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Ein Riesengebirgs-Museum im Allgäu? - Ein ungewöhnliches Museum an einem ungewöhnlichen Ort

Ein Riesengebirgs-Museum im Allgäu?

Ein ungewöhnliches Museum an einem ungewöhnlichen Ort verweist auf die das extreme 20. Jahrhundert konstituierende Geschichte von Gewalt und Verbrechen

Ein Bericht von Manfred Suchan

Während meiner Fahrradreise im Sommer 2021, die vom 07.07.2021 bis zum 06.08.2021 durch Teile der nördlichen Alpenregion führte, besuchte ich am 14.07.2021 das „Riesengebirgs-Museum“ (1) in Marktoberdorf im Allgäu. Marktoberdorf ist eine kleine Stadt mit rund 18.800 Einwohnern, die im Allgäu im Alpenvorland auf einer Höhe von 758 m liegt. Marktoberdorf wird von dem Fluß Wertach durchflossen, der bei Augsburg in den Fluß Lech mündet. Nach Marktoberdorf gelangte ich zufällig auf dem Weg von Augsburg nach Kempten und weiter nach Oberstdorf, wobei ich zuerst dem Fluß Wertach folgte. Die Gründung der Städte Augsburg und Kempten geht auf die Römerzeit zur Zeit des Kaiser Augustus (2) (reg. 27 vor Chr. bis 14 nach Chr.) zurück, als das Alpenvorland bis zur Donau als Provinz Rätien in das Imperium Romanum (3) eingegliedert wurde. Somit sind Augsburg und Kempten neben Trier die ältesten Städte auf dem Territorium der heutigen Bundesrepublik Deutschland.

Nach Oberstdorf führte im Sommer 1982 meine erste Fahrradreise mit Zelt, die ich gemeinsam mit meinem Bruder Rainald und meiner Schwester Ingrid durchgeführt hatte, und in den umgebenden Bergen der Allgäuer Alpen begannen wir im Sommer 1982 mit dem Bergsteigen. Obwohl insbesondere der Juli 2021 durch viel Regen geprägt war, hatte ich in Oberstdorf mit dem Wetter Glück, sodaß ich zwei unserer Bergtouren aus dem Sommer 1982, den Hindelanger Klettersteig (4) und den Mindelheimer Klettersteig (5), geklettert bin, und ich war beeindruckt, was wir uns im Sommer 1982 bei unserem ersten Aufenthalt im Hochgebirge zugetraut hatten. Später standen Hochtouren (6) auf die 4000er der Westalpen im Zentrum unserer Bergtouren in den Alpen.

Bei meinem Besuch der Stadt Marktoberdorf erfuhr ich, daß es dort ein „Riesengebirgs-Museum“ geben soll. Da ich schon häufiger im Riesengebirge (7) gewesen bin und ebenso in den Sudeten (8), deren zentraler und höchstgelegener Teil das Riesengebirge ist, möchte ich mir dieses Museum ansehen. Es stellt sich die Frage, warum sich hier im Alpenvorland ein Riesengebirgsmuseum befindet, und nicht, wie es naheliegend ist, im Riesengebirge oder in den Sudeten.

Entspannungspolitik und Reisefreiheit

Meine Fahrten ins Riesengebirge gehen auf Treffen mit Studenten aus Polen zurück, die ich in der zweiten Hälfte der 80er Jahre in Berlin und in Westeuropa kennengelernt hatte. Auf Grundlage des KSZE-Prozesses (9) und begünstigt durch die Politik der Perestroika (10) hatten die Reisemöglichkeiten in der östlichen Hälfte Europas zugenommen, und insbesondere die Volksrepublik Polen (11) ermöglichte ihren Bürgern in der zweiten Hälfte der 80er Jahre eine weitgehende Reisefreiheit nach Westeuropa, deren größte, und nur schwer überwindbare Hürde die restriktiven Visabestimmungen der westeuropäischen Länder waren. Obwohl sich der Westen in seiner Propaganda als ein Reich unbegrenzter Freiheit darstellte und den Osten jenseits des „Eisernen Vorhangs“ (12) als ein großes Gefängnis bezeichnete, war der Westen in Wirklichkeit froh darüber, daß die mittellosen Osteuropäer durch den „Eisernen Vorhang“ wirksam davon abgehalten wurden, in großer Zahl nach Westeuropa zu reisen. Diesem Zweck dienten die kaum überwindbaren Hürden der restriktiven Visabestimmungen der westeuropäischen Länder für Bürger der osteuropäischen Länder, sodaß diese restriktiven Visabestimmungen die Intentionen des KSZE-Prozesses konterkarierten.

Der KSZE-Prozeß war der zentrale Bestandteil der Entspannungspolitik, und er hatte entscheidend dazu beigetragen, daß der Ost-West-Konflikt (13) und das Zeitalter der Bipolarität ein Ende finden konnten. Getragen war die Entspannungspolitik (14) von dem Konzept „Wandel durch Annäherung“, und der gesamte KSZE-Prozeß war von diesem Konzept geprägt und durchdrungen. So war Ziel des KSZE-Prozesses u.a. die Stärkung freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Völkern, was u.a. erfolgen sollte durch die Entwicklung von Kontakten zwischen den Menschen, dies auch durch Förderung von Möglichkeiten für umfassendes Reisen, des weiteren durch eine Steigerung des Austausches von Informationen, und zudem war es Ziel, eine wirksame Ausübung von Rechten und Grundfreiheiten zu fördern und dazu zu ermutigen, wie in der Schlußakte von Helsinki der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) vom 01.08.1975 über die Grenzen des „Eisernen Vorhangs“ hinweg vereinbart wurde.

In Europa wird jedoch heute die Reisefreiheit, der Austausch und die Entwicklung von Kontakten zwischen den Menschen wieder zunehmend eingeschränkt. Ethnonationalistische Konflikte nehmen zu, und sie sind die größte Herausforderungen für europäische Politik.

Waldsterben im Riesengebirge

In Rahmen dieser Entwicklungen war ich mit Freunden aus Berlin, mit denen ich gemeinsam an der Freien Universität Berlin studiert habe, häufiger und insbesondere zum Jahreswechsel im Riesengebirge bei Karpacz/Krummhübel gewesen. Ebenso wie die Märkische Schweiz, der Spreewald und die Insel Usedom war das Riesengebirge früher ein beliebtes Ausflugsgebiet der Bevölkerung der Metropole Berlin gewesen, doch der „Eiserne Vorhang“ hatte diese Verbindungen vollständig abgeschnitten, und auch nach der Öffnung des „Eisernen Vorhangs“ sind diese Verbindungen bis heute nicht wieder zustande gekommen, sodaß der „Eiserne Vorhang“ in seiner trennenden Wirkung faktisch bist heute weiter existiert. Im Riesengebirge trafen wir uns mit unseren Freunden in Polen in einer Berghütte, von der aus es nicht weit bis zur Schneekoppe (15) (1603 m) ist, dem höchsten Berg des Riesengebirges. Das Riesengebirge ist ein Naturschutzgebiet, das als Nationalpark (Karkonoski Park Narodowy) geschützt ist (16). Die Berghütte war Bestandteil des Naturschutzgebietes und wir konnten diese nutzen, weil einige unserer Bekannten Mitarbeiter des Nationalparks waren. Diese Berghütte liegt auf einer Höhe von ca. 1000 m nahe der klimatischen Waldgrenze (17), die im Riesengebirge bei einer Höhe von etwa 1200 m liegt. Die höchsten Lagen des Riesengebirges im Bereich der Schneekoppe (1603 m) liegen oberhalb der klimatischen Waldgrenze, und diese baumlose Hochgebirgslandschaft ähnelt dem Kahlen Fjell (18) des Skandinavischen Gebirges. Die potentielle natürliche Vegetation (19) im Riesengebirge ist entsprechend den Höhenstufen (20) in den Tallagen Laubwald (21) und in den Hochlagen Bergwald (22).

Das Erscheinungsbild des Waldes (23) änderte sich jedoch durch die Einwirkungen des Menschen erheblich im Laufe der Zeit, was die Geschichte des Waldes aufzeigt (24). Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden im Zuge der Entstehung der modernen Forstwirtschaft (25) aus forstwirtschaftlichen Erwägungen heraus insbesondere in Mitteleuropa und auch im Riesengebirge großflächige Fichtenmonokulturen angelegt, die auch heute noch überwiegend das Erscheinungsbild des Waldes prägen. Anstatt auf natürlichen Wald als einer artenreichen Biozönose (26) treffen wir somit heute überall auf artenarme Monokulturen (27) forstwirtschaftlicher Nutzholzplantagen (28), die sich durch sehr geringe Biodiversität (29) auszeichnen. Auch im Riesengebirge besteht der Wald nahezu vollständig aus Fichtenmonokulturen. Um die Berghütte herum und in den gesamten Hochlagen des Riesengebirges waren damals in den 80er Jahren die Fichtenbestände großflächig über etliche Quadratkilometer hinweg abgestorben, sodaß der Wald im Riesengebirge überwiegend aus grauen Fichtengerippen bestand.

In den 80er Jahren war das Thema „Waldsterben“ (30) aktuell. Das Thema „Waldsterben“ hatte in den 80er Jahren etwa die Relevanz und Bedeutung, die heute das Thema „Klimawandel“ hat, es beherrschte die Schlagzeilen der Medien und die öffentliche Meinung. Das Thema „Waldsterben“ hatte zur Folge, daß die Themen „Naturschutz“ (31) und „Ökologie“ (32) eine größere Relevanz erlangten, und mit diesen wuchs die Bedeutung der Ökologiebewegungen (33). Es gab in den 80er Jahren nur ein Thema, das das Thema „Waldsterben“ in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich übertraf: Dies war die Möglichkeit eines Atomkrieges (34) im Zuge des Wettrüstens (35) während des „Kalten Krieges“ im Zeitalter der Blockkonfrontation und der Bipolarität, wobei die beiderseits angestrebte Fähigkeit zu einem sogenannten „Overkill“ (36) in ihrer Konsequenz das Ende der Menschheit (37) und möglicherweise des gesamten Lebens auf dem Planeten Erde zur Folge gehabt hätte. Der Zweite Weltkrieg hatte mit dem wissenschaftlich-technologisch erreichten Stand der Entwicklung der Destruktivkräfte zur potentiellen Vernichtung der gesamten Menschheit geendet, mit der Entwicklung und dem Einsatz der Atombombe begann das Atomzeitalter (38), und seither lebt die Menschheit mit der real-existierenden Möglichkeit ihrer jederzeitigen Selbstvernichtung.

Von den Folgen des Waldsterbens waren insbesondere die Hochlagen des Riesengebirges mit ihren ausgedehnten Fichtenmonokulturen in besonderem Maße betroffen, sodaß sämtliche Fichten auf großen Flächen von etlichen Quadratkilometern abgestorben waren. Während meines Studiums an der Freien Universität Berlin war das Thema „Waldsterben“ damals in meinem Nebenfach Biologie ein auch von mir bearbeitetes Thema gewesen. Warum waren insbesondere die Sudeten mehr als andere Waldgebiete in Europa vom Waldsterben betroffen? In Mitteleuropa haben wir zu etwa 90 % Wetterlagen mit Westwind, sodaß die Luftverschmutzungen nahezu sämtlicher Industriegebiete Europas, insbesondere aus England, Nord-Frankreich, Belgien, dem Ruhrgebiet, der DDR und Böhmen die Sudeten erreichten. Zudem sind Fichtenmonokulturen wie jede Monokultur im Vergleich mit der standortgerechten potentiellen natürlichen Vegetation sehr viel weniger stabil und weit anfälliger gegenüber jeder Form von Umweltbelastung, und somit auch gegenüber industriellen Luftverschmutzungen. Mit der Einrichtung von Entschwefelungsanlagen und der Erfindung und Verbreitung der Gipskartonplatte im Gebäude-Innenausbau verschwand das Thema „Waldsterben“ in den 90er Jahren aus den Schlagzeilen.

Doch die Kritik an der industriellen Forstwirtschaft und der durch sie bewirkten Umwandlung der Wälder in monotone, gleichförmige und artenarme Nutzholzplantagen mit sehr geringer Biodiversität behält weiterhin ihre Berechtigung, zumal die forstindustrielle Umwandlung artenreicher natürlicher Wälder in gleichförmige und monotone Nutzholzplantagen weltweit weiter voranschreitet, wobei die industrielle Forstwirtschaft „Wald“ als eine Ansammlung von Holzgewächsen begreift, die sich zweckrational ausschließlich über den Nutzholzertrag in Kubikmeter pro Hektar und Jahr bemessen und quantifizieren läßt, und dem Wald als Ökosystem keinerlei Bedeutung und Wert zukommt. So sind die sogenannten „Waldschäden“ wie Borkenkäferplagen, großflächiger Windbruch und Waldbrandgefahr überhaupt erst ein Produkt der Bewirtschaftungsmethoden der modernen industriellen Forstwirtschaft und der durch sie geschaffenen gleichförmigen und sterilen Monokulturen, doch die industrielle Forstwirtschaft leugnet einen Kausalzusammenhang, was auch beim Wikipedia-Artikel zum Thema „Waldschäden“ (39) deutlich wird.

