, eine Gedenkstätte, oder doch zumindest eine Erinnerungs- und Informationstafel zu finden, doch es gibt im gesamten Ort Évian nichts, was auf das historische Ereignis der Konferenz von Évian Bezug nimmt. Es ist nicht das erste Mal, daß ich in Frankreich an Originalschauplätzen bedeutsamer historischer Ereignisse nichts antreffe. So mußte ich bei meinem Besuch der Stadt Vichy am 01.08.2018 feststellen, daß es in der gesamten Stadt nichts gibt, das in irgend einer Form an den Zeitraum zwischen dem 22.06.1940 und dem 25.08.1944 erinnert, als die Stadt Vichy unter besonderen Umständen die Hauptstadt Frankreichs gewesen ist. Statt dessen wird aufwändig hervorgehoben, daß Vichy die Sommerhauptstadt von Kaiser Napoleon III. gewesen ist. Louis-Napoléon Bonaparte (1808-1873) hatte mit einem Staatsstreich am 02.12.1851 die Macht ergriffen, eine Diktatur errichtet und sich am 02.12.1852 zum Kaiser Napoleon III. ernannt. Er verfolgte politische Gegner und errichtete zu diesem Zweck ein System von Strafkolonien, darunter die Teufelsinsel (227), die den Charakter eines Vernichtungslagers hatte, und einer solchen Strafkolonie setzte der Schriftsteller Franz Kafka (1883-1924) mit seinem Text: „In der Strafkolonie“ (228) ein literarisches Denkmal.

Ein Besuch der Stadt Évian wirft Licht auf den Rahmen, in dem internationale Diplomatie traditionell stattfindet und in dem über das Schicksal von Millionen von Menschen verhandelt und bestimmt wird. In der Nachbarstadt Genf scheiterte der Völkerbund, der vom 28.04.1919 bis zum 18.04.1946 existierte. Ebenso wie heute in seiner Nachfolgeorganisation, der UNO, saßen im Völkerbund die Vertreter von Staaten, die dort die Interessen ihrer Staaten vertraten und das gemeinsame Menschheitsinteresse auf Grundlage universeller Humanität kaum jemanden interessierte. In seiner Biografie: „Helmuth James von Moltke. 1907-1945. Eine Biografie“ beschreibt der Historiker Prof. Dr. Günter Brakelmann eine Reise des Experten für Völkerrecht, Helmuth J. von Moltke im März 1935 nach Genf, wo Moltke die Einrichtungen des Völkerbundes besuchte: „Er wollte sich vor Ort ein eigenes Bild von der politischen Lage und den Arbeitsmöglichkeiten machen. Basel, Bern, Genf, Paris, Den Haag und London waren im März und April 1935 die wichtigsten Stationen seiner Erkundungsreise. (…) Wichtig war ihm aufgrund seines Interesses am Völkerrecht der Besuch beim Völkerbund In Genf.“ Von diesem Besuch beim Völkerbund in Genf berichtete Moltke am 31.03.1935: „‘Es wimmelt von Bürokraten, aber es fehlen Menschen von Format völlig.‘ Alle seien nur Interessenvertreter ihrer Länder und würden an ihre eigene Karriere denken. Anders sehe es nur bei denjenigen Beamten aus (Russen, Italiener, Deutsche), die den Bruch mit ihren Heimatländern vollzogen hätten, aber im Sekretariat des Völkerbundes geblieben seien. Moltkes Eindruck: ‚Hier scheint man auch ganz kühl mit einem großen europäischen Krieg zu rechnen.‘ Aber man reagiere ganz passiv und lasse den Dingen ohne Gegenwehr ihren Lauf. Zukunft habe der Völkerbund aber nur, wenn er sich zu einer ‚unabhängigen Macht‘ entwickeln würde“ (229).

So bildet in der Arbeit und Gesamtleistung des Völkerbundes das Wirken des Polarforschers und Diplomaten Friedjof Nansen (230) als Hochkommissar für Flüchtlingsfragen des Völkerbundes eine herausragende, beachtenswerte und Beispiel gebende Ausnahme. Nansen bearbeitete erfolgreich mehrere Krisen in Europa, die infolge des Ersten Weltkrieg aufgetreten waren, darunter die Rückführung von Kriegsgefangenen und Kriegsflüchtlingen und die Flüchtlingskrise in Rußland, die infolge der Russischen Revolution und des nachfolgenden Bürgerkrieges entstanden war. Ein weiteres Arbeitsfeld Nansens war die Hungersnot in Rußland, wobei er feststellen mußte, daß diese von den westlichen Staaten gegen die Sowjetunion instrumentalisiert wurde, sodaß er diese Hungersnot nicht verhindern konnte, obwohl die Möglichkeiten dafür bestanden. In seinem Buch „Rußland und der Friede“ analysiert Fridtjof Nansen diese Hungerkrise in Rußland und die Schwierigkeiten, diese zu verhindern, im Zusammenhang mit der damaligen Weltlage, und er stellt fest: „Auf dem Kongreß des Völkerbundes in Genf, im September 1921, versuchte ich vergebens, diese Liga der Nationen zu bewegen, sich an die Spitze des Hilfswerkes zu stellen, um eine internationale Anleihe von den Regierungen zu erhalten, um den hungernden Millionen in Rußland zu Hilfe zu kommen. Sie konnten noch gerettet werden, wenn schnelle Hilfe gebracht wurde, ehe der Winter dem Transport Hindernisse in den Weg legte, sie waren aber andernfalls dem Tode verfallen. Dafür, daß der Völkerbund es abschlug, sich mit dieser Angelegenheit zu befassen, waren verschiedene Gründe maßgebend. (…) Ein anderer Einwand, der sicher bei vielen Politikern schwer ins Gewicht fiel, wurde namentlich von den russischen Emigranten vorgebracht. Sie vertraten die Meinung, dem hungernden und leidenden russischen Volk zu helfen, sei gleichbedeutend mit einer Stützungsaktion für die Sowjetregierung und für die Bolschewiki, und eine solche Handlung sei verwerflich. Viele Emigranten gaben offen zu, daß sie lieber die vielen Millionen ihrer Landsleute, unschuldige Männer, Frauen und Kinder, opferten, sie lieber dem sicheren und qualvollen Hungertod überlassen würden als zuzugeben, daß die bolschewistische Regierung irgendwie gestützt würde. Das Leben unschuldiger Menschen galt diesen Politikern wenig oder nichts. Meiner Ansicht nach ist es tief zu beklagen, daß die internationale Anleihe, um die wir damals baten, nicht gewährt werden konnte. Hätte man die notwendigen Mittel damals, im September 1921, beschafft, wäre es noch Zeit gewesen, den heimgesuchten Landstrichen in Rußland Vorräte zuzuführen. Millionen hungernder Bauern und ihre Haustiere hätten gerettet, Rußlands Landwirtschaft hätte wieder auf die Beine gebracht werden können. (…) Die Herzen der Politiker sind oft hart und unmenschlich. (231)“. Zudem war die Flüchtlingskrise in Kleinasien ein Arbeitsfeld Nansens im Rahmen seiner Tätigkeit als Hochkommissar für Flüchtlingsfragen des Völkerbundes. Die bei dieser Flüchtlingskrise erfolgten Zwangsumsiedlungen (232) sind ein Beispiel für Ethnische Säuberungen (233), die das extreme 20. Jahrhundert prägen. Staats- Nations- und Minderheitenbildung sowie Ethnische Säuberungen und Ethnozid bedingen sich wechselseitig. In der internationalen Politik schuf das am 30.01.1923 begründete „Modell Lausanne“ einen „Präzedenzfall“ und wurde zum Planungsleitbild des 20. Jahrhunderts, doch die „Abkehr der internationalen Gemeinschaft vom ‚Modell Lausanne‘ hat die Rekonstruktion multiethnischer Gemeinschaften nicht nachhaltig gefördert. (…) Die Tendenz zur ethnischen Homogenisierung immer kleinerer Räume hält somit an“, worauf der Historiker für Südosteuropäische Geschichte Prof. Dr. Holm Sundhausen in seinem Text: „Staatsbildung und ethnisch-nationale Gegensätze in Südosteuropa“ hinweist (234). Nansen schuf die Institution des sogenannten „Nansen-Passes“ (235) für staatenlose Flüchtlinge und Emigranten.

Einen bedeutenden zivilgesellschaftlichen Beitrag zur Völkerverständigun g und einer friedlichen Weltgesellschaft leistet der Tourismus. Der Ursprung des modernen Tourismus wurzelt im Bildungsideal der Aufklärung und dem Anspruch auf Welterfahrung, Welterlebnis und Welterkenntnis, wie eine jede Theorie des Tourismus feststellen kann, und diese Bedeutung hat der Tourismus auch heute, solange er nicht als ein von der Tourismus-Industrie organisierter und vermarkteter Massentourismus zu einem Bestandteil der Bewußtseins-Industrie wird, worauf „Eine Theorie des Tourismus“ von Hans Magnus Enzensberger aus dem Jahre 1962 verweist (236). Der Tourismus ist jedoch durch die verfügten Maßnahmen unter Einschränkung von Grundrechten und Grundfreiheiten einschließlich der Reisefreiheit unter dem Vorwand der sogenannten "Corona-Krise" vollständig zum Erliegen gekommen, und es gibt wohl kaum einen weiteren gesellschaftlichen Bereich, der durch die verfügten Maßnahmen im Rahmen der sogenannten "Corona-Krise" in einem derart großen Umfang betroffen ist. Die eh schon bestehende und immer weiter perfektionierte permanente Überwachung, Kontrolle und Gängelung von Touristen nimmt weiter zu, und man wird sich offensichtlich langfristig auf weitere und umfangreiche Einschränkungen der Reisefreiheit als Dauerzustand einer Welt im permanenten Ausnahmezustand als dem zukünftigen globalen Normalzustand einstellen müssen.

16. Die Medizin zwischen Mainstream-Medienkampagnen und wissenschaftlicher Aufklärung

Aufgrund der außergewöhnlichen Begleitumstände und Entwicklungen im Rahmen der sogenannten „Corona-Krise“ erscheint es als naheliegend und möglich, daß die inszenierte Krise um das Corona-Virus die Funktion eines Tests hat, um herauszufinden, in welchem Umfang Menschen und Gesellschaften bereit sind, ihre Grundrechte und Grundfreiheiten einschränken zu lassen, und wie Medienkampagnen zukünftig beschaffen sein müssen, um effektiv, wirksam und widerstandslos Grundrechtseinschränkungen, Freiheitseinschränkungen, repressive Maßnahmen und möglicherweise eine neue totalitäre Diktatur einführen, durchsetzen und etablieren zu können. Seit Beginn der „Corona-Krise“ überwiegen in den Medien bei weitem Beiträge, die die allgemeine Hysterie und Paranoia ungeprüft, unreflektiert und unkritisch in unverantwortlicher Weise befördern und verstärken, und die noch schärfere, weitergehendere und totalere Maßnahmen einfordern. Anliegen der Medienkampagne ist offensichtlich nicht sachliche Information und Aufklärung, sondern Desinformation und die Erzeugung einer allgemeinen Hysterie, um auf dieser Grundlage repressive Maßnahmen unter Einschränkung von Grundrechten und Grundfreiheiten einschließlich der Reisefreiheit durchsetzen zu können und daß dies allgemein akzeptiert wird. Die wenigen besonnenen, reflektierten und kritischen Beiträge, deren Autoren sich einer Anpassung an den Mainstream verweigern und sich der allgemeinen Hysterie entziehen, gehen im allgemeinen Geblöke und Getrampel der aufgescheuchten Herde nahezu unter.

Doch es gibt sie, und man findet, wenn man gezielt danach sucht, im Internet einige alternative, vom Mainstream der Medienkampagne abweichende Beiträge, wie z.B. die folgenden des Lungenarztes und Seuchen-Experten Dr. med. Wolfgang Wodarg:

https://www.wodarg.com

https://www.youtube.com/watch?v=va-3zS9q1yo

https://www.youtube.com/watch?v=O5kBbwUb2CQ

https://www.youtube.com/watch?v=XnIT3rPNUp0

https://www.youtube.com/watch?v=vRil8Gm8Zus

https://www.youtube.com/watch?v=F8oO6KMQrWc

https://www.youtube.com/watch?v=DsXPe33kLt8

https://www.youtube.com/watch?v=FGLzv-4ghMU

Diese Beiträge präsentieren eine andere Sichtweise auf das Thema "Corona-Virus", und Dr. med. Wolfgang Wodarg führt gute Gründe dafür auf, warum er die Medienkampagne zum Thema "Corona-Virus" und die diesbezüglich verfügten Maßnahmen für unverantwortlich, schädlich und falsch hält: So sei es bekannt und nicht außergewöhnlich, daß es in jedem Jahr eine Grippewelle gäbe, an deren Folgen auch geschwächte Menschen versterben, und im Jahr 2020 würde diese Grippewelle sogar geringer als üblich ausfallen. Da das Corona-Virus die gleichen Symptome hervorruft, wie Grippeviren, wurde es bislang nicht als eigenständiges Phänomen erfaßt und gemessen, sondern es war ein nicht näher differenzierter Bestandteil einer jeden Grippewelle, die sich in jedem Jahr ereignet. So lassen sich bei ca. 5 bis 15 % aller an Grippe Erkrankten auch Corona-Viren feststellen, und dies sei auch schon früher und immer so gewesen. Jetzt gäbe es seit kurzem neue Meßmethoden und Tests, die noch nicht einmal zweifelsfrei wissenschaftlich anerkannt seien, mit denen Corona-Viren unabhängig von Grippeviren nachgewiesen und unterschieden werden könne. So taucht nun plötzlich in den Medien eine vorgeblich neuartige Virus-Erkrankung auf, die es zwar als Bestandteil des altbekannten Grippe-Phänomens schon immer gegeben hat, die aber nun zur Grundlage einer unverantwortlichen Medienkampagne zur Erzeugung einer allgemeinen Hysterie gemacht wird, und auf deren Grundlage werden einschränkende Maßnahmen unter Einschränkung von unveräußerlichen Grundrechten und Grundfreiheiten verfügt. Von seiner Natur und Beschaffenheit her habe jedes Grippe-Phänomen den Charakter einer Pandemie und somit auch das Corona-Virus als Bestandteil des Grippe-Phänomens. Dieses gesondert verhindern zu wollen gleicht einer Donquichotterie. Daher sterben durch das Corona-Virus auch nicht mehr und zusätzlich Menschen, als durch und im Rahmen des üblichen Grippe-Phänomens versterben. Nach Auffassung von Dr. med. Wolfgang Wodarg ist es höchst problematisch und nicht zulässig, jeden Verstorbenen, bei dem sich das Corona-Virus mithilfe der neuartigen und noch nicht ausgereiften Tests nachweisen ließe, als ein Todesfall aufgrund des Corona-Virus und als ein Opfer einer behaupteten Corona-Virus-Pandemie darzustellen und statistisch zu erfassen, denn die Betroffenen, überwiegend alte und geschwächte Menschen, können an allem nur Erdenklichen verstorben sein, nicht zuletzt an Altersschwäche, und alleine der Nachweis des Vorhandenseins des Corona-Virus reicht ebenso wenig wie der Nachweis des Vorhandenseins von Grippeviren aus, um als Todesursache herangezogen werden zu können.

Grippe“ ist ein Sammelbegriff und wird durch Dutzende verschiedener Viren verursacht, zu denen auch die Coronaviren zählen, und allesamt bewirken diese eine ähnliche Symptomatik, sodaß Dr. med. Wolfgang Wodarg in seinem Buch: „Falsche Pandemien. Argumente gegen die Herrschaft der Angst“ erklärt: “Über 100 verschiedene Grippevieren machen ähnliche Beschwerden und mit vertretbarem Aufwand können wir derzeit ohnehin nicht mehr als 20 davon im normalen Medizinbetrieb nachweisen. Zudem macht eine solche Differenzierung keinen Unterschied in der Behandlung oder bei der Vermeidung von Ansteckungen“ (237). „Da Coronaviren immer einen Teil der „Grippe“-Infektionen ausmachen, ist es schon logisch unmöglich, dass ihr Anteil größer wird als der aller Atemwegsviren zusammen“ (238). Nehmen wir nun als Gedankenexperiment das Beispiel der sogenannten "Spanischen Grippe" vor ca. 100 Jahren, einer Grippe-Pandemie mit geschätzten 25 bis 50 Mio. Toten weltweit, so ergäbe sich rein rechnerisch bei einer rückwirkenden Abtrennung eines separaten Corona-Virus-Phänomens von dem Grippe-Phänomen bei einem Prozentsatz von 5 bis 15 % (s.o.) eine Corona-Virus-Pandemie im gleichen Zeitraum mit weltweit etwa 1,25 bis 7,5 Mio. Toten.

Daß das Corona-Virus nicht gefährlicher ist als eine Grippe, bestätigen Studien des Epidemiologen Prof. Dr. John P. A. Ioannidis:

https://www.youtube.com/watch?v=be6fWrC6jt4

https://www.youtube.com/watch?v=E97i2K7NITg

https://www.youtube.com/watch?v=cwPqmLoZA4s

Im Rahmen der sogenannten "Corona-Krise" werden nahezu nirgendwo wie ansonsten bei Unklarheiten und Zweifelsfällen obligatorische Obduktionen zur Ermittlung der genauen Todesursache durchgeführt. Der Rechtsmediziner Prof. Dr. med. Klaus Pueschel berichtet in den folgenden Beiträgen über Erkenntnisse zum Corona-Virus durch Obduktionen:

https://youtu.be/170lOpoIu-k

https://youtu.be/44tTKSkTt1w

https://youtu.be/-6IGkJroeTU

Auf Grundlage der durchgeführten Obduktionen zeigt sich, daß die geschürte Hysterie vor einem "Killer-Virus", der die Menschen unterschiedslos zu Hunderttausenden dahinrafft, wenn nicht drastische Maßnahmen verfügt und ergriffen werden, grundlos ist, da nahezu ausschließlich Personen mit schwersten, zum Tode führenden Vorerkrankungen betroffen sind.

Vor dem Hintergrund der verfügten Maßnahmen im Rahmen der sogenannten "Corona-Krise" fordert der Epidemiologe Prof. Dr. med. Sucharit Bhakdi zu einer sachlichen Diskussion auf wissenschaftlich fundierter Grundlagen auf:

https://youtu.be/LsExPrHCHbw

https://youtu.be/dwJSNPz_8uk

https://youtu.be/JBB9bA-gXL4

https://www.youtube.com/watch?v=_Hc-kyU4M0I

In ihrer Analyse „Corona Fehlalarm? Zahlen, Daten und Hintergründe“ kommen die Autoren Prof. Dr. rer. nat. Karina Reiss und Prof. Dr. med. Sucharit Bhakdi zu dem Ergebnis: „Die Implementierung der Ausnahmeregelungen des Infektionsschutzgesetzes waren und sind unbegründet“ (239).

Daß es bei der derzeitigen sogenannten "Corona-Krise" höchst unwahrscheinlich ist, daß wir jemals einer mit dem Corona-Virus infizierten Person begegnen und die verfügte Schutzmaskenpflicht in der Öffentlichkeit unsinnig ist, weist der Psychologe Raphael Bonelli in dem folgenden Beitrag nach:

https://youtu.be/uDUaXBMHTFg

Zudem gibt es für die Wirksamkeit des Tragens von Schutzmasken keinerlei Beweise, worauf Dr. med. Wolfgang Wodarg hinweist:“Für die Hypothese, dass das Maske-Tragen die Übertragung von Influenza wirksam reduziert, hatte auch die Weltgesundheitsorganisation in einer Studie aus dem Jahr 2019 keine Beweise gefunden“ (240). Vielmehr schweben Corona- und Influenzaviren durch die großen Gewebeporen solcher Masken leicht hindurch und sie werden dadurch zu einer besonderen Gefahr, da „sie schon nach kurzem Tragen zu feuchten Kammern werden, in denen Viren und andere Mikroorganismen sich so richtig wohlfühlen“, sodaß sie faktisch eine „Virus-Pilz-Bakterien-Zuchtanlage“ sind (241). Für das Tragen von FFP2-Masken, die Arbeiter in staubigen Umgebungen schützen sollen, beträgt die maximal zulässige Tragezeit gemäß der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) 75 Minuten, und danach muß eine Pause von 30 Minuten erfolgen aufgrund der reduzierten Sauerstoffversorgung beim Tragen der Maske. Zudem bestehen die FFP2-Masken aus Kunststoffen, in denen zahlreiche gesundheitsrelevante Chemikalien enthalten sind, die in die Atemluft abgegeben werden und ebenso Mikrofaserpartikel, die sich tief in der Lunge festsetzen und weiter durch den Körper wandern können, vergleichbar Asbestfasern, deren starke krebserregende Wirkung nachgewiesen wurde (242).

In jedem Jahr sterben viele Millionen Menschen überall auf der Welt unter sehr verschiedenen Umständen, und viele dieser Todesfälle werden im öffentlichen Diskurs widerspruchslos hingenommen, denn man hat sich an sie gewöhnt, so z.B. Kriegstote, Hungertote, Verkehrstote, an Krankenhauskeimen Verstorbene, aufgrund von Luftverschmutzung und Umweltvergiftung Verstorbene. Während diese Todesfälle und ihre Ursachen dauerhaft ignoriert und hingenommen werden, überrascht im Vergleich dazu die unverhältnismäßig große Aufmerksamkeit, die die Todesfälle im Rahmen der sogenannten „Corona-Krise“ in der Öffentlichkeit erlangen, sowie der unverhältnismäßig große Aufwand an Maßnahmen, der unter dem Vorwand der sogenannten „Corona-Krise“ verfügt und eingeleitet wurde. Daß im Falle des herrschenden Umgangs mit der sogenannten "Corona Krise" sowohl der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, als auch der Grundsatz der Angemessenheit der Mittel nicht gewahrt sind, soll im Folgenden am Beispiel von drei Vergleichen aufgezeigt werden: 1. Verkehrsunfälle als Bestandteil des allgemeinen Lebensrisikos. 2. Zunehmende Multiresistenzen bei Bakterien (MRSA). 3. Die weltweite Zunahme chronisch obstruktiver Lungenerkrankungen (COPD).

1. Wir alle nehmen wie selbstverständlich tagtäglich am Verkehrsgeschehen teil, ohne uns jedes Mal zu vergegenwärtigen, daß wir mit einer bestimmbaren Wahrscheinlichkeit Opfer eines Verkehrsunfalls werden können. In Deutschland gab es im Jahr 2019 insgesamt 2.685.661 Verkehrsunfälle mit 3.046 Todesfällen. Niemand nimmt jedoch das Phänomen der Verkehrsunfälle zum Vorwand, den gesamten Verkehr unterbinden und einstellen zu wollen, Ausgangssperren zu verfügen und die Menschen unter Hausarrest zu stellen, denn Verkehrsunfälle sind Teil des allgemeinen, nicht in Gänze vermeidbaren Lebensrisikos, und allgemein wird davon ausgegangen, daß wir dieses allgemeine Lebensrisiko hinnehmen müssen. Das automobile unbeschränkte und grenzenlose Herumhasten gilt in der automobilen Gesellschaft als Ausdruck persönlicher Freiheit und als die Verwirklichung des Freiheits- und Glücksversprechens des Zeitalters der industriellen Moderne. Die automobile Gesellschaft ist Bestandteil und Erscheinungsform der fortgeschrittenen Industriegesellschaft, wobei deren ökonomische Leistungsfähigkeit als Gesamtsystems sich in deren Fähigkeit bemißt, durch permanente Mobilisierung und Mobilmachung aller Bereiche der Gesellschaft diese zum Zweck permanenten Wirtschaftswachstums permanent zu beschleunigen. Diesem Zweck dient das Leitbild der „Autogerechten Planung“, nach dem sowohl die Städte, als auch die Landschaften autogerecht umgestaltet werden, und dieses Leitbild dringt bis in die entferntesten Weltgegenden vor, um diese zu kolonisieren und zuzurichten. In der fortgeschrittenen Industriegesellschaft sind permanentes Wirtschaftswachstum, unbeschränkter Automobilismus und somit auch Verkehrsunfälle alternativlos, und wir müssen sie als Bestandteil des allgemeinen Lebensrisikos hinnehmen.

2. Ein weiteres Beispiel ist der Vergleich mit dem Phänomen multiresistenter Bakterienstämme (MRSA) in Krankenhäusern, und nach Schätzungen von Gesundheitsexperten versterben jährlich alleine in Deutschland an MRSA-Infektionen, die sich Patienten in Krankenhäusern zugezogen haben und die größtenteils vermeidbar wären, bis zu 40.000 Personen (243). In Deutschland „liegt die Infektionsrate für Krankenhauspatienten (…) zwischen 5,7 und 6,3 %. Dies entspricht etwa 800.000 Krankenhausinfektionen pro Jahr bei insgesamt 13 Millionen Patienten, die jährlich im Krankenhaus behandelt werden“ wie die Autoren Prof. Dr. med. Ernst Gerhard Beck und Prof. Dr. med. Pavel Schmidt in ihrem Lehrbuch: „Hygiene, Umweltmedizin“ erklären (244). In einer Vielzahl von Ländern ist das MRSA-Problem noch gravierender. So infizieren sich z.B. in Krankenhäusern in den USA jährlich fast zwei Millionen Patienten mit Hospitalkeimen, wobei an diesen mehr als 80.000 Patienten versterben, worauf der Immunologe Prof. Dr. med. Jeffrey A. Fisher in seinem Buch: „Krankmacher Antibiotika. Warum die Seuchen wiederkommen“ (245) hinweist, und Fisher erklärt, warum Antibiotika durch den zu häufigen und meist unnötigen Gebrauch unser Immunsysten zerstören und zudem mehrfachresistente Bakterien entstehen lassen, gegen die Antibiotika wirkungslos sind, sodaß zukünftig wieder Epedemien auftreten werden.

Multiresistenzen bei Bakterien entstehen insbesondere durch exzessive Verwendung von Antibiotika in der Humanmedizin und durch exzessive Verwendung von Antibiotika bei der Massentierhaltung in der industriellen Landwirtschaft sowie durch exzessiven Gebrauch von Desinfektionsmitteln. Aus diesen Gründen verlieren Antibiotika zunehmend ihre Wirksamkeit, sodaß wir uns zukünftig kaum mehr auf sie verlassen werden können. Das Zeitalter der Antibiotika und der auf diesen begründeten Illusion totaler chemischer Kontrolle sämtlicher Mikroorganismen ist jetzt an seinem endgültigen Ende angelangt und es erreichte nicht einmal eine Zeitdauer von 100 Jahren. Alternativen zur Verwendung von Antibiotika sind daher unvermeidlich und erforderlich, und es ist angesagt, jetzt Methoden aufzugreifen und weiterzuentwickeln, die vor der Erfindung der Antibiotika zur Anwendung kamen, wie z.B. in der Naturheilkunde. Krankenhäuser sind aufgrund des MRSA-Problems schon heute hochgradig gefährliche Orte, die nach Möglichkeit gemieden werden sollten, wenn man gesund bleiben will. Niemand jedoch macht das MRSA-Problem zur Grundlage einer Medienkampagne zur Erzeugung einer allgemeinen Hysterie und eines weltweiten Ausnahmezustands, denn es ist ein allgemeiner Gewöhnungseffekt eingetreten, und man nimmt das Thema schon nicht mehr zur Kenntnis. Außerdem eignet sich das Thema "MRSA" anders als das Thema "Corona-Virus" nicht als Vorwand, um im Zuge eines weltweiten Ausnahmezustands die Kontrolle und Überwachung der Menschen auszuweiten.

3. Im Vergleich mit der ungebremst weltweit weiter anwachsenden Herausforderung der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) (246) muß der Eindruck entstehen, daß mit der sogenannten "Corona-Krise" ein Scheinproblem inszeniert und aufgebaut wird, um mit autoritären Scheinlösungen von der Unfähigkeit und dem Versagen bei der Bewältigung der weit größeren Herausforderung des tatsächlichen weltweiten Problems des COPD-Phänomens und dessen Ursachen abzulenken. Doch dort geschieht nichts, da man zum Einen gesundheitsgefährdende Verhältnisse und krankheitsfördernde Zustände ändern müßte, wie z.B. die weltweit zunehmende Luftverschmutzung insbesondere in den weltweit anwachsenden Magacitys, in denen in wenigen Jahrzehnten die Mehrheit der Weltbevölkerung leben wird, und die durch dauerhaften Smog geprägt sind, und des weiteren die weltweit verbreitete Gewohnheit, Zivilisationsmüll an Ortsrändern zu verbrennen, wodurch permanent schwarze dioxinhaltige Rauchwolken durch die Landschaft ziehen. Diese Gewohnheit, Zivilisationsmüll an Ortsrändern zu verbrennen, ist tatsächlich nahezu weltweit verbreitet und üblich, wie ich auf meinen verschiedenen Reisen auf mehreren Kontinenten immer wieder feststellen muß. Zum Anderen ssen sich gesundheitsgefährdende Gewohnheiten und krankheitsfördernde Lebensstile ändern, wie z.B. das Rauchen. Dieses alles läßt sich hingegen nicht durch autoritär verfügte Maßnahmen im verselbstständigen Alleingang der Exekutive unter Strapazierung angemaßter Notstandsbefugnisse im erklärten Ausnahmezustand eines behaupteten Katastrophenfalls erreichen, sondern nur durch langfristiges Vorgehen, das eine Verbesserung von Lebensbedingungen und Verhältnissen sowie gesundheitliche Aufklärung zum Ziel hat, denn Gesundheit ist das Ergebnis einer gesunden Umwelt, gesunder Lebensverhältnisse und einem gesundheitsfördernden Lebensstil.

Die Luft ist mit Abstand unser wichtigstes Lebensmittel, da wir sie permanent einatmen müssen, doch unsere Industriegesellschaft mißbraucht die Luft als Müllkippe für ihre Exhalationen, sodaß wir genötigt werden, diese Luftverschmutzungen mit der Luft permanent einzuatmen. Das weltweit zunehmende COPD-Phänomen hat hier seine Ursache, und Luftverschmutzung ist weltweit zu einer der größten Gesundheitsgefahren geworden, wie der Biologe Clemens G. Arvay in seinem Buch: „Wir können es besser. Wie Umweltzerstörung die Corona-Pandemie auslöste und warum ökologische Medizin unsere Rettung ist“ aufzeigt: „Laut Angaben der WHO sterben jedes Jahr im Durchschnitt weltweit sieben Millionen Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung, davon 300.000 bis 600.000 in der Europäischen Union“ (247), und zudem begünstigt und fördert die Luftverschmutzung das Entstehen von Lungenkrankheiten und Lungeninfektionen, sodaß weltweit „jedes Jahr im Durchschnitt 290.000 bis 650.000 Menschen an Influenza und 2,6 bis 4 Millionen Menschen an Lungeninfektionen insgesamt versterben“ (248). Insbesondere Feinstaub reduziert die Immunfunktion und erhöht die Anfälligkeit für Infektionen.

Der Umwelthygieniker Prof. Dr. med. Hans-Werner Schlipköter erklärt im „Lehrbuch der Hygiene“ die Wirkung von Feinstaub in der Lunge:Feinstaub (…) kann bis in die Lungenbläschen gelangen. Alle in der Lunge abgelagerten Teilchen stellen für den Organismus einen Fremdkörper dar, gegen den er sich zur Wehr setzt. Die Atemwege werden relativ schnell durch die Aktivität des Flimmerepithels, mit dem Bronchien und Bronchiolen ausgekleidet sind, vom Staub gereinigt, da durch die schlagende Bewegung der Zellfortsätze die Staubteilchen mit einer Geschwindigkeit von 10-15 mm/min kehlkopfwärts nach außen transportiert und dann verschluckt oder ausgehustet werden. In den Alveolen deponierter Staub muß dagegen erst zu diesem Förderband in den Bronchien gebracht werden. Dazu dienen Lungenmakrophagen, die Staubteilchen aktiv aufnehmen und in die Atemwege befördern. Dieser Transport der Staubteilchen aus den Lungenbläschen dauert mehr als einen Monat und wird noch verzögert, wenn die Zellen durch den aufgenommenen Staub geschädigt oder zerstört werden. Während der relativ langen Verweilzeit können lösliche Bestandteile des Staubes in das Lungengewebe diffundieren bzw. Staubteilchen in das Gewebe eindringen“ (249). Feinstaub ist somit eine besondere und hochgradige Gesundheitsgefährdung.

Der Biologe Clemens G. Arvay weist in seinem Buch: „Wir können es besser. Wie Umweltzerstörung die Corona-Pandemie auslöste und warum ökologische Medizin unsere Rettung ist“ einen Zusammenhang zwischen Feinstaubbelastungen und der Ausbreitung von COVID-19 nach: „COVID-19 ist in erster Linie, aber nicht nur, eine Lungenkrankheit, und der Ausbruch sowie die Stärke der Erkrankung hängen von der Immunfunktion ab. Beide Bereiche – Immunsystem und Atemwege – sind die Hauptbetroffenen bei Feinstaubbelastung. Italien gehört neben Frankreich, Großbritannien, Ungarn, Rumänien und Deutschland zu den sechs europäischen Ländern, die 2018 von der EU-Kommission wegen wiederholten signifikanten Überschreitungen der Grenzwerte für Luftschadstoffe verklagt wurden. Von diesen Ländern ist Italien der unrühmliche Spitzenreiter. (…) Jedes Jahr versterben in Italien durchschnittlich 84.000 Menschen aufgrund von chronischer Luftschadstoffbelastung und deren gesundheitlichen Folgen. (…) Norditalien, (…) wo sich die Hotspots der COVID-19-Ausbrüche befanden, ist die Region Europas, die am stärksten mit Feinstaub belastet ist“ (250). Bereits eine geringfügig erhöhte chronische Feinstaubbelastung führt zu einem stark erhöhten Risiko eines schweren oder tödlichen Verlaufs bei COVID-19. Arvay zeigt detailliert auf, „dass der schubhafte Anstieg von COVID-19-Infektionen in Norditalien mit signifikanten Überschreitungen der Grenzwerte für Feinstaub zusammenhing, und zwar geographisch deckungsgleich mit den Hotspots der Ausbrüche“ (251).

Mikroorganismen und auch Viren können in der Luft lediglich kurze Zeit überleben, und sie kommen in der Luft im Allgemeinen in nur geringer Zahl vor. Mikroorganismen einschließlich Viren werden in der Luft schnell durch die UV-Strahlung des Sonnenlichts und durch Austrocknung zerstört. Dennoch werden einige Infektionskrankheiten, und insbesondere solche der Atemorgane, darunter COVID-19, nahezu ausschließlich aerogen übertragen. Der Professor für Hygiene und Umweltmedizin Dr. med. Konrad Botzenhart erklärt im „Lehrbuch der Hygiene“ die Bedingungen, unter denen Mikroorganismen in der Luft existieren können: „Die Luft ist kein Medium, das Mikroorganismen einen unbefristeten Aufenthalt und eine Vermehrung erlaubt. Herkunft und Ansiedlungsort luftgetragener Mikroorganismen sind immer Boden, Wasser oder belebte Organismen. Ihr Auftreten hängt nach Zahl und Art von der Menge ab, in der sie an die Luft abgegeben werden, von der Partikelgröße, von der Zeit, die sie in der Luft verbringen und dabei der Sedimentation, der schädlichen Wirkung durch Austrocknung und UV-Licht und antimikrobiellen Substanzen, z.B. Ozon, ausgesetzt sind“ (252). Luftverunreinigungen, wie Staub und Aerosole gestatten es, den in diesen enthaltenen und angehefteten Mikroorganismen einschließlich Viren länger in der Luft zu überleben. Prof. Dr. med. Konrad Botzenhart weist darauf hin, daß Tröpfchen als Träger von Mikroorganismen von besonderer Bedeutung sind, da in diesen Tröpfchen Mikroorganismen vorerst vor Austrocknung geschützt sind: „Die Tröpfchen unterliegen einerseits der Schwerkraft, andererseits der Verdunstung, sodaß im allgemeinen nach einer Wegstrecke von 3-5 m keine Tröpfchen mehr verbleiben. Entweder sind sie sedimentiert oder der Wasseranteil ist verdunstet und der Rest schwebt als sogenannter Tröpfchenkern in der Luft. (…) Die Verweilzeit der Keime in der Luft ist abhängig von ihrer Absterbegeschwindigkeit sowie von der Sedimentationsgeschwindigkeit der keimhaltigen Partikel“ (253). Als Aerosol sind die sogenannten Kerne feste oder flüssige schwebende Beimengungen der Luft, und sie kommen als natürliches Aerosol sowie als Pollen, ätherische Öle, Mikroorganismen oder anthropogene Verunreinigungen vor: „Die reine Athmosphäre enthält lediglich 30.000-50.000 ‚Kerne‘ pro m³ Luft, in Großstädten werden bis zu 5 Milliarden ‚Kerne‘ pro m³ Luft gefunden. Aerosole werden an Oberflächen deponiert, aufgrund der Gravitation koaguliert, sedimentiert oder über den Niederschlag aus der Atmosphäre eliminiert. Wälder reinigen durch ihre Filterfunktion“, wie Prof. Dr. med. Konrad Botzenhart erklärt (254). Saubere Luft ist daher der beste Schutz gegen Infektionskrankheiten, die über die Luft übertragen werden. Deshalb liegen Luftkurorte ausschließlich in Gegenden, die in besonderem Maße durch saubere Luft geprägt sind, und dies sind insbesondere Gebirge und Meeresküsten. Im Inneren von Gebäuden hingegen sieht die Situation gänzlich anders aus, worauf Prof. Dr. Konrad Botzenhart hinweist: „Die fehlende Verdünnung durch Zufuhr frischer Luft, die geringen Entfernungen, das Fehlen von UV-Strahlung und anderen Einflüssen führen dazu, daß auch kleine Emissionsquellen hohe Konzentrationen von Mikroorganismen in der Luft erzeugen können“ sodaß „im Inneren bewohnter Räume pathogene Mikroorganismen (…) viel häufiger anzutreffen sind als in der Außenluft“ (255). Der unter dem Vorwand der sogenannten „Corona-Krise“ der gesamten Menschheit verordnete und aufgezwungene „Lockdown“ ist somit nicht nur unsinnig, sondern schädlich. Sinnvoll hingegen ist ein Aufenthalt an der frischen Luft, in der Natur und in der Sonne. Nur einen Sonnenbrand sollte man vermeiden.

Zweifellos befand sich die Naturheilkundebewegung (256) und die Lebensreformbewegung auf dem richtigen Weg. Zu naturheilkundlichen Heilmitteln gehören insbesondere die Sonne, das Licht, die Luft, die Bewegung, die Ruhe, die Nahrung, das Wasser, Wärme und Kälte. Die Naturheilkunde war im 19. Jahrhundert als Bestandteil der Lebensreformbewegung entstanden und sie zielt nicht nur darauf ab, Krankheiten auf natürliche Weise zu behandeln, sondern sie legt ihr Hauptaugenmerk auch darauf, durch die eigene Lebensweise die Gesundheit zu fördern und so Krankheiten von vornherein möglichst zu verhindern. Im frühen 20. Jahrhundert weitete sich der Begriff der Naturheilkunde aus und umfaßte nun auch Heilweisen wie die Homöopathie, die anthroposophische Medizin, die Pflanzenheilkunde, die Neuraltherapie und Verfahren aus der traditionellen chinesischen Medizin wie die Akkupunktur und die Moxibustion, obwohl sich diese nicht auf die Wirkfaktoren aus der Natur wie Wasser, Licht, Luft, Sonne und Ernährung beschränken. Durch diese Ausweitung wurde es schwieriger, Naturheilkunde als Oberbegriff für Naturheilverfahren zu verwenden und es entstand in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts der Begriff der Alternativmedizin. Die sogenannte Alternativmedizin umfaßt Heilmethoden, die von der sogenannten „Schulmedizin“ abweichen, indem sie deren Therapieformen in Frage stellt und das medizinische System verändern will.

Wir leben zu kurz und sterben zu früh an Krankheiten, die allesamt vermeidbar wären. Die Statistik der Todesursachen in Deutschland für das Jahr 2018 mit insgesamt 954.874 Todesfällen weist auf, daß davon 36,2 % an Herz-Kreislauf-Erkrankungen verstarben, 25 % an Krebserkrankungen und ca. 8 % an Erkrankungen des Atmungssystems, also alles sogenannte "Zivilisationskrankheiten" (257). Hinzu kommen die Krankheiten und Todesfälle, die durch die Medizin verursacht werden, und nach Angaben des Arztes Dr. med. Gerd Reuther sind dies ca. 300.000 Todesfälle pro Jahr alleine in Deutschland, sodaß die häufigste Todesursache die Medizin ist, und nach Auffassung von Gerd Reuther schadet 90% der real existierenden Medizin mehr als sie nutzt:

https://youtu.be/jyemPnEstEw

https://youtube.com/watch?v=WfjLQC5lp8k

https://youtube.com/watch?v=kQt0HEEAJ7w

Wir können also viel länger leben und gesünder älter werden, wenn wir die Ursachen der sogenannten „Zivilisationskrankheiten“ und der „iatrogenen Krankheiten“ aufklären und vermeiden. Der Begriff „iatrogen“ bezeichnet jeden infolge der Behandlung durch einen Arzt eingetretenen nachteiligen Zustand beim Patienten. Wesentlich geprägt wurde dieser Begriff durch den Kulturkritiker, Philosophen und Theologen Ivan Illich (1926-2002): „Die etablierte Medizin hat sich zu einer ersten Gefahr für die Gesundheit entwickelt. (…) Der Name dieser neuen Epedemie ist Iatrogensis“. In seiner Analyse des Systems der modernen Medizin: „ Nemesis der Medizin. Von den Grenzen des Gesundheitswesens“, die zu einem Klassiker der Medizinkritik geworden ist, gelangt Illich zu der Diagnose: „Ein professionelles, auf die Person des Arztes abgestelltes Gesundheitssystem, das sich über gewisse kritische Grenzen hinaus entwickelt hat, macht aus drei Gründen die Menschen krank: es produziert zwangsläufig klinische Schäden, die seine potentiellen Wohltaten überwiegen; es kann die politischen Verhältnisse, die die Gesellschaft krank machen, nur begünstigen – auch wenn es sie zu verschleiern sucht; und es verstümmelt und entfremdet die Kraft des einzelnen, selbst zu gesunden und seine Umwelt zu gestalten. (…) Solche Medizin ist lediglich ein Mittel, um diejenigen, die an der Gesellschaft krank und ihrer überdrüssig sind, zu überzeugen, daß sie selbst die Kranken, Ohnmächtigen und technischer Reparatur Bedürftigen sind“(258).

Warum wir altern, und ob und wie dieser Alterungsprozeß verzögert werden kann, ist jedoch noch unzulänglich erforscht (259).

Um zu verstehen, wie sogenannte „Infektionskrankheiten“ entstehen, müssen wir uns intensiver mit Viren und unserem Immunsystem befassen. Viren leben in einem Gleichgewicht mit unseren Körperzellen, und daß dieses Gleichgewicht erhalten bleibt, gewährleistet unser Immunsystem. Auf das Immunsystem wirkende Stoffe, wie z.B. die Vitamine D und C und die sogenannte orthomolekulare Substitution können das Immunsystem bei seiner Arbeit unterstützen. Doch die Vitaminforschung, die insbesondere durch Linus C. Pauling (1901-1994) Bekanntheit erlangt hat (260), ist innerhalb der Medizin ein vernachlässigter Bereich. Die Bedeutung der Vitaminforschung und der Vitamine in der Naturheilkunde verdeutlicht am Beispiel des Vitamin D der folgende Beitrag von Prof. Dr. med. Jörg Spitz:

https://youtu.be/xEU7Hb8KrpM

Die Dispositionsprophylaxe umfaßt Maßnahmen zur Förderung der natürlichen individuellen Infektionsabwehr. Hierzu zählen eine gesunde Lebensweise sowie alle Maßnahmen zur Beseitigung von Krankheits- und Mangelzuständen, die zur Störung der Infektionsabwehr führen und damit das Immunsystem stärken. Der Arzt Dr. med. Tobias Weigl erklärt, wie unser Immunsystem funktioniert und wie wir es stärken können, u.a. durch geeignete Ernährung, sodaß es uns auch vor dem Corona-Virus schützen kann:

https://youtube.com/watch?v=WfjLQC5lp8k

https://youtube.com/watch?v=AxwH7yb2kg

Die sogenannte "Corona-Krise" läßt erkennen und deutlich werden, daß sowohl die Politik, als auch die Wissenschaft und insbesondere die Medizin interessengesteuert sind und weniger die Interessen der Menschen, sondern die Interessen mächtiger Lobbyisten, wie der Pharmaindustrie und der Nahrungsmittelindustrie entscheidend sind, und dieses auf allen Ebenen, von Arztpraxen und Krankenhäusern bis zur WHO. Dies weisen Kurt Langbein und weitere Autoren in Ihrem Buch: „Gesunde Geschäfte. Die Praktiken der Pharma-Industrie“ (261) für die Pharmaindustrie nach, und Eva Kapfelsperger und Udo Pollmer in ihrem Buch: Iß und stirb. Chemie in unserer Nahrung“ (262) für die Nahrungsmittelindustrie. In seinem Buch „Falsche Pandemien“ führt Dr. med. Wolfgang Wodarg zahlreiche Beispiele auf, die aufzeigen, „wie schwierig es in diesem von Wirtschaftsinteressen dominierten Feld der Gesundheitspolitik ist, gesundheitlich vernünftigen Maßnahmen gegen die Lobbyisten der Pharmaindustrie Geltung zu verschaffen“ (263). Der „Medizinisch-Industrielle Komplex“ ist das größte Geschäft der Weltwirtschaft geworden, wie Hans Biermann in seiner Analyse des Medizinisch-Industriellen Komplex mit dem Titel: „Die Gesundheitsfalle. Der medizinisch-industrielle Komplex“ aufzeigt (264), und er hat den „Militärisch-Industriellen Komplex“ überholt, doch voraussichtlich wird der „Medizinisch-Industrielle Komplex“ im begonnenen Digitaltechnischen Zeitalter vom „Geheimdienst-Industriellen Komplex“ überholt werden. So könnte die sogenannte "Corona Krise" dazu beitragen, daß ein überfälliger allgemeiner Diskurs über Zusammenhänge, Hintergründe und Alternativen zustande kommen kann, unter anderem über Alternativen in der Medizin, z.B. im Bereich der Naturheilkunde. Entgegen der fortschreitenden Industrialisierung der Medizin und des Gesundheitswesens liegen im Bereich der Naturheilkunde und der Alternativmedizin Potentiale brach, da sich damit nicht unendlich viel Geld verdienen läßt, wie mit pharmazeutischen Produkten und medizinischen Apparaten.

Es zeigt sich, daß man mit guten, nachvollziehbaren, überprüfbaren und überzeugenden Argumenten die Medienkampagne zum Thema der sogenannten „Corona-Krise“ und die auf deren Grundlage unter dem Vorwand der sogenannten „Corona-Krise“ autoritär verfügten repressiven Maßnahmen mit massiven Einschränkungen von Grundrechten und Freiheiten von der Qualität eines weltweiten Ausnahmezustands als unnötig, unsinnig, falsch, schädlich und gefährlich bezeichnen kann.

17. Die Medizin zwischen Lobbyismus, Bevölkerungspolitik und gesundheitlicher Aufklärung

Im Jahre 2005 beschloß die Weltgesundheitsversammlung (WHA), die eine Versammlung der Regierungsvertreter und Sponsoren der WHO ist, die derzeit geltenden Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV 2). Diese traten 2007 in Kraft und sie verpflichten die Mitgliedsstaaten zur Befolgung der von der WHO im Pandemiefall angeordneten Maßnahmen gemäß einem Konzept der „Pandemic Preparedness“. Durch diese Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) ist die WHO seit 2007 ermächtigt, mit globaler Verbindlichkeit Pandemien auszurufen, die automatisch die entsprechenden weltweiten Notfallmaßnahmen auslösen sollen, und Dr. med. Wolfgang Wodarg stellt fest: „Nach dieser WHO-Definition haben wir seit 2009 quasi eine Dauer-Pandemie“ (265). Zudem sind die Mitgliedsstaaten der WHO aufgefordert, nationale Pandemie-Pläne zu erstellen. Das WHO-Projekt der „Pandemic Preparedness“ ist mit einer neuen Definition von Pandemie und Herdenimmunität verbunden, und Dr. med. Wolfgang Wodarg weist auf die Auswirkungen hin: „Pandemie, Interpandemische Phase, Pandemie, Interpandemische Phase und so weiter und so fort, so wünschen es sich die Impfstoffinvestoren und Gesundheitsdatensammler. Wir sollen uns an die Vorstellung ständig neuer Erregerwellen gewöhnen und dass zur Herstellung der neuen Herdenimmunität immer wieder neuer Impfstoff an sieben Milliarden Menschen verimpft werden soll“ (266).

Bezüglich der Impfkampagnen weist der Journalist Paul Schreyer darauf hin, daß die wirtschaftlichen Interessen der Pharmabranche seit vielen Jahren ein wichtiger Treiber für die öffentliche Aufmerksamkeit rund um das Thema Pandemien sind, daß Medikamente zum größten Teil nie gebraucht würden und nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums vernichtet werden müssen, und er führt Fragen auf, die auch in der sogenannten „Corona-Krise“ wieder gestellt werden: „ Welche Rolle spielen Virus-Tests? Entsteht die Wahrnehmung einer Krise erst durch das massenhafte Testen auf winzige Virus- Erbgutschnipsel? Wie aussagekräftig sind die Ergebnisse, wenn zugleich verhältnismäßig wenige Menschen sterben? Bei der Vogelgrippe war das der Fall. Schließlich: Ist das Virus an sich lebensgefährlich oder wird es das erst in Zusammenhang mit geschwächten Abwehrkräften – was auch soziale und gesellschaftliche Ursachen haben kann? Warum wird überhaupt auf ein einzelnes Virus als ‚Menschheitskiller‘ fokussiert und nicht auf das Milieu, in dem es sich ausbreiten kann: schlechte Lebensumstände, Armut, mangelnde Hygiene und so weiter? Solche Fragen wurden - und werden – allerdings nur wenig diskutiert. Statt dessen konzentrierte sich die Aufmerksamkeit immer wieder auf Impfstoffe“ (267).

Daher sind im Rahmen der Diskussionen außerhalb des Mainstreams anläßlich der sogenannten "Corona-Krise" die globalen Impfkampagnen von Bill Gates in die Kritik geraten, die eine Zwangsimpfung der Menschen zum Ziel hat. Am 18. Februar 2017 hatte Bill Gates auf der 53. Münchener Sicherheitskonferenz erklärt: „Die nächste Epidemie könnte auf dem Computerbildschirm eines Terroristen entstehen, der mit Hilfe von Gentechnik eine synthetische Version des Pockenvirus oder einen extrem ansteckenden und tödlichen Grippeerreger erzeugen will. (…) Wir müssen uns auf Epidemien so vorbereiten, wie das Militär auf einen Krieg. Dazu gehören Manöver (‚germ games‘) und andere Notfallübungen, damit wir besser verstehen, wie sich Krankheiten ausbreiten, wie Menschen in einer Panik reagieren und wie wir mit Dingen wie überlasteten Autobahnen und Kommunikationssystemen umgehen“ (268).