Warum expandieren weltweit die gleichförmigen und sterilen Monokulturen der industriellen Forstwirtschaft auf Kosten naturnaher artenreicher Wälder? In der Industriegesellschaft werden sowohl die Natur, als auch die Gesellschaft gemäß „instrumenteller Vernunft“ (40) (Max Horkheimer) zweckrational zugerichtet und in sterile, gleichförmige Monokulturen umgewandelt, und jegliche Vielfalt geht dabei verloren. Die fortgeschrittene Industriegesellschaft hat das Ziel, permanentes Wirtschaftswachstum zu erzwingen, wofür sämtliche Bereiche der Gesellschaft zugerichtet und gleichgeschaltet werden. Mit der permanenten Ausweitung des Konsums verbunden ist ein permanent wachsender Verbrauch von Rohstoffen und eine permanent wachsende Verschwendung von Energieressourcen mit der Folge sich ausweitender Naturzerstörungen. Ebenso wird im auf Hochtouren laufenden industriellen Produktionsprozeß die menschliche Arbeits- und Lebenszeit verschwendet. Immer weitere gesellschaftliche Bereiche werden ökonomischem Kalkül unterworfen, zweckrational zugerichtet und gemäß instrumenteller Vernunft gleichgeschaltet und industrialisiert.

Der Umgang mit dem Rohstoff Holz in unserer Konsumgesellschaft (41) entwertet diesen zu einem Wegwerfprodukt, und immer größere Mengen an Holz, die zu immer kurzlebigeren Produkten verarbeitet werden, müssen den Wirtschaftsprozeß passieren, um weiteres Wirtschaftswachstum der mit dem Rohstoff Holz verbundenen Branchen zu gewährleisten. Es besteht also auch hier ein Wachstumszwang (42), da sich in der fortgeschrittenen Industriegesellschaft scheinbar sämtliche wirtschaftlichen, politischen und sozialen Probleme durch permanentes Wirtschaftswachstum lösen lassen. Die ökologische Krise bildet hingegen eine Ausnahme, sodaß es seit Anfang der 70er Jahre eine Wachstumskritik (43) gibt. Das Konzept eines sogenannten „Grünen Wachstums“ (44) ist jedoch der Versuch, der Wachstumskritik auszuweichen und das Dogma des Wirtschaftswachstums zu retten. Erforderlich ist eine stationäre Wirtschaft (45) im Sinne von Subsistenwirtschaft (46). Wenn wir zukünftig naturnahe artenreiche Wälder mit hoher Biodiversität haben wollen, ist somit ein Abschied vom Dogma des Wirtschaftswachstums und ein anderer gesellschaftlicher Umgang mit dem Rohstoff Holz erforderlich.

Zuletzt war ich während meiner Fahrradreise vom 15.09.2019 bis zum 01.11.2019 durch Schlesien und angrenzende Regionen auch durch das Riesengebirge und die Sudeten gelangt. Hierbei hatte ich am 26.09.2019 von Krummhübel/Karpacz aus eine Wanderung auf den Gipfel der Schneekoppe (1603 m) unternommen, dem höchsten Berg im Riesengebirge. Bei dieser Wanderung gelangt man vorbei an der Stabholzkirche Wang (47), die die bedeutendste Touristenattraktion in Krummhübel/Karpacz ist. Auch heute noch sind vom Gipfel der Schneekoppe aus in der umgebenden Berglandschaft die großflächigen Waldschäden erkennbar, die vom Waldsterben der 80er Jahre resultieren.

Nationalismus, Gewalt und Verbrechen

Meine Schlesien-Reise vom 15.09.2019 bis zum 01.11.2019 und eine weitere vom 18.08.2021 bis zum 28.10.2021 habe ich hauptsächlich zu Recherchezwecken unternommen, um die gesamten historischen Umstände an den Originalschauplätzen historischer Ereignisse zu erfassen und zu analysieren, die 1. zu den Ethnischen Säuberungen in Oberschlesien am Ende des Zweiten Weltkrieges geführt haben, aufgrund deren die Familie meines Vaters Wolfgang Suchan ihren Bauernhof in Katscher/Kietrz (48) (Landkreis Leobschütz) in Oberschlesien verlassen mußte, und die 2. dazu geführt haben, daß mein Großvater Josef Suchan am 05.10.1945 in einem Internierungslager bei Myslowitz/Mysłowice in Oberschlesien aufgrund der Umstände und Folgen der Haft verstorben ist. Zu diesem Themenkomplex hatten mein Bruder Rainald und ich eine Arbeitsgruppe eingerichtet, deren Ziel es ist, das gesamte extreme 20. Jahrhundert in seiner historische Tiefe auszuloten und seiner geografischen Breite zu vermessen, um ein für ein Gesamtverständnis dieses extremen Zeitalters erforderliches Geschichtsbewußtsein und ein angemessenes Geschichtsbild zu erlangen, und diese Arbeitsgruppe besteht nun seit mehreren Jahren. Zu Recherchezwecken hatte Rainald in diesem Rahmen im Sommer des Jahres 2017 eine zweiwöchige Reise nach Schlesien unternommen, und ich habe aus diesem Anlaß zwei Reisen durch Schlesien und angrenzende Regionen in den Jahren 2019 und 2021 durchgeführt.

Es stellt sich nun die Frage, warum sich hier im Alpenvorland ein Riesengebirgsmuseum befindet, und nicht, wie es naheliegend ist, im Riesengebirge oder in den Sudeten. In der Stadt Marktoberdorf finde ich einen Gedenkstein, der zu dieser Frage Auskunft gibt: In den Jahren 1945/46 haben sich hier in Marktoberdorf Vertriebene aus dem Kreis Hohenelbe (49) im Riesengebirge angesiedelt, von denen das Riesengebirgsmuseum eingerichtet worden ist.

Das Riesengebirgsmuseum in Marktoberdorf ist in mehrfacher Hinsicht eine Besonderheit: Es ist das einzige Museum in Deutschland zum Thema Riesengebirge und es ist eins der wenigen Museen, das sich dem Thema der Vertriebenen (50) widmet. In acht kleinen Räumen auf einer Gesamtfläche von annähernd 200 Quadratmetern bietet das im Jahre 1955 vom Heimatkreis Hohenelbe gegründete Museum eine Vielzahl von Exponaten zur Alltagskultur und zur Geschichte der Menschen im Riesengebirge vor den Vertreibungen ab 1945, und ein Raum hat auch die Umstände dieser Vertreibungen und Ethnischen Säuberungen zum Gegenstand (51). Schwerpunkt des Riesengebirgsmuseums bildet der Kreis Hohenelbe im Riesengebirge, dessen rund 50.000 Einwohner ab 1945 vertrieben wurden und von denen sich rund 1.800 Personen in Marktoberdorf angesiedelt haben.

Es wäre erfreulich, wenn mehr derartige Museen gegründet würden, doch offensichtlich ist dies hier ein Einzellfall, sicherlich auch deswegen, weil das Thema der Vertriebenen unbequem und unerwünscht ist. Die Vertriebenen sollen sich anpassen und assimilieren, sie sollen fleißig arbeiten und Miete zahlen, und vor allem sollen sie den Mund halten und als Vertriebene nicht öffentlich in Erscheinung treten. Denn als selbstverständlich angesehene Grundlagen der Politik, wie z.B. die Idee der Nation und des Nationalstaates könnten in die Kritik geraten. Aufgrund der Unerwünschtheit des Themas gelten die Vertriebenen pauschal als Ewiggestrige und als Querulanten. Der homogene Nationalstaat gilt weltweit weiterhin als das anzustrebende Ideal der Politik, die Ethnischen Säuberungen, Zwangsumsiedlungen, Vertreibungen und Deportationen des extremen 20. Jahrhunderts, die die heutige Welt der homogenen Nationalstaaten schufen, dürfen nicht in Frage gestellt werden, und der durch diese Verbrechen erreichte Zustand wird hartnäckig verteidigt. Doch niemand will die Verantwortung für den in Europa entstandenen immensen Gesamtschaden übernehmen, stattdessen werden weiterhin Schuldige gesucht. Ergebnis ist die alternativlose Affirmation des Bestehenden. Eine Suche nach Alternativen wird unterdrückt, da herrschende Paradigmen und Dogmen in Frage gestellt werden könnten. Das Ziel einer Aufklärung wird verfehlt. Daher sollen die Vertriebenen möglichst nicht öffentlich in Erscheinung treten und auch keine Museen gründen.

Mehr noch als das Thema „Riesengebirge“ stellt sich mit dem Riesengebirgsmuseum somit die Frage nach dem Schicksal der Vertriebenen als einem Bestandteil der Ethnischen Säuberungen (52), die das gesamte extreme 20. Jahrhundert konstituierend prägen. Ethnische Säuberungen sind auch in der Gegenwart noch Realität in Europa, wie insbesondere das Beispiel des ehemaligen Jugoslawien zeigt, und die Idee der Nation (53) und des ethnisch homogenen Nationalstaats (54) ist auch heute weiterhin das Ideal und Leitbild der Politik. Die Idee der Nation und des Nationalstaats ist die wirkmächtigste Idee, die jemals von Europa ausgegangen ist, und sie ist heute in der gesamten Welt alternativlos. Der Nationalstaat ist heute die weltweit einzige allgemein akzeptierte Organisationsform der Menschen und überall werde sie genötigt, sich als Nationen zu organisieren. Noch immer findet auch gewaltsam „Nation Building“ (55) statt. Vertreibungen, Ethnische Säuberungen und Terrorismus sind die Folgen und werden billigend in Kauf genommen. Derzeit entstehen mit Programmen von „Nation Building“ insbesondere in Südost-Europa eine Vielzahl von Kleinststaaten, die sich wie „echte“ Nationalstaaten gebärden sollen, mit allen dazugehörigen Attributen. Dies läßt sich derzeit dort auf Reisen feststellen und studieren, wie bei meiner etwas kurz ausgefallenen Südost-Europa-Reise vom 18.11.2014 bis zum 06.12.2014.

Im Zeitalter des modernen Nationalismus wird eine „Nation“ mangels anderer Kriterien insbesondere über die Sprache bestimmt, denn Nationalisten gehen davon aus, daß Völker klar voneinander abgegrenzte, stabile und objektiv identifizierbare soziale und kulturelle Einheiten seien, die sich durch eindeutige und unveränderliche Merkmale wie Sprache, Religion, Brauchtum und Nationalcharakter voneinander unterscheiden. Jeder Mensch hat quasi naturwüchsig eine „Muttersprache“, über die er einer „Nation“ zugeordnet werden kann. Die quasinatürliche Vergesellschaftungsform der Nation ist der Nationalstaat. Er begründet sich auf dem „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ (56). Nationale Bewegungen betonten die Besonderheiten ihrer jeweiligen Sprachen und Kulturen, sie forderten das Recht jedes Volkes auf Selbstbestimmung einschließlich einer eigenen staatlichen Organisation und einem eigenen Territorium, sowie das „Recht auf Entwicklung einer nationalen Identität“ (57). Hierbei zielen ethnonationalistische Ideologien auf die politische Autonomie für alle Personen, die einer bestimmten ethnischen Gruppe angehören, und sie bestehen auf dem Recht dieses Volkes, sein historisches Territorium zu beherrschen. In seinem Buch: „Friedensprojekt Europa“ stellt der Sozialwissenschaftler und Friedensforscher Dieter Senghaas fest:. „Dieser ‚Ethnonationalismus‘ ist erneut zu einem Kernproblem regionaler, nationaler und internationaler Politik geworden“ (58). Die Soziologin Ingrid Oswald verweist in Ihrem Buch: „Nationalitätenkonflikte im östlichen Teil Europas“ darauf, daß die „ethnische Verschachtelung die Bildung von Nationalstaaten von vornherein zu einem äußerst schwierigen, extrem konfliktträchtigen Unterfangen“ (59) macht.

Im Allgemeinen gilt in Ermangelung anderer Kriterien eine Sprachgemeinschaft als ein „Volk“ oder eine „Nation“, doch auf der Welt werden rund 6.500 Sprachen gesprochen, aber es gibt derzeit nur 193 völkerrechtlich anerkannte Nationalstaaten. Eine räumlich-territoriale Abgrenzung der Sprachgruppen ist nicht möglich, da die Mehrheit der Weltbevölkerung zweisprachig (60) oder mehrsprachig (61) ist und sich zudem die Sprachareale nahezu überall überschneiden. Ursprünglich gab es keine klar erkennbaren Sprachgrenzen (62), sondern fließende Übergänge zwischen verschiedenen Sprachen in Form von Dialektkontinua (63). Da es nirgendwo in der Landschaft klar erkennbare Sprachgrenzen und abgrenzbare Kulturräume gibt, sondern hingegen überall auf der Welt Gemengelagen die Normalität darstellen, ist der Versuch einer Schaffung von möglichst homogenen Nationalstaaten von vornherein ein äußerst schwieriges und extrem konfliktträchtiges Vorhaben. Aufgrund ursprünglich bestehender Gemengelagen und fehlender nationaler Identitäten lassen sich auch bei intensiver Suche weder Sprachgrenzen, noch ethnische Grenzen als natürliche Entitäten in der Landschaft finden, und diese müssen erst konstruiert und als Faktizität durchgesetzt werden. Folglich ist die Idee der Nation und des Nationalstaates auch in Zukunft ein Bereich endloser Konflikte, Aufstände, Separationsbestrebungen, Repressionen, Terrorismus, Kriege, Vertreibungen, Ethnischer Säuberungen, Genozide u.a.m..