Der Journalist Ken Jebsen leuchtet in den folgenden Beiträgen Folgen und Hintergründe der globalen Impfkampagnen von Bill Gates aus:

https://youtu.be/RReU20HrVEs

https://youtu.be/4UwGkif2w-s

Der Epidemiologe Prof. Dr. Sucharit Bhakdi hält Impfungen gegen Covid-19 für sinnlos und weist auf Risiken hin:

https://www.youtube.com/watch?v=sogphrBrRDo

https://www.youtube.com/watch?v=2wJQrkwlptA

https://www.youtube.com/watch?v=zMAO0F5bBKc

Der Biologe Clemens Arvay analysiert mögliche Gefahren der Corona-Impfung und zeigt massive Mängel in der Entwicklung des Impfstoffs auf und wie Bill Gates auf das Zulassungsverfahren eingewirkt hat:

https://www.youtube.com/watch?v=UqyIxjTpS24

https://www.youtube.com/watch?v=-rY-M_pBFDI

https://www.youtube.com/watch?v=Pv6tzWfDK-w

https://www.youtube.com/watch?v=Sqt3LZy0lyk

RNA- und DNA-Impfstoffe waren vor COVID-19 in der Humanmedizin noch nie gegen eine Infektionskrankheit zugelassen. In seinem Buch „Corona-Impfstoffe. Rettung oder Risiko?“ liefert Clemens Arvay allgemeinverständlich das Wissen, um die biologischen Zusammenhänge rund um die Impfstoffe sowie deren Wirkungsweise zu verstehen und so eine persönliche Entscheidung über die Impfung treffen zu können (269). Die sogenannte „Teleskopierung“ des Zulassungsverfahrens erzeugt ein neuartiges Risiko im Rahmen der beabsichtigten globalen Massenimpfungen. Eine ernste Nebenwirkung pro 1000 Impfungen bedeutet bei 100 Millionen Menschen für 100.000 einen Schaden, obwohl sie zuvor gesund waren (270).

Im Zentrum der Diskussion um die sogenannte „Corona-Krise“ stehen nicht nur mögliche Impfschäden, die aufgrund neuartiger Impfstoffe und deren weltweiter Anwendung nicht kalkulierbar sind, sondern darüber hinaus massive und umfangreiche Gesundheitsschäden durch überdosierte Medikamente und fehlerhafte Behandlungsmethoden. In der Corona-Pandemie sieht Dr. med. Claus Köhnlein keine Neuerkrankung, vielmehr hat diese den Charakter einer Pseudopandemie, bei der die angewandte Therapie tödlicher als die Krankheit ist, sodaß die angewandten Therapien für die Mehrzahl der Corona-Toten ursächlich und verantwortlich seien, und er spricht über "fatale Corona-Experimente" der WHO:

https://www.youtube.com/watch?v=TzTr_RjtgUk

https://www.youtube.com/watch?v=e_HXsao9jJM

https://www.youtube.com/watch?v=0JcVglSdQ-c

https://www.youtube.com/watch?v=-bPXzoH5lfc

https://www.youtube.com/watch?v=Ze1V1DEqaOQ

Dr. med. Claus Köhnlein, Torsten Engelbrecht und weitere Autoren weisen in ihrem Buch „Virus-Wahn. Wie die Medizinindustrie ständig Seuchen erfindet und auf Kosten der Allgemeinheit Milliardenprofite macht“ auf, daß die in den Medien verbreitete angebliche hohe Zahl von Corona-Toten zu Beginn der sogenannten „Corona-Krise“ insbesondere in den Ländern Italien, Spanien, Frankreich, England und den USA auf in extrem hohen Dosen verabreichte Medikamente wie Hydroxychloroquin, Chloroquin, Ramdesivir, Lopinavir/Ritonavir (Kaletra), Azithromycin und Interferon-ß sowie die Ausweitung invasiver Beatmung und der Anwendung von Intubationen zurückzuführen ist (271). Nach Auffassung der Autoren Torsten Engelbrecht, Dr. med. Claus Köhnlein u.a. ist die sogenannte „Spanische Grippe“, eine angebliche Virus-Pandemie, an der im Jahre 1918 20 bis 50 Millionen Menschen verstarben, die erste moderne „Neue Seuche“. Zahlreiche für militärische Anwendungen vorgesehene Chemikalien gelangten unkontrolliert in den zivilen Sektor, und die massenweise verabreichten Medikamente und Impfstoffe enthielten hochgiftige Substanzen, wie Schwermetalle, Arsen, Formaldehyde oder Chloroform. Der gesamte Bevölkerung wurden toxische Impfseren und damit ein Dutzend oder mehr Krankheiten injiziert. Die Kranken litten dann unter den Krankheiten, gegen die sie geimpft worden waren. Die Autoren Torsten Engelbrecht, Dr. med. Claus Köhnlein u.a. weisen nach, daß im Falle der sogenannten „Spanische Grippe“„Massenimpfungen entscheidend zu der Pandemie beigetragen haben“ (272).

Ebenso wie die Autoren Engelbrecht und Köhnlein verweist auch Dr. med. Wolfgang Wodarg in seinem Buch: „Falsche Pandemien. Argumente gegen die Herrschaft der Angst“ auf die tödlichen Nebenwirkungen der bei Virus-Erkrankungen und auch bei COVID-19 angewandten Behandlungsmethoden: „Eine Schwierigkeit besteht nach wie vor darin, zwischen den Folgen der Virusinfektion und Folgen experimenteller Behandlungen zu unterscheiden. Wie anfangs schon in Italien, New York, Brasilien oder Madrid wurden offenbar auch in Guangdong an Erkrankten Ramdesivir und andere für die Indikation COVID-19 nicht zugelassene Medikamente ausprobiert. Diese Arzneimittel hatten damals wie heute auch tödliche Nebenwirkungen“ (273). Dr. med. Wolfgang Wodarg nennt die im Zuge der Corona-Pandemie angewandte Therapie „ein Menschheitsverbrechen“:

https://www.youtube.com/watch?v=yDLlN1Tyi-0

Es stellt sich die Frage, ob die insbesondere von Impfgegnern aufgeführten Bedenken realistisch sind, einschließlich der geäußerten Möglichkeit, daß die im Rahmen der sogenannten „Corona-Krise“ beabsichtigten globalen Impfkampagnen eine Reduktion der Weltbevölkerung zum Ziel haben.

Die historische Analyse zeigt, daß es tatsächlich Programme und Kampagnen gegeben hat, die genau dieses, also eine Reduktion der Weltbevölkerung zum Ziel hatten, und diese Programme zur Bevölkerungsreduktion haben eine lange Vorgeschichte. Zum einen trifft man bei der Recherche auf eine bis in die Gegenwart reichende Tradition wissenschaftlicher Experimente und medizinischer Menschenversuche, wie Nicolas Pethes und weitere Autoren in ihrem Buch: „Menschenversuche. Eine Anthologie 1750-2000“ (274) an zahlreichen Beispielen aufzeigen. Menschenversuche werden insbesondere an Personen durchgeführt, die einem „Besonderen Gewaltverhältnis“ in Totalen Institutionen unterliegen, und diese Menschenversuche werden meistens unter Zwang oder ohne Kenntnis der Betroffenen durchgeführt. Hierzu zählen insbesondere Experimente mit Soldaten im Rahmen von Militärforschung, z.B. im Rahmen von Atomwaffentests (275), des weiteren Menschenversuche mit Insassen von Gefängnissen, Konzentrationslagern und Krankenanstalten, sowie mit Personen, die absichtlich falsch informiert wurden (276). Des weiteren trifft man auf Programme der Eugenik (277) und der Zwangssterilisation (278) im Rahmen von Bevölkerungspolitik (279), die mit einer sogenannten „Überbevölkerung“ (280) begründet werden. Auch die UNO betreibt Bevölkerungspolitik, wobei insbesondere der UN-Bevölkerungsfond UNFPA (281) auch autoritäre Zwangsmaßnahmen befürwortet und unterstützt. So erhielt die indische Ministerpräsidentin Indira Gandhi im Jahre 1984 den UNO-Bevölkerungspreis, nachdem sie im Juni 1975 zur Durchführung von Zwangssterilisationen den Ausnahmezustand ausgerufen hatte, wie die Autorinnen Susanne Heim und Ulrike Schaz in ihrem Buch: „Berechnung und Beschwörung. Überbevölkerung – Kritik einer Debatte“ aufzeigen (282).

Der Journalist Paul Schreyer verweist darauf, daß das Thema „Population Control“, also Bevölkerungskontrolle, im Zuge der technologischen Entwicklungen komplexer und brisanter geworden ist: „Bei Maßnahmen zur Bevölkerungskontrolle geht es heute nicht mehr ‚nur‘ um die Kontrolle der Zahl der Geburten, sondern zunehmend auch um die Registrierung und Überwachung der biologischen Merkmale und Aktivitäten von Bevölkerungen. Schon seit vielen Jahren werden Programme zur Etablierung einer ‚digitalen ID‘ zur eindeutigen Identifizierung aller Menschen vorangetrieben. (…) Die Initiative, die diese Einführung einer global lesbaren digitalen Identität vorantreibt, tritt unter dem Namen ID2020 auf (…). Flächendeckende Impfungen sind im Rahmen von ID2020 als ‚Hebel‘ gedacht, um das Konzept der digitalen Identität flächendeckend ‚zu etablieren‘(…). Wird dieser Plan weltweit umgesetzt – was langfristig geplant ist -, ergeben sich daraus weitreichende Möglichkeiten einer zentralen Kontrolle aller so erfassten Menschen. (…) Population Control ist heute also etwas Anderes, Vielschichtigeres und Totalitäreres als vor 50 Jahren. Die Maßnahmen betreffen zunehmend die ganze Welt. Entscheidend ist, dass all diese globalen Trends durch die Corona-Krise massiv beschleunigt werden. Das Virus und die weltweite Angst davor bieten einen willkommenen Anlass zur Umsetzung solcher Pläne im großen Stil“ (283). Damit eröffnet sich die Möglichkeit für eine lebenslang geführte, tragbare elektronische Gesundheitsdokumentation (‚electronic health record‘) auf Grundlage individueller biometrischer Identifikatoren, die bei der Geburt zugewiesen werden, als Teil eines universellen Gesundheitsinformationssystems. Diese individuelle Gesundheitsdokumentation kann auch als Chip implantiert werden, denn wenn dies mittlerweile bei sämtlichen Haus- und Nutztieren der Fall ist, warum dann nicht auch weltweit beim Menschen? Das Wissen über gesundheitsrelevante Faktoren ist exponentiell gewachsen und erstreckt sich von biophysikalischen Bereich einschließlich der Gene und Proteine bis hin zum kognitiven und Verhaltensbereich, zur Sozialstruktur und Umwelt, und auf dieser Grundlage ist die neue wissenschaftliche Disziplin der Epidemonnomie (‚Epidemonnomics‘) entstanden, welche die molekulare Epidemiologie mit der Bevölkerungsdemografie, der Bevölkerungspolitik, der Bevölkerungsökonomie und der globalen Wirtschaft verbindet. Die zentral verwalteten Zugänge zu diesen Identitätsdaten werden von Unternehmen in den USA kontrolliert, und wenn die Regierung der USA den Befehl dazu gibt, die Daten von Individuen oder Unternehmen auszulesen oder zu blockieren oder so zu manipulieren, daß die Betroffenen handlungsunfähig werden, wird sie nicht davon abgehalten werden können.

Auf Grundlage dieses Spektrums historischer Erfahrungen, die ungebrochen bis in die Gegenwart reichen, ist durchaus die Möglichkeit denkbar, daß die im Rahmen der sogenannten „Corona-Krise“ beabsichtigten globalen Impfkampagnen zu einer Reduktion der Weltbevölkerung mißbraucht werden können. Niemandem würde dies auffallen, denn alle Personen, die versterben, können zu Opfern einer tödlichen Corona-Virus-Pandemie deklariert werden. Die Frage, ob die globalen Impfkampagnen eine Reduktion der Weltbevölkerung zum Ziel haben, ist somit nicht eine Frage der Möglichkeit, denn diese ist durchaus gegeben, sondern eine Frage der Wahrscheinlichkeit, ob diese bestehende Möglichkeit auch tatsächlich umgesetzt und verwirklicht wird und folglich eintritt. „Überbevölkerung“ ist jedoch relativ und insbesondere abhängig von der jeweiligen Lebens- und Wirtschaftsweise und deren Nachhaltigkeit, die mit dem Indikator des sogenannten „Ökologischen Fußabdrucks“ (284) bemessen werden kann. Hierbei schneiden der ressourcenverschwendende Lebensstil des „American Way of Life“ und die Konsumkultur der fortgeschrittenen Industriegesellschaft besonders schlecht ab und sie sind daher nicht globalisierbar. Dennoch wurden diese massenmedial vermittelt und entwicklungspolitisch gefördert zum weltweiten Standard. Die Entwicklung von Alternativen bezüglich unserer Lebens- und Wirtschaftsweise und deren Nachhaltigkeit wird jedoch unterdrückt, da diese das Dogma permanenten Wirtschaftswachstums in Frage stellen würden. Daher ist die alternativlose Affirmation des Bestehenden das Ziel der Politik und des Kulturbereiches, und der von Lobbyinteressen gesteuerten Wissenschaft wird die Aufgabe zugewiesen, diese Alternativlosigkeit wissenschaftlich abzusichern.

18. Wissenschaft und Wissenschaftskritik

Wir haben es bei der sogenannten "Corona-Krise" mit einem Problem zu tun, dessen Ursache und Existenz in der Genauigkeit, Aussagekraft, Allgemeingültigkeit und Akzeptanz wissenschaftlicher Methoden, Erkenntnisse und Aussagen begründet ist. „Leben in der Weltrisikogesellschaft heißt mit unüberwindlichem Nichtwissen leben“, so die Diagnose des Soziologen Prof. Dr. Ulrich Beck in seinem Buch: „Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit“ (285): „Die Rede von der ‚Wissensgesellschaft‘ ist ein Euphemismus der Ersten Moderne. Wir haben es in der Weltrisikogesellschaft mit einer Nichtwissensgesellschaft (…) zu tun: Sie kann nicht (…) durch mehr und besseres Wissen, mehr und bessere Wissenschaft überwunden werden, sondern wird gerade umgekehrt durch mehr und bessere Wissenschaft erzeugt“ und dies bedeutet folglich „die Suche nach unbekannten Antworten auf Fragen, die niemand klar stellen kann“. Nicht daß neue Unsicherheiten und Gefahren entstehen, macht nach Ulrich Beck die Besonderheit der Weltrisikogesellschaft aus, vielmehr zerfällt die leitende Idee, daß diese durch mehr Wissenschaft, mehr wissenschaftlich-technologischen Fortschritt und besseres Wissen kontrolliert werden können.

Wie am Beispiel der sogenannten „Corona-Krise“ deutlich wird, muß folglich zuerst die Diskussion über Wissenschaft sowohl im Bereich der Wissenschaft, als auch in der Gesellschaft geführt werden, was offensichtlich kaum erfolgt, da Mainstream-Medienkampagnen und sich verselbstständigender unreflektierter blindwütiger autoritärer Aktionismus der Exekutive die Szenerie beherrschen und ein allgemeiner, mit rationalen Argumenten geführter herrschaftsfreier öffentlicher Diskurs suspendiert ist und in wenige Nischen des Internets verdrängt worden ist. Es geht um das Selbstverständnis der Wissenschaft im Rahmen gesellschaftlicher Selbstreflexion und gesellschaftlicher Aufklärung, um die Bedingungen, Voraussetzungen und Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis, ihrer Methoden und Möglichkeiten, um die Folgen einer szientifistischen (286), positivistischen (287) und reduktionistischen Verkürzung und Einengung des Wissenschaftsverständnisses, sowie um die Bedeutung und Rolle der Ethik in der Wissenschaft und die ethische Bindung und Verpflichtung der Wissenschaftler und der wissenschaftlichen Praxis.

Bezüglich der Bedingungen, Voraussetzungen und Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis, ihrer Methoden und Möglichkeiten, sowie der Folgen einer szientifistischen, positivistischen und reduktionistischen Verkürzung und Einengung des Wissenschaftsverständnisses hebt der Philosoph Prof. Dr. Jürgen Habermas in seinem Buch: „Erkenntnis und Interesse“ hervor: „als eine Kategorie möglicher Erkenntnis muß sich Wissenschaft nämlich nur begreifen, solange nicht Erkenntnis entweder überschwenglich mit dem absoluten Wissen einer großen Philosophie oder blindlings mit dem szientistischen Selbstverständnis des faktischen Forschungsbetriebs gleichgesetzt wird. (…) Wo andererseits ein Begriff des Erkennens, der die geltende Wissenschaft transzendiert, überhaupt fehlt, resigniert Erkenntniskritik zur Wissenschaftstheorie; diese beschränkt sich auf die pseudonormative Regelung der etablierten Forschung. (…) Denn die Wissenschaftstheorie, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts das Erbe der Erkenntnistheorie antritt, ist eine im szientistischen Selbstverständnis der Wissenschaften betriebene Methodologie. ‚Szientismus‘ meint den Glauben der Wissenschaft an sich selbst, nämlich die Überzeugung, daß wir Wissenschaft nicht länger als eine Form möglicher Erkenntnis verstehen können, sondern Erkenntnis mit Wissenschaft identifizieren müssen“ (288). Jürgen Habermas zeigt auf, daß eine Folge dieses Szientismus ein positivistisches Wissenschaftsverständnis ist: „Der Positivismus, (…) bedient sich der Elemente sowohl der empiristischen wie der rationalistischen Überlieferung, um den Glauben der Wissenschaft an ihre ausschließliche Geltung, statt ihn zu reflektieren, nachträglich zu befestigen, um auf der Basis dieses Glaubens der Struktur der Wissenschaften zu erklären“ (289). Habermas verweist auf die Folgen des Positivismus für unser Verständnis menschlicher Erkenntnisfähigkeit: „Der Positivismus bezeichnet das Ende der Erkenntnistheorie. An deren Stelle tritt eine Theorie der Wissenschaften. (…) Erkenntnis ist implizit durch die Leistung der Wissenschaften definiert. Deshalb kann die transzendentale Frage nach den Bedingungen möglicher Erkenntnis sinnvoll nur noch in Form einer methodologischen Frage nach den Regeln des Aufbaus und der Überprüfung wissenschaftlicher Theorien gestellt werden. (…) Indem aber der Positivismus den Glauben der Wissenschaften an sich selbst dogmatisiert, übernimmt er die prohibitive Funktion, die Forschung gegen eine erkenntnistheoretische Selbstreflektion abzuschirmen. Philosophisch an ihm ist nur das eine Moment, das zur Immunisierung der Wissenschaften gegen Philosophie nötig ist. Es genügt nicht, Methodologie zu betreiben; sie muß sich auch als Erkenntnistheorie, oder besser: als ihren legitimen und zuverlässigen Nachlaßverwalter behaupten. Der Positivismus steht und fällt mit dem Grundsatz des Szientismus, daß der Sinn von Erkenntnis durch das, was die Wissenschaften leisten, definiert ist und darum zureichend auf dem Wege der methodologischen Analyse wissenschaftlicher Verfahrensweisen expliziert werden kann. (…) Die Ablösung der Erkenntnistheorie durch Wissenschaftstheorie zeigt sich darin, daß das erkennende Subjekt nicht länger das Bezugssystem darstellt“ (290).

Ulrich Beck stellt fest: „Technik und Naturwissenschaft sind zu einem wirtschaftlichen Unternehmen von großindustriellem Zuschnitt ohne Wahrheit und Aufklärung geworden, vergleichbar mit der mittelalterlichen Weltmacht Kirche ohne Gott“ (291). Die traditionelle Ethik erweist sich als unzulänglich, wenn es darum geht, die zeitlichen und räumlichen Dimensionen der Wirkungen und Folgen des wissenschaftlich-technologischen Fortschritts und der Hochtechnologie einzuschätzen und zu bewerten, und aufgrund dieser Defizite entwirft der Philosoph Prof. Dr. Hans Jonas (1903-1993) eine vom Prinzip Verantwortung getragene Ethik für die technologische Zivilisation, wobei er in seinem Buch: „Technik, Medizin und Ethik. Praxis des Prinzips Verantwortung“ feststellt: „Zum ethischen Problem wird Freiheit der Forschung erst im Zusammenhang zwischenmenschlichen und öffentlichen Wohles, mit dem sie in Konflikt geraten kann, und zwar sowohl durch die Prozedur moderner Forschung selbst wie durch ihre späteren Ergebnisfolgen“ (292). Hans Jonas vertritt in seinem Hauptwerk „Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisationdie These, „daß die neuen Arten und Abmaße des Handelns eine ihnen kommensurable Ethik der Voraussicht und Verantwortung erfordern, die so neu ist wie die Eventualitäten, mit denen sie zu tun hat“ (293). Denn: „Daß die Verantwortung sich (…) auf den Zustand der Biosphäre und das künftige Überleben der Menschenart erstreckt, ist schlicht mit der Ausdehnung der Macht über diese Dinge gegeben, die in erster Linie eine Macht der Zerstörung ist“ (294).

Am Beispiel des Corona Virus wird deutlich, daß es zugleich um die Grenzen zwischen Glauben und Wissen geht: Es wird den Medienkampagnen aufgrund ihres massenmedialen Einflusses auf die öffentliche Meinung und ihrer Medien- und Deutungsmacht geglaubt, und den behördlichen Maßnahmen wird aufgrund ihrer Autorität ungeprüft ein Wahrheitsgehalt unterstellt, während es überall an gesicherter Erkenntnis und überprüfbarem Wissen mangelt. Nach Ulrich Beck erhält in der Weltrisikogesellschaft der Glaube an die Wirklichkeit eines Weltrisikos eine zentrale Bedeutung, unabhängig davon, ob dieses Risiko real oder inszeniert ist, und was sogar den Charakter von Glaubenskriegen annehmen kann: „In dem Maße, in dem sich globale Risiken der Kalkulation nach wissenschaftlichen Methoden entziehen und sich als Gegenstand des Nichtwissens entpuppen, erlangt die kulturelle Wahrnehmung, das heißt der post-religiöse, quasi-religiöse Glaube an die Wirklichkeit des Weltrisikos eine zentrale Bedeutung“ (295). Dieses erleben wir alle während der sogenannten „Corona-Krise“.

Zur Risikogesellschaft gehört das Nichtwissen über Risiken, und das Antizipieren dessen, was sein könnte, wird durch die Parzellierung der Wissenschaft in spezialisierte Disziplinen erschwert, zwischen denen kein Austausch und keine interdisziplinäre Zusammenarbeit stattfindet. Wissenschaftler sind im Allgemeinen Spezialisten in ihrem engen Fachbereich, wo sie vertikal in die Tiefe des Fachwissens gehen. Hierdurch lassen sich Risiken, Nebenwirkungen und Folgen der Forschung kaum abschätzen und nur schwer rechtzeitig erkennen. Der Zukunftsforscher Prof. Dr. Robert Jungk (1913-1994) stellt fest: „Unsere Gesellschaft bräuchte immer mehr Generalisten, die den Überblick über das Ganze erhalten, von allem etwas wissen und das zusammenführen können. (…) Es fehlen uns Institutionen, in denen interdisziplinär und antizipatorisch über den weiteren Gang der wissenschaftlichen und technischen Entwicklung nachgedacht wird“ und „die die verschiedenen Fachdisziplinen zusammenführen und die wechselseitigen Wirkungen und Folgen der Forschungsgebiete untersuchen“. Eine solche Zusammenführung will der vorliegende Text am Beispiel des weiten Themenfeldes leisten, das sich mit dem Thema der sogenannten „Corona-Krise“ eröffnet. Nach Auffassung von Robert Jungk muß die Öffentlichkeit an der wissenschaftlichen und technischen Entwicklung teilhaben, und dafür muß die Wissenschaftssprache so verfaßt sein, daß die Menschen verstehen, worum es geht. Robert Jungk ist davon überzeugt, daß Mut zum Vorauswurf erforderlich ist, denn „wenn man sich das Andere, das Neue und Bessere nicht vorstellen kann, dann hat es überhaupt keine Chance, je durchgesetzt zu werden“ und daher „muß der Versuch, zu anderen Modellen zu gelangen, gewagt werden.“ Wir brauchen einen neuen Entwurf einer sanften oder alternativen Technik, und um solche neuen Entwürfe zu denken, „bedarf es nicht nur der angesprochenen interdisziplinären Kenntnisse, sondern in erster Linie konkreter Phantasie und Gestaltungskraft“ (296). Zu diesem Zweck hat Robert Jungk das Konzept der Zukunftswerkstätten entwickelt (297). Alternativen müssen also kreativ vorausgedacht, modellhaft entwickelt und im Rahmen von Alternativprojekten experimentell erprobt werden, um einerseits auswertbare Erfahrungen und Erkenntnisse gewinnen zu können, und damit andererseits diese modellhaft entwickelten Alternativen in der Gesellschaft als potentielle Alternativen sichtbar und wahrnehmbar in Erscheinung treten können, sodaß sie das Wahrnehmen und Denken der Menschen affizieren können, um so einen Beitrag zum öffentlichen Diskurs über mögliche und wünschenswerte zukünftige Entwicklungspfade leisten zu können.

Das Verhältnis von Wissenschaft, politischem Handeln und öffentlicher Meinung erörtert der Philosoph Jürgen Habermas in seinem Text: „Verwissenschaftlichte Politik und öffentliche Meinung“, wobei er von der folgenden Diagnose ausgeht: „Nach strikt wissenschaftlichen Empfehlungen orientieren sich Bürokraten, Militärs und Politiker in Ausübung ihrer öffentlichen Funktionen erst seit etwa einer Generation, ja, in größerem Stile erst seit den Tagen des Zweiten Weltkrieges. Damit ist eine neue Stufe jener ‚Rationalisierung‘ erreicht, als die Max Weber schon die Ausbildung der bürokratisierten Herrschaft moderner Staaten begriffen hat. Nicht als hätten Wissenschaftler die Macht im Staate erobert, aber die Ausübung der Herrschaft im Inneren und die Behauptung der Macht gegen äußere Feinde sind nicht mehr nur durch die Vermittlung einer arbeitsteilig organisierten, nach Kompetenzen geregelten, an gesatzte Normen gebundenen Verwaltungstätigkeit rationalisiert; sie sind vielmehr durch die Sachgesetzlichkeit neuer Technologien und Strategien in ihrer Struktur noch einmal verändert worden“ (298). Auf dieser Grundlage unterscheidet Habermas drei Modelle für das Verhältnis von wissenschaftlichem Fachwissen und politischer Praxis: 1. Das dezisionistische Modell beruht auf der strikten Trennung zwischen den Funktionen des wissenschaftlichen Sachverständigen bzw. Experten und des Politikers, wobei sich der Politiker des technischen Wissens bedient, aber, worauf Habermas hinweist,die Praxis von Selbstbehauptung und Herrschaft verlangt darüber hinaus die interessierte Durchsetzung eines dezidierten Willens. In letzter Instanz kann sich das politische Handeln nicht rational begründen, es realisiert vielmehr eine Entscheidung zwischen konkurrierenden Wertordnungen und Glaubensmächten, die zwingender Argumente entraten und einer verbindlichen Diskussion unzugänglich bleiben“ (299). 2. Bein technokratischen Modell scheint sich das Abhängigkeitsverhältnis des Fachmanns vom Politiker umgekehrt zu haben, und der Politiker „wird zum Vollzugsorgan einer wissenschaftlichen Intelligenz, die unter konkreten Umständen den Sachzwang der verfügbaren Techniken und Hilfsquellen sowie der optimalen Strategien und Steuerungsvorschriften entwickelt. Wenn es möglich ist, die Entscheidung praktischer Fragen als eine Wahl in Situationen der Unsicherheit so zu rationalisieren, daß die ‚Symmetrie der Ratlosigkeit‘ (Rittel) und damit die Entscheidungsproblematik überhaupt schrittweise abgebaut wird, dann bleibt in der Tat dem Politiker im technischen Staat nurmehr eine fiktive Entscheidungstätigkeit“ (300), worauf Habermas hinweist, und 3.: „Anstelle einer strikten Trennung zwischen den Funktionen des Sachverständigen und des Politikers tritt im pragmatischen Modell gerade ein kritisches Wechselverhältnis, das eine ideologisch gestützte Ausübung von Herrschaft nicht etwa nur einer unzuverlässigen Legitimationsbasis entkleidet, sondern im ganzen der wissenschaftlich angeleiteten Diskussion zugänglich macht und dadurch substantiell verändert (301). Bezüglich dieser drei Modelle für das Verhältnis von wissenschaftlichem Fachwissen und Politik stellt Habermas fest: „Nur eins von ihnen, das pragmatische, ist auf Demokratie notwendig bezogen“ (302) und er fordert als Konsequenz: „Die Aufklärung eines wissenschaftlich instrumentierten politischen Willens kann nach Maßstäben rational verbindlicher Diskussionen nur aus dem Horizont der miteinandersprechenden Bürger selbst hervorgehen und muß in ihn zurückführen“ (303).

Es wird deutlich, welch einen hohen gesellschaftlichen Wert die Freiheit und Unabhängigkeit der Wissenschaft darstellt, und welch ein großer gesamtgesellschaftliche Schaden entsteht, wie es derzeit im Falle des Umgangs mit der sogenannten "Corona-Krise" unübersehbar deutlich wird, wenn die Freiheit, Unabhängigkeit und Autonomie der Wissenschaft nicht gewahrt ist und gewährleistet wird und diese sich zudem noch massenmedialer Meinungsmacht und autoritärer Staatsmacht unterordnen und anpassen muß. Schon jetzt ist die Wissenschaft ein Spielball mächtiger Lobby-Interessen, und es wird nur noch zu den Themen geforscht, die den Lobbyisten genehm sind und zu denen die Mittel und Ressourcen fließen, und es machen in der Wissenschaft heute nur diejenigen Karriere, die unzweifelhaft die Gewähr dafür bieten, daß dieses so bleibt und weiter so funktioniert: „So ist voraussehbar, wer in der Wissenschaft die Fragen stellen kann, wer die Lehrstühle schafft, Stipendien vergibt, Hörsäle stiftet, Publikationsorgane kontrolliert, Fachgesellschaften sponsert und Kongresse finanziert. Damit ist auch klar, wer sich den ersten Zugriff auf die Ergebnisse der gekauften Forschung sichern kann und wer die Forschungsziele setzt oder blockiert und durch Stipendien, Preise und gezielte Förderungen über die Karrierechancen des Nachwuchses bestimmt“, wie Dr. med. Wolfgang Wodarg in seinem Buch: Falsche Pandemien. Argumente gegen die Herrschaft der Angst“ diagnostiziert (304).

Wie insbesondere am Beispiel der Freien Universität Berlin deutlich wird, ist es in Anbetracht der Realitäten des heutigen Universitäts- und Wissenschaftsbetriebes nicht übertreiben, sondern vielmehr angemessen, wie Wolf-Dieter Narr von "Prostitutionsanstalten des Geistes" zu sprechen, doch der leidenschaftliche Appell des Politologen Prof. Dr. Wolf-Dieter Narr (1937-2019) "Wider die restlose Zerstörung der Universität“(305) und sein Aufruf zur Neu- und Wiederbelebung der Universitätsidee wurde aufgrund der die europäischen Bildungslandschaften planierenden und nivellierenden technokratischen Bologna-Reform kaum mehr wahrgenommen. Mit der technokratischen Bologna-Reform wurde die „profitorientierte Leistungsuniversität“ durchgesetzt, die der Soziologe Dr. Rudi Dutschke verhindern wollte: „Wir befinden uns in der Auseinandersetzung an der Freien Universität an einem Prozeßpunkt, wo für die nächste Zeit eine (…) Situation zu erwarten ist, (…) in der (…) die allgemeine Tendenz der profitorientierten Leistungsuniversität (…) durchzusetzen versucht wird. (…) Wir führen die Auseinandersetzung (…) permanent (…). Wofür? Für die Aufrechterhaltung des Beispielcharakters der an der FU geführten Auseinandersetzungen für die anderen westdeutschen Universitäten, für die Erweiterung des Bündnisses mit den wenigen antiautoritären Gruppen in der Gesellschaft, last not least in eigener Sache, ist doch die Herausbildung antiautoritärer Charakterstrukturen ein Wert an sich, ein elementar wichtiger Schritt auf dem Wege zur menschlichen Emanzipation“ (306). Rudi Dutschke hatte die Absicht, die Grenze zwischen Universität und Gesellschaft zu öffnen und die gesamte Gesellschaft, ganz Berlin zu einer großen Universität zu machen.

Damit die technokratische Bologna-Reform verständlich wird, muß sie im Rahmen gegenwärtiger geopolitischer Entwicklungen analysiert werden: In den Medien wird heute das Thema Europa auf „EU“ und „Euro“ reduziert, und es gerät aus dem Blick, daß Europa, wie der Soziologe Prof. Dr. Ulrich Beck und der Politologe Prof. Dr. Edgar Grande in ihrem Buch: „Das kosmopolitische Europa“ hervorheben, ein „hochkomplexes und äußerst differenziertes, politisch bewegtes und bewegliches politisches Projekt“ ist, das sich aus einer Vielzahl unterschiedlicher miteinander in Wechselwirkung stehenden politischen Prozessen, Ebenen und Akteuren zusammensetzt, die in ihrer interdependenten Gesamtheit das europäische Projekt ausmachen (307). Dies läuft auf eine Förderung einer Multiebenendiversität des Politischen im Rahmen eines Mehrebenensystems einer dezentrierten Weltgesellschaft hinaus. Es entsteht somit in Europa ein völlig neues Modell von Politik, das sich von historisch überholten Politikformen verabschiedet, deren Scheitern in Anbetracht des extremen 20. Jahrhunderts unübersehbar geworden ist.

In der Europäischen Union hingegen ist heute seit der technokratischen Bologna-Reform der Bildungsbereich ein gleichgeschaltetes Anhängsel des Wirtschaftsprozesses im europäischen Großwirtschaftsraum, der von der EU verwaltet wird, und die EU hat sich zu einem technokratischen Imperium entwickelt, in dem es an innovativen und zukunftsweisenden Konzepten sowie an Partizipation und Demokratie mangelt. Der Politologe Prof. Dr. Dirk Jörke zeigt in seinem Buch: „Die Größe der Demokratie. Über die räumliche Dimension von Herrschaft und Partizipation“ auf, daß „ab einer bestimmten Größe der Bevölkerung oder des Staatsgebietes sich die Qualität der Demokratie verschlechtert und in sehr großen Herrschaftsverbänden nur in einem schwachen Sinne von der Existenz demokratischer Institutionen und Praktiken ausgegangen werden kann“ (308). Innovative und zukunftsweisende Konzepte sowie Partizipation und Demokratie sind daher heute in EUropa kein relevantes Thema mehr, denn die EU will sich heute als handlungs-, leistungs- und interventionsfähiger sowie durchsetzungsstarker globaler Akteur im Rahmen der erwarteten zukünftigen geopolitischen Krisen und Konflikte im Weltsystem präsentieren, um erfolgreich mit anderen Groß- und Weltmächten geopolitisch konkurrieren zu können, und diese neuen Krisen und Konflikte im Weltsystem haben schon begonnen, wie wir in mehrfacher Weise feststellen müssen. Es ist eine neue Zuspitzung von globalen Gegensätzen imperialer Machtblöcke feststellbar, vergleichbar mit dem Zeitalter des Imperialismus, das in zwei Weltkriegen gipfelte, und es findet gerade ein „Wettlauf“ (scramble) um eine Neuverteilung raumrelevanter Interessen- und Einflußzonen zur zukünftigen Absicherung von Herrschaftsansprüchen statt. In Europa gelangt die neue Zuspitzung von globalen Gegensätzen imperialer Machtblöcke in Gestalt der neuen Spaltung Europas entlang eines neuen "Eisernen Vorhangs" zur Ausprägung. Dieser neue "Eiserne Vorhang" verläuft entlang der östlichen Außengrenze der EU, was man in den neuen "Frontstaaten" entlang dieser Grenze studieren kann. Diese Entwicklungen konterkarieren den KSZE-Prozeß, der als zentralem Bestandteil der Entspannungspolitik entscheidend dazu beigetragen hatte, daß der Ost-West-Konflikt und das Zeitalter der Bipolarität ein Ende finden konnte. Getragen war die Entspannungspolitik (309) von dem Konzept „Wandel durch Annäherung“. So war Ziel des KSZE-Prozesses u.a. die Stärkung freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Völkern, was u.a. erfolgen sollte durch die Entwicklung von Kontakten zwischen den Menschen, dies auch durch Förderung von Möglichkeiten für umfassendes Reisen, des weiteren durch eine Steigerung des Austausches von Informationen, und zudem war es Ziel, eine wirksame Ausübung von Rechten und Grundfreiheiten zu fördern und dazu zu ermutigen, wie in der Schlußakte von Helsinki der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) vom 01.08.1975 über die Grenzen des "Eisernen Vorhangs" hinweg vereinbart wurde (310). Doch heute wird die Reisefreiheit, der Austausch und die Entwicklung von Kontakten zwischen den Menschen wieder zunehmend eingeschränkt. Ethnonationalistische Konflikte nehmen zu, und sie sind die größte Herausforderungen für europäische Politik, worauf der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Dieter Senghaas in seinem Buch:“Friedensprojekt Europa“ hinweist: „Dieser ‚Ethnonationalismus‘ ist erneut zu einem Kernproblem regionaler, nationaler und internationaler Politik geworden“ (311). Der Ethnonationalismus wird von Groß- und Weltmächten geopolitisch instrumentalisiert, wie anhand der Konflikte insbesondere in der östlichen Hälfte Europas seit 1989/90 bis in die Gegenwart deutlich wird. Wie schon im Zeitalter des Imperialismus wird der Nationalismus wieder zur Leitideologie Europas, und insbesondere in der östlichen Hälfte Europas ist die "Entwicklung einer nationalen Identität" oberstes Staatsziel jeglicher Politik und prägt dort den gesamten Politik- und Kulturbereich. Im globalen Rahmen zeichnet sich das Zeitalter einer neuen globalen Bipolarität zwischen den Supermächten USA und China ab, sowie weiteren rivalisierenden regionalen Großmächten.

Durch die Umsetzung der technokratischen Bologna-Reform zerstört Europa mit der europäischen Universitätsidee sein geistesgeschichtlich-intellektuelles Fundament und darüber hinaus die Rolle der Wissenschaft als Instrument gesellschaftlicher Selbstreflexion und Aufklärung. Die Wissenschaft und der gesamte Bildungsbereich wird geradezu gleichgeschaltet und zum Teil der Bewußtseins-Industrie. Der entstehende gesamtgesellschaftliche Schaden ist unermesslich, wie der Umgang mit der sogenannten "Corona-Krise" zeigt, bei der eine allgemeine Hysterie in einem Ausnahmezustand mündete, und derartige Fälle werden in Zukunft zunehmen, wenn weiterhin die Möglichkeiten und Institutionen gesellschaftlicher Selbstreflexion und Aufklärung beseitigt und unterdrückt werden, da diese vermeintlich die konsequente Umsetzung der zweckrationalen, auf Grundlage instrumenteller Vernunft zweckoptimierten Idee einer technokratisch-effizienten und maschinengleichen Gesellschaft behindern, aber eine solche Gesellschaft ist mehr eine despotische, und weniger eine freie Gesellschaft. Nicht nur Europa befindet sich an einem Scheideweg, entfernt sich von seinen Idealen und Werten und entwickelt sich zunehmend zu einem technokratischen und bürokratischen Imperium.

19. Ausnahmezustand, Notverordnungen und Wirtschaftskrise

Die Welt befindet sich in einem globalen Ausnahmezustand, und der Umgang mit der "Corona-Krise" mit Maßnahmen, Notverordnungen und Ermächtigungen im Rahmen eines weltweiten Ausnahmezustands ist ein vollkommen neuartiges, bislang ungekanntes und noch nie dagewesenes Ereignis, sodaß er einen Präzedenzfall schafft. Wer für den entstehenden immensen Schaden, einschließlich dem wirtschaftlichen Schaden, der überall entsteht, die Kosten und die weiteren Folgen aufkommen wird und dafür die Verantwortung übernehmen wird, ist vollkommen unklar. Wie es meistens bei Krisen, Konflikten und Kriegen der Fall ist, wird sich auch bei der sogenannten „Corona-Krise“ niemand finden, der die Verantwortung für die Folgen des Ausnahmezustands und der verfügten Maßnahmen übernimmt. Die Folgen tragen und die Kosten zahlen müssen letztlich wieder die Menschen in Form von Arbeitslosigkeit, Einnahmeausfällen und Steuererhöhungen und nicht die politisch Verantwortlichen. Die Staaten werden über ihre Notenbanken wie üblich einfach mehr Geld drucken, um die entstehenden Kosten in den Griff zu bekommen, doch die Kosten in Form der dadurch entstehenden Inflation muß wiederum die Bevölkerung tragen, wie das Beispiel der Großen Inflation der Jahre 1914 bis 1923 zeigt (312). Niemand ist um Schadensbegrenzung bemüht, da nicht die politisch Verantwortlichen, sondern stets diejenigen die Kosten tragen müssen, die die Machtspiele nicht durchblicken, die manipuliert werden und die sich nicht beschweren. Es bietet sich ein Vergleich mit der Weltwirtschaftskrise um 1929 an (313). Immerhin finden sich im Internet auch Beiträge zu den wirtschaftlichen Folgen und Hintergründen der sogenannten "Corona-Krise“. Die Mehrheit der Analysten geht davon aus, daß die „Corona-Krise“ nicht die eigentliche Ursache der sich abzeichnenden Weltwirtschaftskrise und der Krise des Weltfinanzsystems ist, doch bezüglich der Diagnose der Ursachen, der Analyse der Lage und der Therapievorschläge gibt es Unterschiede:

Über Corona-Krise und Finanzcrash referiert der Journalist Ernst Wolff:

https://youtu.be/iat3x0Nvrmo

https://www.youtube.com/watch?v=_DKQTDFCH8Q

Der Finanzexperte Dirk Müller zeigt auf, wie die Corona-Krise die Welt verändern wird:

https://www.youtube.com/watch?v=uLWsV_YZMrA

Der Volkswirt Dr. Markus Krall erklärt, warum der Coronavirus nicht an der Wirtschaftskrise schuld ist:

https://www.youtube.com/watch?v=wgfTq7SRynI

Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Hans-Werner Sinn referiert über Wirtschaftskrise und Inflation sowie Geldpolitik in der Corona-Krise:

https://www.youtube.com/watch?v=O73C8lr8SEY

https://www.youtube.com/watch?v=XVIMvzzlvU8

https://www.youtube.com/watch?v=L-dCADYr2AM

20. Grundrechte, Bürgerrechtsbewegung, Protestbewegung und Alternativkultur

Es ist erstaunlich, daß es zu Beginn der sogenannten „Corona-Krise“ zu den autoritär verfügen Maßnahmen, die immerhin in erheblichem Umfang Grundrechte und Grundfreiheiten einschränken, nirgendwo Proteste gegeben hat, wie man sie ansonsten regelmäßig bei schon sehr viel unbedeutenderen Themen und Anlässen antrifft, denn eine Protestkultur und ziviler Ungehorsam sind ein selbstverständlicher Bestandteil der politischen Kultur, wie der Philosoph Prof. Dr. Jürgen Habermas feststellt: „Jede rechtsstaatliche Demokratie, die ihrer selbst sicher ist, betrachtet den zivilen Ungehorsam als normalisierten, weil notwendigen Bestandteil ihrer politischen Kultur“ (314). Trotz der autoritär verfügten Maßnahmen mit Suspendierung von Grundrechten unter dem Vorwand der sogenannten „Corona-Krise“ existierte jedoch wochenlang keine Bürgerrechtsbewegung zu diesem Thema, und man nahm keine Proteste in der Öffentlichkeit wahr. Dabei gibt es berechtigte Anlässe und Gründe genug: Ein allgemeiner, mit rationalen Argumenten geführter herrschaftsfreier öffentlicher Diskurs findet nicht statt, einschränkende Maßnahmen werden autoritär, selbstherrlich und im Bewußtsein unbeschränkter Machtvollkommenheit über die Köpfe der Betroffenen, d.h. der gesamten Bevölkerung hinweg verfügt unter verfassungsfeindlicher Mißachtung verfassungsgarantierter unveräußerlicher Grundrechte und Grundfreiheiten, die den Kern einer jeglichen Verfassung bilden. Hierzu stellt Dr. med. Wolfgang Wodarg fest: „Viele gesetzlich garantierte Freiheiten der Bevölkerung sind durch Notstandsverordnungen (…) außer Kraft gesetzt. Nicht einmal der Grund dafür darf in Frage gestellt werden. Wer nicht auf Linie ist, wird bestraft und ausgeschaltet. Wer unerwünschte Fragen stellt, kritische Meinungen äußert oder auf verbrieften Rechten besteht, wird systematisch verunglimpft oder medial abgeschnitten. Noch unterdrücken die Pandemisten mit ihrem Einfluss auf alle großen Medien alle Zweifel und lassen jeden kritischen Beitrag löschen. Sie haben mit ihrer aus Geld geborenen Macht die Herrschaft über unser Land übernommen und mit Horrormärchen sowie verfälschten Zahlen und Bildern erreicht, dass viele Menschen Angst bekamen“ (315).

Offensichtlich wird auch konsequent und massiv der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit mißachtet, wenn ein Phänomen, das, wie dargestellt, schon immer ein regulärer Bestandteil einer jeden Grippewelle ist, nun zum Vorwand eines weltweiten Ausnahmezustands gemacht wird. Wenn es jedoch, wie es insbesondere in der Anfangszeit der sogenannten „Corona-Krise“ der Fall war, nahezu keinen Widerspruch und keinen Protest gibt, kann das nur ein Beleg dafür sein, daß die Zivilgesellschaft in einen Zustand der vollständigen Passivität und Agonie verfallen ist und jeglicher Mut zur Zivilcourage verloren gegangen ist. Erst nach mehreren Wochen gibt es in verschiedenen Ländern erste Proteste gegen den sogenannten "Lockdown", eine Wortkreationen aus dem Wörterbuch für „Neusprech“ mit Anwartschaft auf den Titel des „Unworts des Jahres“:

https://www.youtube.com/watch?v=2cmPhUAXsU0

Die im herrschenden Umgang mit der sogenannten "Corona-Krise" in erschreckendem Ausmaß in der gesamten Gesellschaft für jeden sichtbar und erfahrbar gewordene geradezu unbegrenzte und unhinterfragte Gehorsamsbereitschaft gegenüber Autoritäten und der Obrigkeit stellt eine drängende Herausforderung für die gesellschaftspsychologische Analyse dar. Erkenntnisse aus dem Milgram-Experiment, dem Stanford-Prison-Experiment, und weiteren, die z.B. der Sozialphilosoph Prof. Dr. Erich Fromm (1900 - 1980) in seinem Werk "Anatomie der menschlichen Destruktivität" (316) aufführt, müssen neu rezipiert werden. Die Disposition des Autoritären Charakters hat die Verbrechen des extremen 20. Jahrhundert ermöglicht, und dieser durch eine defizitäre Ausbildung einer unabhängigen und kritischen individuellen Persönlichkeit geprägte Charakter wird sich im derzeit dämmernden Totalitarismus eines technologisch modernisierten neuen extremen Zeitalters und dessen bevorstehenden Verbrechen wieder erneut auf Befehlsnotstand berufen. Ein großer Teil der Sozialwissenschaften und der Psychologie sind heute in Forschungsprogramme eingebunden, deren Erkenntnisinteresse nicht gesellschaftliche Aufklärung und Emanzipation ist, sondern diese haben die sozialtechnologische Kontrolle, Manipulation und Zurichtung der Menschen zum Ziel. So ist die Existenz von Forschungsprogrammen bekannt geworden, wie z.B. unter dem Begriff „MK ULTRA“ (317), die Strategien einer Zersetzung der Persönlichkeit entwickeln und optimieren auf Grundlage des neuesten Standes der wissenschaftlich-technologischen Forschungen und Erkenntnisse unter dem Postulat der Wertfreiheit. Es muß davon ausgegangen werden, daß es auch gegenwärtig weltweit eine Vielzahl vergleichbarer Forschungsprogramme und Menschenversuche mit unfreiwilligen Probanden gibt, insbesondere mit Personen, die einem „Besonderen Gewaltverhältnis“ in Totalen Institutionen unterworfen sind, wofür es weltweit zahllose weitere historische Beispiele gibt. Doch mehr noch als im extremen 20. Jahrhundert werden derartige Forschungsprogramme mit Menschenversuchen, ebenso wie Geheimgefängnisse (Black Sites) heute vor der öffentlichen Wahrnehmung wirksam verborgen, und deren Existenz wird voraussichtlich erst dann die Grundlage entzogen werden können, wenn es im Zuge einer Politik eines Abolitionismus weltweit gelingt, sämtliche Geheimdienste und ihre verbrecherischen Methoden, wie insbesondere die Folter abzuschaffen.

In der fortgeschrittenen Industriegesellschaft stellt die Individualität, Kreativität und Autonomie der Menschen eine Gefahr für das reibungslose und effiziente Funktionieren des technischen und bürokratischen Gesamtsystems dar, das nach dem Modell einer großen, permanent zu optimierenden und zu beschleunigenden Maschine funktioniert, mit dem Ziel, permanentes Wirtschaftswachstum zu erzwingen, und es ist eine Aufgabe der Psychologie und der Gesellschaftswissenschaften und ihrer Experimente, Möglichkeiten der Konditionierung und Manipulation der Menschen zu erforschen zum Zweck einer Effizienzmaximierung und eines störungsfreien Funktionierens des gesellschaftlichen Gesamtsystems, wofür sämtliche Bereiche der Gesellschaft zugerichtet und gleichgeschaltet werden. Die ökonomische Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems der fortgeschrittenen Industriegesellschaft bemißt sich in dessen Fähigkeit, durch permanente Mobilisierung und Mobilmachung aller Bereiche der Gesellschaft diese zum Zweck permanenten Wirtschaftswachstums permanent zu beschleunigen, und der ehemalige Berliner Wissenschaftssenator Peter Glotz hat mit seinem Buch: „Die beschleunigte Gesellschaft“ eine elaborierte Theorie dieser permanent beschleunigten Gesellschaft vorgelegt (318). Zum Zweck permanenter Beschleunigung muß die Gesellschaft in einem Zustand dauerhafter Besinnungs- und Reflektionslosigkeit gehalten werden, damit die destruktive Absurdität der permanent beschleunigten fortgeschrittenen Industriegesellschaft und ihrer Konsumkultur, die zugleich eine Wegwerfkultur ist, nicht zu Bewußtsein gelangt. In der fortgeschrittenen Industriegesellschaft wird permanentes Wirtschaftswachstum durch die permanente Vermehrung und Ausweitung des Konsums, durch die Verkürzung der Nutzungszeit von Produkten und durch die Entwicklung und den Unterhalt hocheffizienter und hochleistungsfähiger Müllentsorgungssysteme gewährleistet. Mit der permanenten Ausweitung des Konsums verbunden ist ein permanent wachsender Verbrauch und wachsende Verschwendung von Energieressourcen und Rohstoffen mit der Folge sich ausweitender Naturzerstörungen. Ebenso wird im auf Hochtouren laufenden industriellen Produktionsprozeß die menschliche Arbeits- und Lebenszeit verschwendet. Immer weitere gesellschaftliche Bereiche werden ökonomischem Kalkül unterworfen, zweckrational zugerichtet, gemäß instrumenteller Vernunft gleichgeschaltet und industrialisiert. Mit der technokratischen Bologna-Reform hat dieser Trend auch den gesamten Bildungsbereich erfaßt, dem Kernstück der Bewußtseins-Industrie, dem sich diese jetzt bemächtigt. Die Affirmation des Bestehenden und dessen Alternativlosigkeit ist damit zur herrschenden und nicht mehr hinterfragbaren Doktrin geworden. Mittlerweile ist der Zustand einer „abgesicherten Alternativlosigkeit“ erreicht, denn wo Alternativen nicht mehr sichtbar und präsent sind, können diese auch nicht mehr das Wahrnehmen und Denken der Menschen erreichen, affizieren und beeinflussen, und damit sind Alternativen auch nicht mehr im gesellschaftlichen Diskurs präsent.