Der moderne Nationalismus hat den Charakter einer politischen Religion (64) mit Ritualen und Kulten, die von klassischen Religionen übernommen und abgeleitet wurden. Dies scheint überhaupt nicht in unser säkulares und aufgeklärtes Zeitalter passen zu wollen und ist daher in hohem Maße erklärungsbedürftig. Es ist insbesondere die radikalisierte Idee des modernen Nationalismus, die die Grundlagen für die Verbrechen des extremen 20. Jahrhunderts schuf. Letztlich sind die Idee der Nation und des Nationalstaats sowie die Idee der Menschenrechte und Minderheitenrechte (65) miteinander inkorporatibel und sie schließen einander aus. Doch noch wird überall der Idee der Nation und des Nationalstaats eine Priorität und Dominanz gegenüber der Idee der Menschen- und Minderheitenrechte eingeräumt, und letztere kommen erst und nur dann zum Zuge, wenn sie erstere nicht beeinträchtigen und behindern. So kann man den Nationalismus als die gefährlichste Religion des Zeitalters der Moderne bezeichnen.

Eine der Grundlagen des modernen Nationalismus ist das sogenannte „Selbstbestimmungsrecht der Völker“, doch es ist vollkommen unklar und offen, wer sich darauf berufen kann und darf und wem dieses verweigert wird. Faktisch ist es eine reine Machtfrage, wie die Realität zeigt. Es ist somit ein Ergebnis von Beliebigkeit und letztlich eine Machtfrage, wer sich auf das „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ berufen darf, wie der Philosoph Jürgen Habermas in seinem Text: „Zum Verhältnis von Nation, Rechtsstaat und Demokratie“ feststellt: „In der Welt, wie wir sie kennen, bleibt es dem historischen Zufall, normalerweise den naturwüchsigen Ausgang von gewaltsamen Konflikten, Kriegen und Bürgerkriegen überlassen, wer jeweils die Macht gewinnt, um die kontroversen Grenzen eines Staates zu bestimmen“ (66). Das „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ ist folglich eine realitätsfremde Fiktion, denn quasi als „Raumorganismus“ (Friedrich Ratzel, Karl E. Haushofer, Otto Maull) muß sich ein Staat, um existieren zu können, sowohl im inneren gegen konkurrierende Gewalten durchsetzen und international als gleichberechtigter Konkurrent behaupten können. Im Zeitalter des modernen Nationalismus führte die Entstehung des Nationalitätsprinzips in der völkerrechtlichen Anerkennungspraxis von Saaten zur Durchsetzung des Effektivitätsprinzips, worauf Jürgen Habermas verweist: „In der völkerrechtlichen Anerkennungspraxis entsprach dem Aufkommen des Nationalitätsprinzips die Wende zum Effektivitätsprinzip, wonach jede neue Regierung – ohne Ansehung ihrer Legitimität – auf Anerkennung rechnen darf, sofern sie nur ihre Souveränität nach außen und innen hinreichend stabilisiert“ (67). Zum Zweck der Machtbehauptung führte der Nationalstaat die Allgemeine Wehrpflicht ein, die den Krieg zum Volkskrieg der mobilisierten Nation radikalisierte und die die totale und totalitäre Verfügung des Staates über die Bürger zur Folge hat.

Es ist insbesondere die radikalisierte Idee des modernen Nationalismus mit ihrem Ideal der homogenen Nation und homogener Nationalstaaten, die die Grundlagen für die Verbrechen des extremen 20. Jahrhunderts schuf. So ist das Zeitalter des modernen Nationalismus als Bestandteil des Zeitalters der Moderne ein Zeitalter endloser Gewalt, Terrorismus, ethnischer Säuberungen und weiteren Verbrechen. In seinem Buch: Die dunkle Seite der Nationalstaaten. ‚Ethnische Säuberungen‘ im modernen Europa“ erklärt der Historiker Philipp Ther: „Ethnische Säuberungen waren nicht irrational, sondern in hohem Maße rational geplant. Sie gehen auf spezifisch europäische und moderne, sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts radikalisierende Vorstellungen über Nationen und Nationalstaaten zurück“ (68) Ethnische Säuberungen bilden somit einen gesamteuropäischen Topos. Die Idee der Ethnischen Säuberung hat ihre Grundlage im Ideal homogener Nationen und Nationalstaaten, und bei Ethnischen Säuberungen geht es um Minderheiten, die sowohl diesem Ideal, als auch dem Recht der Nation, das eigene Territorium zu beherrschen, im Weg stehen. Auf Grundlage des Ideals homogener Nationen und Nationalstaaten errichtet der Nationalismus ein System der Apartheit, das jeder Nation ein Reservat oder „Homeland“ zuweist. Die Ethnische Säuberung schafft das Faktum einer Terra Nullius (69), die nun in Besitz genommen, kolonisiert und besiedelt werden kann.

Auf internationaler Ebene traten insbesondere westeuropäische Politiker und Wissenschaftler für ethnische Säuberungen ein, und dies zeigt, wie wichtig es ist, die Ebene der internationalen Politik und den dort bestehenden Konsens zu einem System homogener Nationalstaaten zu betrachten. In der internationalen Politik schuf die während der Konferenz von Lausanne am 30.01.1923 vereinbarte Konvention zum Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei (70), die Bestandteil des Vertrags von Lausanne (71) vom 24.07.1923 war, als „Modell Lausanne“ einen Präzedenzfall für nachfolgende Vertreibungen, was der Historiker Philipp Ther in seinem Buch: „Die Außenseiter. Flucht, Flüchtlinge und Integration im modernen Europa“ hervorhebt: „Während das Leid der Flüchtlinge rasch in Vergessenheit geriet, priesen Politiker aus ganz Europa das Abkommen von Lausanne als Modell zur Beilegung von Konflikten zwischen verfeindeten Nationen. Das Stichwort ‚Lausanne‘ diente von 1937 bis 1947 als Referenzpunkt für ein knappes Dutzend internationaler Abkommen, in denen massenhafte Bevölkerungsverschiebungen vereinbart und geregelt wurden. Ein näherer Blick auf das türkisch-Griechische Verhältnis zeigt, dass die Konflikte mitnichten gelöst waren“ (72).

Der Experte für Völkerrecht Alfred-Maurice de Zayas bestätigt in seinem Buch: „Die Nemesis von Potsdam. Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen“, daß das „Modell Lausanne“ einen Präzedenzfall für nachfolgende Vertreibungen im 20. Jahrhundert schuf: „Nach dem Ersten Weltkrieg setzte sich dann die gewaltsame Umsiedlung als politisches Prinzip (…) allgemein durch. Der Vertrag über den Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei, von dem etwa zwei Millionen Menschen betroffen waren, wurde zum historischen Markstein, weil ihm der Völkerbund zustimmte und seine Durchführung überwachte – ein unheilvolles Vorzeichen dessen, was später kam“ (73). Von den Zwangsmigrationen im Rahmen des Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei waren 1,6 Mio. Personen betroffen, darunter 1,2 Mio. Griechen in Kleinasien sowie 400.000 Muslime in Griechenland. Der gewaltsame Bevölkerungsaustausch führte zu einem abrupten Ende der seit der Antike über einen Zeitraum von 2.500 Jahren bestehenden Siedlungskontinuität von Griechen in Kleinasien sowie zu einem Ende der seit fast 500 Jahren bestehenden muslimischen Gemeinden in Griechenland. Das „Modell Lausanne“ wurde in der internationalen Politik zum Präzedenzfall für nachfolgende Vertreibungen und Ethnische Säuberungen im extremen 20. Jahrhundert, sodaß das 20. Jahrhundert zu einem extremen Jahrhundert werden konnte, dessen Alleinstellungsmerkmal als einem extremen Jahrhundert insbesondere Ethnische Säuberungen sind (74). Ethnische Säuberungen wurden zu einem international akzeptablen Mittel, das versprach, innen- und außenpolitische Probleme wirksam und nachhaltig zu lösen, und immer häufiger und in wachsendem Umfang wurde darauf zurückgegriffen.

Auch der Historiker Holm Sundhausen stellt in seinem Text: „Staatsbildung und ethnisch-nationale Gegensätze in Südosteuropa“ fest, daß das am 30.01.1923 begründete „Modell Lausanne“ einen Präzendenzfall in der internationalen Politik schuf und zum Planungsleitbild des 20. Jahrhunderts wurde, doch die „Abkehr der internationalen Gemeinschaft vom ‚Modell Lausanne‘ hat die Rekonstruktion multiethnischer Gemeinschaften nicht nachhaltig gefördert. (…) Die Tendenz zur ethnischen Homogenisierung immer kleinerer Räume hält somit an“ (75). Im Gegensatz zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als die internationale Staatengemeinschaft massenhafte Bevölkerungsverschiebungen veranlaßte oder daran mitwirkte, sind Ethnische Säuberungen heute geächtet, obwohl sie sich weiterhin bis in die Gegenwart ereignen, wie u.a. das Beispiel Jugoslawien zeigt. Die Ächtung Ethnischer Säuberungen beruht vor allem auf der UN-Genozidkonvention von 1948.

Nationalismus und Gewalt in Europa am Beispiel Österreich-Ungarn

Noch immer gilt es in Europa als Zumutung und als ein zu beseitigender Zustand, wenn mehrere Sprachgruppen in einem Staat zusammenleben (müssen), und der homogene Nationalstaat gilt weiterhin als das anzustrebene Ideal der Politik. Doch insbesondere die östliche Hälfte Europas ist durch eine hochgradige Gemengelage der verschiedenen Sprachgruppen, Ethnien und Religionen geprägt, wie ein Blick auf eine Siedlungskarte unübersehbar erkennen läßt. Daher waren bis zum Ersten Weltkrieg die meisten Staaten in der östliche Hälfte Europas Vielvölkerstaaten (76) bzw. Nationalitätenstaaten. So auch das Kaiserreich Österreich-Ungarn (77), welches ein geradezu idealtypisches Beispiel eines Vielvölkerstaates gewesen ist. Der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn sah sich der weitgehenden Gleichberechtigung der Sprachgruppen und Völker verpflichtet, was in Artikel 19 (Gleichberechtigung aller Volksstämme des Staates) der Dezemberverfassung Österreich-Ungarns von 1867 zum Ausdruck gelangte, und wie der Historiker Philipp Ther in seinem Buch: „Die dunkle Seite der Nationalstaaten. ‚Ethnische Säuberungen‘ im modernen Europa“ feststellt: „Jeder der ‚Volksstämme‘ der Monarchie hatte gemäß der Verfassung von 1867 anerkannte Rechte, Individuen durften wegen ihrer Nationalität nicht benachteiligt werden“ (78). Der Historiker und Politiker František Palacký (1789-1876) vertrat die Auffassung: „Wahrlich, existierte der österreichische Kaiserstaat nicht schon längst, man müßte im Interesse Europas, im Interesse der Humanität selbst sich beeilen, ihn zu schaffen“ (79).

Doch radikale Nationalisten trugen wesentlich zur Auflösung und zum Ende des Vielvölkerstaats Österreich-Ungarn bei, und sie erreichten ihr Ziel am Ende des Ersten Weltkrieges. Hierbei kam dem vom Philosophen Tomáš Garrigue Masaryk (80) im Exil gebildete Tschechoslowakische Nationalrat (81), deren Generalsekretär der Soziologe Edvard Beneš (82) wurde, eine herausragende Bedeutung zu. Dieser Tschechoslowakische Nationalrat wurde nämlich von den Entente-Staaten als Exilregierung anerkannt. Masaryk veröffentlichte sein Programm in seinem Buch „Das neue Europa“ (83). Aus dem Tschechoslowakischen Nationalrat ging am 14.10.1918 eine vorläufige tschecho-slowakische Regierung (84) hervor, die am 18.10.1918 die tschechoslowakische Unabhängigkeitserklärung (85) verfaßte, welche am 28.10.1918 in Kraft trat.