Die alternativlose Notwenigkeit permanenten Wirtschaftswachstums ist nicht nur Produkt einer Medienkampagne, es ist vielmehr die Grundlage nahezu jeglicher wirtschaftlicher und politischer Theorie und Praxis (319). Nur durch permanentes Wirtschaftswachstum, das im Allgemeinen in Form des Bruttosozialprodukts (BSP) gemessen wird, entsteht nach allgemeiner Auffassung Wohlstand und Lebensqualität, und diese messen sich in der Menge der konsumierbaren Industrie-Produkte und Waren. In der Konsum- und Wegwerfgesellschaft (320) werden die Menschen auf die Rolle und Funktion von Konsumenten standardisierter Industriefertigprodukte reduziert und es verkümmert ihre Kreativität und Initiative. Folge ist eine Konsumkultur, die durch Passivität und Bequemlichkeit, durch Ablenkungen, Zerstreuungen und seichte Vergnügungen, durch Besinnungs- und Reflektionslosigkeit geprägt ist. Die Konsumkultur verhindert, daß die Menschen nach dem Modell der Maslowschen Bedürfnishierarchie (321) die Ebene der Transzendenz erreichen. In der Konsumkultur bleiben sie Gefangene nicht reflektierter Leidenschaften und manipulierter Wünsche. Die Konsumkultur ist nach der Analyse von Erich Fromm in seinem Werk: „Haben oder Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft vom Haben und nicht vom Sein bestimmt. In dieser Analyse der Konsumgesellschaft, die zu einem Klassiker der Konsumkritik geworden ist, entwirft Erich Fromm das Modell einer neuen Gesellschaft, die auf die Erfordernisse des nicht-entfremdeten, am Sein orientierten Individuums ausgerichtet ist: „Wenn die Menschen jemals freiwerden, das heißt dem Zwang entrinnen sollen, die Industrie durch pathologisch übersteigerten Konsum auf Touren zu halten, dann ist eine radikale Änderung des Wirtschaftssystems vonnöten“ (322). Es besteht ein Wachstumszwang (323), da sich scheinbar sämtliche wirtschaftlichen, politischen und sozialen Probleme durch permanentes Wirtschaftswachstum lösen lassen. Die ökologische Krise bildet hingegen eine Ausnahme, da diese einen Problemkomplex bildet, der sich nicht durch permanentes Wirtschaftswachstum lösen läßt, sondern der im Gegenteil gerade durch das Dogma eines permanenten Wirtschaftswachstums verstärkt wird, sodaß es seit Anfang der 70er Jahre eine Wachstumskritik (324) gibt. In diesem Rahmen wurde eine Vielfalt an Alternativen diskutiert, und hier hat ein bedeutender Teil der Alternativbewegungen bzw. der neuen sozialen Bewegungen ihren Ursprung, doch heute ist dieses alles nicht mehr aktuell, sondern es ist mittlerweile ein Bestandteil der Zeitgeschichte, und die alternativlose Affirmation des Bestehenden prägt heute wieder die Politik und den Kulturbereich.

War schon bisher der allgemeine Verfall der politischen Kultur unübersehbar und weit vorangeschritten, wobei Politik zunehmend als die Kunst der erfolgreichen Intrige, von Feinderklärungen, inquisitorischen Gesinnungsterrors, sowie der erfolgreichen Manipulation der Menschen im Rahmen durchsetzungsstarker Machtpolitik verstanden wird, und nicht als das Ergebnis eines allgemeinen, mit rationalen Argumenten geführten herrschaftsfreien öffentlichen Diskurses, so ist nun darüber hinaus der weitere Schaden für die politische Kultur durch den herrschenden Umgang mit der sogenannten "Corona-Krise" enorm und in seinen Wirkungen und Folgen nicht absehbar und einschätzbar. Mit dem verstetigten Ausnahmezustand unter dem Vorwand der sogenannten „Corona-Krise“ wird ein Corona-Notstandsregime mit totalitären Zügen eines „Maßnahmenstaates“ errichtet. Die Medien und die politischen Parteien sind gleichgeschaltet. Die Blockparteien der faktischen Corona-Diktatur erlassen mit dem Infektionsschutzgesetz quasi ein „Ermächtigungsgesetz“ zur Suspendierung unveräußerlicher Grundrechte. Nur außerparlamentarisch besteht eine geringe Opposition, die jedoch bislang ein eher konfuses Bild bietet, und sie wird von den Mainstream-Medien pausenlos diffamiert (325).

Es ist immer wieder der gleiche Vorgang, wie sich auch an der Geschichte der außerparlamentarischen Opposition (APO) der 60er Jahre, der Studentenbewegung und der neuen sozialen Bewegungen feststellen läßt: Entweder Protestbewegungen passen sich dem Mainstream an und lassen sich in die bestehenden Strukturen und Institutionen integrieren, oder sie werden so lange bekämpft, bis sie bedeutungslos werden und sich auflösen. Die Partei der „Grünen“ bietet ein Musterbeispiel für diesen Vorgang, „Protestbewegungen in die gesellschaftlich immunisierten Formen von Partei und Parlament einmünden und damit versiegen zu lassen“, wie der Politikwissenschaftler Dr. Wolfgang Kraushaar in seinem Buch: „Was sollen die Grünen im Parlament?“ (326) feststellt. Diese betriebene Marginalisierung von Protest- und Alternativbewegungen ist eine in allen Gesellschaften anzutreffende Erscheinung und somit Teil deren „Normalität“, denn überall ist die alternativlose Affirmation des jeweiligen, letztlich beliebigen Bestehenden die Hauptaufgabe, der Zweck und das Ziel des offiziellen Politik- und Kulturbereiches. Wenn sich Protest- und Alternativbewegungen nicht auflösen, werden sie kriminalisiert. Das Spektrum der Mittel und Strategien, die hierbei zur Anwendung kommen, sind vielfältig und reicht von Provokateuren, Störern und Saboteuren, über Steinewerfer auf Demonstrationen, bis hin zum Terrorismus der RAF. Vor der Deutschen Oper in Berlin erinnert eine Skulptur des Bildhauers Alfred Hrdlika an den gewaltsamen Tod des Studenten Benno Ohnesorg (1940-1067) am 02.06.1967 (327), ein Ereignis, das in seinen Folgewirkungen die Geschichte der Bundesrepublik grundlegend veränderte: Das Ereignis mündete im sogenannten „Deutschen Herbst“, was die Studentenbewegung und ihre Forderung nach „mehr Demokratie wagen“ konterkarierte, und dieses hat die RAF geleistet, deren Entstehung sich auf die Folgeentwicklungen der Ereignisse des 02.06.1967 zurückführen läßt. Bis heute gibt es bezüglich des Phänomens „RAF“ noch zahlreiche ungeklärte Fragen, worauf die Autoren Gerhard Wisnewski, Wolfgang Landgraeber und Ekkehard Sieker in ihrem Buch: „Das RAF-Phantom“ (328) hinweisen. Hier drängt sich ein Vergleich des Terrorismus in der BRD mit dem zeitgleichen Terrorismus in Italien auf, da zwischen diesen beiden Phänomenen sehr große Gemeinsamkeiten und Parallelen bestehen. Dies ist ein Thema, was bislang noch unzulänglich aufgearbeitet und erforscht ist, doch der Historiker Dr. Daniele Ganser hat zu diesem Thema eine beachtenswerte erste Studie vorgelegt mit dem Titel: „NATO Geheimarmeen in Europa. Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung“ (329).

Erscheinungen und Entwicklungen, die regelmäßig im Zusammenhang mit Protestbewegungen, Alternativkultur und Alternativprojekten für negative Schlagzeilen sorgen, wie Gewalt, Ausschreitungen, Drogen u.a.m. werden gezielt gefördert, um diese zu diskreditieren, damit diese keinen erfolgreichen Beitrag dazu leisten können, die herrschende Ideologie der Alternativlosigkeit des Bestehenden in Frage zu stellen. Die Folge ist eine Marginalisierung der Alternativkultur, die nunmehr als „Subkultur“ wahrgenommen wird. Der Begriff „Subkultur“ ist in den Gesellschaftswissenschaften nicht einheitlich definiert. Zum Einen wird er synonym mit „Alternativkultur“ gebraucht, oder er wird zum Anderen verwendet für die sozio-kulturellen Teilbereiche, über die sich die Pluralität einer Gesellschaft ausdrückt. Nach us-amerikanischem Begriffsgebrauch hingegen ist „Subkultur“ durch schichten- und altersspezifische Kriminalität und abweichendes Verhalten geprägt, und „Subkultur“ wird somit Gegenstand der Kriminalsoziologie und polizeilicher Maßnahmen vorbeugender und präventiver Verbrechensbekämpfung und Strategien gesellschaftlicher „Normalisierung“. Die kriminalsoziologisch entwickelten Konzepte vorbeugender und präventiver Verbrechensbekämpfung und Strategien gesellschaftlicher „Normalisierung“ haben zur Folge, daß im Totalitarismus der Gefahrenabwehr eines „präventiven Sicherheitsstaates“ der vorverlegte Ausnahmezustand zum Normalzustand wird, zum täglichen Ernstfall vorbeugender Verbrechensbekämpfung und Gefahrenvorsorge, mit den Menschen als potentiellen Sicherheitsrisiken, zu deren „Normalisierung“ präventive Überwachung und Kontrolle erforderlich ist. Das kriminalsoziologisch geprägte Verständnis von „Subkultur“ hat sich mittlerweile durchgesetzt.

Für den Niedergang der Alternativkultur insbesondere in Berlin lassen sich somit im Wesentlichen vier Ursachen bestimmen: 1. Das durch die Bologna-Reform bewirkte Ende der selbstorganisierten Studentischen Arbeitsgruppen an den Universitäten, durch die die Alternativkultur in einen alternativen Wissenschaftsbereich eingebunden war. 2. Die Überlagerung der Alternativkultur durch eine von Ablenkungen, Zerstreuungen und seichten Vergnügungen geprägten hegemonialen Konsumkultur, was insbesondere in ehemaligen Zentren und Bezirken der Alternativkultur, wie z.B. Kreuzberg überall sichtbar und unverkennbar in Erscheinung tritt. 3. Die Gleichsetzung von Alternativkultur mit dem Begriff einer „Subkultur“, die angeblich durch Kriminalität und abweichendes Verhalten geprägt ist, sodaß deren „Normalisierung“ erforderlich sei, also deren Zwangsanpassung an den gesellschaftlichen Mainstream. 4. Gebiete, in denen sich Alternativkultur etabliert, werden, wie am Beispiel von Berlin deutlich wird, von unterschiedlichen Akteuren als Manövergebiet zur Erprobung von Strategien verdeckter Kriegsführung mißbraucht. Folge dieser vier Faktoren ist: Der Mainstream und das Dogma der alternativlosen Affirmation des Bestehenden kann nun nicht mehr in Frage gestellt werden. Der in Berlin erreichte Endzustand erfolgreicher gesellschaftlicher Marginalisierung ist eine „Subkultur“, deren Erscheinungsbild überwiegend durch Vermeidung der Öffentlichkeit, Nachtaktivität und Zurückgezogenheit in die Nischen von Hinterhöfen und Kellern sowie einheitliche schwarze Bekleidung geprägt ist.

Am Beispiel der derzeitigen Protestbewegung gegen das Grundrechte einschränkende Maßnahmenregime des Corona-Maßnahmenstaates wird zum Weiteren eine eigenartige Besonderheit der politischen Kultur insbesondere in Berlin offensichtlich: Insbesondere in Berlin ist es übliche Praxis, jedes Thema in das antagonistische Schema eines eindimensionalen Rechts-Links-Gegensatzes zu zwängen und jedes Problem als eine Erscheinung und Ausprägung dieses eindimensionalen Rechts-Links-Gegensatzes darzustellen und zu vermitteln. Dieses ist Ausdruck und Erscheinungsform eines reduzierten, manischäischen und dualistischen Weltbildes. Dieses dualistische Weltbild ist eine nachwirkende Altlast aus dem Zeitalter der Bipolarität und der Blockkonfrontation während des Ost-West-Konflikts, der in Berlin aufgrund der geografischen Lage der Stadt in besonderem Maße präsent war. Daher prägte der Ost-West-Konflikts das Denken der Menschen in Berlin in besonderem Maße, und das daraus resultierende dualistische Weltbild bestimmt nachhaltig bis in die Gegenwart das Denken und die Weltsicht der Menschen in Berlin. Das insbesondere in Berlin ausgeprägte dualistische Weltbild spiegelt die beschränkte Weltsicht einer piefigen und bornierten Mauergesellschaft wieder, wobei der Horizont der Weltsicht dieser Mauergesellschaft an der Mauer endete. Die Mauer, die sowohl Berlin (West) als auch die DDR umschloß, bildete ein konzentrisches System von Inklusionen und Exklusionen, und sie beschränkte den Horizont der Weltsicht der jeweils Eingeschlossenen sowohl in Berlin (West) als auch in der DDR. Heute ist die Mauer zwar weg, doch das beschränkte dualistische Weltbild ist geblieben und widersetzt sich hartnäckig einer Aufklärung und Horizonterweiterung. Höher und beständiger als die ehemalige Berliner Mauer sind die Mauern der Totalen Institutionen, die z.B. die Gedenkstätte Plötzensee umgeben, doch diese werden nicht von „Mauerspechten“ angenagt und eingerissen, obwohl auch diese auf den Müllhaufen der Geschichte gehören. Heute wird der Rechts-Links-Gegensatz identitätspolitisch instrumentalisiert, was dessen Fortbestand begünstigt. Doch dieses einfache eindimensionale Schema kommt nahezu ohne Analyse aus, es basiert auf Abgrenzungen und Feinderklärungen, und es hat eine verkürzte und reduktionistische Sichtweise zur Folge, wohingegen die Wirklichkeit und die Welt vierdimensional ist. Wie dargestellt ist diese Vierdimensionalität der Wirklichkeit eine Erkenntnis des neuen naturwissenschaftlichen Weltbildes, doch die Gesellschaftswissenschaften verharren noch überwiegend in seit der Antike tradierten Denkformen, die als unhinterfragte Vorannahmen nicht reflektiert und kritisiert werden. Der aktuelle Versuch, auch das Thema „Corona-Krise“ in tradierte Interpretationsschemata, insbesondere einen eindimensionalen Rechts-Links-Gegensatz zu pressen, läßt die Absurdität dieser Praxis unübersehbar deutlich werden. Mit meinem vorliegenden Beitrag möchte ich dagegen die Komplexität, Vielschichtigkeit und Vierdimensionalität des Themas „Corona-Krise“ aufzeigen.

Die sogenannte „Corona-Krise“ und der offizielle Umgang mit dieser zeigen unübersehbar, daß sowohl die Idee der Republik, als auch die Idee der Demokratie substanzlos geworden sind. Politik ist jetzt das Ergebnis erfolgreicher propagandistischer massenmedialer Medienkampagnen und der erfolgreichen Durchsetzung und Umsetzung autoritär verfügter Maßnahmen. Unveräußerliche Grund- und Menschenrechte als dem unaufhebbaren Kern einer jeglichen Verfassung sind unter deren verfassungsfeindlicher Mißachtung suspendiert und ebenso der Rechtsweg, um diese einzuklagen und deren uneingeschränkte Geltung durchzusetzen, sodaß der Ausnahmezustand unter dem Vorwand der sogenannten „Corona-Krise“ den Charakter eines gegen die Grundlagen, Intentionen und den Geist der Verfassung gerichteten Staatsstreiches oder Putsches hat. Das Grundgesetz enthält in Artikel 20 (4) GG ein Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist. Dr. jur. Fritz Bauer (1903-1968) definiert vor dem Hintergrund der Erfahrungen des extremen 20. Jahrhunderts Widerstand folgendermaßen: „Widerstand meint Verwirklichung eigener oder fremder Menschenrechte. Widerstand ist ein Spezialfall der Notwehr oder – wenn Widerstand zugunsten Dritter ausgeübt wird – der Nothilfe. Er setzt einen Angriff oder Eingriff in Grundrechte oder ihre Vorenthaltung voraus“ (330). Zweifellos ist durch das errichtete Maßnahmenregime des Corona-Maßnahmenstaates der Tatbestand des „Angriffs oder Eingriffs in Grundrechte oder ihre Vorenthaltung“ gegeben, sodaß sich unter Beachtung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit und der Angemessenheit der Mittel die Frage nach geeigneten Formen von „Widerstand“ stellt, die dazu geeignet sind, die Grundrechtseinschränkungen und Grundrechtsverletzungen aufzuheben und den Grundrechten als dem unaufhebbaren Kern einer jeden Verfassung, die Legitimität und Geltung beanspruchen will, uneingeschränkte Geltung und Wirksamkeit zu verschaffen. Im politischen Establishment ist niemand ist um Schadensbegrenzung für die politische Kultur bemüht, und beim herrschenden Umgang mit der sogenannten "Corona-Krise" werden Trümmerlandschaften bereitwillig und vorsätzlich in Kauf genommen. Der Psychologe Prof. Dr. Rainer Mausfeld fordert zu einer Erneuerung der Demokratie und eines mit rationalen Argumenten geführten herrschaftsfreien öffentlichen Diskurses auf:

https://www.youtube.com/watch?v=VXhK8uN6WyA

Immerhin zeigt die sogenannte "Corona-Krise", wie schnell der Zustand, den wir als gesellschaftliche Normalität verstehen, und mit den Grundrechten und Grundfreiheiten, die wir als selbstverständlich ansehen, quasi über Nacht suspendiert werden kann. Ebenso zeigt sich an diesem Beispiel, daß jegliche Möglichkeiten fehlen, die herausgegebenen Informationen und die kursierenden Gerüchte auf ihren Wahrheitsgehalt, und die verfügten Maßnahmen auf ihre Begründung in der Sache und ihre Berechtigung hin zu überprüfen. Glaube ersetzt Wissen und der Einzelne wird ebenso wie die gesamte Gesellschaft von der Rolle eines selbstbestimmten, kreativ gestaltenden Subjekts zu der eines Objekts fremdbestimmter, autoritär aufgezwungener Maßnahmen degradiert.

21. Gesellschaftliche Aufklärung und wissenschaftlicher Erkenntnisfortschritt

Angeregt durch den kontrovers geführten Diskurs zur sogenannten "Corona-Krise" bin ich in Diskussionen über unser wissenschaftlich fundiertes Weltbild, die den Beginn dieses vorliegenden Textes prägen, auf die originellen und innovativen Ideen des Biologen Prof. Dr. Stefano Mancuso aufmerksam gemacht worden, die ich bislang noch nicht kannte. Mancuso erforscht die Kommunikation zwischen Pflanzen, über die wir heute noch kaum etwas wissen. Oft entsteht der Eindruck, die Wissenschaften hätten weitgehend alle Fragen und Rätsel der Welt gelöst, doch in Wirklichkeit stehen wir bei der Erforschung und einem Verständnis der Natur noch ganz am Anfang, und wir kennen und verstehen das Allermeiste noch überhaupt nicht. Hiermit komme ich zum Eingangs erwähnten Paradigmenwechsel im Rahmen des modernen evolutions-ökologisch fundierten geodynamischen Weltbildes zurück, zu dessen Zustandekommen Wissenschaftler mit ihren unkonventionellen Forschungs- und Erkenntnisleistungen beitrugen. So ist es sehr wahrscheinlich, daß wir, wie die Arbeiten von Stefano Mancuso erkennen lassen, die Fähigkeiten von Pflanzen unterschätzen, und zukünftige Forschungen werden sicherlich hier noch eine Menge neuer Erkenntnisse liefern, die dann voraussichtlich unser heutiges Wissen als defizitär und vorurteilsbelastet erscheinen lassen werden.

Ein weiteres Beispiel für derartiges defizitäres und vorurteilsbelastetes Wissen sind die Mikroorganismen (Mikroben) (331). Dies sind alle Lebensformen, die wir mit bloßem Auge nicht sehen können. Doch innerhalb der Biosphäre ist die Bedeutung der Mikroorganismen weit größer als die der Makroorganismen. Im Gegensatz zu den Mikroorganismen können wir die Makroorganismen sinnlich wahrnehmen, und sie prägen traditionell bis heute unser Bild von Natur und der Biosphäre. Mikroorganismen stellen jedoch mit 70 Prozent den größten Anteil der lebenden Materie, d.h. der Biomasse auf dem Planeten Erde dar. Trotz ihrer immensen Bedeutung und Relevanz innerhalb der Biosphäre ist die Existenz der Mikroorganismen erst seit kurzem bekannt. Die Voraussetzung für die Entdeckung und Erforschung der Mikroorganismen war die Erfindung des Mikroskops in der frühen Neuzeit, und mit Antony van Leeuwenhoek (1632-1723) beginnt die wissenschaftliche Erforschung der Welt der Mikroorganismen. Doch noch heute stehen wir bei der Erforschung der Welt der Mikroorganismen noch ganz am Anfang und wir kennen und verstehen das Meiste noch nicht. So ist zum Beispiel die große Mehrheit von 95 bis 99 % aller auf unserem Planeten vermutlich existierenden Bakterienarten noch nicht näher bekannt und beschrieben. Doch die Mikroorganismen bilden das Fundament der Biosphäre und sie stehen am Anfang der Entwicklung des Lebens. Die Entwicklung des Lebens beginnt mit der Chemischen Evolution (332). Noch steht ein einheitliches Modell zur chemischen Evolution aus, und möglicherweise sind grundlegende Prinzipien noch nicht entdeckt und erkannt worden.

Entsprechend unseres großen Unwissens über Mikroben sind die Vorurteile über Mikroben groß. So sind die Bakterien zu Beginn ihrer systematischen Erforschung vor etwa 150 Jahren zuerst ausschließlich als schädliche und gefährliche Krankheitserreger wahrgenommen worden, die überall, wo man sie antrifft, bekämpft werden müssen, damit wir gesund bleiben und nicht an gefährlichen und tödlichen Krankheiten erkranken. Der gesamte medizinische und pharmazeutische Betrieb fundiert bis heute auf Grundlage dieses Paradigmas. Doch heute wissen wir, daß Bakterien bei nahezu sämtlichen Lebensprozessen und Abläufen in der Natur eine unverzichtbare und oft zentrale Rolle spielen, auch in einem evolutions-ökologischen Kontext. Alle Bakterien auf der Erde zusammen bilden einen Metaorganismus, einen Holobiont (333) mit einem gemeinsamen Hologenom, das permanent zwischen allen Bakterien über Horizontalen Gentransfer (334) ausgetauscht wird. Dieser Horizontale Gentransfer ermöglicht den genetischen Austausch innerhalb der gesamten Biosphäre auf Grundlage der Universalität des genetischen Codes aller Lebensformen als einer „Lingua franca“ des Lebens auf der Erde.

Wie die Biologin Elisabet Sahtouris feststellt, hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, „daß die Gesamtheit der Bakterien ein großes Holon mit einem gemeinsamen Gen-Pool bildet, sozusagen ein einziges unseren Planeten überziehendes Netzwerk oder System, durch das Bakterien dem jeweiligen Bedarf entsprechend Gene austauschen und rekombinieren können“ sodaß „keine wie auch immer geartete Lebensform imstande ist, ohne bakterielle Hilfe zu überleben“ (335). Auch der Körper des Menschen ist ein Holobiont mit einem eigenen Mikrobiom (336). Der Körper des Menschen bildet mit seinem Mikrobiom eine symbiotische und koevolutive Lebensgemeinschaft von etwa 10 Billionen Zellen, 10 mal so vielen Bakterien und 100 mal so vielen Viren, deren funktionales Zusammenwirken als Metaorganismus bzw. Holobiont beim gesunden Menschen vom Immunsystem kontrolliert und gesteuert wird. Der Biologe Prof. Dr. Thomas C. G. Bosch zeigt neue Perspektiven für Biologie und Medizin auf, die sich aus dem neuen Verständnis des Individuums als Metaorganismus ergeben:

https://www.youtube.com/watch?v=MJ4mkiMqoM

Doch unsere real-existierende Medizin befindet sich noch immer in einem erklärten Krieg gegen die Mikroben, wie die Autoren Kurt Langbein und Bert Ehgartner in ihrem Buch: „Das Medizinkartell“ aufzeigen: „Viele Sparten der Medizin haben heute (…) mehr mit chemischer Kriegsführung gemein als mit sorgsamer Pflege“ (337). Insbesondere die Pharmaindustrie kann nicht das überholte Paradigma eines Krieges gegen die Mikroben aufgeben, dessen Fortbestand ihre immensen Einnahmen garantiert.

Noch sehr viel weniger als über Bakterien wissen wir über Viren, und entsprechend unseres gewaltigen Nichtwissens sind hier unsere Vorurteile noch viel größer als bei Bakterien, und sie neigen dazu, ins schier Endlose zu wuchern, je unerklärlicher und unberechenbarer die vermeintliche und vermutete Gefahr erscheint. Dieses zeigt sich unübersehbar während der sogenannten "Corona-Krise", bei der das Wissens- und Informationsdefizit zur Grundlage einer allgemeinen Hysterie wurde, die im Ausnahmezustand mündete. Auch hier kann nur wissenschaftliche und gesellschaftliche Aufklärung Abhilfe schaffen. Ohne jeglichen Zweifel wird es in Zukunft noch neue und bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse über Viren und ihre evolutions-ökologische Bedeutung geben, die die derzeitigen vorherrschenden Ansichten als defizitär und vorurteilsbelastet erscheinen lassen werden. So stellt die Virologin Prof. Dr. Karin Mölling fest: „Viren sind überall, sie sind die ältesten biologischen Elemente auf unserem Planeten. Und sie sind auch mit Abstand die häufigsten. Die meisten Viren und Bakterien machen uns gar nicht krank, sondern haben sich in Millionen Jahren zusammen mit uns entwickelt. Viren und Menschen sind eine vorwiegend friedliche Koexistenz eingegangen. Krankheiten entstehen, wenn diese Balance gestört wird“ (338).

Gemäß der RNA-Welt-Hypothese (339) stehen die Viren am Beginn der Evolution des Lebens. Die RNA-Welt-Hypothese verbindet die Hypothese der chemischen Evolution, die die Entstehung organischer Moleküle aus organischen Verbindungen erklärt, mit der heutigen biologischen Evolution auf Basis eines DNA-Genoms. Das Aufkommen zellulärer Lebensformen steht möglicherweise nicht am Ende dieses Prozesses, denn zelluläre Organismen auf RNA-Basis, die Ribozyten (340), könnten bereits in der RNA-Welt entstanden sein. Den Übergang von der RNA- in die DNA-Welt erklärt die Out-of-Virus-Hypothese. Ebenso wie die Bakterien sind alle Viren auf der Erde Bestandteil eines Metaorganismus, eines Holobionten mit einem gemeinsamen Hologenom, das permanent zwischen allen Organismen über Horizontalen Gentransfer ausgetauscht wird. Ihrer Funktion nach sind Viren im Rahmen dieses Holobionten möglicherweise eine für Horizontalen Gentransfer innerhalb des Hologenoms optimierte mobile, außerhalb der Zellen der verschiedenen Organismen der Biosphäre wirkende Form von „Organellen“, die sich in Ko-Evolution mit den Lebensformen entwickelt haben, und mittels derer sämtliche Zellen der gesamten Biosphäre miteinander kommunizieren. Dies wird insbesondere am Beispiel der Transposone (341) und der Retroviren (342) deutlich. Die koevolutive Entstehung der Organellen innerhalb der Zellen der Organismen erklärt die Endosymbiontentheorie (343), und in Analogie dazu könnte möglicherweise eine „Exosymbiontentheorie“ die koevolutive Entstehung der Viren als einer Form externer, mobiler „Organellen“ zum Zweck Horizontalen Gentransfers zwischen den Organismen innerhalb der Biosphäre erklären. Ein bedeutender Teil auch des menschlichen Genoms besteht aus Bestandteilen des Genoms von Viren, und dieses ist Teil des Humanen Viroms (344). Als Humanes Virom wird der Teil des Mikrobioms beim Menschen bezeichnet, der durch Viren gebildet wird. Organismen verfügen über „Mechanismen“, die die Aktivitäten sowohl von Transposonen, als auch von Viren in ihrem Genom regulieren, und sie können diese auch aus ihrem Genom entfernen. Alles dieses ist bislang noch vollkommen unzulänglich erforscht, und daß diese Forschungsdefizite bestehen, erklärt sich aus dem Umstand, daß man mit diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht unbegrenzt viel Geld verdienen kann, wie es z.B. mit pharmazeutischer Forschung möglich ist.

Nur über Pilze (345) wissen wir noch weniger als über Viren. Man kennt heute etwa 120.000 Pilzarten, doch nach aktuellen Schätzungen existieren zwischen 2,2 und 5,1 Millionen Arten von Pilzen (346).

Der Molekularbiologe Dr. Stefan Lanka zeigt Defizite des gegenwärtigen Forschungsstandes über Viren auf:

https://www.bitchute.com/video/f9u3yen3t0YO

In seinem Vortrag „Virus Wahn“ zum Thema der Neuen Seuchen weist Dr. med. Claus Köhnlein auf, wie die Medizin-Industrie ständig neue Seuchen erfindet und auf Kosten der Allgemeinheit Milliarden-Profite macht:

https://www.youtube.com/watch?v=AGUDOcennvw

https://www.youtube.com/watch?v=yygzr07BP_c

Die Autoren Torsten Engelbrecht, Dr. med. Claus Köhnlein u.a. zeigen in ihrem Buch „Virus-Wahn“ auf, wie immer wieder neu Ängste vor behaupteten Virus-Epedemien geschürt werden, doch die Hypothesen der Virus-Forschung beruhen praktisch nie auf Fakten, die durch Kontrollstudien gesichert und beweisbar sind, und zudem würden nur Forschungsprojekte unterstützt und finanziert, die das bestehende Dogma unterstützen (347).

Der Biologe Clemens Arvay diskutiert mit dem Ökologen Prof. Dr. Peter Weish über Gesundheitsbiologie und Ökoimmunologie auf Grundlage intakter Ökosysteme und hoher Biodiversität:

https://www.youtube.com/watch?v=P3sfXs2CWXg

In einer ökologischen Medizin sieht Clemens Arvay einen Ausweg aus der Corona-Krise, was er in seinem Buch „Wir können es besser. Wie Umweltzerstörung die Corona-Pandemie auslöste und warum ökologische Medizin unsere Rettung ist“ vorstellt (348). Die zunehmenden globalen Umweltzerstörungen haben dramatische Folgen für die Gesundheit der Menschheit, denn die Biodiversität ist unser größter Schutz vor drohenden Epidemien und Pandemien. Arvay zeigt auf, daß die Corona-Pandemie schon in ihrem Ursprung eine ‚Biodiversitäts-Krise‘ ist.

Überall, und insbesondere auch in der Wissenschaft läßt sich feststellen, daß Phänomene, die sich nicht in die bestehenden und vorherrschenden Theorien und Modelle integrieren lassen, ignoriert und beiseite geschoben werden, solange, bis sich ein neues Paradigma im Zuge eines Paradigmenwechsels durchsetzen kann, das die aufgestauten offenen Fragen und ungelösten Widersprüche zufriedenstellend berücksichtigt. Insbesondere wird dies aktuell im Rahmen der sogenannten „Corona-Krise“ unverkennbar deutlich, im Zuge der das seit etwa 150 Jahren vorherrschende Paradigma von Mikroben als gefährlichen und bösartigen Krankheitserregern, die überall dort, wo sie angetroffen und aufgefunden werden, bekämpft werden müssen, damit die Menschen gesund bleiben und keine gefährlichen und lebensbedrohenden Krankheiten und Pandemien ausbrechen, in die Krise gerät. Der verstetigte Ausnahmezustand des errichteten Corona-Regimes mit totalitären Zügen treibt die Absurdität des überlebten Paradigmas auf die Spitze.

Die Alternative ist ein anderes Paradigma auf Grundlage eines neuen Verständnisses von Mikroben auf moderner evolutions-ökologischer Grundlage, wobei die Mikroben die universellen und omnipräsenten Grundlagen aller Lebensprozesse und Lebensformen sind (Mikrobiom). Die koevolutiven und im Wesentlichen symbiotischen Beziehungen und Wechselwirkungen des Mikrobioms mit den makroskopischen Lebensformen (Metaorganismus, Holobiont) funktionieren unbeeinträchtigt und ungestört nur bei intakten Ökosystemen auf Grundlage hoher Biodiversität. Zudem wird deutlich, da sämtliche Lebensformen den selben universellen genetischen Code haben, daß dieser über die Mikroorganismen, und hier insbesondere die Viren - und was möglicherweise deren eigentliche evolutions-ökologische Bedeutung ausmacht - sich über Horizontalen Gentransfer in einem permanenten Austausch auch über Artgrenzen hinweg befindet (Metagenom). Zweifellos stellt die Erforschung dieser Eigenschaft der Viren in einem ökologischen Gesamtzusammenhang der Biosphäre die zentrale zukünftige Herausforderung für die Evolutionstheorie dar. Das Metagenom des Mikrobioms bildet zusammen mit dem Humanen Virom das Hologenom. Die Virologin Prof. Dr. Karin Mölling stellt fest: Das Mikrobiom ist unser zweites Genom, auch Metagenom genannt. (...) Die gesamte genetische Information der Bakterien, die einen Menschen besiedeln, beträgt etwa das 100- bis 250-Fache der eigentlichen genetischen Information unseres Erbguts innerhalb unserer Zellen. (…) Nur 0,5 Prozent der DNA in dem Ökosystem aus Mensch und Mikroorganismen stammen vom Menschen. (…) Hinzuaddieren muß man noch die Umgebung, die ja außerdem noch beteiligt ist. Jeder ist ein Ökosystem. Damit steigt die Anzahl der Gene, die ‚mitreden‘, ins Astronomische. Man kann an dieser Stelle philosophisch werden und fragen: ‚Was ist der Mensch?‘“ (349). Diese Frage: „Was ist der Mensch“ hatte der Philosoph Immanuel Kant (1724 – 1804) als vierte Frage seinen drei Grundfragen philosophischen Denkens: 1. Was kann ich wissen?, 2. Was soll ich tun?, 3. Was darf ich hoffen? hinzugefügt.

Noch kennen und verstehen wir das Meiste nicht, und unser Bild von Natur ist äußerst unzulänglich und ungenügend. Die Erde mitsamt ihrer Biosphäre ist noch immer ein nur wenig erforschter Planet. Der Paläoanthropologe Richard Leakey und der Biochemiker Dr. Roger Lewin heben hervor, daß erst gerade einmal zwei Millionen Arten von geschätzten 5 bis 50 Millionen Arten bekannt sind: „Die meisten Schätzungen bewegen sich zwischen fünf und 50 Millionen, ja manche gehen sogar bis 100 Millionen. Der Grund für diese gewaltige Unsicherheit? Kaum ein Biologe hat jemals versucht, eine Antwort zu finden, und wer es wagte, war entmutigt von den Schwierigkeiten, die sich dabei ergaben(350). Daß wir die heutige Artenvielfalt nicht mit einer gesicherten Zahl benennen können, „liegt nicht daran, daß man nicht wüßte, wie man sie ermittelt, sondern es fehlt schlicht der Wille. Die Regierungen haben viele hundert Millionen Dollar in die systematische Untersuchung der Sterne gesteckt, aber nur ein winziger Bruchteil dieser Summe floß in die systematische Untersuchung der Natur hier bei und auf der Erde“ (351). Insbesondere die Erforschung der Mikroorganismen, die das Fundament der Biosphäre und sämtlicher Lebensprozesse bilden, hat gerade erst begonnen. Wie diese unterschiedlichsten Lebensformen in Ökosystemen zusammenleben und diese durch ihre interdependenten Wechselwirkungen stabilisieren und gestalten, ist noch weitgehend unbekannt. Doch durch die mit unserer Lebens- und Wirtschaftsweise verbundene Naturzerstörung ist die Biodiversität in erdgeschichtlich kaum gekanntem Ausmaß bedroht. Der Begriff „Umweltveränderungen“, wie er z.B. im Lehrbuch des Geowissenschaftlers Prof. Dr. Euan G. Nisnet mit dem Titel: „Globale Umweltveränderungen. Ursachen, Folgen, Handlungsmöglichkeiten“ (352) anzutreffen ist, ist ein Euphemismus, da wir es mit nichts anderem als mit anthropogener Naturzerstörung zu tun haben:Umweltprobleme sind“ nach Auffassung des Soziologen Prof. Dr. Ulrich Beck „keine Um-Weltprobleme, sondern durch und durch – in Genese und Folgen – gesellschaftliche Probleme, Probleme des Menschen, seiner Geschichte, seiner Lebensbedingungen, seines Welt- und Wirklichkeitsbezuges, seiner ökonomischen, kulturellen und politischen Verfassung“ (353).

Im gegenwärtigen Anthropozän (354) hat sich die Aussterberate von Arten auf das tausendfache beschleunigt, und wir befinden uns derzeit inmitten des sechsten Massenaussterbens der gesamten Erdgeschichte (355). Das Massenaussterben, der irreversible Verlust an Biodiversität und die Zerstörung der Biosphäre, auf die der Mensch aufgrund seiner biologischen Existenz als Naturwesen unverzichtbar angewiesen ist, ist die größte Bedrohung und Herausforderung der Gegenwart, noch weit vor dem Problem des sogenannten „Klimawandels“. Es setzt sich zunehmend die Auffassung durch, der sogenannte „Klimawandel“ sei die Ursache für Naturzerstörungen, Zerstörung der Biosphäre, Verlust an Biodiversität und Artensterben, und nicht unsere Lebens- und Wirtschaftsweise. Der Zukunftsforscher Werner Mittelstaedt zeigt in seinem Buch „Anthropozän und Nachhaltigkeit. Denkanstöße zur Klimakrise und für ein zukunftsfähiges Handeln“ die Vielzahl der ökologischen Krisen im Anthropozän auf, die in einer gesellschaftlichen Debatte um nachhaltige Entwicklung Berücksichtigung finden müssen, und er plädiert für eine „zweite Aufklärung“, denn „damit das Anthropozän doch nicht auf eine unlösbare Megakrise zusteuert, muss das vorhandene Wissen gegen die Klimakrise, für reale Nachhaltigkeit und für die nachhaltige Entwicklung schnellstmöglich in die Köpfe der Menschen gelangen und dadurch die Realität in Richtung Zukunftsfähigkeit verändern. Dafür muss die Weltgesellschaft vom Wissen zum Handeln kommen“ (356). Aufgrund seiner biologischen Existenz kann der Mensch nicht dauerhaft in künstlichen, technischen und sterilen Umwelten leben. Der Mensch ist und bleibt ein Bestandteil der Biosphäre, entgegen technoider Apologien einer technologischen Singularität und eines Trans- und Posthumanismus des angebrochenen digitaltechnischen Zeitalters. Eine Änderung unserer Lebens- und Wirtschaftsweise, eine forcierte Erforschung der Biosphäre, wobei das Erkenntnisinteresse der Erhalt der Biosphäre und der Biodiversität und nicht deren Ausbeutung ist, und konsequenter Naturschutz und dessen Ausweitung sind unerläßlich. Der Biologe Prof. Dr. Edward O. Wilson macht in seinem Buch: „ Die Hälfte der Erde. Ein Planet kämpft um sein Leben“ (357) den Vorschlag, den halben Planeten Erde zum Naturschutzgebiet zu erklären, um das für unser eigenes Überleben notwendige Gleichgewicht herzustellen.

Für wissenschaftliche Erkenntnisfortschritte bedarf es unkonventioneller und innovativer neuer Ideen sowie einen unvoreingenommen Blick und eine vorurteilsfreie Herangehensweise vom Stil und Format eines Alexander von Humboldt, doch die Wissenschaft heute ist ein Spielball von Lobbyinteressen, sodaß ihr Erkenntnisinteresse nicht in wissenschaftlicher Aufklärung und gesellschaftlicher Selbstreflexion besteht. War es früher Aufgabe der Wissenschaft gewesen, die durch Unwissenheit und Vorurteile begründete Furcht vor dem Unbekannten durch wissenschaftliche Aufklärung und Erkenntnisse zu beseitigen, so leistet der heutige korrumpierte Wissenschaftsbetrieb dieses nicht mehr und wird selbst zur Quelle und zum Bestandteil furchterzeugender Entwicklungen. Hierfür hat der Soziologe Prof. Dr. Ulrich Beck den Begriff der „Risikogesellschaft“ entworfen, die geprägt ist von „einer objektiven Betroffenheit, in der die Diagnose der Gefahr mit der Einsicht in das unentrinnbare Ausgeliefertsein an sie zusammenfällt„ und die mit dem neuartigen „Gefährdungsschicksal“ verbundene Angst „ist gerade kein ‚traditionelles Relikt‘ sondern ein Produkt der Moderne“ (358). Die klägliche Rolle, die die Wissenschaft im Rahmen der sogenannten "Corona-Krise" spielt, liefert dafür ein anschauliches Beispiel.

Die sogenannte "Corona-Krise" macht deutlich, daß die Menschheit an einem Scheideweg steht: Entweder wird sie durch irrationale Ängste gesteuert und fällt in despotische Herrschaftsformen zurück. Diese despotischen Herrschaftsformen werden auf Grundlage der durch wissenschaftlich-technologischen „Fortschritt“ erlangten technischen Möglichkeiten der Beherrschung von Individuen, Gesellschaft und Natur totalitäre Herrschaftsformen sein. Oder es gelingt auf Grundlage eines neuen Denkens ein Neuansatz, eine Neubegründung, Fortführung und Weiterentwicklung des Projektes der Aufklärung unter Bruch mit dem Zeitalter der Extreme und der Revision der dieses ermöglichenden Ideen und Konzepte.

22. Suche nach Weiterreisemöglichkeiten

Während des „Lockdown“ im Rahmen der sogenannten „Corona-Krise“ stagnierte über mehrere Wochen die Lageentwicklung in der Stadt Conceptión am Rio Paraguay, die für mich während meiner Südamerika-Reise im Frühjahr 2020 überraschend und unerwartet den Charakter eines Internierungs- und Verbannungsortes erlangt hatte. Weiterhin gab es keine gesicherten und überprüfbaren Informationen, wann der Ausnahmezustand beendet werden würde, die freiheitseinschränkenden Maßnahmen aufgehoben würden und eine Weiterreise wieder möglich sein würde. Auch Informationen zur allgemeinen Lageentwicklung waren weiterhin kaum verfügbar, und zu meiner einzigen Informationsmöglichkeit wurde eine mobile Internetverbindung über mein Smartphone, das mir in eingeschränkter Form eine Kommunikation per Email und Internetrecherchen ermöglichte, die die Grundlage für diesen Reisebericht bilden. In wöchentlicher Regelmäßigkeit kursierten Informationen, daß in der nächsten Woche der „Lockdown“ aufgehoben werden würde und Fernbusse wieder fahrplangemäß verkehren würden, was sich jedoch stets als substanzloses Gerücht erwies. Da auch die Ländergrenzen weiterhin geschlossen blieben und eine Umsetzung meiner ursprünglichen Reiseplanung einer Reise durch mehrere Länder in Südamerika sich lagebedingt zunehmend als aktuell nicht durchführbar erwies, suchte ich nach einer anderen Möglichkeit, zur ca. 300 km entfernten Hauptstadt Asunción zurück zu gelangen, um von dort mit der nächsten Gelegenheit nach Europa zurück zu reisen. Doch mir wurde mitgeteilt, daß auf den Landstraßen Straßensperren mit Kontrollposten errichtet worden seien, und zu deren Passieren sei eine offizielle Erlaubnis erforderlich, doch es gelang mir nicht herauszufinden, wo eine solche Genehmigung erhältlich ist und ausgestellt wird. Daher nahm ich von der Idee Abstand, per Autostop oder mit einem Fahrrad von Conceptión nach Asunción zu gelangen.

Folglich konzentrierte ich mein Bemühen darauf, eine Möglichkeit zu finden, auf dem Rio Paraguay von Conceptión nach Asunción zu gelangen. Auf dieser Strecke gibt es jedoch keinen Passagierschiffverkehr, und der Versuch, ein Ruderboot zu kaufen, erwies sich als zu kostenintensiv. So verlegte ich mich auf Möglichkeiten, ein Flußfahrzeug selbst zu bauen. Auf meiner ersten Südamerika-Reise hatte ich am 12. Mai 2016 auf dem Titicacasee bei den Islas Uros die traditionellen Boote aus Totora-Schilf kennengelernt, die schon Thor Heyerdahl (1914-2002) als Vorbild für seine Expeditionsboote Ra I (1969), Ra II (1970) und Tigris (1977) gedient hatten (359). Hierdurch inspiriert baute ich am Ufer der Flußinsel Chaco‘i, die sich bei der Stadt Conceptión im Rio Paraguay befindet, ein kleines Floßboot aus Schilf und weiteren Gräsern, doch kurz vor der Fertigstellung wurden die Seile entwendet, die die Schilfbündel zusammenhielten, sodaß ich dieses Vorhaben aufgab. Die Idee, aus Autoreifenschläuchen ein Floß zu bauen, ließ sich nicht umsetzen, da keine Schäuche mehr erhältlich sind, seitdem KFZ überall mit schlauchlosen Reifen fahren. Ich konstruierte dann aus Bambusstangen, Kunststoffkanistern und einer großen Tonne, die mein Gepäck beinhaltete, eine Floßkonstruktion, die ich mit einem Gartenrechen als Paddel steuern konnte. Überschätzt hatte ich jedoch die geringe Strömungsgeschwindigkeit des Rio Paraguay, sodaß ich, nachdem ich mit meinem selbstgebauten Flußfahrzeug in Conceptión abgelegt hatte, nach 4 Stunden Fahrt lediglich die Distanz von 5 km bis zur Brücke Puente Nanawa zurückgelegt hatte, über die die Fernstraße Ruta 5 verläuft, sodaß ich auch dieses Vorhaben aufgab.

Zu meiner Überraschung konnte ich dann am 18. Mai 2020 feststellen, daß, ohne daß es irgendeine Vorankündigung gegeben hatte, plötzlich am Busbahnhof von Conceptión die Fernbusse wieder regulär und fahrplangemäß verkehren, sodaß ich am Folgetag nach Asunción fahren konnte. Obwohl noch weiterhin sämtliche Landesgrenzen geschlossen waren und auch der reguläre Flugverkehr weiterhin zu großen Teilen eingestellt war, war es mir auf einen freundlichen Hinweis der Deutschen Botschaft in Asunción hin möglich, einen außerhalb des Rückholprogramms stattfindenden Flug von Asunción nach Madrid am 5. Juni 2020 zu buchen. Die bis dahin verbleibende Zeit nutzte ich zu einem Besuch der Mennoniten-Kolonien im Chaco, die mein nächstes Reiseziel von Conceptión aus gewesen wären, wenn dies der „Lockdown“ nicht über mehrere Wochen verhindert hätte.

23. Anmerkungen:

1) Siehe: Alexander von Humboldt: Ansichten der Natur (1807). Hamburg, 2009. S. 129 und 114.

2) Siehe: Ludwig Wittgenstein: Über Gewißheit. Frankfurt am Main, 1970. S. 33.

3) Siehe: Frankfurter Rundschau vom 10.04.2020. Jürgen Habermas ist ein herausragendes Beispiel eines Intellektuellen, der den öffentlichen Gebrauch der Vernunft zu seiner Aufgabe gemacht hat, um der Gesellschaft nicht nur in bewegten Zeiten ein Orientierungswissen zu bieten.

4) Siehe: Jürgen Habermas: Zur Konsenstheorie der Wahrheit. Wahrheit von Aussagen, Wahrhaftigkeit von Äußerungen, Richtigkeit von Handlungen. S. 134. In: Jürgen Habermas, Niklas Luhmann: Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie – Was leistet die Systemforschung? Frankfurt am Main, 1971. S. 123-141.

5) Vgl.: Hubertus Buchstein: Jürgen Habermas. In: Peter Massing, Gotthard Breit (Hg.): Demokratie-Theorien. Von der Antike bis zur Gegenwart. Bonn, 2005. S. 253-260.

6) Vgl.: Jürgen Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns. Frankfurt am Main, 1981.

7) Die Anmerkungen präsentieren die Informationen, die ich verwendet habe, um meine eigenen Ansichten und Auffassungen zu dem umfassenden interdisziplinären Themenkomplex, der sich mit dem Stichwort „Corona-Krise“ eröffnet, zu entwickeln und zu belegen, und die mir bei meinem Bemühen nützlich erschienen, mir ein kompetentes politisches Urteil zu bilden. In allen Bereichen werden wir heute durch Spezialisten und Experten entmündigt, und eigene Recherchen sind unerläßlich, um sich eine eigene, unabhängige Meinung bilden zu können. In unseren von Massenmedien beeinflußten und manipulierten Massengesellschaften ist die Herausbildung einer kritischen Persönlichkeit erforderlich, um die manipulativen Mechanismen zu durchschauen und Informationen und Meinungen bewerten und gegeneinander abwägen zu können. Das Recht, sich eine Meinung zu bilden und diese zu äußern, ist mit Artikel 5 Abs.1 GG Bestandteil der Grundrechte, und die Grundrechte bilden den Kern einer jeden Verfassung, die Legitimität und Geltung beanspruchen will.

8) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_von_Humboldt

Anläßlich seines 250. Geburtstages erschienen mehrere lesens- und beachtenswerte Biografien des bedeutenden Naturforschers Alexander von Humboldt, die die zeitlose Aktualität seines Denkens und Wirken herausstellen, z.B.: Andrea Wulf: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur. München, 2016, sowie: Rüdiger Schaper: Alexander von Humboldt. Der Preuße und die neuen Welten. München, 2018.

9) Der Reisebericht von Alexander von Humboldt ist als Neuherausgabe wieder erhältlich: Alexander von Humboldt: Die Reise nach Südamerika. Göttingen, 1993.

10) Siehe: Ottmar Ette: Alexander von Humboldt und die Globalisierung. Frankfurt am Main, 2019. S. 324-326.

11) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Abolitionismus

12) Siehe: Andrea Wulf: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur. München, 2016. S. 140.

13) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Britische_Ostindien-Kompanie

14) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Niederländische_Ostindien-Kompanie

15) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Leibeigenschaft#Russland

16) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Deportation

17) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Katorga

18) Siehe: Ottmar Ette: Alexander von Humboldt und die Globalisierung. Frankfurt am Main, 2019. S. 330-331.

19) Siehe: Laurette Séjourné: Altamerikanische Kulturen (= Fischer Weltgeschichte Band 21). Frankfurt am Main, 1971. S. 12.

20) Siehe: Ebenda. S. 14.

21) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Mesoamerika

22) Vgl.: Antje Gunsenheimer, Ute Schüren:Amerika vor der europäischen Eroberung (= Neue Fischer Weltgeschichte Band 16). Frankfurt am Main, 2016. S. 132.

23) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Hydraulische_Gesellschaft

24) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Hochkultur_(Geschichtswissenschaft)

25) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Diffusionismus

26) Siehe: Ulrike Peters: Das Alte Mexiko. Köln, 2004. S. 19.

27) Siehe: Antje Gunsenheimer, Ute Schüren:Amerika vor der europäischen Eroberung (= Neue Fischer Weltgeschichte Band 16). Frankfurt am Main, 2016. S. 23.

28) Siehe: Ulrike Peters: Das Alte Mexiko. Köln, 2004. S. 22.

29) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Maya

30) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Teotihuacán

31) Siehe: Norman Bancroft Hunt: Atlas der indianischen Hochkulturen. Olmeken, Tolteken, Maya, Azteken. Wien, 2002. S. 108.

32) Siehe: Richard Konetzke: Süd- und Mittelamerika I. Die Indianerkulturen Altamerikas und die spanisch-portugisische Kolonialherrschaft (= Fischer Weltgeschichte Band 22). Frankfurt am Main, 1965. S. 25.

33) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Bodenerosion

34) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Bodendegradation

35) Siehe: Christophe Huthmacher (Red.): Mittelamerika, Südamerika und Antarktis (= Enzyklopädie der Welt Band 6). Brüssel, 2005. S. 55.

36) Siehe: Norman Bancroft Hunt: Atlas der indianischen Hochkulturen. Olmeken, Tolteken, Maya, Azteken. Wien, 2002. S. S. 189.

37) Siehe: Ulrike Peters: Das Alte Mexiko. Köln, 2004. S. 132.

38) Siehe: Hans-Joachim König: Kleine Geschichte Lateinamerikas. Bonn, 2006. S. 67.

39) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Indianer#Zusammenbruch_der_indigenen_Bevölkerung

40) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Höhenstufe_(Ökologie)

41) Siehe: Alexander von Humboldt: Ansichten der Natur (1807). Hamburg, 2009. S. 126.