Unter dem Vorwand des Selbstbestimmungsrechtes der Völker erzwangen die Siegermächte des Ersten Weltkrieges eine Neuordnung der östlichen Hälfte Europas nach dem Konzept des Nationalstaates. Insbesondere in Ostmitteleuropa (86) und dem sogenannten Zwischeneuropa (87) entstanden neue Nationalstaaten. Doch da es kein Gebiet gab, auf das nicht mehrere Nationalitäten Anspruch erhoben, mußten unausweichlich alle territorialen Regelungen im Osten und Südosten Europas willkürlich sein. In Ihrem Buch: „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ analysiert die Historikerin Hannah Arendt die Folgen des Friedensvertrags von Versailles (88): „Da es sich in Versailles darum handelte, den Status quo in Europa zu restaurieren, blieb gar nichts anderes übrig, als das westliche Prinzip auf den Osten zu übertragen; die einzige Alternative in diesem Rahmen wäre die Einführung kolonialer Unterdrückungsmethoden nach Europa gewesen – wie sie die Panbewegungen immer schon vorgeschlagen hatten“ (89). Arendt hebt hervor, daß „diese neuen Staaten nicht lebensfähig waren. Ihrem Anspruch auf nationale Souveränität entsprach keine der Voraussetzungen, auf welchen die Nationalstaaten, nach deren Muster sie errichtet waren, ruhten. (…) Die Friedensverträge errichteten keine Nationalstaaten, sondern eine Reihe von Nationalitätenstaaten im Zwergmaßstab, wobei sie mehr oder minder eine dieser Nationalitäten zum Staatsvolk avancieren ließen (wie die Tschechen, die rund 50 Prozent der Bevölkerung der Tschechoslowakei, oder der Serben, die nicht mehr als 42 Prozent der Bevölkerung Jugoslawiens ausmachten) (…). Und wie es in einem Nationalstaat wie Polen aussah, in welchem das Staatsvolk kaum zwei Drittel der Gesamtbevölkerung ausmachte, ist bekannt genug. (…) In den Augen der Minderheiten und der nationalen Gruppen, also aller Völker, welchen in Versailles kein Staat zugebilligt worden war, waren die Verträge das Resultat eines willkürlichen oder parteiischen oder intriganten Spiels, das einen die Herrschaft und anderen die Knechtschaft zuspielte. In den Augen der neuen Staatsvölker war die territoriale Verteilung ebenfalls völlig willkürlich, und sie beeilten sich, den schon bestehenden territorialen Konflikten zahllose neue Grenzstreitigkeiten hinzuzufügen. Mehr denn je waren die territorialen Grenzen zu etwas Willkürlichem und Zufälligem geworden, durch das kein Volk und keine Nationalität zu begrenzen war. Es hätte in dieser Ecke Europas wahrlich nicht Hitlers bedurft, um alle gegen alle zu hetzen“ (90). Infolgedessen war die Zwischenkriegszeit in ganz Europa durch eine Vielzahl bewaffneter Auseinandersetzungen geprägt (91). Hannah Arendt fügt hinzu: „Die Repräsentanten der großen Nationen waren sich wohl bewußt, daß innerhalb des Nationalstaates nationale Minderheiten früher oder später assimiliert oder liquidiert werden müssen“ (92). Der Historiker Karl Schlögel stellt in seinem Text: „Bugwelle des Krieges“ fest, daß das östliche Mitteleuropa „in besonderem Maße zur Experimentierfeld der Moderne wurde – und zum Schauplatz ihres Scheiterns. Europa ist dort, wo es am dichtesten war, gesprengt worden. Man kann diesen Prozeß als die ‚Entmischung‘ Europas bezeichnen, an dessen Ende ethnische Säuberung, Völkermord und ethnisch fast vollständig homogene Staaten stehen. Es handelt sich um den gewalttätigsten Entwurzelungsvorgang der modernen Geschichte“ (93).

Die Tschechoslowakei (94) entstand nach dem Ersten Weltkrieg am 28.10.1918 als ein Zerfallsprodukt des Kaiserreichs Österreich-Ungarn auf Grundlage des Konzepts des „Tschechoslowakismus“ (95). Sie war ein Nationalitätenstaat mit einer Bevölkerungszahl von 13,6 Mio. Einwohnern (1921), darunter 50 % Tschechen, 23 % Deutschen, 14 % Slowaken und 13 % Ungarn, Polen, Ukrainern und weiteren Minderheiten. Die Deutschen in der Tschechoslowakei (96), die nach den Tschechen die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe bildeten, werden auch als „Sudetendeutsche“ (97) bezeichnet. Die Tschechoslowakei hätte mit dem Konzept einer Willensnation (98) nach dem Modell der Schweiz eine historische Chance gehabt. Neben dem Konzept der Willensnation gründet das Modell der Schweiz auf einer Tradition kommunaler Selbstverwaltung, genossenschaftlicher Selbstorganisation und direkter Demokratie, und diese Tradition hat ihren Ursprung im Mittelalter, wo sie weit verbreitet war, doch sie ist heute nirgendwo sonst noch erhalten, und diese Tradition hat nur in der Schweiz allen modernen Tendenzen zur Zentralisierung, die sich seit dem Zeitalter des Absolutismus ereignen, erfolgreich widerstanden. In der Schweiz ist die Vorstellung, einzelne der Sprachguppen assimilieren oder gar aussiedeln und deportieren zu wollen, geradezu absurd und undenkbar. Doch kompromißlose radikale Nationalisten verhinderten eine Tschechoslowakei als einer „Schweiz im östlichen Mitteleuropa“.

Dazu hat beigetragen, das sich die Tschechoslowakei bei ihrer Entstehung am zentralistischen französischen Verfassungsmodell orientiert hatte. Der Historiker Rudolf Jaworski kommentiert „den ungelösten Widerspruch zwischen der multinationalen Struktur der Tschechoslowakei und dem nationalstaatlichen Anspruch der Tschechen, die nur 51 % der Gesamtbevölkerung ausmachten“, in seinem Text: „Die Sudetendeutschen als Minderheit in der Tschechoslowakei 1918-1938“: „‘To je náš stát‘ (das ist unser Staat) lautete die apodiktische Formel des jungen tschechischen Nationalstaatsbewußtsein. Dieser Staat wurde als das exklusive Eigentum der tschechischen Nation begriffen“ (99). In seinem Buch: „Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen“ kommentiert der Völkerrechtler Alfred Maurice de Zayas diese Entwicklungen. „Nachdem den Sudetendeutschen die Vereinigung mit den Tschechen aufgezwungen worden war (…), hätte die Prager Regierung überflüssige Spannungen vermeiden können, wenn sie die Deutschen zu voller Partnerschaft im Staat herangezogen hätte, auf der Grundlage völliger praktischer wie theoretischer Gleichberechtigung. Die Prager Regierung hätte den Deutschen die Rechte und Möglichkeiten der Tschechen und der Slowaken ebenfalls einräumen sollen. Leider wurde das Modell einer neuen Schweiz, wie es Dr. Benesch bei den Pariser Friedensverhandlungen so feierlich verkündet hatte, niemals verwirklicht“ (100).

Der Nationalitätenkonflikt in der Tschechoslowakei führte zur Sudetenkrise (101) und zum Münchener Abkommen (102) vom 29.09.1938 mit der Folge der Zerschlagung der Tschechoslowakei (103). In seinem Buch: „Die Vertreibung. Böhmen als Lehrstück“ stellt der Kommunikationswissenschaftler und ehemalige Berliner Wissenschaftssenator Peter Glotz (1939-2005) die Frage: „Was für ein Staat wurde im Herbst 1938 von den Signaturmächten des Münchner Abkommens – Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien – amputiert und im Frühjahr 1939 von Hitler zerschlagen? Kühl ausgedrückt: ein brodelnder Nationalitätenstaat, den viele seiner Protagonisten zum Nationalstaat hatten machen wollen, eine ‚neue Demokratie‘, die sich redlich bemühte, aber sich an ihren viel zu großen Minderheiten verschluckt hatte, eine Konstruktion (der Tschechoslowakismus), die nicht trug. Die ČSR war demokratischer als die anderen neuen Nationalstaaten, zum Beispiel die autoritären (und reichlich antisemitisch eingestellten) Regime in Polen, Ungarn und Rumänien. Aber sie war auf einer falschen Versprechung gegründet worden, dem berühmten Satz von Außenminister Beneš in seinem Mémoire III vom Januar 1919: ‚Das Regime würde ähnlich dem der Schweiz sein.‘“ (104). So trugen die Umstände des Zerfalls der Tschechoslowakei zur Entstehung des Zweiten Weltkriegs (105) bei.

Ergebnis der Konferenzen von Teheran (106) (28.11.-01.12.1943), von Jalta (107) (04.-11.02.1945) und von Potsdam (108) (17.07.-02.08.1945) war das Potsdamer Abkommen (109) vom 02.08.1045. Im Potsdamer Abkommen legten die Alliierten die „ordnungsgemäße und humane Überführung“ der Deutschen aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn fest. Die Historikerin Hannah Arendt zeigt auf, daß „die brutal durchgeführten Bevölkerungstransfers unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg“ auf einen „sorgfältig ausgearbeiteten Plan der Großmächte, bei dieser Gelegenheit den ‚Gürtel der gemischten Bevölkerung‘, so gut es nur irgend ging, zu entmischen“, zurückgeht, und „man hoffte, den Krieg dazu benutzen zu können, um in einem gigantischen Bevölkerungstransfer endlich alle Minderheitenprobleme zu liquidieren“ (110). Dies bestätigt der Historiker Philipp Ther in seinem Buch: „Die Außenseiter. Flucht, Flüchtlinge und Integration im modernen Europa“: Die Alliierten waren sich 1944/45 einig, dass in ganz Ostmitteleuropa (…) ethnische Grenzen gezogen und nationale Minderheiten aufgelöst werden sollten. (…) Diese Maxime galt nicht nur für Deutsche, sondern auch für Polen, Ukrainer, Ungarn, Italiener, im Prinzip für alle nationalen Minderheiten. Churchill und Stalin argumentierten dabei einerseits technokratisch, dass es angesichts moderner Transportmittel leicht möglich sei, Millionen von Menschen umzusiedeln, andererseits mit Verweis auf die bereits in Gang gekommene Massenflucht. In der Tat löste der Vormarsch der Roten Armee eine wahrhafte Völkerwanderung aus. Jeweils mehrere hunderttausend Finnen, Esten, Letten, Litauer, Polen, Ungarn und Rumänen, die teilweise bereits den sowjetischen Besatzungsterror der Jahre 1939-41 durchlebt hatten, machten sich auf den Weg nach Westen. (…) Zählt man all die Flüchtlinge und Vertriebenen der unmittelbaren Nachkriegszeit von Finnland bis zur Ägäis zusammen, kommt man auf mindestens zwanzig Millionen Menschen“ (111). Der Historiker Andreas Kossert stellt in seinem Buch: „Kalte Heimat. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945“ dar, daß der griechisch-türkische Bevölkerungsaustausch des Jahres 1923 den Planungen der Alliierten als Vorbild diente: „Als Vorbild für die zwangsweise Massenumsiedlung diente den Westmächten der im Vertrag von Lausanne (1923) sanktionierte griechisch-türkische ‚Bevölkerungsaustausch‘, der trotz der Härten für die Betroffenen als Erfolgsmodell galt. Grundidee war, dass durch die ‚Entmischung‘ historisch gewachsene Gemengelagen in Ostmittel- und Südosteuropa und der Schaffung ethnisch homogener Staaten schwelende Minderheitskonflikte beseitigt und damit der Frieden in diesen Regionen gesichert werden könne“ (112).

Genauere Zahlen zu den Zwangsumsiedlungen und Vertreibungen der Jahre 1939 bis 1943 im Vergleich zum Zeitraum der Jahre 1944 bis 1948 nennt der Historiker Karl Schlögel in seinem Text: „Bugwelle des Krieges“: So „wurden zwischen 1939 und 1943 rund 15,1 Millionen und zwischen 1944 und 1948 rund 31 Millionen Menschen zeitweise oder für immer zwangsweise umgesiedelt oder vertrieben. Hierzu kamen, immer bezogen auf Ostmitteleuropa – also ohne die ungeheuren Verluste in der Sowjetunion -, weitere 16,3 Millionen Menschen, die im Laufe des Krieges politisch oder rassistisch motivierter Gewalt zum Opfer fielen. (…) Insgesamt sind in den ersten fünf Jahren des Zweiten Weltkriegs an die 16 Millionen Menschen ‚verschoben‘ worden, eine Zahl, die von den Umsiedlungen und Vertreibungen zwischen 1944 und 1948 noch weit übertroffen wurde. (…) Die größten Bevölkerungsverschiebungen waren indes die Umsiedlungen und Vertreibungen der Deutschen aus dem östlichen Mitteleuropa nach dem Krieg. So wurden 3 Millionen Deutsche allein aus dem Sudetenland, mehr als 3,3 Millionen aus den ‚wiedergewonnenen Gebieten‘ Polens – Schlesien, Pommern, Ostpreußen, Ostbrandenburg – zuerst ‚wild‘, dann entsprechend Artikel XIII des Potsdamer Abkommens ‚auf ordnungsgemäße und humane Weise‘ ausgesiedelt und vertrieben. (…) Wenn man alle Bewegungen zwischen 1944 und 1948 zusammennimmt, dann ergibt sich im östlichen Mitteleuropa ein ungeheuer bewegtes und dramatisches Bild: an die 6 Millionen waren durch Flucht entwurzelt, rund 500.000 waren in die UDSSR deportiert worden, rund 5 Millionen Menschen waren ordnungsgemäß in die UDSSR repatriiert worden, knapp 10 Millionen waren durch vertragsmäßige Umsiedlung entwurzelt und vertrieben worden. Spontan und unorganisiert haben rund 1,7 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen. Und etwa 8,3 Millionen Menschen sind infolge von Binnenwanderung und Umsiedlung innerhalb ihrer Länder ‚verpflanzt‘ worden. Die Hauptergebnisse der beispiellosen Umwälzung waren, dass das Judentum in diesem Raum praktisch vernichtet, das Deutschtum aus diesem Raum verschwunden war – und dass die aus den Verwerfungen hervorgegangenen Staaten alle mehr oder weniger ethnisch homogene Nationalstaaten geworden waren“ (113). Karl Schlögel hebt hervor: „Die Staaten, die aus den Trümmern Vorkriegsmitteleuropas hervorgingen, waren allesamt pure Nationalstaaten, ohne wenn und aber. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte waren sie, wie es die Ethnonationalisten immer geträumt hatten, wirklich ethnisch homogen“ (114).