42) Siehe: Andrea Wulf: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur. München, 2016. S. 113-114.

43) Siehe: Alexander von Humboldt: Ansichten der Natur (1807). Hamburg, 2009. S. 112.

44) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Plattentektonik

45) Siehe: Andrea Wulf: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur. München, 2016. S. 251-252.

46) Siehe: Ilse Jahn: Das Reformwerk Carl von Linnés und seine Folgen. S. 240. In: Dieselbe (Hg.): Geschichte der Biologie. Hamburg, 2004. S. 235-242.

47) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Biodiversität

48) Siehe: Kurt R. Biermann (Hg.): Alexander von Humboldt. Aus meinem Leben. Autobiographische Bekenntnisse. Leipzig, 1987. S. 12.

49) Siehe: Andrea Wulf: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur. München, 2016. S. 20.

50) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Amazonasbecken

51) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Amazonas-Regenwald

52) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Amazonas

53) Siehe: Martin Specht: Amazonas. Gefahr für die grüne Lunge der Welt. Bonn, 2020. S. 130.

54) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Brazo_Casiquiare

55) Siehe: Alexander von Humboldt: Die Reise nach Südamerika. Göttingen, 1993. S. 349.

56) Siehe: Ebenda. S. 341-342.

57) Siehe: Ebenda. S. 362.

58) Siehe: Ebenda. S. 339.

59) Siehe: Andrew C. Revkin: Chico Mendez. Tod im Regenwald. Reinbek bei Hamburg, 1991. S. 72.

60) Siehe: Ebenda. S. 73.

61) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Julio_Cäsar_Arana_del_Águila

62) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Kongogräuel

63) Siehe: Luiz Carlos B. Molión: Entwaldung von Amazonien und Auswirkungen auf das Weltklima. S. 52. In: Carsten Niemitz (Hg.): Das Regenwaldbuch. Berlin, 1991. 51-65.

64) Siehe: Alexander Busch: Wirtschaftsmacht Brasilien. Der grüne Riese erwacht. Bonn, 2010. S. 215.

65) Vgl.: Chico Mendez: Rettet den Regenwald! Göttingen, 1990.

66) Siehe: Alexander Busch: Wirtschaftsmacht Brasilien. Der grüne Riese erwacht. Bonn, 2010. S. 215.

67) Siehe: Dawid Danielo Bartelt: Konflikt Natur. Ressourcenausbeutung in Lateinamerika. Berlin, 2017. S. 59.

68) Siehe: Alexander Busch: Wirtschaftsmacht Brasilien. Der grüne Riese erwacht. Bonn, 2010. S. 216.

69) Siehe: Peter E. Stüben: Mit den Regenwäldern sterben ihre Bewohner. S. 120-122. In: Carsten Niemitz (Hg.): Das Regenwaldbuch. Berlin, 1991. S. 107-126.

70) Siehe: Jean Feyder: Mordshunger. Wer profitiert vom Elend der armen Länder? Frankfurt am Main, 2014. S. 267-268.

71) Siehe: Ebenda. S. 270.

72) Siehe: Hans Diefenbacher, Ulrich Ratsch: Verelendung durch Naturzerstörung. Die politischen Grenzen der Wissenschaft. Frankfurt am Main, 1992. S. 174.

73) Siehe: Lothar Brock, Stephan Hessler: Globaler Umweltschutz oder Öko-Imperialismus? Die ökologische Notwendigkeit neuer Nord-Süd-Beziehungen. Das Beispiel der Amazonia. S. 205. In: Berthold Meyer, Christian Wellmann (Red.): Umweltzerstörung: Kriegsfolge und Kriegsursache. Frankfurt am Main, 1992. S. 194-228.

74) Siehe: Ebenda. S. 207-208.

75) Siehe: Ebenda. S. 209.

76) Siehe: Ebenda. S. 202.

77) Siehe: Peter E. Stüben: Einleitung. Traditionelle Lebensweise hat (k)eine Zukunft … - oder: Die 3. Welt in der ökologischen Armutsfalle. S. 21. In: Derselbe (Hg.): Kahlschlag im Paradies. Die Vernichtung der Regenwälder – Das Ende der Stammesvölker (= Ökozid 1). Giessen, 1985. S. 11-24.

78) Siehe: Peter E. Stüben: Mit den Regenwäldern sterben ihre Bewohner. S. 108. In: Carsten Niemitz (Hg.): Das Regenwaldbuch. Berlin, 1991. S. 107-126.

79) Siehe: Peter E. Stüben: Earth First! Ethno-Ökologie: Von der Aktionsethnologie zur Aktionsökologie. S. 123. In: Derselbe (Hg.): Die neuen ‚Wilden‘. Umweltschützer unterstützen Stammesvölker – Theorie und Praxis der Ethno-Ökologie (= Ökozid 4). Giessen, 1988. S. 98-130.

80) Siehe: Ebenda. S.123.

81) Siehe: Peter E. Stüben: Die Weisheit der ‚Primitiven‘ – eine ökologische Alternative? Die Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation. S. 288. In: Florian Maderspacher, Peter E. Stüben (Hg.): Bodenschätze contra Menschenrechte. Vernichtung der letzten Stammesvölker und die Zerstörung der Erde im Zeichen des ‚Fortschritts‘. Hamburg, 1984. S. 279-294.

82) Siehe: Peter E. Stüben: Mit den Regenwäldern sterben ihre Bewohner. S. 112. In: Carsten Niemitz (Hg.): Das Regenwaldbuch. Berlin, 1991. S. 107-126.

83) Siehe: Ebenda. S. 113.

84) Siehe: Ebenda. S. 114.

85) Vgl.: Rüdiger Nehberg: Yanonami. Überleben im Urwald. Hamburg, 1983. Und: Rüdiger Nehberg: Die letzte Jagd. Die programmierte Ausrottung der Yanomami-Indianer und die Vernichtung des Regenwaldes. Hamburg, 1989. Sowie: Rüdiger Nehberg: Über den Atlantik und durch den Dschungel. Eine Rettungsaktion für die Yanomami. München, 1994.

86) Siehe: Lothar Brock, Stephan Hessler: Globaler Umweltschutz oder Öko-Imperialismus? Die ökologische Notwendigkeit neuer Nord-Süd-Beziehungen. Das Beispiel der Amazonia. S. 195. In: Berthold Meyer, Christian Wellmann (Red.): Umweltzerstörung: Kriegsfolge und Kriegsursache. Frankfurt am Main, 1992. S. 194-228.

87) Siehe: Helmut Hagemann: Stirbt der Wald, stirbt der Mensch. Bergbau, Viehzucht und Industrie zerstören den Lebensraum der letzten Stammesvölker Brasiliens. S. 26. In: Florian Maderspacher, Peter E. Stüben (Hg.): Bodenschätze contra Menschenrechte. Vernichtung der letzten Stammesvölker und die Zerstörung der Erde im Zeichen des ‚Fortschritts‘. Hamburg, 1984. S. 19-45.

88) Siehe: Ebenda. S. 25.

89) Siehe: Manfred Wöhlke: Brasilien. Anatomie eines Riesen. München, 1991. S. 72.

90) Siehe: Alexander Busch: Wirtschaftsmacht Brasilien. Der grüne Riese erwacht. Bonn, 2010. S. 213.

91) Siehe: Gerhard Sander, Hanns-Albert Steger (Hg.):. Lateinamerika (= Fischer Länderkunde Band 7). Frankfurt am Main, 1973. S. 370.

92) Siehe: Andrew C. Revkin: Chico Mendez. Tod im Regenwald. Reinbek bei Hamburg, 1991. S. 125.

93) Siehe: Gerhard Sander, Hanns-Albert Steger (Hg.):. Lateinamerika (= Fischer Länderkunde Band 7). Frankfurt am Main, 1973. S. 372.

94) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Extraktivismus

95) Siehe: Dawid Danielo Bartelt: Konflikt Natur. Ressourcenausbeutung in Lateinamerika. Berlin, 2017. S. 103.

96) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ressourcenfluch

97) Siehe: Jens Glüsing, Alexander Jung, Uwe Klußmann, Thilo Thielke: Der Fluch der Ressourcen. S. 72. In: Erich Follath, Alexander Jung (Hg.): Der neue Kalte Krieg. Kampf um die Rohstoffe. Bonn, 2007. S. 70-83.

98) Siehe: Lynn Margulis: Der symbiotische Planet oder Wie die Evolution wirklich verlief. Frankfurt am Main, 2021. S. 9.

99) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Geozentrisches_Weltbild

100) Siehe: Fritjof Capra: Wendezeit. Bausteine für ein neues Weltbild. Gütersloh, 1982: S. 53. Ausgehend vom Bankrott des physikalisch-mechanistischen Weltbildes, der in der epochalen Krise, die die Menschheit gegenwärtig durchlebt, zum Ausdruck gelangt, stellt der Physiker Capra die folgende Diagnose: Ein Denkzeitalter geht zuende. Unser ein halbes Jahrtausend lang bewährtes kopernikanisches Weltbild, von Descartes, Newton, und Darwin ausformuliert, reicht nicht mehr als Erklärungsmodell und Handlungsmaxime. Seine Logik indessen lenkt weiterhin den technischen Fortschritt. Carpas Ausweg: Weiterleben kann die Menschheit nur, wenn sie von Grund auf anders lebt. Das erfordert zuerst ein anderes Denken, eine andere Wahrnehmung der Welt.

101) Siehe: Ebenda. S. 54.

102) Siehe: Ebenda. S. 60.

103) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Reduktionismus

104) Siehe: Fritjof Capra: Wendezeit. Bausteine für ein neues Weltbild. Gütersloh, 1982: S. 62.

105) Siehe: John Dewey: Demokratie und Erziehung. Eine Einleitung in die philosophische Pädagogik. Braunschweig, 1964. S. 370-371.

106) Siehe: Fritjof Capra: Wendezeit. Bausteine für ein neues Weltbild. Gütersloh, 1982. S. 68.

107) Siehe: Fritjof Capra: Die neue Physik und die wissenschaftliche Realität unserer Zeit. S. 21. In: Frietjof Carpa, Paul Davies, James Lovelock, Rupert Sheldrake: Der wissende Kosmos. Die Entdeckung eines neuen Weltbildes. Freiburg im Breisgau, 2001. S. 7-39.

108) Siehe: Ebenda. S. 13.

109) Siehe: Ilse Jahn: Das Reformwerk Carl von Linnés und seine Folgen. S. 235. In: Dieselbe (Hg.): Geschichte der Biologie. Hamburg, 2004. S. 235-242.

110) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Vegetationszone

111) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Limes_norrlandicus

112) Siehe: Kurt R. Biermann (Hg.): Alexander von Humboldt. Aus meinem Leben. Autobiographische Bekenntnisse. Leipzig, 1987. S. 12.

113) Siehe: Ottmar Ette: Alexander von Humboldt und die Globalisierung. Frankfurt am Main, 2019. S. 376.

114) Siehe: Ebenda. S. 381.

115) Siehe: Ebenda. S. 380 – 381.

116) Siehe: Karl F. Kohlenberg: Alexander von Humboldt (= Reihe Große Gestalten. Wissenschaft, Kunst, Technik, Glauben). Balve, 1975. S. 20.

117) Siehe: Kurt R. Biermann (Hg.): Alexander von Humboldt. Aus meinem Leben. Autobiographische Bekenntnisse. Leipzig, 1987. S. 13.

118) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Evolutionstheorie

119) Vgl.: Friedtjof Nansen: Die wissenschaftlichen Ergebnisse. In: Derselbe: In Nacht und Eis. Die Norwegische Polarexpedition 1893-1896. Wiesbaden, 1995. S. 333-335. Ausführlicher dargestellt sind die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Polarexpedition in sechs weiteren Bänden, die in den Jahren 1900 bis 1906 erschienen sind.

120) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Kontinentaldrift

121) Siehe: Udo Bardi: Der geplünderte Planet. Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen. Bonn, 2014. S. 28.

122) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Innerer_Aufbau_der_Erde

123) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ökologische_Nische

124) Siehe: Elisabet Sahtouris: Gaia. Vergangenheit und Zukunft der Erde. Frankfurt am Main, 1993. S. 19.

125) Siehe: Wolfgang Sachs: Nach uns die Zukunft. Der globale Konflikt um Gerechtigkeit und Ökologie. Frankfurt am Main, 2002. S. 128 - 129.

126) Siehe: James Lovelock: Die heutige Umwelt und die Gaia-Perspektive. S. 89. In: Frietjof Carpa, Paul Davies, James Lovelock, Rupert Sheldrake: Der wissende Kosmos. Die Entdeckung eines neuen Weltbildes. Freiburg im Breisgau, 2001. S. 79-111.

127) Vgl.: Thomas S. Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Frankfurt am Main, 1967.

128) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Naturzustand

129) Siehe: Ernst Fraenkel: Möglichkeiten und Grenzen politischer Mitarbeit der Bürger in einer modernen parlamentarischen Demokratie. S. 271. In: Derselbe: Deutschland und die westlichen Demokratien. Frankfurt am Main, 1991. S. 261-276.

130) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Naturtheorie

131) Siehe: Thomas Junker: Charles Darwin und die Evoluionstheorien des 19. Jahrhunderts. S. 359-360. In: Ilse Jahn (Hg.): Geschichte der Biologie. Hamburg, 2004. S. 356-385.

132) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialdarwinismus

133) Vgl.: Rolf Peter Sieferle: Die Krise der menschlichen Natur. Zur Geschichte eines Konzepts. Frankfurt am Main, 1989. S. 202-203. Sieferle zeigt das Dilemma auf, in die die Debatten um die Naturvoraussetzungen der menschlichen Existenz ab dem frühen 19. Jahrhundert mit dem Zusammenbruch der natürlichen Theologie gerieten: Weder war garantiert, daß sich die Natur länger in einem harmonischen Gleichgewicht hielt, noch konnte man darauf vertrauen, daß die Politik einen sinnvollen Ausweg aus der Krise bot. Unabhängig von der konkreten Problemwahrnehmung ist dies das Dilemma, in dem wir auch heute angesichts der durch Naturzerstörung bedingten Umweltkrise stehen.

134) Vgl.: Peter A. Kropotkin: Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt (1902). Frankfurt am Main, 2011. Die nahezu vollständige Marginalisierung des wissenschaftlichen Werkes von Kropotkin sowohl in der öffentlichen Wahrnehmung, als auch in der Wissenschaft verweist insbesondere auch auf Defizite des Faches Geografie an den Universitäten, wo nirgendwo Theoriegeschichte, Geschichte der Geografie und Wissenschaftsgeschichte gelehrt wird.

135) Siehe: Lynn Margulis: Der symbiotische Planet oder Wie die Evolution wirklich verlief. Frankfurt am Main, 2021. S. 14.

136) Vgl.: Eric Hobsbawm: Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. München, 1995.

137) Aufklärung kann nach Willi Oelmüller verstanden werden als ein „Prozeß von Traditionskritik und Traditionsbewahrung, der den jeweils geschichtlich erreichten Stand öffentlich anerkannter und teilweise bereits institutionalisierter sittlich-politischer Errungenschaften verteidigt und durchsetzt. Aufklärung sollte so (…) eine Orientierungshilfe bei der Bewältigung ungelöster Lebens- und Handlungsprobleme sein.“ Siehe: Willi Oelmüller: Die unbefriedigte Aufklärung. Beiträge zu einer Theorie der Moderne von Lessing, Kant und Hegel. Frankfurt am Main, 1979. S. I.

138) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Paraguay

139) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Gran_Chaco

140) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Entwaldung

141) Vgl.: Margaret Habblethwaite: Paraguay. Chesham, 2019. S. 10.

142) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Agrarstrukturen_in_Lateinamerika

143) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Subsistenzwirtschaft

144) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Recht_auf_angemessene_Ernährung

145) Siehe: Manfred Wöhlke: Brasilien. Anatomie eines Riesen. München, 1991. S. 13-14.

146) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Paraguays

147) Siehe: Hans-Joachim König: Kleine Geschichte Lateinamerikas. Bonn, 2006. S. 468.

148) Siehe: Ebenda. S. 469.

149) Vgl: Günter Kahle: Das gescheiterte Binnenreich. In: Gerhard Sander, Hanns-Albert Steger (Hg.): Lateinamerika (= Fischer Länderkunde Band 7). Frankfurt am Main, 1973. S. 360-366.

150) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Pedro_de_Mendoza

151) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Tordesillas

152) Siehe: Hans-Joachim König: Kleine Geschichte Lateinamerikas. Bonn, 2006. S. 77.

153) Siehe: Ebenda. S. 78.

154) Vgl.: Peter J. Opitz: Das Weltflüchtlingsproblem. Ursachen und Folgen. München, 1988. S. 29.

155) Vgl.: Walter Hollstein, Boris Penth: Alternativprojekte. Beispiele gegen die Resignation. Reinbek bei Hamburg, 1980. Die dargestellten Alternativprojekte stellen eine Form von versuchter Utopie neuer Gesellschaftlichkeit dar, und ihre gesellschaftliche Relevanz bemißt sich in der kreativen Fähigkeit der Projekte, transformativ in die Gesellschaft zu wirken, sodaß wir von ihnen lernen können.

156) Vgl.: Stefan Bollmann: Monte Verità. 1900. Der Traum vom alternativen Leben beginnt. München, 2017.

157) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Lebensreform

158) Siehe: Christian Krause, Detlef Lehnert, Klaus-Jürgen Scherer: Zwischen Revolution und Resignation? Alternativkultur, politische Grundströmungen und Hochschulaktivitäten der Studentenschaft. Eine empirische Untersuchung über die politischen Einstellungen von Studenten. Bonn, 1980. S. 11.

159) Siehe: Ebenda. S. 12.

160) Siehe: Hauke Brunkhorst: Demokratischer Experimentalismus. S. 7-8. In: Derselbe (Hg.): Demokratischer Experimentalismus. Politik in der komplexen Gesellschaft. Frankfurt am Main, 1998. S. 7-12.

161) Siehe: Günter Frankenberg: Autoritarismus. Verfassungstheoretische Perspektiven. Berlin, 2020. S. 235.

162) Siehe: Matthias Kettner: John Deweys demokratische Experimentiergesellschaft. S. 62. In: Hauke Brunkhorst (Hg.): Demokratischer Experimentalismus. Politik in der komplexen Gesellschaft. Frankfurt am Main, 1998. S. 44-66.

163) Siehe: Ebenda. S. 64.


164) Vgl.: Max Horkheimer: Zur Kritik der instrumentellen Vernunft. Frankfurt am Main, 1974. Die instrumentelle Vernunft und ihre Kritik bildet die analytische Schlüsselkategorie der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule, die auf Grundlage interdisziplinärer geistes- und gesellschaftswissenschaftlicher Analysen eine Synthese von Gesellschafts- und Kulturkritik leistet.

165) Vgl.: Hans Magnus Enzensberger: Bewußtseins-Industrie. In: Derselbe: Einzelheiten I. Bewußtseins-Industrie. Frankfurt am Main, 1962. S. 7 – 17.

166) Vgl.: Karl A. Wittfogel: Die Orientalische Despotie. Eine vergleichende Untersuchung totaler Macht. Frankfurt am Main, 1977.

167) Vgl.: Lewis Mumford: Autoritäre und demokratische Technik. In: Freimut Duve (Hg.): Technologie und Politik 16. Das Magazin zur Wachstumskrise, Juni 1980. Demokratische und autoritäre Technik. Beiträge zu einer anderen Technikgeschichte. Reinbek bei Hamburg, 1980. S. 12-22.

168) Siehe: Benjamin Scheller: Die Pest, die spanische Grippe und eine seltsame Niederlage: Vom Nutzen und Nachteil historischer Analogien in Zeiten von Covid-19. S. 258. In: Martin Florack, Karl-Rudolf Korte, Julia Schwanholz (Hg.): Coronakratie. Demokratisches Regieren in Ausnahmezeiten. Bonn, 2021. S. 257-258. In Bezugnahme auf den Historiker Reinhart Koselleck und dessen Begriff der „Sattelzeit“, wonach aufgrund der Erfahrung des beschleunigten politischen und sozialen Wandels der Erfahrungsraum und der Erwartungshorizont in den hundert Jahren zwischen 1750 und 1850 zunehmend auseinander getreten sind und infolge dessen Vergangenheit und Zukunft einander neu zugeordnet wurden, untersucht der Autor die während der sogenannten „Corona-Krise“ bemühten historischen Analogien.

169) Vgl.: Karin Mölling: Viren. Supermacht des Lebens. München, 2020. S. 14 und S. 38.


170) Pest-Epedemien gibt es bis in die Gegenwart: Zuletzt führte im Jahre 1994 eine Pest-Epedemie in Indien zu 56 Todesfällen. Ausführlich dargestellt ist diese Pest-Epedemie und deren gesellschaftliche und politische Folgen in: Laurie Garrett: Das Ende der Gesundheit. Bericht über die medizinische Lage der Welt. Berlin, 2001. S. 29-72.

171) Als Menschheitsgeschichte kann die Geschichte der Ausbreitung und Ausdifferenzierung des anatomisch modernen Menschen vor ca. 70.000 Jahren von seinem Ursprung im östlichen Afrika über den gesamten Planeten Erde bis zur Gegenwart aufgefaßt werden.

172) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Zoonose

173) Siehe: Karin Mölling: Viren. Supermacht des Lebens. München, 2020. S. 44.

174) Siehe: Ulrich Beck: Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit. Bonn, 2007. S. 312.

175) Siehe: Paul Schreyer: Chronik einer angekündigten Krise. Wie ein Virus die Welt verändern konnte. Frankfurt am Main, 2021. S. 61.

176) Siehe: Ebenda. S. 64.

177) Siehe: Ebenda. S. 97-99.

178) Siehe: Ulrich Beck: Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit. Bonn, 2007. S: S. 300.

179) Vgl.: Martin Diebel: „Die Stunde der Exekutive“. Das Bundesinnenministerium und die Notstandsgesetze 1949-1968. Göttingen, 2019.

180) Siehe: Ulrich Beck: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt am Main, 1986. S. 105.

181) Vgl.: Ernst Fraenkel: Der Doppelstaat. Recht und Justiz im „Dritten Reich“. Frankfurt am Main, 1984. Als historische Beispiele für Institutionen des „Maßnahmenstaates“ können aufgeführt werden: die Konzentrationslager, die SS, die GeStaPo, der SD, das RSHA, die „Aktion T4“, die Sondereinsatzkommandos, und weitere. Der „Maßnahmenstaat“ kann als eine radikalisierte Form „Totaler Institutionen“ und der in diesen herrschenden „Besonderen Gewaltverhältnisse“ angesehen werden, die auf Extralegalität und Sonderbehandlung abzielen.

182) Vgl.: Eugen Kogon, Wolfgang Abendroth, Helmut Ridder, Heinrich Hannover, Jürgen Seifert: Der totale Notstandsstaat. Frankfurt am Main, 1965.

183) Vgl.: Jürgen Seifert: Gefahr im Verzuge. Zur Problematik der Notstandsgesetzgebung. Frankfurt am Main, 1963. Sowie: Helmut Ridder u.a. (Hg.): Notstand der Demokratie. Frankfurt am Main, 1967. Und: Rolf Seeliger: Die außerparlamentarische Opposition. München, 1968.

184) Siehe: Ulrich Beck: Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit. Bonn, 2007. S. 313.

185) Siehe: Wolfgang Wodarg: Falsche Pandemien. Argumente gegen die Herrschaft der Angst. München, 2021. S. 27–28.

186) Siehe: Dirk Maxeiner, Michael Miersch: Lexikon der Öko-Irrtümer. Fakten statt Umweltmythen. München, 2002. S. 121.

187) Geschützt in der Anonymität der Masse geben Menschen ihre persönliche Verantwortung auf und ergeben sich den ansteckenden Gefühlen der Masse. Die Menschenmasse entwickelt so ein Eigenleben, wühlt die Gefühle auf und verleitet die Personen tendenziell zu irrationalem Handeln. Zur Ansteckungstheorie der Massenpsychologie vgl.: Gustave Le Bon: Psychologie der Massen. Hamburg, 2009. Sowie: Wilhelm Reich: Die Massenpsychologie des Faschismus. Köln, 1986. Und: Elias Canetti: Masse und Macht. Düsseldorf, 1978.

188) Siehe: Alexander Mitscherlich: Massenpsychologie ohne Ressentiment. Frankfurt am Main, 1972. S. 11.

189) Siehe: Ulrich Beck: Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit. Bonn, 2007. S. 316.

190) Siehe: Ulrich Beck: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt, 1986. S. 103.

191) Siehe: Paul Schreyer: Chronik einer angekündigten Krise. Wie ein Virus die Welt verändern konnte. Frankfurt am Main, 2021. S. 40-41.

192) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Cyclone

193) Siehe: Alfred W. McCoy: Die CIA und das Heroin. Weltpolitik durch Drogenhandel. Frankfurt am Main, 2. Auflage 2016. S. 585-586.

194) Vgl.: Judith Miller u.a.: Virus. Die lautlose Bedrohung. Biologische Waffen – Die unsichtbare Front. München, 2002. Sowie: Kurt Langbein u.a.: Bioterror. Die gefährlichsten Waffen der Welt. Wer sie besitzt, was sie bewirken, wie man sich schützen kann. Stuttgart, 2002.

195) Siehe: Paul Schreyer: Chronik einer angekündigten Krise. Wie ein Virus die Welt verändern konnte. Frankfurt am Main, 2021. S. 64-65.

196) Zum Ende dieses Biowaffenprogramms hat insbesondere der Mikrobiologe Dr. Ken Alibek beigetragen, der dieses Biowaffenprogramm der Weltöffentlichkeit bekannt machte und damit der Menschheit einen großen Dienst leistete. Vgl.: Ken Alibek, Stephen Handelman: Bioterror. Tod aus dem Labor. 2001, München. Eine vollständige Darstellung der Weltgeschichte der Biowaffenforschung steht noch aus, etwa so wie es Robert Jungk für die Atomwaffenforschung geleistet hat mit seinem Buch: Heller als Tausend Sonnen. Das Schicksal der Atomforscher. Reinbek bei Hamburg, 1964.