Auch bei diesen Vertreibungen und Deportationen am Ende des Zweiten Weltkriegs lieferte das „Modell Lausanne“ die Vorlage, worauf die Politikwissenschaftlerin Helga Hirsch in ihrem Text: „Flucht und Vertreibung. Kollektive Erinnerung im Wandel“ verweist: “Es entsprach dem Geist der Zeit, wenn die in London ansässigen Exilregierungen von Polen und Tschechen für die Zeit nach dem Sieg über Hitler-Deutschland die Aussiedlung von Deutschen aus ihren Ländern forderten. Damit verfolgten sie eine ethnische Homogenisierung, die ihnen bei der Staatsgründung 1918 nicht gelungen war: In Polen bildeten die ukrainischen, jüdischen, deutschen und weißrussischen Minderheiten bis 1939 etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung; in der Tschechoslowakei stellten die Deutschen etwa 23 Prozent. Weder Churchill noch Roosevelt waren einem ‚Bevölkerungstransfer‘ grundsätzlich abgeneigt. Der Vertrag von Lausanne bildete für sie sogar eine ‚idée fixe‘. Entsprechend sagte Churchill in seiner Unterhausrede am 15. Dezember 1944: ‚Die Vertreibung ist – soweit wir es zu überschauen vermögen – das befriedigendste und dauerhafteste Mittel. Es wird keine Mischung der Bevölkerung geben, wodurch endlose Unannehmlichkeiten entstehen wie im Fall von Elsaß-Lothringen. Es wird gründlich aufgeräumt.‘ Präsident Franklin D. Roosevelt hatte sich bereits im Frühjahr 1943 gegenüber dem britischen Außenminister Anthony Eden geäußert: ‚Wir wollen Vorkehrungen treffen, um die Preußen aus Ostpreußen auf die gleiche Weise zu entfernen, wir die Griechen nach dem letzten Krieg aus der Türkei entfernt wurden‘“ (115). Der Historiker Klaus-Dietmar Henke zeigt in seinem Text: „der Weg nach Potsdam. Die Alliierten und die Vertreibung“ auf, daß der Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei von 1923 „Politikern und Diplomaten als ein faszinierendes Muster für die Durchführbarkeit radikaler ethnischer Entmischung“ war: „In den politischen Verhandlungen während des Krieges wurde das historische Beispiel des griechisch-türkischen Bevölkerungsaustausches geradezu zu einer fixen Idee und avancierte zum Standardargument führender Staatsmänner der Anti-Hitler-Koalition“ (116), und Henke hebt hervor, daß durch die Führungsmächte der Anti-Hitler-Koalition, insbesondere Großbritannien, „die tschechoslowakische Exilregierung fraglos entscheidend dazu ermuntert worden“ ist, „eine möglichst weitgehende Reduzierung der deutschen Minderheit in der Nachkriegstschechoslowakei anzustreben“ (117).

In seinem Buch: „Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen“ stellt der Völkerrechtler Alfred Maurice de Zayas die politischen Entscheidungen, die zu dem Plan der Vertreibungen am Ende des Zweiten Weltkriegs führten, ausführlich dar: „Der erste ernstgemeinte Vorschlag, eine große Zahl von Deutschen Ende des Krieges aus ihren Wohnorten zu verpflanzen, stammte von Dr. Eduard Benesch, dem Präsidenten der Tschechoslowakischen Exilregierung. Er enthüllte bereits im September 1941 seine Vorstellungen über seine künftige Bevölkerungspolitik mit den Worten: ‚Ich akzeptiere das Prinzip der Bevölkerungsumsiedlung … Wenn die Frage sorgfältig erwogen und rechtzeitig gründlich vorbereitet wird, kann die Übersiedlung schonend und unter angemessenen, humanen Bedingungen durchgeführt werden, und zwar unter internationaler Überwachung und mit internationaler Unterstützung.‘ Er betonte ferner, er befürworte ‚keine Methode, die mit Brutalität oder Gewalt verbunden ist‘. Von dieser ziemlich utopischen Vorstellung ausgehend, informierte der britische Außenminister Anthony Eden Benesch schon im Juli 1942, daß seine ‚Kollegen mit ihm im Prinzip der Umsiedlung übereinstimmen‘. Kurz darauf wurde Benesch der Beschluß des britischen Kabinetts übermittelt, keine Einwände gegen die Aussiedlung der Sudetendeutschen zu erheben; die sowjetische und die amerikanische Zustimmung erfolgten im Juni 1943“ (118). Diese Entscheidungen mißachteten die Grundsätze der Atlantik-Charta (119) vom 14.08. 1941, an der sich die westlichen Alliierten orientieren wollten.

So wurde das Schicksal der Sudetendeutschen ab 1945 (120) zum herausragendsten und dramatischsten Ereignis im Scheitern der Tschechoslowakei. Auch anderen Minderheiten in der Tschechoslowakei, wie z.B. den Ungarn, erging es ebenso wie den Sudetendeutschen, worauf der Kommunikationswissenschaftler und ehemalige Berliner Wissenschaftssenator Peter Glotz in seinem Buch: „Die Vertreibung. Böhmen als Lehrstück“ hinweist: „1945 wurden die Magyaren der Slowakei so behandelt wie die Deutschen im Sudetenland: Aberkennung der Staatsbürgerschaft, Ausschluß aus dem öffentlichen Dienst, Streichung des Pensionsrechts, Konfiszierung des Landbesitzes und der Immobilien. Alle magyarischen Schulen wurden aufgelöst. 50.000 magyarische Zivilisten wurden zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert, 36.000 Menschen nach Ungarn ausgewiesen“ (121). Die Zerschlagung der Tschechoslowakei erlebte am 01.01.1993 ihren vorläufig letzten Akt, und der Politikwissenschaftler Reinhold Vetter stellt in seinem Buch: „Nationalismus im Osten Europas“ fest: „So haben sich in Regionen Ostmitteleuropas, die historisch multiethnisch und multikonfessionell geprägt waren, nach 1945 weitgehend homogene Gesellschaften herausgebildet“ (122). Noch heute sind die sogenannten „Beneš-Dekrete“ (123) ebenso wie die Ergebnisse der stalinistischen Deportationen (124) in der gesamten, von der Roten Armee besetzten östlichen Hälfte Europas, nicht in Frage gestellte Grundlagen sowohl der europäischen Politik als auch der Weltpolitik.

Resultat des Zweiten Weltkriegs war die bipolare Teilung Europas und der Welt im Zeitalter der Blockkonfrontation, und der Ost-West-Konflikt hat an seinem Ende 1989/90 ein gespaltenes Europa hinterlassen, in dessen östlicher Hälfte stalinistische und nationalistische Politik nicht nur sämtliche deutschsprachige Personen vertrieben, deportiert und unterdrückt hat, sondern darüber hinaus nahezu vollständig sämtliche Spuren und Zeugnisse von deren Geschichte in der östlichen Hälfte Europas beseitigt und ausgelöscht hat, so, als hat es sie dort nie gegeben. Dieses Geschichtsbild der stalinistischen Propaganda und Geschichtspolitik wird in der gesamten östlichen Hälfte Europas auch heute unvermindert weiter gepflegt und niemand darf es in Frage stellen. Es ist geradezu zu einem weltweiten Common Sense geworden. Deutsche gibt es nur in ihrem ihnen von den Siegermächten zugewiesenen „Homeland“ und Reservat in Gestalt der heutigen Bundesrepublik Deutschland, und nur dort dürfen sie sich legal aufhalten und ansiedeln. Gemäß der Kollektivschuldthese sind die Vertreibungen und Ethnischen Säuberungen ab 1945 in der östlichen Hälfte Europas die gerechte Strafe für die zuvor erfolgten NS-Verbrechen, für die sämtliche Deutsche über sämtliche Generationen hinweg quasi als „transhistorisches Kollektivsubjekt“ kollektiv verantwortlich und schuldig sind, und diese Strafe wurde zum einen durch Vertreibungen und Deportationen, und zum anderen durch territoriale Amputationen vollstreckt. Der Historiker Klaus-Dietmar Henke kommentiert die Vertreibungen in seinem Text: „Der Weg nach Potsdam. Die Alliierten und die Vertreibung“: „Es war das tragische Schicksal der Vertriebenen, daß sie als Gruppe Objekt von Großmachtentscheidungen waren und zugleich als einzelne in ihrer ost- und südosteuropäischen Heimat für die menschenverachtende Politik und Kriegsführung des Deutschen Reiches persönlich haftbar gemacht wurden“ (125).

Zum Umfang der Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa (126) nennt der Historiker Jochen Oltmer in seinem Buch: „Migration. Geschichte und Zukunft der Gegenwart“ Zahlen: „Von möglicherweise 18 Millionen Reichsdeutschen in den Ostprovinzen des Reiches und ‚Volksdeutschen‘ in den außerhalb der Reichsgrenzen gelegenen weiträumigen deutschen Siedlungsgebieten in Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa waren in der Endphase des Kriegs 14 Millionen in Richtung Westen geflüchtet oder nach Kriegsende vertrieben worden. Nach den Daten der Volkszählung von 1950 waren knapp 12,5 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene aus den in polnischen und sowjetischen Besitz übergegangenen ehemaligen deutschen Ostgebieten und aus den Siedlungsgebieten der ‚Volksdeutschen‘ in die Bundesrepublik und in die DDR gelangt; weitere 500.000 lebten in Österreich und anderen Ländern. (…) Wohl 500.000 Deutsche hatten Flucht, Vertreibung und Deportation nicht überlebt“ (127). Weitere Zahlenangaben macht die Politikwissenschaftlerin Helga Hirsch in ihrem Text: „Flucht und Vertreibung. Kollektive Erinnerung im Wandel“: „Insgesamt sind etwa 14 Millionen Deutsche aus dem Osten vertrieben worden; etwa zwei Millionen kamen während Flucht und Vertreibung um. Die SBZ nahm 37,2 Prozent auf (4,5 Millionen), die britische Zone 32,8, die amerikanische 28,2 und die französische 1,4 Prozent – insgesamt 7,9 Millionen Menschen. 1950 stellen die Vertriebenen in der Bundesrepublik 16,5 Prozent der Gesamtbevölkerung, bis 1961 stieg ihr Anteil aufgrund der Massenflucht aus der DDR sogar auf 21,5 Prozent. Jeder fünfte Bundesbürger war ein Flüchtling oder Vertriebener“ (128). Genaue Zahlen zu der Anzahl derjenigen, die aufgrund der Umstände von Flucht und Vertreibung ihr Leben verloren haben, gibt es offensichtlich nicht, da die in der Fachliteratur verfügbaren Angaben stark voneinander abweichen, wie die Angaben der Autoren Oltmer und Hirsch zeigen, und die im Bereich zwischen 500.000 und zwei Millionen liegen.

Eine Bilanz der Todesopfer von Flucht und Vertreibung versucht der Historiker Andreas Kossert in seinem Buch: „Kalte Heimat. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945“. Bezüglich der deutschen Bevölkerung in den deutschen Ostgebieten sowie in den deutschen Siedlungsgebieten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa zu Beginn des Zweiten Weltkrieges (Stand September 1939) listet Kossert eine Gesamtzahl von 18.267.000 Personen auf (129), und er stellt dar: „14 Millionen Vertriebene gelangten in die Besatzungszonen West- und Mitteldeutschlands, rund 2,5 Millionen Deutsche blieben in der Heimat zurück. Wieviele während Flucht und Vertreibung den Tod fanden, dazu gibt es recht unterschiedliche Angaben. In der Dokumentation ‚Vertreibung und Vertreibungsverbrechen‘ gab das Bundesarchiv 619.000 Todesopfer und weitere 2,2 Millionen ungeklärte Schicksale an. ‚Die Gleichsetzung dieser Zahlenangaben mit der Gesamtheit der Todesopfer‘ verbiete sich jedoch. Gerhard Reichling schätzt, daß die ‚Vertreibungsverluste‘ sich auf 1,44 Millionen belaufen, zu denen noch 580.000 Tote infolge von Verschleppungen in die Sowjetunion hinzukommen. Danach sind rund 2 Millionen deutsche Opfer von Flucht und Vertreibung zu beklagen. Der Historiker Rüdiger Overmanns hat diese Zahlen in einer jüngeren Untersuchung revidiert, die Bilanz insgesamt jedoch nicht in Frage gestellt. Danach lassen sich rund 500.000 deutsche Opfer nachweisen, bei weiteren 1,5 Millionen ist das Schicksal ungeklärt. Es bleiben bis zu 2 Millionen Opfer. Was mit den 1,5 Millionen Vermißten geschah, wird sich nie mehr klären lassen, da in den Wirren des Krieges und der Anarchie der ersten Nachkriegszeit niemand gezählt hat, wieviele Deutsche ermordet wurden, in den Lagern Hungers starben oder auf der Flucht umkamen“ (130).