197) Siehe: Paul Schreyer: Chronik einer angekündigten Krise. Wie ein Virus die Welt verändern konnte. Frankfurt am Main, 2021. S. 38-39.

198) Siehe: Ebenda. S. 40.

199) Siehe: Ernst Ulrich von Weizsäcker: Erdpolitik. Ökologische Realpolitik an der Schwelle zum Jahrhundert der Umwelt. Darmstadt, 1994. S. 266-267.

200) Siehe: Naomi Klein: Warum nur ein Green New Deal unseren Planeten retten kann. 2019, Hamburg. S. 324.

201) Siehe: Günter Frankenberg: Autoritarismus. Verfassungstheoretische Perspektiven. Berlin, 2020. S. 119.

202) Siehe: Giorgio Agamben: Ausnahmezustand. Frankfurt am Main, 2004. S. 23.

203) Siehe: Ulrich K. Preuß: Politisches Ethos und Verfassung. S. 38. In: Heinz Brüggemann u.a. : Über den Mangel an politischer Kultur in Deutschland.Berlin, 1978. S. 26-49.

204) Siehe: Ulrich Beck: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt, 1986. S. 106.

205) Vgl.: Bernard E. Harcourt: Gegenrevolution. Der Kampf der Regierungen gegen die eigenen Bürger. Frankfurt am Main, 2019. S. 19-20.

206) Siehe: Karl Jaspers: Vom Ursprung und Ziel der Geschichte. Frankfurt am Main, 1955. S. 199-200.

207) Siehe: Ulrich Beck: Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit. Bonn, 2007. S. 42.

208) Siehe: Günter Frankenberg: Autoritarismus. Verfassungstheoretische Perspektiven. Berlin, 2020. S. 118-119.

209) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Totale_Institution

Beispiele Totaler Institutionen sind: das Gefängnis, das Lager in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen, die Kaserne, die Wehrpflicht, die Fabrik, die Krankenanstalt, die Schule. Totale Institutionen schaffen einen Raum der Inklusion und der Exklusuion und sie sind sind insbesondere charakterisiert durch die in ihnen herrschenden „Besonderen Gewaltverhältnisse“, die auf Extralegalität und Sonderbehandlung abzielen. Der „Maßnahmenstaat“ nach Ernst Fraenkel kann als eine radikalisierte Form Totaler Institutionen und der in diesen herrschenden „Besonderen Gewaltverhältnisse“, die auf Extralegalität und Sonderbehandlung abzielen, angesehen werden.

210) Vgl.: Erving Goffmann: Über die Merkmale totaler Institutionen. In: Derselbe: Asyle. Über die soziale Situation psychatrischer Patienten und anderer Insassen. Frankfurt am Main, 1972. S. 13-23.

211) Siehe: Karl F. Schumann: Eine Gesellschaft ohne Gefängnisse? S. 66-67. In: Vorgänge e.V. (Hg.): Zukünfte denken (= vorgänge. Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik. Heft 3, Mai 1987, 26. Jahrgang). S. 59-67.

212) Vgl.: Angela Y. Davis: Eine Gesellschaft ohne Gefängnisse? Der gefängnisindustrielle Komplex der USA. Berlin, 2004.

213) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialkredit-System

214) Siehe: Kai Strittmatter: Die Neuerfindung der Diktatur. Wie China der digitalen Überwachungsstaat aufbaut und uns damit herausfordert. München, 2020. S. 215.

215) Vgl.: https://www.bild.de/regional/hamburg/hamburg-aktuell/im-knast-der-quarantaene-verweigerer-wer-nicht-hoeren-will-muss-sitzen-74998640.bild.html

216) Siehe: Michel Foucault: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt am Main, 1994. S. 258-262.

217) Neben der Totalen Institution des Lagers können weitere Elemente aufgeführt werden, die das 20. Jahrhundert in seiner gesamten geografischen Breite und historischen Tiefe als ein extremes Jahrhundert charakterisieren und prägen: Die Ethnische Säuberung, der Ausnahmezustand, der Doppelstaat, der totale industrielle Krieg, und weitere. Als charakteristische und prägende Elemente haben sie den Gehalt von analytischen Kategorien, die deshalb im Zentrum einer jeden Analyse zum extremen 20. Jahrhundert stehen müssen.

218) Siehe: Gerhard Armanski: Maschinen des Terrors. Das Lager (KZ und GULAG) in der Moderne. Münster, 1993. S. 18.

219) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Strafkolonie

220) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Gefangenenlager_der_Guantanamo_Bay_Naval_Base

221) Siehe: Zbigniew Brzezinski: Die einzige Weltmacht. Amerikas Strategie der Vorherrschaft. Frankfurt am Main, 1999. S. 15-16.

222) Siehe: Jürgen Habermas: Der gespaltene Westen. Frankfurt am Main, 2004. S. 7.

223) Vgl.: Immanuel Kant: Zum ewigen Frieden. In: Derselbe: Zum ewigen Frieden und andere Schriften. Frankfurt am Main, 2008. S. 152-183.

224) Siehe: Jürgen Habermas: Der gespaltene Westen. Frankfurt am Main, 2004. S. 114.

225) Siehe: Ebenda. S. 134.

226) Eine Zwischenbilanz der Lokalen Agenda 21 in Berlin erschien im Jahre 1998: Berlin 21 (Hg.): Berlin 21. Umwelt- und Entwicklungspolitische Bilanz. Berlin, 1998.

227) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Teufelsinsel_(Französisch-Guayana)

228) Vgl.: Franz Kafka: In der Strafkolonie. Text und Kommentar. Frankfurt am Main, 2006.

229) Siehe: Günter Brakelmann: Helmuth James von Moltke. 1907-1945. Eine Biographie. München, 2007. S. 81.

230) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Fridtjof_Nansen

231) Siehe: Friedjof Nansen: Rußland und der Friede. Leipzig, 1923. S. 43-45.

232) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Bevölkerungsaustausch_zwischen_Griechenland_und_der_Türkei

233) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnische_Säuberung

234) Siehe: Holm Sundhausen: Staatsbildung und ethnisch-nationale Gegensätze in Südosteuropa. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 53. Jahrgang, B 10-11/2003, 03. März 2003. S. 9.

235) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Nansen-Pass

236) Vgl.: Hans Magnus Enzensberger: Eine Theorie des Tourismus. In: Derselbe: Einzelheiten I. Bewußtseins-Industrie. Frankfurt am Main, 1962. S. 179-205.

237) Siehe: Wolfgang Wodarg: Falsche Pandemien. Argumente gegen die Herrschaft der Angst. München, 2021. S. 128.

238) Siehe: Ebenda. S. 127.

239) Siehe: Karina Reiss, Sucharit Bhakdi: Corona Fehlalarm? Zahlen, Daten und Hintergründe. Berlin, 2020. S. 145.

240) Siehe: Wolfgang Wodarg: Falsche Pandemien. Argumente gegen die Herrschaft der Angst. München, 2021. S. 129.

241) Siehe: Ebenda. S. 152–153.

242) Siehe: Ebenda. S. 155–156.

243) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Staphylococcus_aureus#Multiresistenz

244) Siehe: Ernst Gerhard Beck, Pavel Schmidt: Hygiene, Umweltmedizin. Stuttgart, 1996. S. 270.

245) Vgl.: Jeffrey A. Fischer: Krankmacher Antibiotika. Warum die Seuchen wiederkommen. München, 1995. S. 41-42.

246) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Chronisch_obstruktive_Lungenerkrankung

247) Siehe: Clemens G. Arvay: Wir können es besser. Wie Umweltzerstörung die Corona-Pandemie auslöste und warum ökologische Medizin unsere Rettung ist. Köln, 2020. S. 98.

248) Siehe: Ebenda. S. 89.

249) Hans-Werner Schlipköter: Luftverunreinigungen. S. 72. In: K.-O. Gundermann, H. Rüden, H.-G. Sonntag (Hg.): Lehrbuch der Hygiene. Umwelthygiene, Krankenhaushygiene, Individualhygiene, Sozialhygiene, Epidemiologie. Stuttgart, 1991. S. 70-88.

250) Siehe: Clemens G. Arvay: Wir können es besser. Wie Umweltzerstörung die Corona-Pandemie auslöste und warum ökologische Medizin unsere Rettung ist. Köln, 2020. S. 92.

251) Siehe: Ebenda. S. 86.

252) Siehe: Konrad Botzenhart: Belebte Inhaltsstoffe (Lufthygiene). S. 90. In: K.-O. Gundermann, H. Rüden, H.-G. Sonntag (Hg.): Lehrbuch der Hygiene. Umwelthygiene, Krankenhaushygiene, Individualhygiene, Sozialhygiene, Epidemiologie. Stuttgart, 1991. S. 88-96.

253) Siehe: Ebenda. S. 91.

254) Siehe: B. Hartmann, B. Drews, M. Hartmann: Klimatherapie. S. 68. In: Christian Hentschel (Hg.): Naturheilverfahren, Homöopathie und Komplementärmedizin. Weinheim, 1997. S. 63-79.

255) Siehe: Konrad Botzenhart: Belebte Inhaltsstoffe (Lufthygiene). S. 93. In: K.-O. Gundermann, H. Rüden, H.-G. Sonntag (Hg.): Lehrbuch der Hygiene. Umwelthygiene, Krankenhaushygiene, Individualhygiene, Sozialhygiene, Epidemiologie. Stuttgart, 1991. S. 88-96.

256) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Naturheilkunde

Sowie: Karl E. Rothschuh: Naturheilbewegung, Reformbewegung, Alternativbewegung. Stuttgart, 1983.

257) Eine Analyse von Ursachen sogenannter „Zivilisationskrankheiten“ leisten: Ulrich Wemmer, Dieter Korczak: Gesundheit in Gefahr. Daten-Report 1993/94. Frankfurt am Main, 1993. Sowie: Egmont R. Koch: Krebswelt. Krankheit als Industrieprodukt. Köln, 1981.

258) Siehe: Ivan Illich: Nemesis der Medizin. Von den Grenzen des Gesundheitswesens. Reinbek bei Hamburg, 1981. S. 9 und 15. Auch mit seiner Analyse des Medizinsystems erweist sich Iwan Illich als ein unermüdlicher Aufklärer.

259) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Altern

260) Vgl.: Linus Pauling: Das Vitamin Programm. Topfit bis ins hohe Alter. München, 1990.

261) Vgl.: Kurt Langbein u.a.: Gesunde Geschäfte. Die Praktiken der Pharma-Industrie. Köln, 1981.

262) Vgl.: Eva Kapfelsperger, Udo Pollmer: Iß und stirb. Chemie in unserer Nahrung. München, 1986.

263) Siehe: Wolfgang Wodarg: Falsche Pandemien. Argumente gegen die Herrschaft der Angst. München, 2021. S. 97.

264) Eine ausführliche Analyse des Medizinisch-Industriellen Komplex leistet: Hans Biermann: Die Gesundheitsfalle. Der medizinisch-industrielle Komplex. Hamburg, 1992.

265) Siehe: Wolfgang Wodarg: Falsche Pandemien. Argumente gegen die Herrschaft der Angst. München, 2021. S. 158.

266) Siehe: Ebenda. S. 74.

267) Siehe: Paul Schreyer: Chronik einer angekündigten Krise. Wie ein Virus die Welt verändern konnte. Frankfurt am Main, 2021. S. 79-80.

268) Siehe: Ebenda. S. 87.

269) Vgl.: Clemens G. Arvay: Corona Impfstoffe. Rettung oder Risiko? Wirkungsweisen, Schutz und Nebenwirkungen der Hoffnungsträger. Köln, 2001.

270) Siehe: Clemens G. Arvay: Wir können es besser. Wie Umweltzerstörung die Corona-Pandemie auslöste und warum ökologische Medizin unsere Rettung ist. Köln, 2020. S. 175.

271) Vgl.: Torsten Engelbrecht, Dr. med. Claus Köhnlein u.a.: Virus-Wahn. Corona/Covid-19, Masern, Schweinegrippe, Vogelgrippe, SARS, BSE, Hepatitis C, AIDS, Polio: Wie die Medizin-Industrie ständig Seuchen erfindet und auf Kosten der Allgemeinheit Milliarden-Profite macht. Norderstedt, 10. Auflage 2021. S. 410-436.

272) Siehe: Ebenda. S. 261.

273) Siehe: Wolfgang Wodarg: Falsche Pandemien. Argumente gegen die Herrschaft der Angst. München, 2021. S. 118.

274) Vgl.: Nicolas Pethes u.a. (Hg.): Menschenversuche. Eine Anthologie 1750-2000. Frankfurt am Main, 2008.

275) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Kernwaffentest


276) Als Beispiele aufgeführt werden können die Tuskegee-Syphilis-Studie von 1932 bis 1972:

Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Tuskegee-Syphilis-Studie

sowie die Syphilis-Menschenversuche in Guatemala in den Jahren 1946 bis 1948:

Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Syphilis-Menschenversuche_in_Guatemala

277) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Eugenik

278) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Zwangssterilisation

279) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Beölkerungspolitik

280) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Überbevölkerung

281) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Bevölkerungsfonds_der_Vereinten_Nationen

282) Vgl.: Susanne Heim, Ulrike Schaz: Berechnung und Beschwörung. Überbevölkerung – Kritik einer Debatte. Berlin, 1996. S. 159 und 169.

283) Siehe: Paul Schreyer: Chronik einer angekündigten Krise. Wie ein Virus die Welt verändern konnte. Frankfurt am Main, 2021. S. 109-112.

284) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ökologischer_Fußabdruck

285) Siehe: Ulrich Beck: Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit. Bonn, 2007. S. 211.

286) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Szientismus

287) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Positivismus

288) Siehe: Jürgen Habermas: Erkenntnis und Interesse. Frankfurt am Main, 1977. S. 12-13.

289) Siehe: Ebenda: S. 13.

290) Siehe: Ebenda: S. 88-89.

291) Siehe: Ulrich Beck: Wissenschaft und Sicherheit. S. 158. In: Roland Appel, Dieter Hummel, Wolfgang Hippe (Hg.): Die neue Sicherheit. Vom Notstand zur Sozialen Kontrolle. Köln, 1988. S. 157-162.

292) Siehe: Hans Jonas: Technik, Medizin und Ethik. Praxis des Prinzips Verantwortung. Frankfurt am Main, 1987. S. 89.

293) Siehe: Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation. Frankfurt am Main, 1984. S. 47.

294) Siehe: Ebenda: S. 248.

295) Siehe: Ulrich Beck: Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit. Bonn, 2007. S. 140.

296) Siehe: Robert Jungk: Das Risiko als gesellschaftliche Herausforderung. S. 305 und 308. In: Ulrich Beck: Politik in der Risikogesellschaft. Essays und Analysen. Frankfurt am Main, 1991. S. 302-311.

297) Vgl.: Robert Jungk, Norbert R. Müllert: Zukunftswerkstätten. Mit Phantasie gegen Routine und Resignation. München, 1989. Das Konzept der Zukunftswerkstätten ist eine wesentliche Grundlage der Projektwerkstätten der Technischen Universität Berlin sowie der Projekttutorien der Freien Universität Berlin und der Humboldt Universität Berlin.

298) Siehe: Jürgen Habermas: Verwissenschaftliche Politik und öffentliche Meinung. S. 120-121. In: Derselbe: Technik und Wissenschaft als ‚Ideologie‘. Frankfurt am Main, 1968. S. 120-145.

299) Siehe: Ebenda. S. 121.

300) Siehe: Ebenda. S. 122.

301) Siehe: Ebenda. S. 126.

302) Siehe: Ebenda. S. 127.

303) Siehe: Ebenda. S. 137.

304) Siehe: Wolfgang Wodarg: Falsche Pandemien. Argumente gegen die Herrschaft der Angst. München, 2021. S. 33.

305) Vgl.: Wolf-Dieter Narr: Wider die restlose Zerstörung der Universität. Ein Aufruf zu ihrer Neu- und Wiederbelebung. (= Hochschulpolitische Reihe des AStA der Freien Universität Berlin, Band 4). Berlin, 1987. Neuauflagen des vergriffenen Bandes erschienen im Jahre 2000, 2001 und 2004 aus Anlaß der Umsetzung der technokratischen Bologna-Reform, und sie sind über den AStA der Freien Universität Berlin erhältlich (info@astafu.de).

306) Siehe: Rudi Dutschke: Demokratie, Universität und Gesellschaft. S. 73-74. In: Derselbe: Geschichte ist machbar. Texte über das herrschende Falsche und die Radikalität des Friedens. Berlin, 1991. S. 61-75.

307) Siehe: Ulrich Beck, Edgar Grande: Das kosmopolitische Europa. Frankfurt am Main, 2004. S. 23.

308) Siehe: Dirk Jörke: Die Größe der Demokratie. Über die räumliche Dimension von Herrschaft und Partizipation. Berlin, 2019. S. 20.

309) Vgl.: Gottfried Niedhart: Entspannung in Europa. Die Bundesrepublik Deutschland und der Warschauer Pakt 1966 bis 1975. Bonn, 2014.

310) Der KSZE-Prozeß ist dokumentiert in: „Europäische Menschenrechtsdokumente und der KSZE-Prozeß. In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Menschenrechte. Dokumente und Deklarationen. Bonn, 1995. S. 219-457. Wenn man heute die Dokumente des gesamten KSZE-Prozesses noch einmal liest, wird deutlich, wie erheblich die heutige Politik in Europa vom KSZE-Prozeß und dessen Intentionen abgewichen ist. Die Beendigung KSZE-Prozesses Mitte der 90er Jahre korreliert signifikant mit der Zunahme an Krisen, Konflikten und Kriegen in Europa, die wir seither feststellen müssen.

311) Siehe: Dieter Senghaas: Friedensprojekt Europa. Frankfurt am Main, 1992. S. 116. Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts sieht Senghaas im Ausbau und der Absicherung des KSZE-Prozesses und in der Verhütung ethnonationalistischer Konflikte die zukünftig größten Herausforderungen für europäische Politik. Tatsächlich sind diese Herausforderungen seither die bedeutendsten Defizite europäischer Politik.

312) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Inflation_1914_bis_1923

313) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Weltwirtschaftskrise

314) Siehe: Jürgen Habermas: Ziviler Ungehorsam – Testfall für den demokratischen Rechtsstaat. Wider den autoritären Legalismus in der Bundesrepublik. S. 32. In: Peter Glotz (Hg.): Ziviler Ungehorsam im Rechtsstaat. Frankfurt am Main, 1983. S. 29-53. Sowie: Jürgen Habermas: Ziviler Ungehorsam – Testfall für den demokratischen Rechtsstaat. S. 81. In: Derselbe: Die Neue Unübersichtlichkeit. Frankfurt am Main, 1985. S. 79-99.

315) Siehe: Wolfgang Wodarg: Falsche Pandemien. Argumente gegen die Herrschaft der Angst. München, 2021: S. 410–411.

316) Vgl.: Erich Fromm: Anatomie der menschlichen Destruktivität. Frankfurt am Main, 1974. Zum Milgram-Experiment: S. 67-72, zum Stanford-Prison-Experiment: S. 73-88. Sowie: Stanley Milgram: Das Milgram-Experiment. Zur Gehorsamsbereitschaft gegenüber Autorität. Reinbeck bei Hamburg, 1974. Und: Stanley Milgram: Eine verhaltenspsychologische Untersuchung des Gehorsams. In: Nicolas Pethes u.a. (Hg.): Menschenversuche. Eine Anthologie 1750-2000. Frankfurt am Main, 2008. S. 739-749.

317) Vgl.: Egmont R. Koch, Michael Wech: Deckname Artischocke. Die geheimen Menschenversuche der CIA. München, 2004. Sowie: Alfred W. McCoy: Foltern und Foltern lassen. 50 Jahre Folterforschung und -praxis von CIA und US-Militär. Frankfurt am Main, 2005. S. 36-40.

318) Vgl.: Peter Glotz: Beschleunigung und Entschleunigung. In: Derselbe: Die beschleunigte Gesellschaft. Kulturkämpfe im digitalen Kapitalismus. München, 1999. S. 131-139.

319) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftswachstum

320) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Konsumgesellschaft

321) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Maslowsche_Bedürfnishierarchie

322) Vgl.: Erich Fromm: Haben oder Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft. 1979, München. S. 168-169.

323) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Wachstumszwang

324) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Wachstumskritik

325) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Proteste_gegen_Schutzmaßnahmen_wegen_der_COVID-19-Pandemie_in_Deutschland

326) Siehe: Wolfgang Kraushaar (Hg.): Was sollen die Grünen im Parlament? Frankfurt am Main, 1983. S. 7.

327) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Demonstration_am_2._Juni_1967_in_West-Berlin

Die Ereignisse am 02.06.1967 sind ausführlich dokumentiert in: Knut Nevermann (Verband Deutscher Studentenschaften (vds) (Hg.)): Der 2. Juni 1967. Studenten zwischen Notstand und Demokratie. Dokumente zu den Ereignissen anläßlich des Schah-Besuchs. Köln, 1967. Sowie: Peter Damerow et al.: Der nicht erklärte Notstand. Dokumentation und Analyse eines Berliner Sommers. In: Hans Magnus Enzensberger (Hg.): Kursbuch 12, April 1968. Frankfurt am Main, 1968. Zu den damaligen Entwicklungen im Iran, die den Hintergrund der Ereignisse am 2. Juni 1967 bilden, vgl.: Bahman Nirumand: Persien, Modell eines Entwicklungslandes oder Die Diktatur der Freien Welt. Reinbek bei Hamburg, 1967. Die außenpolitischen Hintergründe der Ereignisse am 02.06.1967 werden analysiert von: Eckard Michels: Schahbesuch 1967. Fanal für die Studentenbewegung. Berlin, 2017.

328) Vgl.: Gerhard Wisnewski, Wolfgang Landgraeber, Ekkehard Sieker: Das RAF-Phantom. Wozu Politik und Wirtschaft Terroristen brauchen. München, 1992.

329) Vgl.: Daniele Ganser: NATO Geheimarmeen in Europa. Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung. Zürich, 2008.

330) Siehe: Fritz Bauer: Widerstandsrecht und Widerstandspflicht des Staatsbürgers. S. 492. In: Arthur Kaufmann (Hg.): Widerstandsrecht. Darmstadt, 1972. S. 482-504.

331) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Mikroorganismus

332) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Chemische_Evolution

333) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Holobiont

334) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Horizontaler_Gentransfer

335) Siehe: Elisabet Sahtouris: Gaia. Vergangenheit und Zukunft der Erde. Frankfurt am Main, 1993. S. 73.

336) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Mikrobiom

337) Siehe: Kurt Langbein, Bert Ehgartner: Das Medizinkartell. Die sieben Totsünden der Gesundheitsindustrie. München, 2002. S. 79. Die Autoren stellen dar, daß die durch die Industrie versklavte Medizin einen chemischen Krieg führt: „Als Vorwand dient immer der Krankheitserreger. Seine absolute Gefährlichkeit rechtfertigt die Anwendung fast jeden Mittels. Und je lebensbedrohender eine Krankheit, desto giftiger oftmals die Therapie.“ S. 80.

338) Siehe: Karin Mölling: Viren. Supermacht des Lebens. München, 2020. S. 14 und S. 39.

339) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/RNA-Welt-Hypothese

340) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ribozyt

341) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Transposon

342) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Retroviren

343) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Endosymbiontentheorie

344) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Humanes_Virom

345) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Pilze

346) Siehe: Karin Mölling: Viren. Supermacht des Lebens. München, 2020. S. 142.

347) Vgl.: Torsten Engelbrecht, Dr. med. Claus Köhnlein u.a.: Virus-Wahn. Corona/Covid-19, Masern, Schweinegrippe, Vogelgrippe, SARS, BSE, Hepatitis C, AIDS, Polio: Wie die Medizin-Industrie ständig Seuchen erfindet und auf Kosten der Allgemeinheit Milliarden-Profite macht. Norderstedt, 10. Auflage 2021.

348) Vgl.: Clemens G. Arvay: Wir können es besser. Wie Umweltzerstörung die Corona-Pandemie auslöste und warum ökologische Medizin unsere Rettung ist. Köln, 2020.

349) Vgl.: Karin Mölling: Viren. Supermacht des Lebens. München, 2020. S. 14 und S. 142.

350) Siehe: Richard Leakey, Roger Lewin: Die sechste Auslöschung. Lebensvielfalt und die Zukunft der Menschheit. Frankfurt am Main, 1996. S. 138.

351) Siehe: Ebenda. S. 139.

352) Vgl.: Euan G. Nisbet: Globale Umweltveränderungen. Ursachen, Folgen, Handlungsmöglichkeiten. Heidelberg, 1994.

353) Siehe: Ulrich Beck: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt, 1986. S. 108.

354) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Anthropozän

355) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Massenaussterben

356) Siehe: Werner Mittelstaedt: Anthropozän und Nachhaltigkeit. Denkanstöße zur Klimakrise und für ein zukunftsfähiges Handeln. Berlin, 2020. S. 204.

357) Vgl.: Edward O. Wilson: Die Hälfte der Erde. Ein Planet kämpft um sein Leben. München, 2016.

358) Siehe: Ulrich Beck: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt, 1986. S. 8.

359) Mit seinen Expeditionen und Forschungen im Rahmen experimenteller Archäologie hat Thor Heyerdahl (1914 - 2002) unsere Erkenntnismöglichkeiten über vor- und frühgeschichtliche Kulturen enorm erweitert. Vgl.: Thor Heyerdahl: Expedition Ra. Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit. Frankfurt am Main, 1980. Sowie: Thor Heyerdahl: Tigris. Auf der Suche nach unserem Ursprung. Frankfurt am Main, 1981. Und: Thor Heyerdahl: Wege übers Meer. Völkerwanderungen in der Frühzeit. München, 1978. Des weiteren: Thor Heyerdahl: Fatu Hiva. Zurück zur Natur. München, 1977. Die Stadt Larvik, die ich während einer meiner Fahrradreisen am 13.09. 2012 besuchte, erinnert an Thor Heyerdahl mit seinem Zitat: „Borders? I have never seen one. But I have heard they exist in the minds of some people.“

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Manfred Suchan

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