Alternativlose Affirmation des Bestehenden durch Geschichtspolitik

Wir sind nach dem extremen 20. Jahrhundert an einem Punkt angelangt, wo die Grundlagen des Zeitalters der Moderne einer Überprüfung und Revision mit Blick auf alternative zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten unterzogen werden müssen. Das heutige Europa nach dem extremen 20. Jahrhundert ist weitgehend ethnisch gesäubert und besteht aus homogenisierten Nationalstaaten. Der homogene Nationalstaat gilt weiterhin als das anzustrebende Ideal und das Ziel der Politik. Noch immer gibt es unbereinigtes Gelände, das zu „ethnografischen Flurbereinigungen“, zu Ethnischen Säuberungen herausfordert, wie insbesondere das Beispiel des ehemaligen Jugoslawien zeigt. Die Ethnischen Säuberungen, Zwangsumsiedlungen, Vertreibungen und Deportationen des extremen 20. Jahrhunderts, die die heutige Welt der homogenen Nationalstaaten schufen, dürfen nicht in Frage gestellt werden, und der durch diese Verbrechen erreichte Zustand wird hartnäckig verteidigt. Doch niemand will die Verantwortung für den entstandenen immensen Gesamtschaden übernehmen, stattdessen werden weiterhin Schuldige gesucht. Ergebnis ist die alternativlose Affirmation des Bestehenden. Eine Suche Suche nach Alternativen wird unterdrückt, da herrschende Paradigmen und Dogmen in Frage gestellt werden könnten. Das Ziel einer Aufklärung (131) wird verfehlt. Nach dem extremen 20. Jahrhundert müßte grundsätzlich anders Politik gemacht werden, und alle bisherige Politik und deren Grundlagen müssen einer Revision unterworfen werden. Doch die alternativlose Affirmation des Bestehenden ist Ziel aller Gedenk- und Erinnerungskultur (132) und der betriebenen Geschichtspolitik (133), die genau dies zu verhindern trachten, sodaß alles so bleiben kann wie es ist auch nach dem extremen 20. Jahrhundert.

Ein Beispiel dafür bietet die Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen NS-Konzentrationslagers Mauthausen (134), die ich am 29.10.2019 besucht habe. Neben den Ausstellungen der Gedenkstätte trifft man dort auf eine kaum übersehbare Vielzahl von Denkmälern, Gedenksteinen und Gedenktafeln aus den unterschiedlichsten Nationalstaaten Europas. Nationalisten gedenken hier streng getrennt nach Nationen ihren "Märtyrern", "Helden" und "Patrioten", die im "Kampf" für "die Freiheit" und gegen die "faschistische Barbarei" hier im KZ Mauthausen ihr Leben verloren haben. Hat der Nationalsozialismus gerade die Ideologie des Nationalismus, der Nation und des Nationalstaats in Ideologie und Praxis unrettbar desavouiert und diskreditiert, so begegnet man hier einem groß angelegten Versuch, die Idee des Nationalismus, der Nation und des Nationalstaates über die Epoche des Faschismus hinaus zu retten, und der Gedenk- und Erinnerungskultur wird bei diesem Bestreben unverkennbar eine Hauptaufgabe zubemessen. Auch hier wird die Hauptfunktion von Gedenk- und Erinnerungskultur deutlich: Die alternativlose Affirmation des Bestehenden. Und dies ist insbesondere die Ideologie der Nation, des Nationalismus und des Nationalstaates. Da der Nationalsozialismus nichts Neues erfunden, entwickelt und hervorgebracht hat, weder in Ideologie und Praxis, und lediglich schon Bestehendes und Vorgefundenes aufgegriffen und radikalisiert hat, ist es Aufgabe der Gedenk- und Erinnerungskultur zu verhindern, daß in konsequenter Folge nun als unabdingbar und unverzichtbar angesehene Grundlagen der fortgeschrittenen Industriegesellschaft und des Zeitalters der Moderne in Frage gestellt und einer Revision unterzogen werden mit dem Ziel, Alternativen zu entwickeln. Doch das Zeitalter der Moderne und die Industriegesellschaft sind heute in Verdacht geraten, im extremen 20. Jahrhundert zu kulminieren.

Ein weiteres Beispiel ist Kreisau/Krzyzowa (135) in Schlesien. Bekannt ist der Ort durch den in den Akten der Gestapo (136) so genannten „Kreisauer Kreis“ (137), dessen Mitglieder sich dort getroffen hatten, um auf Grundlage eigener Analysen Alternativen zur NS-Herrschaft (138) zu entwickeln. Der „Kreisauer Kreis“ kann als der bedeutendste „Think Tank“ (139) der Opposition gegen die NS-Herrschaft angesehen werden. Die vom „Kreisauer Kreis“ entworfenen Konzepte hätten nach einem erfolgreichen Staatsstreich am 20. Juli 1944 (140) eine konzeptionelle Grundlage der Übergangsregierung (141) Beck/Goerdeler (142) gebildet.

Gemäß dem Modell des „Doppelstaates“ (Dual State) (143) des Politikwissenschaftlers und Juristen Ernst Fraenkel (1898-1975), das er im Jahre 1941 erstmals veröffentlicht hatte, kann der Staatsstreich vom 20. Juli 1944 aufgefaßt werden als ein Versuch, aus den noch bestehenden Institutionen des „Normenstaates“ heraus die Institutionen des durch die NS-Herrschaft geschaffenen „Maßnahmenstaates“ zu überwinden, um eine Rechtsstaatlichkeit wieder herzustellen und den Krieg zu beenden. Für die NS-Herrschaft war der Krieg erforderlich, um den Prozeß der NS-Machtergreifung und Machtdurchsetzung nach innen und außen erfolgreich vollziehen und vollenden zu können, um nach dem sogenannten „Endsieg“ möglicherweise eine globale NS-Herrschaft errichten zu können. Aufgrund der Erfolglosigkeit des Staatsstreiches vom 20. Juli 1944 weitete sich jedoch infolgedessen das von Heinrich Himmler (144) (1900-1945) kontrollierte Imperium des „Maßnahmenstaates“ noch weiter aus. Nach dem sogenannten „Endsieg“ wären durch die NS-Herrschaft die verbliebenen Reste des „Normenstaates“ gänzlich abgeschafft worden, und nur Institutionen des „Maßnahmenstaates“ wären verblieben, womit der Prozeß der NS-Machergreifung und Machtdurchsetzung sein Ende und Ziel gefunden hätte. Was Heinrich Himmler nach einem sogenannten „Endsieg“ mithilfe des Imperiums des „Maßnahmenstaates“ veranlaßt und durchgeführt hätte, ist der Vorstellungskraft des Lesers überlassen.

Nach einem erfolgreichen Staatsstreich am 20. Juli 1944 wäre insbesondere der vom Experten für Völkerrecht Helmuth J. von Moltke im Jahre 1943 entwickelte „Herman-Plan“ (145) umgesetzt worden, womit der Zweite Weltkrieg in Europa ein schnelles und gänzlich anderes Ende gefunden hätte: Es hätte keine weiteren Kriegstoten und Kriegszerstörungen mehr gegeben, die Institutionen des „Maßnahmenstaates“ wären sofort aufgelöst worden, womit es keine weiteren NS-Verbrechen mehr gegeben hätte, und es hätte keine Endphasenverbrechen (146) der NS-Herrschaft gegeben, die Rote Armee hätte nicht die gesamte östliche Hälfte Europas besetzt, und es hätte somit keine weiteren Vertreibungen und Ethnischen Säuberungen mehr gegeben, die, wie dargestellt, insbesondere die Endphase des Zweiten Weltkriegs und die Nachkriegszeit prägen, und zudem hätte es nach dem Zweiten Weltkrieg kein globales Zeitalter der Blockkonfrontation und der Bipolarität im Rahmen eines Ost-West-Konflikts gegeben. Doch den westlichen Alliierten war die Zusammenarbeit mit Stalin wichtiger als eine Zusammenarbeit mit der Opposition in Deutschland, und sie bevorzugten es, die gesamte östliche Hälfte Europas der Herrschaft Stalins zu überlassen. Die westlichen Alliierten mißachteten die Grundsätze der Atlantik-Charta vom 14.08.1941, an der sie sich orientieren wollten.

Kreisau/Krzyzowa besuchte ich während meiner beiden Schlesien-Reisen am 01.10.2019 sowie am 27.08.2021. Im ehemaligen Gutshof der Familie Moltke gibt es mehrere Ausstellungen zu Themen jüngerer Geschichte sowie eine Jugendbildungsstätte (147), die von der Europäischen Union (EU) und dem Bundesfamilienministerium finanziert wird, und es besteht der Anspruch, „Impulse für die zukünftige Entwicklung Europas zu schaffen“. Die Ausstellungen fordern in verschiedenen Aspekten zum Widerspruch heraus: Eine wissenschaftliche historische Analyse des Zeitgeschehens, dessen Entstehungsbedingungen und eine Einordnung in den gesamthistorischen Prozeß findet man dort nicht, statt dessen wird versucht, Geschichte in den Kategorien von Schuld und Sühne aufzufassen und abzuhandeln. Haß zwischen den Menschen, Individuen wie Völkern, wird als Ursache von Kriegen und insbesondere den Verbrechen im weiteren Umfeld des Zweiten Weltkrieges diagnostiziert. Vergebung und Versöhnung werden als Therapie angeboten. Dieser Umgang mit Geschichte kommt gänzlich ohne historisch-wissenschaftliche Analyse von Ursachen und Zusammenhängen aus. Kriege entstehen nicht aus Haß von Menschen aufeinander, sondern aus Machtkalkül von Groß- und Weltmächten und der in diesen herrschenden Eliten. Derart zu einer Aufklärung beizutragen, wäre ein sinnvolles Anliegen einer Ausstellung und darüber hinaus einer internationalen Jugendbegegnungsstätte, die mehr sein will als ein Ringelpietz nach dem Motto: „Seid alle lieb und nett zueinander und alles wird gut“, der für naturentfremdete und verzogene Großstadtkinder in herrschaftlichen Gebäuden von der EU und dem Bundesfamilienministerium veranstaltet wird. Es entsteht der Eindruck, daß der „Kreisauer Kreis“ geschichtspolitisch instrumentalisiert wird und ein vorgefertigtes Geschichtsbild vermittelt wird, und nicht die Intention einer Aufklärung im Vordergrund steht, die Besucher darin zu unterstützen, sich eine eigene und unabhängige Meinung auch zu historischen Themen zu bilden. Eine jetzt neu hinzugekommene Ausstellung erzählt wie üblich Geschichte als Geschichte von Nationen und Nationalstaaten, und es wird „das Recht zur Entwicklung einer nationalen Identität“ gefordert. Die Intentionen des „Kreisauer Kreises“ waren jedoch ganz andere: „Das Ende des Nationalismus“ (148) stellt der Experte für Völkerrecht Helmuth J. von Moltke in seiner Denkschrift „Ausgangslage, Ziele und Aufgaben“ vom 24.04.1941 als eine anzustrebende Zielsetzung dar.

Heute präsentiert sich jedoch Europa als eine Veranstaltung zur Rettung der Idee der Nation, des Nationalismus und des Nationalstaats. Der homogene Nationalstaat gilt weiterhin als das anzustrebende Ideal und das Ziel der Politik. Die Ethnischen Säuberungen, Zwangsumsiedlungen, Vertreibungen und Deportationen des extremen 20. Jahrhunderts, die die heutige Welt der homogenen Nationalstaaten schufen, dürfen nicht in Frage gestellt werden, und der durch diese Verbrechen erreichte Zustand wird hartnäckig verteidigt. Doch niemand will die Verantwortung für den entstandenen immensen Gesamtschaden übernehmen, stattdessen werden weiterhin Schuldige gesucht. Ergebnis ist die alternativlose Affirmation des Bestehenden. Eine Suche nach Alternativen wird unterdrückt, da herrschende Paradigmen und Dogmen in Frage gestellt werden könnten. Das Ziel einer Aufklärung wird verfehlt. Nach dem extremen 20. Jahrhundert muß grundsätzlich anders Politik gemacht werden, und alle bisherige Politik und deren Grundlagen müssen einer Revision unterworfen werden, um zukunftsfähige Alternativen zu entwickeln. Doch die alternativlose Affirmation des Bestehenden ist Ziel aller Gedenk- und Erinnerungskultur und der betriebenen Geschichtspolitik, die genau dies zu verhindern trachten, sodaß alles so bleiben kann wie es ist auch nach dem extremen 20. Jahrhundert.

Heute hat sich die Europäische Union zu einem technokratischen (149) Imperium entwickelt, in dem es an innovativen und zukunftsweisenden Konzepten sowie an Partizipation und Demokratie mangelt. Seit der technokratischen Bologna-Reform (150) ist in EUropa der Bildungsbereich ein gleichgeschaltetes Anhängsel des Wirtschaftsprozesses im europäischen Großwirtschaftsraum, der von der EU verwaltet wird. Innovative und zukunftsweisende Konzepte sowie Partizipation und Demokratie sind daher heute in EUropa kein relevantes Thema mehr, denn die EU will sich heute als handlungs-, leistungs- und interventionsfähiger sowie durchsetzungsstarker globaler Akteur im Rahmen der erwarteten zukünftigen geopolitischen Krisen und Konflikte im Weltsystem präsentieren, um erfolgreich mit anderen Groß- und Weltmächten geopolitisch (151) konkurrieren zu können, und diese neuen Krisen und Konflikte im Weltsystem haben schon begonnen, wie wir in mehrfacher Weise feststellen müssen. Es ist eine neue Zuspitzung von globalen Gegensätzen imperialer Machtblöcke feststellbar, vergleichbar mit dem Zeitalter des Imperialismus, das in zwei Weltkriegen gipfelte, und es findet gerade ein „Wettlauf“ (scramble) um eine Neuverteilung raumrelevanter Interessen- und Einflußzonen zur zukünftigen Absicherung von Herrschaftsansprüchen statt. In Europa gelangt die neue Zuspitzung von globalen Gegensätzen imperialer Machtblöcke in Gestalt der neuen Spaltung Europas entlang eines neuen „Eisernen Vorhangs“ zur Ausprägung. Dieser neue „Eiserne Vorhang“ verläuft entlang der östlichen Außengrenze der EU, was man in den neuen „Frontstaaten“ entlang dieser Grenze studieren kann. Diese Entwicklungen konterkarieren den KSZE-Prozeß, der als zentralem Bestandteil der Entspannungspolitik entscheidend dazu beigetragen hatte, daß der Ost-West-Konflikt und das Zeitalter der Bipolarität ein Ende finden konnte. Im Zuge der seit 1989/90 erfolgenden Neuaufteilung globaler Interessen- und Einflußzonen erweitert sich die EU als imperialer Akteur immer weiter, der Nationalstaat gilt weiterhin als das anzustrebende Ideal der Politik, und immer weniger werden Rücksichten auf Minderheitenrechte und Menschenrechte (152) genommen.

Geschichte dient dem Zweck der alternativlosen Affirmation des jeweiligen, letztlich beliebigen Bestehenden. Die Gegenwart wird folglich als alternativloses, determiniertes Ergebnis des historischen Prozesses dargestellt und vermittelt, dessen zwangsläufiges, unausweichbares und alternativloses Ergebnis der jeweilige gegenwärtige Zustand ist. Die Frage nach in der Geschichte angelegten alternativen Entwicklungspfaden und deren Herauspräparation sowie einer Analyse, aus welchen Umständen und Gründen mögliche, im historischen Prozeß angelegte historische Entwicklungspfade zum Zuge gelangten und andere nicht, wird als „Kontrafaktische Geschichte“ denunziert und vom Mainstream als angeblich „unwissenschaftlich“ abgelehnt, da es nicht dem herrschenden geschichtsdeterministischen Dogma entspricht, das den gegenwärtigen Zustand als das quasi naturgesetzliche Ergebnis geschichtlicher Entwicklung auffaßt, so, wie bei Isaak Newton (1642-1727) der Apfel immer nur nach unten vom Baum fällt. Andere Möglichkeiten sind ausgeschlossen und undenkbar.

Von Nationalisten wird Geschichte als Nationalgeschichte betrieben, um die Ansprüche von Nationen und Nationalstaaten zu begründen und zu legitimieren. Geschichte wird aus dem autistischen Blick der eigenen Nation betrieben und auf diesen reduziert. Von Nationalisten wird Nationalgeschichte als Geschichtspolitik betrieben, um eine nationale Identität zu entwickeln und zu fördern. Für Nationalisten sind Nationen in der Geschichte handelnde transhistorische Kollektivsubjekte, wie z.B. „die Deutschen“, „die Franzosen“, „die Russen“, „die Polen“, „die Italiener“ u.a.m.. Komplexe historische Sachverhalte lassen sich so sehr einfach darstellen, ohne jegliche historische und wissenschaftliche Analyse. Derart betriebene Geschichte ist nichts anderes als Propaganda, aber sie ist auch heute noch überall üblich und anzutreffen. Dies läßt sich feststellen, wenn man systematisch in den verschiedenen europäischen Nationalstaaten Historische Museen und Gedenkstätten besucht. Dies muß überwunden und beendet werden. Es stellt sich die Frage nach der Wissenschaftlichkeit von Geschichte und historischer Forschung als einer Wissenschaft und wie sich diese begründen läßt. Meines Erachtens läßt sich eine wissenschaftlich fundierte Geschichtswissenschaft (153) nur im Rahmen von Global- und Weltgeschichte (154) betreiben, wie dies schon im Zeitalter der Aufklärung der Fall gewesen ist, und zudem im Rahmen einer Menschheitsgeschichte (155), die Bestandteil der Geschichte des Lebens auf diesem Planeten ist.

Anmerkungen:

1) Vgl.: https://www.marktoberdorf.de/kultur-bildung/museen/riesengebirgsmuseum

2) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Augustus

3) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Römisches_Reich

4) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Hindelanger_Klettersteig

5) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Mindelheimer_Klettersteig

6) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Hochtour

7) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Riesengebirge

8) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Sudeten

9) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Konferenz_über_Sicherheit_und_Zusammenarbeit_in_Europa

Der KSZE-Prozeß ist dokumentiert in: Europäische Menschenrechtsdokumente und der KSZE-Prozeß. In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Menschenrechte. Dokumente und Deklarationen. 1995, Bonn. S. 219-457. Wenn man heute die Dokumente des gesamten KSZE-Prozesses noch einmal liest, wird deutlich, wie erheblich die heutige Politik in Europa vom KSZE-Prozeß und dessen Intentionen abgewichen ist. Die Beendigung des KSZE-Prozesses Mitte der 90er Jahre korreliert signifikant mit der Zunahme von Krisen, Konflikten und Kriegen in Europa, die wir seither feststellen müssen.

10) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Perestroika

11) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Volksrepublik_Polen

12) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Eiserner_Vorhang

13) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ost-West-Konflikt

Unzulässigerweise wird der Begriff „Ost-West-Konflikt“ und der Begriff „Kalter Krieg“ bei Wikipedia synonym gebraucht. Dies ist Ausdruck eines weitverbreitenen eingeschränkten Geschichtsbewußtseins

Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichtsbewusstsein

und eines eingeschränkten Geschichtsbildes,

Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichtsbild

das insbesondere eine piefige Berliner Mauergesellschaft prägt, bei der der Horizont des Geschichtsraumes

Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichtsraum

und des Weltbildes

Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Weltbild

an der Berliner Mauer endet, und der es nicht gelingt, den begrenzten Blick und die beschränkte Perspektive über Berlin im „Kalten Krieg“ hinaus zu erweitern.

Während der Begriff „Kalter Krieg“ auf den historischen Zeitabschnitt der Blockkonfrontation und der Bipolarität des Staatensystems zwischen der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs und den Ereignissen 1989/90 beschränkt und begrenzt ist, ist der Begriff „Ost-West- Konflikt“ hingegen weit umfassender: Der „Ost-West-Konflikt“ ist in Form des „Ost-West-Gegensatzes“ ein Narrativ, das die gesamte Europäische Geschichte seit ihren Anfängen bestimmt und gestaltet; dieses Narrativ wird immer wieder neu reproduziert, und es erscheint in immer wieder neuer Gestalt. Schon bei den alten Griechen gab es einen Ost-West-Gegensatz zwischen der Welt des antiken Griechenlandes

Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Antikes_Griechenland

und dem Persischen Imperium

Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Perserreich

als der Orientalischen Despotie. Der Ost-West Gegensatz in Europa fand eine Neuauflage mit der Aufteilung des Imperium Romanum

Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsteilung_von_395

in einen lateinischen Weströmischen Teil und einen von griechischer Kultur dominierten Oströmischen Teil, der in der Aufteilung der christlichen Kirche in einen lateinischen römisch-katholischen und einen griechisch-orthodoxen Teil seine Entsprechung findet:

Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Morgenländisches_Schisma

Aus diesem Gegensatz wurde der Gegensatz zwischen Abendland

Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Abendland

und Morgenland. Diese Spaltung wurde durch die Eroberungen der Mongolen und der Osmanen vertieft. Der Historiker Dittmar Dahlmann stellt fest: „Was einst als der Norden Europas verstanden wurde, wandelte sich mit der Aufklärung und verstärkt im Laufe des 19. Jahrhunderts zum Osten Europas, wobei der Osten mit der Barbarei identifiziert wurde, während der Westen sich im Selbstverständnis als Hort der Zivilisation begriff. Die Grundlage dafür ist in einer Verschiebung des europäischen Zentrums vom Süden zum Westen hin zu sehen. Der Osten löste den bis dahin barbarischen Norden ab.“ Siehe: Dittmar Dahlmann: Osteuropäische Geschichte. S. 211. In: Christoph Cornelißen (Hg.): Geschichtswissenschaften. Eine Einführung. 2000, Frankfurt am Main. S. 206-220.

Dieses Narrativ des „Ost-West-Gegensatzes“ ist offensichtlich mittlerweile durch jahrtausendelange Einübung so mächtig geworden, sodaß seine Überwindung und Ablösung nicht gelingt, was am Beispiel der Entwicklungen seit 1989/90 aufgezeigt werden kann, denn entgegen ersten Hoffnungen auf ein endgültiges Ende des Ost-West-Konflikts und ein neues Zeitalter des Friedens und der Kooperation befindet sich Europa heute faktisch wieder in einem neuen „Kalten Krieg“, und die Welt ist von neuen Konflikten und Kriegen geprägt. Die USA und China zeichnen sich als die Hauptakteure des Ost-West-Konflikts der Zukunft ab.

14) Vgl.: Gottfried Niedhart: Entspannung in Europa. Die Bundesrepublik Deutschland und der Warschauer Pakt 1966 bis 1975. 2014, Bonn.

15) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Schneekoppe

16) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Riesengebirge#Naturschutz

17) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Wald-_und_Baumgrenze

18) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Fjell

19) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Potenzielle_natürliche_Vegetation

20) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Höhenstufe_(Ökologie)

21) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Laubwald

22) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Bergwald

23) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Wald

24) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Waldes_in_Mitteleuropa

25) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Forstwirtschaft

26) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Biozönose

27) Vgl.:  https://de.wikipedia.org/wiki/Monokultur

28) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Forst

Und: https://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftswald

Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Plantage

29) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Biodiversität

30) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Waldsterben

31) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Naturschutz

32) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ökologie

33) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Umweltbewegung

34) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Atomkrieg

35) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Wettrüsten

36) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Overkill

37) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ende_der_Menschheit

38) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Atomzeitalter

39) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Waldschäden

40) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Instrumentelle_Vernunft

Sowie: Max Horkheimer: Zur Kritik der instrumentellen Vernunft. 1974, Frankfurt am Main. Die instrumentelle Vernunft und ihre Kritik bildet die analytische Schlüsselkategorie der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule, die auf Grundlage interdisziplinärer geistes- und gesellschaftswissenschaftlicher Analysen eine Synthese von Gesellschafts- und Kulturkritik leistet.

41) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Konsumgesellschaft

42) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Wachstumszwang

43) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Wachstumskritik

44) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Grünes_Wachstum

45) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Stationäre_Wirtschaft

46) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Subsistenzwirtschaft

47) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Stabkirche_Wang

48) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Kietrz

49) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Hohenelbe

50) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Vertreibung

Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Flucht_und_Vertreibung_Deutscher_aus_Mittel-_und_Osteuropa_1945-1950

51) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Vertreibung_der_Deutschen_aus_der_Tschechoslowakei

52) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnische_Säuberung

53) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Nation

54) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalstaat

55) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Nationenbildung

56) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstbestimmungsrecht_der_Völker

57) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Identität

58) Siehe: Dieter Senghaas: Friedensprojekt Europa. 1992, Frankfurt am Main. S. 116. Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts und der Blockkonfrontation fragt Senghaas nach einer neuen konstruktiven Politik der aktiven Friedensgestaltung, die die Perspektive einer gesamteuropäischen Friedensordnung entfaltet. Diskutiert werden neue, jetzt erforderliche Instrumentarien der Konfliktregelung und erforderliche Änderungen in der internationalen Politik mit Blick auf die weitere Zivilisierung von Politik.

59) Siehe: Ingrid Oswald: Nationalitätenkonflikte im östlichen Teil Europas. 1993, Berlin. S. 8. Die Autorin stellt die Vielfalt der ethnonationalistischen Konflikte in den einzelnen Ländern des östlichen Europas dar, die infolge der Auflösungsprozesse ab 1990 entstanden sind. Während die Staaten in der westlichen Hälfte Europas zusammenstreben und Souveränitätsrechte abgeben, ist mit der Rückkehr des Nationalismus in der östlichen Hälfte Europas der entgegengesetzte Prozeß in Gang gekommen.

60) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Zweisprachig

61) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Mehrsprachigkeit

62) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Sprachgrenze

63) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Dialektkontinuum

64) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Politische_Religion

65) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Minderheitenschutz

66) Siehe: Jürgen Habermas: Zum Verhältnis von Nation, Rechtsstaat und Demokratie. In: Derselbe: Politische Theorie (= Philosophische Texte Band 4). 2009, Frankfurt am Main. S. 191. Auf Grundlage der Doppelgestalt der Idee der Nation, wobei das republikanische Konzept des Staatsbürgers mit dem der Volksgenossen einer geborenen Nation in einem Spannungsverhältnis steht, diskutiert Habermas Sinn und Unsinn nationaler Selbstbestimmung: Faktisch ist „in der Welt, wie wir sie kennen“, ein Nationalstaat ein Produkt erfolgreicher Machtdurchsetzung nach dem „Effektivitätsprinzip“, das sich durch die „Regierungskriminalität, die sich im Schatten des technologisch entgrenzten und ideologisch enthemmten Zweiten Weltkrieges ausgebreitet hat“ diskreditiert hat. Eine Alternative zum Konzept nationaler Selbstbestimmung ist das Konzept einer „differenzempfindlichen Inklusion“ mit föderalistischer Gewaltenteilung, Dezentralisierung, kultureller Autonomie, gruppenspezifischen Rechten, Gleichstellung und Minderheitenschutz im Rahmen einer „postnationalen Vergesellschaftung“, die in eine gemeinsame politische Kultur eingebettet ist und die von einer Zivilgesellschaft getragen wird.

67) Siehe: Ebenda: S. 193.

68) Siehe: Philipp Ther: Die dunkle Seite der Nationalstaaten. ‚Ethnische Säuberungen‘ im modernen Europa. 2012, Bonn. S. 16. Der Autor untersucht das Phänomen der Ethnischen Säuberungen, die das extreme 20. Jahrhundert prägen, in allen Dimensionen: die Voraussetzungen ebenso wie die Akteure, welche Flucht, Vertreibung, Zwangsaussiedlung und Deportation betrieben, und betrachtet die Räume und Perioden in denen sie stattfanden. Es wird deutlich, daß der Nationalismus und dessen Ideal homogener Nationen und Nationalstaaten die Ursache Ethnischer Säuberungen ist.

69) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Terra_Nullius

70) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Bevölkerungsaustausch_zwischen_Griechenland_und_der_Türkei

71) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Lausanne

72) Siehe: Philipp Ther: Die Außenseiter. Flucht, Flüchtlinge und Integration im modernen Europa. 2017, Berlin. S. 90.

73) Siehe: Alfred Maurice de Zayas: Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen. 1981, München. S. 19.

Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Nemesis_von_Potsdam

74) Neben der Ethnischen Säuberung können weitere Elemente aufgeführt werden, die das 20. Jahrhundert in seiner gesamten geografischen Breite und seiner gesamten historischen Tiefe als ein extremes Jahrhundert mit Alleinstellungsmerkmal charakterisieren und prägen: Die Totale Institution des Lagers in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen, der Ausnahmezustand, der Doppelstaat, der totale industrielle Krieg, und weiteres. Als charakteristische und prägende Elemente haben sie den Gehalt von analytischen Kategorien, die deshalb im Zentrum einer jeden Analyse zum extremen 20. Jahrhundert stehen müssen.

75) Siehe: Holm Sundhausen: Staatsbildung und ethnisch-nationale Gegensätze in Südosteuropa. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 53. Jahrgang, B 10-11/2003, 03. März 2003. S. 9.

76) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Vielvölkerstaat

77) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Österreich-Ungarn

78) Siehe: Philipp Ther: Die dunkle Seite der Nationalstaaten. ‚Ethnische Säuberungen‘ im modernen Europa. 2012, Bonn. S. 52.

79) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/František_Palacký

80) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Tomáš_Garrigue_Masaryk

81) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Tschechoslowakischer_Nationalrat

82) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Edvard_Beneš

83) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Das_neue_Europa

84) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Vorläufige_tschecho-slowakische_Regierung

85) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Tschechoslowakische_Unabhängigkeitserklärung

86) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ostmitteleuropa

87) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Zwischeneuropa

88) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedensvertrag_von_Versailles

89) Siehe: Hannah Arendt: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Antisemitismus, Imperialismus, totale Herrschaft. 2022, München. S. 569.

90) Siehe: Ebenda. S. 567-568.

91) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Dreißigjähriger_Krieg#Bewaffnete_Auseinandersetzungen_der_Zwischenkriegszeit

sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Zwischenkriegszeit#Bewaffnete_Auseinandersetzungen

92) Siehe: Hannah Arendt: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Antisemitismus, Imperialismus, totale Herrschaft. 2022, München. S. 571.

93) Siehe: Karl Schlögel: Bugwelle des Krieges. S. 185-186. In: Stefan Aust, Stephan Burgdorff (Hg.): Die Flucht. Über die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten. 2003, Bonn. S. 179-196.

94) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Tschechoslowakei

Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Tschechoslowakische_Denkschriften_für_die_Friedenskonferenz_von_Paris_1919

95) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Tschechoslowakismus

96) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_in_der_Ersten_Tschechoslowakischen_Republik

97) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Sudetendeutsche

98) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Willensnation

99) Siehe: Rudolf Jaworski: Die Sudetendeutschen als Minderheit in der Tschechoslowakei 1918-1938. S. 34-35. In: Wolfgang Benz (Hg.): Die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten. Ursachen, Ereignisse, Folgen. 1995, Frankfurt am Main. S. 33-44.

100) Siehe: Alfred Maurice de Zayas: Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen. 1981, München. S. 49-50.

101) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Sudetenkrise

102) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Münchner_Abkommen

103) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Zerschlagung_der_Tschechoslowakei

104) Siehe: Peter Glotz: Die Vertreibung. Böhmen als Lehrstück. 2003, München. S. 120-121.

105) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Chronologie_des_Zweiten_Weltkrieges

https://de.wikipedia.org/wiki/Vorgeschichte_des_Zweiten_Weltkrieges_in_Europa

https://de.wikipedia.org/wiki/Vorgeschichte_des_Zweiten_Weltkrieges_im_Pazifikraum

https://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Weltkrieg

106) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Konferenz_von_Teheran

107) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Konferenz_von_Jalta

108) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Potsdamer_Konferenz

109) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Potsdamer_Abkommen

110) Siehe: Hannah Arendt: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Antisemitismus, Imperialismus, totale Herrschaft. 2022, München. S. 577.

111) Siehe: Philipp Ther: Die Außenseiter. Flucht, Flüchtlinge und Integration im modernen Europa. 2017, Berlin. S. 108 und 118.

112) Siehe: Andreas Kossert: Kalte Heimat. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945. 2015, Bonn. S. 31.

113) Siehe: Karl Schlögel: Bugwelle des Krieges. S. 180-184. In: Stefan Aust, Stephan Burgdorff (Hg.): Die Flucht. Über die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten. 2003, Bonn. S. 179-196.

114) Siehe: Ebenda. S. 189-190.

115) Siehe: Helga Hirsch: Flucht und Vertreibung. Kollektive Erinnerung im Wandel. S. 16. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 53. Jahrgang, B 40-41/2003, 29. September 2003. S. 14-26.

116) Siehe: Klaus-Dietmar Henke: Der Weg nach Potsdam. Die Alliierten und die Vertreibung. S. 60. In: Wolfgang Benz (Hg.): Die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten. Ursachen, Ereignisse, Folgen. 1995, Frankfurt am Main. S. 58-85.

117) Siehe: Ebenda. S. 74.

118) Siehe: Alfred Maurice de Zayas: Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen. 1981, München. S. 31-31.

119) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Atlantik-Charta

120) Zum Schicksal der Sudetendeutschen ab 1945 vgl.: https://www.ostdeutsches_forum.net/zeitgeschichte/PDF/Dokumente-zur-Austreibung-der-Sudetendeutschen.pdf

121) Siehe: Peter Glotz: Die Vertreibung. Böhmen als Lehrstück. 2003, München. S. 239-240.

122) Siehe: Reinhold Vetter: Nationalismus im Osten Europas. Was Kaczynski und Orban mit Le Pen und Wilders verbindet. 2017, Berlin. S. 105. Der Autor beschreibt und analysiert das Erstarken nationalistischer Bewegungen im östlichen Europa nach 1989/90 und fragt nach Ursachen und Gemeinsamkeiten dieser Entwicklungen in den einzelnen Ländern. Es festigt sich ein politisches System, das an autoritäre Regime der Zwischenkriegszeit erinnert. Die Analyse beschränkt sich auf aktuelle politische Entwicklungen, die personalisiert werden, während das geistesgeschichtliche Fundament des Nationalismus im Zeitalter der europäischen Moderne nicht in den Blick genommen wird. Bei einem um Aufklärung bemühten Anspruch müßte Letzteres im Vordergrund stehen.

123) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Beneš-Dekrete

124) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnische_Deportationen_in_der_UdSSR

125) Siehe: Klaus-Dietmar Henke: Der Weg nach Potsdam. Die Alliierten und die Vertreibung. S. 82. In: Wolfgang Benz (Hg.): Die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten. Ursachen, Ereignisse, Folgen. 1995, Frankfurt am Main. S. 58-85.

126) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Flucht_und_Vertreibung_Deutscher_aus_Mittel-_und_Osteuropa_1945-1950

127) Siehe: Jochen Oltmer: Migration. Geschichte und Zukunft der Gegenwart. 2017, Bonn. S. 153.

128) Siehe: Helga Hirsch: Flucht und Vertreibung. Kollektive Erinnerung im Wandel. S. 18-19. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 53. Jahrgang, B 40-41/2003, 29. September 2003. S. 14-26.

129) Siehe: Andreas Kossert: Kalte Heimat. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945. 2015, Bonn. S. 22-23.

130) Siehe: Ebenda. S. 40.

131) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Aufklärung

132) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Erinnerungskultur

133) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichtspolitik

134) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Mauthausen

135) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Kreisau

136) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Geheime_Staatspolizei

137) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Kreisauer_Kreis

138) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialismus

Sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/NS-Forschung

139) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Denkfabrik

140) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Attentat_vom_20._Juli_1944

141) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Übergangsregierung

142) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Schattenkabinett_Beck/Goerdeler

143) Vgl.: Ernst Fraenkel: Der Doppelstaat. Recht und Justiz im „Dritten Reich“. Frankfurt am Main, 1984. In dieser Analyse der Herrschaft im NS-Staat, die im Jahre 1941 erstmals veröffentlicht wurde, unterscheidet der Jurist und Politikwissenschaftler Ernst Fraenkel (1898-1975) die fortexistierenden Institutionen eines legalen „Normenstaates“, dessen Handeln sich an Gesetzen orientiert, von den neu geschaffenen Institutionen eines extralegalen „Maßnahmenstaates“ als Instrument willkürlicher Machtentfaltung und enthemmter Gewaltausübung. Als historische Beispiele für Institutionen des „Maßnahmenstaates“ können aufgeführt werden: die Konzentrationslager, die SS, die GeStaPo, der SD, das RSHA, die „Aktion T4“, die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD, die „Aktion Reinhardt“, und weitere. Der „Maßnahmenstaat“ kann als eine radikalisierte Form „Totaler Institutionen“ und der in diesen herrschenden „Besonderen Gewaltverhältnisse“ angesehen werden, die auf Extralegalität und Sonderbehandlung abzielen.

144) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Himmler

145) Zum Herman-Plan vgl.: Günter Brakelmann: Helmuth James von Moltke. 1907-1945. Eine Biographie. 2007, München. S. 286-290.

146) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Endphaseverbrechen

147) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Jugendbegegnungsstätte_Kreisau

148) Siehe: Helmuth J. Von Moltke: Ausgangslage, Ziele und Aufgaben (24.04.1941). S. 510. In: Ger van Roon: Neuordnung im Widerstand. Der Kreisauer Kreis innerhalb der Deutschen Widerstandsbewegung. 1967, München. S. 507-523. Unter den anzustrebenden Zielen führt Moltke in seiner Denkschrift vom 24.04.1941 auf: „a) Das Ende der Machtpolitik. b) Das Ende des Nationalismus. c) Das Ende des Rassegedankens. d) Das Ende der Gewalt des Staates über den Einzelnen. Diese vier (…) werden sich selbst ad absurdum führen“.

149) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Technokratie

150) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Bologna-Prozess

151) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Geopolitik

152) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Menschenrechte

153) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichtswissenschaft

154) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Weltgeschichte

155) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Menschheitsgeschichte

Als Menschheitsgeschichte kann die Geschichte der Ausbreitung und Ausdifferenzierung des anatomisch modernen Menschen vor ca. 70.000 Jahren von seinem Ursprung im östlichen Afrika über den gesamten Planeten Erde bis zur Gegenwart aufgefaßt werden. Hierbei hatten mehrere technologische Revolutionen weitreichende gesellschaftliche Folgewirkungen, insbesondere die Promethische Revolution, die Neolithische Revolution, die Industrielle Revolution und aktuell die Digitaltechnische Revolution.

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